Titel: Ursache und Verhütung des Runzelns der Trocken-Gelatineplatten; von P. F. Reinsch.
Autor: P. F. Reinsch
Fundstelle: Band 257, Jahrgang 1885, S. 317
Download: XML
Ursache und Verhütung des Runzelns der Trocken-Gelatineplatten; von P. F. Reinsch. [Ursache und Verhütung des Runzelns der Trocken-Gelatineplatten; von P. F. Reinsch.] Es ist den Photographen eine bekannte Thatsache, daſs auch die besten Trocken-Gelatinenegative bei aller Vorsicht nach der Fixirung und Abwaschung der Bildfläche sich runzeln und zahlreiche hervorstehende Höckerchen bilden. Die Ursache dieses Faltens der Gelatineschicht, welches die Photographen „Kräuseln“ der Platte nennen, ist schon öfter besprochen worden, ohne daſs ein genügender Grund hierfür angegeben, oder ein geeignetes Mittel dagegen in Vorschlag gebracht worden wäre. Durch einen Versuch gelang es mir, die Ursache des „Kräuselns“ ausfindig zu machen. Eine fixirte Trockenplatte wurde mit Wasser aus dem Wassertroge, welcher mit gewöhnlichem Brunnenwasser von etwa 16° gefüllt war, gewaschen; die Temperatur der Dunkelkammer betrug 21,5°. Bald, nachdem ein Wasserstrahl aus dem Troge die Platte benetzt hatte, bildeten sich an den Rändern der Gelatineschicht kleinere Runzeln, welche bei erneutem Wasserzuflusse sich stetig vergröſserten und nach der Bildfläche verlängerten. Da diese Runzeln sich gewöhnlich an den Rändern der Platte bilden, so sind die Platten gleichwohl in vielen Fällen noch als Negative verwendbar. Eine zweite, gleich groſse, fixirte Trockenplatte wurde in der nämlichen Dunkelkammer mit der Temperatur 21,5° mit einem Strahle von Wasser genau von der Temperatur 21,5° ausgewaschen. In dieser gleich groſsen Platte, von dem nämlichen Fabrikanten bezogen, zeigte sich keine Spur von Runzeln. Es war mithin mit diesem Versuche bewiesen, daſs lediglich der geringe Temperaturunterschied von 3,8° die Einfaltung der Gelatineschicht verursachte. Die unangenehme Eigenschaft des Runzelns der Trocken-Gelatineplatten ist mithin eine lediglich physikalische Erscheinung, welche durch ungleiche Ausdehnung und Zusammenziehung der beiden mit einander verbundenen Materien entsteht. Die Gelatineschicht, mit Wasser befeuchtet, welches nur wenige Grade kälter ist, zieht sich im Augenblicke der Benetzung mit Wasser stärker zusammen, als die dickere Glasplatte. Die Folge davon ist, daſs die verkleinerte Gelatinesubstanz sich in Falten legt. Erlangen, 23. Juli 1885.