Titel: Zur Bildung des Anilinschwarz; von K. Zürcher.
Autor: K. Zürcher
Fundstelle: Band 257, Jahrgang 1885, S. 162
Download: XML
Zur Bildung des Anilinschwarz; von K. Zürcher. Zürcher, zur Bildung des Anilinschwarz. Daſs eine normale, auf Stoff gedruckte Anilinschwarzmischung sich unter gewissen Umständen (Aussetzen der Kälte und dem Luftzuge) derart verändern kann, daſs sie nachher bei den gewöhnlichen zur Oxydation des Amins nöthigen Bedingungen kein Schwarz mehr zu bilden vermag, ist eine dem Praktiker wohl bekannte Thatsache. Die diese Erscheinung begleitenden näheren Umstände und ihre Erklärung herauszufinden, hat Karl Zürcher (Bulletin de Mulhouse, 1885 S. 319) unternommen und folgende Beobachtungen über Verzögerung und Verhinderung der Anilinschwarzbildung auf mit dieser Farbe bedrucktem Gewebe gemacht. Wird die in gewöhnlicher Weise zusammengesetzte, KClO3 oder NaClO3 oder Ba(ClO3)2 neben CuS enthaltende Anilinschwarzfarbe unmittelbar nach dem Drucke in einem kühlen und gelüfteten Räume verhängt, so daſs sie während 3 bis 4 Stunden dem Luftzuge ausgesetzt ist, so wird sich beim nachherigen Hängen in den eigentlichen Oxydationskammern, je nach der Temperatur, welcher der bedruckte Stoff im ersten Räume ausgesetzt war, gar kein Schwarz mehr oder nur ein schwaches und stellenweise gutes Schwarz entwickeln. War jene Temperatur + 3°, so bildet sich sehr wenig oder gar kein Schwarz. Eine Temperatur von + 13° ist günstiger; aber die Schwarzbildung ist noch schwach. Bei – 13° ist das Ergebniſs besser wie bei + 3° und gleicht demjenigen bei + 13°; bei 25° endlich ist die Festigung des Schwarz eine normale. Je bewegter die Luft bei jenem ersten Verhängen war, desto schlechter das Schwarz; je mehr das bedruckte Zeug vor Einwirkung der bewegten Luft bewahrt wird, um so besser ist das Schwarz, unabhängig von der dabei herrschenden Temperatur. Im Allgemeinen wird das Schwarz um so weniger gelitten haben, je kürzer die Dauer jener ersten Aussetzung war. Wenn man die mehr oder weniger lange gelüfteten bedruckten Zeugproben, anstatt dieselben in die Oxydationskammern zu bringen, mit einer concentrirten Chromsäurelösung befeuchtet, so werden die während längerer Zeit der frischen Luft ausgesetzten Farben nicht mehr mit derselben reagiren, während die nicht gelüftete Farbe damit in normaler Weise Schwarz erzeugt. Die in folgender Art zusammengesetzten Farben verhalten sich hierbei in ganz gleicher Weise: a) 1l Stärkekleister und 100g Anilinsalz. b) 0l,5 Stärkekleister und 0l,5 Anilinchlorat von 7° B. c) 1l Farbe a und 1l Farbe b. Die mit diesen Farben bedruckten Stoffproben werden, wenn sie nicht gelüftet worden sind, schwarz mit Chromsäure; letztere wirkt nicht mehr auf sie ein, wenn vorher gehörig lange Lüftung stattgefunden hat. Aus dem Gesagten würde also hervorgehen, daſs bei gegebenen Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen sich die Anilinsalze unter dem Einflüsse von Luftzug vom Gewebe entfernen und verflüchtigen können. Dies scheint namentlich bei einem leichten Feuchtigkeitsgehalte des Stoffes stattzufinden; denn bei starker trockener Kälte oder bei höherer Temperatur, bei welcher die Faser trockener bleibt, scheint diese Verflüchtigung der Anilinsalze geringer zu sein oder ganz aufzuhören. Auch ohne Luftzug mag sich Anilinsalz verflüchtigen, aber in weit geringeren Mengen. Bei einer Temperatur von + 13° und darunter, wobei Anilinschwarzbildung nicht stattfindet, können die Salze des Anilins weggehen, ohne eine Spur von Schwarz zurückzulassen. Aehnliche Versuche lassen sich auf Glasplatten ausführen. Tropfen einer Lösung von 60g NaClO3 und 100g C6H5NH2.HCl in 1l Wasser werden vergleichsweise auf solchen Platten, die einen an einem gelüfteten Orte bei + 6°, die anderen bei 25° bis zum Trocknen ausgesetzt und hierauf in einen Raum von 35 bis 40° Temperatur gebracht. Die bei 6° ausgesetzte Platte gibt kein Emeraldin mehr oder höchstens noch in den ganz dicken Schichten der eingetrockneten Mischung, während die andere Platte reichliche Emeraldinbildung zeigt. Der Erfolg ist derselbe bei Zusatz von 50g Schwefelkupfer zur oben genannten Mischung.