Titel: F. Baumann's Hebe- und Hängestützen.
Fundstelle: Band 257, Jahrgang 1885, S. 272
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F. Baumann's Hebe- und Hängestützen. Mit Abbildungen auf Tafel 18. F. Baumann's Hebe- und Hängestützen. Unter dem Namen „Hebe- und Hängestützen“ hat F. Baumann in Kohlscheid (* D. R. P. Kl. 5 Nr. 26600 vom 5. Juni 1883) eine hydraulische Aufsatzvorrichtung für Fördergestelle angegeben, welche ähnlich wie die Iranischen Schachtcaps (vgl. 1882 246 * 174) an der Hängebank angebracht wird und nicht nur das Anheben der Schale beim Einlassen (vgl. Stauſs 1885 256 * 343), sondern auch das Ueberheben derselben beim Anlangen der Schale an die Hängebank über die Stützen vermeidet. Durch die Anordnung des Aufsetzapparates an der Hängebank wird derselbe gut zugänglich und übersichtlich und allgemein anwendbar; in Folge des Wegfalles des Anhebens beim Niederlassen der Schale werden die Pausen abgekürzt, was bei Massenförderung insbesondere dann von groſsem Vortheile ist, wenn mit sogen. Etagenschalen gefördert wird und die Auswechselung der Wagen allmählich ohne Anwendung besonderer Vorrichtungen vorgenommen wird; die Vermeidung des Ueberhebens ermöglicht in bestimmten Fällen die Anwendung von schwächeren Fördermaschinen. Die neue Vorrichtung, welche bei der Abänderung der Fördermaschinenanlage auf Schacht Gouley der Vereinigungs-Gesellschaft im Wurmrevier zur Ausführung kam, ist in dieser Anordnung nach der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1885 * S. 4 nachstehend beschrieben. Die Hebe- und Hängestützen sind hier für eine Förderung mit Ausgleichungsseil eingerichtet; die Förderung geschieht mit Etagenschalen, das Auswechseln der Wagen auf einander folgend. Die vorhandene Fördermaschine ist zu schwach, um das Ueberheben bewerkstelligen zu können; der Widerstand beim Ueberheben ist nämlich 2⅓mal so groſs als der während des Aufzuges zu überwindende unveränderliche Widerstand. In Fig. 14 bis 16 Taf. 18 ist die Gesammteinrichtung der Hebe- und Hängestützen schematisch wiedergegeben. Die an der Hängebank angeordneten Stützen h werden mittels Wasserdruck gehoben und senken sich beim Nachlassen des Druckes. Das von einer kleinen, an die Fördermaschine gekuppelten Pumpe gelieferte Druckwasser wird durch die Rohrleitung m in den Accumulator A geführt und aus diesem der Preſscylinder B gespeist. Mit dem Kolben des letzteren ist oberhalb ein kleiner Plungerkolben von gleichem Hube verbunden, welcher in dem auf einem besonderen Gerüste aufgebauten Cylinder b spielt. Das Verhältniſs der Kolbenflächen der Zylinder b und B ist 1 : 25, so daſs bei einem hydraulischen Drucke von 4at der kleine Kolben einen Druck von 100at übertragen kann. Der Cylinder b ist durch eine besondere Rohrleitung n mit dem Hebecylinder c verbunden, welcher zwischen den beiden Fördertrümmern über einem Mitteleinstriche angebracht ist. Zum Uebertragen der Arbeit auf den Hebekolben wird Mineralöl benutzt. Von dem Hebekolben wird die Bewegung auf die mit den Wellen festgekeilten Stützen h durch Kniehebel übertragen, welche Einrichtung den Vortheil hat, daſs in der Nähe der höchsten (wagerechten) Lage der Stützen der Hebekolben einen verhältniſsmäſsig langen Weg zurücklegen muſs, um eine nur geringfügige Verstellung der Stützen herbeizuführen, wodurch dieselben beim etwaigen Nachlassen des Druckes während des Auswechselns der Wagen (durch Undichtigkeiten) nicht so leicht zurücksinken können. Für den Aufgang der Schale ist der Cylinder B gefüllt; die Hähne x und y sind geschlossen. Die Tauchkolben in B und b befinden sich in der höchsten, der Hebekolben und somit auch die Stützen h in der tiefsten Stellung. Die in die Nähe der Hängebank H anlangende Schale S verstellt mittels einer Nase den Hebel i, wodurch der Hahn x geöffnet wird. Es sinken die mit Gewichten beschwerten Kolben der Cylinder B und b und drücken den Hebekolben in die Höhe. Hierdurch werden die Stützen h aus ihrer tiefsten Lage in den Schacht gedreht; dieselben untergreifen den Mittelboden der Schale und heben letztere auf die Abzugshöhe der Wagen. Inzwischen haben die Kolben in B und b die tiefste Stellung erreicht, bei welcher der Hahn x selbstthätig von der Druckstange l geschlossen wird. Nach erfolgtem Auswechseln der Wagen gibt der Anschläger dem Maschinenwärter ein Zeichen. Dieser öffnet mit Hilfe der Ueberführung n den Hahn y, in Folge dessen das Druckwasser aus dem Accumulator in den Cylinder B überströmt und den Plungerkolben des letzteren sammt jenem des kleinen Cylinders b in die Höhe treibt. Da jetzt der Hebekolben von unten keinem Drucke ausgesetzt ist, so wird er sich sammt den Stützen h langsam nach abwärts bewegen, bis die Schale ins Seil zu hängen kommt. Bei der tiefsten Lage der Stützen erreichen die beiden Kolben in B und b ihre höchste Stellung, bei welcher der Hahn y durch den Kettenzug p selbstthätig geschlossen wird, wodurch der Apparat für das zweite Aufsetzen der Schale bereit steht. Während der Thätigkeit der Vorrichtung beim Aufwärtsgange der Schale wird an den Förderapparat eine überschüssige Kraft abgegeben, welche in verschiedener Weise zurückgewonnen werden kann. Es wird nämlich beim Heben der ankommenden Schale unter Mitwirkung der Hebestützen das aufsteigende Seil entlastet, wodurch an dem niedergehenden Seile ein Gewichtsüberschuſs entsteht. Läſst man durch diese Ueberlast ein Gewicht heben, so kann dasselbe nach Wiederherstellung des Gleichgewichtes Arbeit verrichten. Auf dem Schacht Gouley wird die so zurückgewonnene Kraft zum Betriebe einer ziemlich einfachen, am Füllorte eingebauten Vorrichtung verwendet, welche für das zweite Aufsetzen die Schale am Füllorte selbstthätig, ohne Mitwirkung der Fördermaschine, von den Stützen abhebt und zugleich auch das Leerpumpen des Schachtsumpfes besorgt. Zu diesem Zwecke ist am Füllorte ein entsprechend schweres Gewicht u (Fig. 14 und 15) mittels Ketten und Hebel mit zwei über gewöhnlichen Aufsetzstützen s gelagerten Achsen verbunden. Auf diesen sind Hebel festgekeilt, welche die lose angeordneten Tatzen t unterstützen. Wird an der Hängebank die Schale unter Mitwirkung der Stützen h gehoben, so drückt die Schale am Füllorte mit ihrer Ueberlast die Tatzen t aus ihrer höchsten Lage so weit hinunter, bis dieselbe auf die Stützen s zu sitzen kommt. Hierbei wird das Gewicht u in die Höhe gezogen und durch den angeschlossenen Tauchkolben, welcher in dem Cylinder v spielt, Wasser angesaugt. Das Aufsetzen der Schale auf die Stützen s erfolgt ohne Stoſs. Kommt nach dem ersten Wagenwechsel die Schale an der Hängebank durch den Niedergang der Stützen h zum Sinken, so wird die Schale am Füllorte durch das jetzt zur Wirkung kommende Gewicht u mittels der Tatzen t von den Stützen s abgehoben; gleichzeitig wird auch das zuvor angesaugte Wasser aus dem Pumpencylinder in das Steigrohr gedrückt. Nachdem die frei gewordenen Stützen s zurückgedreht wurden, wobei auch die losen Tatzen t weiter aus einander gedreht werden, als es der Hub des Gewichtes u zuläſst, so kann die Schale am Füllorte zum zweiten Aufsetzen gesenkt werden. Bei folgendem Aufwärtsgange der beladenen Schale werden die Tatzen t durch den Bodenrahmen derselben aufgeklappt und fallen nachher auf ihre Stützhebel zurück. Wie aus der Beschreibung erhellt, arbeitet der Aufsetzapparat an der Hängebank zum groſsen Theile selbstthätig. Der Anschläger hat mit demselben gar nichts zu thun; der Maschinenwärter besorgt lediglich das Oeffnen des Steuerhahnes y. Wechselnde Drehungen der Fördermaschine während eines Aufzuges kommen nicht vor, was sowohl zur Schonung der Maschine, als auch zur Sicherheit des Betriebes nicht unwesentlich beiträgt. Der Apparat ist leicht in Stand zu halten, da die Wasserpressung nur mäſsig ist und in der Hochdruckleitung, d. i. zwischen den Cylindern b und c, keine Hähne o. dgl. vorkommen. Wie weiter aus der Skizze ersichtlich ist, arbeitet der Apparat mit kreisendem Wasser; die Betriebspumpe bringt das vom Cylinder B abflieſsende Wasser in den Accumulator zurück. Der letztere bedarf keiner besonderen Beaufsichtigung, weil beim Zuhochsteigen des Accumulatortauchkolbens der Hahn z durch den Kettenzug q so verstellt wird, daſs die Verbindung der Druckrohrleitung mit dem Accumulatorcylinder unterbrochen wird; das Zurückdrehen des Hahnes beim Zutiefsinken des Accumulatorkolbens besorgt ein an demselben angeordneter Drücker. Durch die getroffene Einrichtung am Füllorte wird das schädliche stoſsweise Aufsetzen der Schale ganz vermieden. Das anfangs erwähnte stoſsweise Insseilfallen der Schale kann bei dem besprochenen Apparate flicht so leicht vorkommen, weil der Maschinenwärter die Bewegung der Schale an der Hängebank von seinem Standpunkte aus nach einem besonderen, mittels des Schnurzuges o mit dem Tauchkolben des Cylinders b verbundenen Indicator genau beobachten kann und das Oeffnen des Hahnes z, wodurch das Niedersinken der Schale veranlaſst wird, selbst besorgt, so daſs er die Maschine immer nur im richtigen Augenblicke anlassen wird. Die Gesammteinrichtung der Baumann'schen Hebe- und Hängestützen ist wohl umständlich, die Vortheile derselben jedoch nach der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1885 * S. 327 so namhaft, daſs sie einer gebührenden Beachtung werth sind.

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