Titel: Verfahren zur Entschweflung der Sodarückstände.
Fundstelle: Band 255, Jahrgang 1885, S. 206
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Verfahren zur Entschweflung der Sodarückstände. Grouven's Verfahren zur Entschweflung der Sodarückstände. Nach H. Grouven in Leipzig (D. R. P. Kl. 12 Nr. 29848 vom 30. Mai 1884) werden die Rückstände vom Leblanc'schen Sodaverfahren in eine Knetmaschine unter Zusatz von ungefähr 10 Proc. gewöhnlichem Sägemehle gebracht. Je nachdem die Haufen frisch oder alt waren, hat man 10 bis 25 Proc. heiſses Wasser dazu zu gieſsen. Der erhaltene gleichartige, steife, fette Teig läſst sich, wenn der Wasserzusatz richtig getroffen war, mittels einer gewöhnlichen Presse leicht als Röhren formen. Als zweckmäſsig hat sich eine Länge derselben von 250mm bei 45mm äuſserem und 20mm innerem Durchmesser herausgestellt, so daſs die Wandstärke nicht mehr als 12 bis 13mm beträgt. Die Röhren werden dann auf den Gerüsten eines luftigen Schuppens der Einwirkung des atmosphärischen Sauerstoffes preisgegeben. Die Oxydation der von allen Seiten zugänglichen Masse hat ein rasches Erhärten der anfänglich ziemlich weichen Röhren zur Folge; schon nach 2 Tagen findet man sie so spröde, daſs die Röhren sich leicht in mehrere Stücke zerbrechen lassen, ohne pulverigen Abfall zu geben. 100k Rückstände enthalten 8k Kohlenstoff in Form von Kokesstaub, dazu in 10k Sägemehl 4k Kohlenstoff, zusammen 12k Kohlenstoff; um dieselben mittels Wasserdampf in einem Retortenofen zu vergasen, sind 18k Wasser erforderlich. Hierbei findet eine so reichliche Bildung von Kohlenoxyd und Wasserstoff inmitten eines jeden Stückes der Füllmasse statt, daſs sie hinreichend genügen, eine völlige Reduction aller in den Rückständen etwa enthaltenen Oxyde des Schwefels (Thiosäure, Unterschwefligsäure, Tetrathionsäure, Schwefligsäure, Dithionsäure und Schwefelsäure) herbeizuführen. Fast aller Schwefel geräth dadurch zunächst in die Form des einfachen Schwefelcalciums. Letzteres zersetzt sich bei einer ziemlich hohen Temperatur mit glühendem Wasserdampf in Schwefelwasserstoffgas und Calciumoxyd. Das nebenbei stets vorhandene Schwefeleisen zersetzt sich noch leichter mit Wasserdampf in Schwefelwasserstoffgas und Eisenoxydoxydul und zweifach Schwefelcalcium spaltet sich in Schwefeldampf und einfaches Schwefelcalcium. Der Sägemehlzusatz, wirkt nützlich durch Vermehrung des Kohlenstoffgehaltes; sein Hauptzweck liegt aber in der damit erlangten auſserordentlich groſsen Porosität der Masse. Diese Porosität ist zum Gelingen des Wasserdampfprozesses durchaus nöthig; denn reine Abfälle, selbst in Körnern von bloſs Haselnuſsgröſse gestatten nur eine ganz oberflächliche Entschwefelung. In die Mitte solcher Körner dringt nicht der zur Zersetzung des Schwefelcalciums nöthige Dampf. Die beschriebenen chemischen Zersetzungen beginnen zwar schon bei dunkler Rothglut, gehen dabei aber nur langsam vor sich. Bei richtiger Hitze zeigt sich schon nach 3 Stunden die Entschwefelung beendet. Die aus den Retorten herausfallende Mischung ist eine körnige, zarte Masse von gelblicher Farbe; mit verdünnter Salzsäure gekocht, entwickelt dieselbe weder Kohlensäure, noch Schwefelwasserstoff, noch Schwefligsäure; mit Kali und Salpeter geschmolzen, liefert sie bloſs 1 bis 2 Proc. Schwefelsäure, die aber zumeist schon als schwefelsaures Calcium darin war. Die Masse enthält 87 bis 90 Proc. Aetzkalk und eignet sich daher zur Mörtelbereitung wie auch zu Düngungszwecken.