Titel: H. van Hoevenbergh's Typendrucktelegraphen.
Fundstelle: Band 257, Jahrgang 1885, S. 189
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H. van Hoevenbergh's Typendrucktelegraphen. Mit Abbildungen. H. van Hoevenbergh's Typendrucktelegraphen. Zur Beschleunigung der Einstellung des Typenrades in einem Drucktelegraphen versucht H. van Hoevenbergh in New-York (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 29704 und Nr. 30480 vom 25. September 1883) die Zahl der Schritte, welche das Typenrad bei einem vollen Umlaufe zu machen hat, in einer Weise zu vermindern, welche an Anordnungen in verschiedenen älteren Zeiger- und Typendrucktelegraphen erinnert. In den beiden neuen Typendruckern wird die Einstellung des Typenrades durch Wechselströme bewirkt. Das Typenrad besitzt in beiden Fällen auf seinem Umfange nur eine einzige Reihe von Typen und in beiden Fällen rückt das Typenrad bei jedem Schritte nicht bloſs um eine Type weiter, sondern bei dem einen Telegraphen um 2, bei dem anderen um 3 Typen. In beiden Fällen wird wieder das Typenrad bei seinen Schritten auf einen bestimmten der 2 bezieh. 3 zu dem betreffenden „Felde“ gehörigen Typen eingestellt, dann aber, falls diese Type eben nicht abgedruckt werden soll, nachträglich und zwar kurz vor dem Drucke und unter Mitwirkung des Druckhebels ein Stück bewegt. Bei dem Typendrucker mit 2 Zeichen in jedem Felde stellt sich das Typenrad von selbst stets auf die erste Type des Feldes ein und muſs daher noch um die Breite einer Type weiter gedreht werden, falls die zweite Type des Feldes abgedruckt werden soll. Bei dem anderen Typendrucker dagegen, bei welchem jeder Schritt das Typenrad um einen 3 Typen umfassenden Bogen dreht, wird das Typenrad zunächst stets auf die mittlere Type eingestellt und dann noch um eine Typenbreite weiter oder zurück gedreht, wenn eine der beiden anderen Typen zu drucken ist. Hiernach war für die beiden Typendrucker eine verschiedene Durchführung des Grundgedankens erforderlich. In dem Empfänger des Typendruckers mit 14 zweitypigen Feldern soll das Typenrad nach vollendeter Einstellung in der eben erlangten Lage verharren, wenn der letzte zur Einstellung gebrauchte Strom fortdauert; dagegen soll es nach vollendeter Einstellung noch um eine Typenbreite weiter gedreht werden, wenn der letzte Einstellungsstrom unterbrochen wird, nachdem er das Typenrad den letzten Schritt hat machen lassen. Hierdurch war die Einrichtung des Gebers bedingt; derselbe wurde für Handbetrieb eingerichtet, jedoch mit (Gewichts-) Triebwerk, damit die Entsendung der (einer einzigen Batterie entnommenen) Wechselströme recht regelmäſsig würde. Das Triebwerk treibt ein auf lothrechter Achse sitzendes Schlieſsungsrad, welches in bekannter Weise von einer einzigen Batterie aus Wechselströme in die Telegraphenleitung sendet. Ein mit umlaufender Arm fängt sich schlieſslich an dem Schafte des niedergedrückten Knopfes (oder der Taste) des Buchstabens, welcher eben telegraphisch gedruckt werden soll. Die 28 Knöpfe stehen in zwei Kreisen um die Achse des Schlieſsungsrades; fängt sich der Arm am Schafte eines Knopfes im äuſseren Kreise, so bleibt der Strom im Geber geschlossen; fängt er sich am Schafte eines Knopfes im inneren Kreise, so wird der Strom unterbrochen. In dem Empfänger durchlaufen die Wechselströme zwei liegende Hufeisen-Elektromagnete, welche sich ihre Pole zukehren. Zwischen den beiden Polpaaren liegt ein magnetischer Anker, welcher am oberen Ende eines um eine wagerechte Achse schwingenden und am unteren Ende in eine Hemmungsgabel auslaufenden Hebels sitzt; bei jeder Umlegung des Ankers gestattet die Gabel dem von einem Gewichtstriebwerke in Umdrehung versetzten 7zähnigen Steigrade eine Drehung um einen halben Zahn. Auf der Achse des Steigrades sitzt lose ein Rad mit 14 eigenthümlich geformten Zähnen, das jedoch von dieser mitgenommen wird, weil ein rechtwinkelig gebogener Stift in einen kreisbogenförmigen Schlitz des Rades hineinragt. Auf der Hülse dieses Rades ist endlich das Typenrad festgeschraubt, so daſs auch dieses die Bewegung der Steigradachse mitmacht und sich bei jedem Spiele des Ankers um 2 Typen dreht. Der erwähnte Schlitz ist so lang, daſs sich das Rad auch selbstständig drehen kann, ohne seinerseits die Steigradachse mitnehmen zu müssen, jedoch nur um einen Bogen, welcher einer Drehung des Typenrades um 1 Type entspricht. Die Schwärzung der Typen erfolgt in gewöhnlicher Weise stetig von einer Farbwalze aus. Auch die Bewegung des Papierstreifens bietet nichts Besonderes dar. Das Drucken besorgt ein besonderer Druckelektromagnet, welcher in einem Lokalstromkreise liegt. Diesen Lokalstromkreis beherrscht ein Relais, dessen Elektromagnetrollen hinter den Einstellelektromagneten noch in den Linienstromkreis eingeschaltet sind. Der Ankerhebel des Relais ist durch den Druckelektromagnet hindurch mit dem einen Pole der Lokalbatterie verbünden, von dem zweiten Pole dieser Batterie aber führen zwei Stromwege nach den beiden Contactschrauben für den Relaishebel: der eine unmittelbar nach der (unteren) Arbeitscontactschraube, der andere durch einen Hilfselektromagnet und eine mit der Lokalbatterie gleichsinnig geschaltete Hilfsbatterie nach der (oberen) Ruhecontactschraube. Während der Einstellung durch die Wechselströme nun bleibt der auf- und abgehende Ankerhebel des Relais nur so kurze Zeit an den beiden Contactschrauben liegen, daſs der Druckelektromagnet, weil dessen Abreiſsfeder stark gespannt ist, seinen Anker nicht anziehen und die auf dem Ankerhebel sitzende Druck walze mit dem darüber hingeführten Papierstreifen nicht gegen das Typenrad empor bewegen kann. Folgt dann nach beendeter Einstellung ein längerer Strom, so bleibt der Relaisanker angezogen, der Lokalstrom durchläuft bloſs den Druckelektromagnet und es wird einfach die eben eingestellte Type abgedruckt. Wird hingegen nach beendeter Einstellung der Linienstrom unterbrochen, so fällt der Relaisanker ab; daher wird auch der Hilfselektromagnet mit vom Lokalstrome durchlaufen, zieht seinen Anker an und ein Stift im oberen Ende des einarmigen Ankerhebels dreht einen Hilfshebel so weit um seine an dem Ankerhebel des Druckelektromagnetes angebrachte Achse, daſs das obere Ende des Hilfshebels in den Bereich der Zähne jenes 14zähnigen Rades kommt und beim gleichzeitigen Emporgehen des die Druckwalze tragenden Ankerhebels und des an diesem sitzenden Hilfshebels – und zwar noch bevor der Druck sich vollzieht – so auf einen Zahn dieses Rades wirkt, daſs dieses Rad und mit demselben das Typenrad sich so weit dreht, als der den Stift auf der Steigradachse umfassende Schlitz gestattet, d.h. so daſs das Typenrad sich gerade um eine Type weiter dreht. Verwandt, nur noch etwas verwickelter ist der Typendrucker mit dreitypigen Feldern. Die Zahl der Felder ist 10; das Steigrad hat daher nur 5 Zähne, das Typenrad aber 30 Typen. Das Typenrad T (Fig. 1) sitzt fest auf der Hülse eines 10zähnigen Rades R, welches lose auf die Steigradachse X aufgeschoben ist und von dieser mittels eines Winkelstiftes c und zweier von diesen zu beiden Seiten nach R hin gespannten Spiralfedern mitgenommen wird. Das Rad R kann sich aber auch unabhängig von der Steigradachse X ein Stück vorwärts oder rückwärts drehen. An dem den Druck vollziehenden Ankerhebel q des Druckelektromagnetes sind nun zwei kurze Achsen x1 bezieh. x2 angebracht, welche an den einander zugewendeten Enden zwei Keilstücke k1 bezieh. h2 tragen und beim Emporgehen des Ankerhebels q verschiebend auf das 10zähnige Rad R wirken müssen, wenn sie zur Zeit durch den einen oder den anderen von zwei Hilfselektromagneten so weit nach rückwärts gedreht sind, daſs sie auf den eben nach unten stehenden Zahn des Rades R treffen. Der Keil k1 dreht R um eine Typenbreite vorwärts, k2 um denselben Betrag rückwärts. Die einarmigen Hebel r1 und r2, welche die Anker A1 und A2 der beiden Hilfselektromagnete (H1 und H2 in Fig. 2) tragen, sind dazu an ihrem freien Ende mit einem Stifte versehen, welcher in einen Schlitz eines an der Achse x1 bezieh. x2 sitzenden, nach unten gerichteten Armes p1 bezieh. p2 eingreift; die Abreiſsfedern ziehen die Anker A1 und A2 für gewöhnlich nach rückwärts und bringen so k1 und k2 aus dem Bereiche des Rades R; ein durch den betreffenden Hilfselektromagnet gehender, A1 bezieh. A2 anziehender Strom dreht p1 bez. p2 nach vorn zu, k1 bezieh. k2 daher nach rückwärts, so daſs k1 oder k2 nun beim Emporgehen des Druckhebels q auf R wirken kann. Fig. 1., Bd. 257, S. 190 Fig. 2., Bd. 257, S. 190 Das Drucken besorgt wieder ein Druckelektromagnet D (Fig. 2) unter Mitwirkung eines vom Linienstrome durchlaufenen Relais. Der Ankerhebel Z dieses Relais muſs aber jetzt den Lokalstrom in drei verschiedenen Weisen schlieſsen; dazu muſs derselbe durch die Vorgänge in der Telegraphenleitung in drei verschiedene Lagen gebracht werden können. Durchflieſst nach vollendeter Einstellung die Leitung ein längerer Strom von einfacher Stärke, so wird der Ankerhebel in einer Mittelstellung erhalten und schlieſst dabei die Localbatterie b bloſs durch den Druckelektromagnet D; dieser Strom vermag nämlich durch seine auf den Anker ausgeübte Anziehung zwar die Abreiſsfeder F an Z zu überwinden und Z an den Hilfshebel j zu legen, nicht aber diesen von dem Contacte c0 abzuheben. Ein längerer Linienstrom von gröſserer Stärke bezieh. eine länger dauernde Stromunterbrechung bringt den Ankerhebel Z in die Lage an dem Contacte c1 bezieh. c2; da im ersteren Falle auch f überwunden und j von c0 abgehoben, im letzteren Z von j entfernt und an c2 gelegt wird, so wird Z in diesen beiden Fällen den Lokalstrom durch den Druckelektromagnet D und den einen oder den anderen Hilfselektromagnet H1 bezieh. H2 schlieſsen und mittels des einen oder des anderen Keiles k1 bezieh. k2 eine Verschiebung des Typenrades T um eine Type nach vorwärts oder nach rückwärts veranlassen. Den Geber für diesen Typendrucker mit dreitypigen Feldern hat H. van Hoerenbergh sowohl für Handbetrieb, wie für selbstthätigen Betrieb bei unmittelbarer Stromgebung durch einen gelochten Streifen hindurch eingerichtet. Der Geber für Handbetrieb besitzt 30 in 3 Kreisen angeordnete Tastenknöpfe. Wird ein Knopf des äuſseren, mittleren oder inneren Kreises gedrückt, so wird stets durch den Schaft dieses Knopfes wieder ein auf der Achse des Schlieſsungsrades aufgesteckter Arm aufgehalten und dadurch entweder der Stromkreis einfach geschlossen, der letzte der die Einstellung besorgenden, einer und derselben Telegraphirbatterie entnommenen Wechselströme also wird nur verlängert, behält aber seine bisherige Stärke bei, oder es wird der jetzt dauernd entsendete letzte Strom durch Einschaltung eines Widerstandes etwa auf die Hälfte der beim Einstellen vorhandenen Stärke herabgebracht, oder endlich es wird der Strom der Linienbatterie dauernd unterbrochen. Dieselben Wirkungen werden in dem selbstthätigen Geber mittels eines gelochten Papierstreifens hervorgebracht, hier jedoch mittels Wechselströmen von zwei verschiedenen Batterien, welche mit entgengesetzten Polen an Erde gelegt sind.