Titel: Maschine zur Herstellung von Schrauben, System Brown und Sharpe in Manchester.
Fundstelle: Band 259, Jahrgang 1886, S. 63
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Maschine zur Herstellung von Schrauben, System Brown und Sharpe in Manchester. Mit Abbildungen. Brown und Sharpe's Maschine zur Herstellung von Schrauben. Die im Nachfolgenden nach Armengaud's Publication industrielle, 1884 Bd. 30 S. 11 beschriebene Maschine ist von Heilmann, Ducommun und Steinlen in Mülhausen i. E. gebaut und dient zur vollständigen Herstellung von Schrauben und Muttern aus prismatischen Stäben. Zur Verfertigung von Schrauben wären daher der Reihe nach folgende Verrichtungen auszuführen: Zuerst ist der betreffende Stab an dem inneren Ende abzufasen, dann der Durchmesser des Bolzens bis auf den Schaftdurchmesser niederzudrehen, hierauf das Gewinde zu schneiden, der Kopf abzufasen und schlieſslich der Kopf von dem Stabe selbst abzutrennen. Fig. 1–27., Bd. 259, S. 64 Bei der Herstellung der Muttern tritt an Stelle des Niederdrehens bis auf die Schaftstärke das Bohren des Loches. Auf der Maschine lassen sich auſserdem auch Stücke von geringer Länge nach der Schablone abdrehen, z.B. Handgriffe u.s.w. Fig. 1 bis 3 der beigegebenen Textabbildungen zeigen die drei Hauptansichten bezieh. Schnitte der Maschine, während Fig. 4 bis 27 Einzelconstructionen klarlegen. Das Gestell der Maschine ist durch eine Guſseisenplatte A gebildet, an deren Umfang Rinnen a zur Aufnahme von Oel herumlaufen; mit ihren beiden Enden ruht die Platte auf Böcken A1, zwischen welchen dann noch eine Holzplatte a1 angebracht ist. Das eigentliche Bett B der Maschine ist mit dem Spindelstocke B1 aus einem Stücke gegossen und mit der Platte A verschraubt. Die Oberfläche des Bettes ist zur Aufnahme der verschiedenen Schlitten eben abgerichtet. Die Lagerstellen der hohlen Spindel sind nachstellbar, so daſs sich die Spindel genau einstellen läſst und eintretende Abnutzungen aufgehoben werden können. Die Spindel hat durchgehends einen äuſseren Durchmesser von 60mm, einen inneren von 35mm und sind die beiden Enden derselben in Fig. 19 und 20 im Schnitte dargestellt. Innen trägt die Spindel b den mit ihr aus einem Stücke geschmiedeten Kopf b1, welcher die zum Festhalten des zu verarbeitenden Eisenstabes dienenden Backen c in sich aufnimmt, während am äuſseren Ende der Spindel mittels der Ringe d eine Patrone D zum Copiren von Gewinden festgeschraubt ist. Zwischen den beiden Lagerstellen ist die Stufenscheibe C befestigt, deren Riemen von einem umsteuerbaren Vorgelege kommt. Die Construction des sogen. Revolver-Werkzeugträgers (vgl. 1877 226 * 136) ist aus Fig. 4 bis 13 zu ersehen. Auf dem Bette B läſst sich ein erster Schlitten E längs verschieben, welcher durch Anziehen der Muttern e in der gewünschten Lage festgestellt werden kann. Die hohen Beilagen e1 sind angeordnet, um die Muttern in eine leicht zugängliche Lage zu bekommen. Dieser Schlitten E trägt wiederum einen zweiten Schlitten F, welcher mittels Getriebe f und Zahnstange f1 in der Längsrichtung verschoben wird. Die Achse des Getriebes f ist in dem Schlitten E gelagert und trägt auſsen das Armkreuz E1. Es kann jedoch dieser Schlitten F auch gewünschten Falles durch den Handhebel F1 unmittelbar verschoben werden, welcher mittels Bolzens g auf dem Schlitten F gelagert ist und dessen hinteres Ende in der drehbaren Hülse G seine Stützung findet (vgl. Fig. 10 und 11). In beiden Fällen dient die Stellschraube f2 als einstellbarer Anschlag. Auf diesem zweiten Tische F nun ist der Drehkopf (Revolver) H gelagert, welcher in den sieben radialen Bohrungen die verschiedenen Werkzeugträger aufnimmt (vgl. Fig. 3). Sobald eines der Werkzeuge arbeitet, darf sich natürlich der Revolver nicht um seine Achse h drehen, sondern muſs fest mit dem Schlitten F gekuppelt sein. Zu diesem Zwecke trägt der Schlitten F in einer eingesetzten Hülse einen verschiebbaren Riegel, welcher durch eine Feder in die entsprechende Aussparung des Kopfes H eingeführt wird und dadurch dessen richtige Stellung sichert. Die Anordnung ist am besten aus Fig. 6 zu erkennen, welche den Schnitt nach der Feder j in Fig. 9, d. i. der Unteransicht des Schlittens F, wiedergibt. Der federnde Hebel I ist in einem Schlitze des Tisches F drehbar gelagert; das eine Ende faſst in den Riegel i ein, das andere ist mit einer Nase j versehen und wird durch eine Blattfeder fortwährend nach unten gepreſst. Hat ein Werkzeug seine Arbeit vollendet, so zieht man den Schlitten F zurück und es soll sodann der Drehkopf H weiter gedreht werden; der Riegel i muſs sich also auslösen. Dies geschieht dadurch selbstthätig, daſs die Nase j sich mit der Abschrägung über die Klappe J schiebt, wodurch das rechte Ende der Feder I gehoben wird und das linke Ende mit i sich senkt. Der Revolver kann nun um 1/7 Umfang gedreht werden, so daſs das nächste Werkzeug in die Arbeitslage gelangt. Auch diese Siebenteldrehung vollführt sich beim Bewegen des Schlittens F selbstthätig in folgender Weise: An dem Halse der Drehscheibe H ist mittels Schrauben ein Sternrad o mit 7 Zähnen befestigt, auf welches eine Schiebklinke O einwirkt (vgl. Fig. 7 bis 9). Die Achse dieser winkelförmig gestalteten Sperrklinke ist im Schlitten E derart gelagert, daſs bei einem Schieben des Schlittens F nach rechts sich der rechte Arm der Sperrklinke auf den Schlitten stützt, der obere Arm also die Drehung des Sternrades und damit der Drehscheibe besorgt. Diese Drehung ist möglich, da der Riegel i ausgelöst ist; derselbe schnappt erst nach 1/7 Umdrehung in die nächste Oeffnung der Drehscheibe ein, hält dieselbe also dann fest, während beim Rückwärtsgange des Schlittens F die Schiebklinke dem nächsten Zahne des Sternrades ausweicht und sich hinter demselben wieder einlegt. Soll der Schlitten F verschoben werden, ohne daſs das Werkzeug selbstthätig wechselt, so setzt man die Schaltwirkung der Klinke O dadurch auſser Thätigkeit, daſs man den rechten wagerecht liegenden Arm (Fig. 7) mittels des Daumens o1 hebt, was durch entsprechendes Drehen an dem Knopfe o2 (Fig. 8) geschieht. Aus Fig. 12 und 13 ist noch die nähere Einrichtung des Stahlhalters zu ersehen, wie derselbe für das Abdrehen von Bolzen nöthig ist. Das Loch in der Drehscheibe läuft in der Richtung des Durchmessers, der Drehstahl steht senkrecht dazu und die Drehachse des Werkstückes fällt mit der Achse von K zusammen, lauter Umstände, welche diese gekröpfte Form des Halters rechtfertigen. Der Befestigungszapfen K ist ausgehöhlt, um für das abgedrehte Stück Raum zu geben; seitlich trägt K einen Lappen mit dem Bügel K1, in welchem wie gewöhnlich mittels Beilagen und Schraube h das Werkzeug befestigt wird. Um eine vollständige Schraube mit dem eben beschriebenen Schlitten herzustellen, verfährt man folgendermaſsen: Man spannt den zu verarbeitenden Stab in den Kopf b1 (Fig. 3) der Spindel b ein, schiebt den Schlitten F nach innen, bis der Anschlag l anstöſst und bringt als Marke für diese Lage die Stellschraube f2 zur Berührung mit E. Hierauf zieht man den Schlitten F zurück, der Revolver vollführt dabei 1/7 Drehung, das zum Abfasen dienende Werkzeug k1 kommt in die Mittellage und es vollzieht dasselbe beim Vorwärtsschieben das Abfasen um das vorgeschriebene Maſs. Das nächste Werkzeug k2 dreht den Bolzen auf den für das Gewinde nöthigen Durchmesser nieder- es hat vier Schneidkanten, welche senkrecht zur Drehachse stehen und der übrig bleibende Kern findet im Inneren der hohlen Krone Platz. Für das hierauf vorzunehmende Schraubenschneiden bedient man sich des in Fig. 14 gezeichneten Werkzeuges M. Es ist dies ein Futter, in welches gewöhnliche Schneidbacken eingeklemmt sind. Das Futter trägt hinten Klauen n1, durch welche es mit der entsprechend gestalteten Flansche des Stahlrohres n gekuppelt werden kann, während das andere Ende des Zapfens m ebenso stark ist wie das Rohr n und gleichfalls mit diesem gekuppelt werden kann; doch sind die Abstände der Klauenreifen so bemessen, daſs immer nur die eine der beiden Kuppelungen sich in Eingriff befindet. Bei Beginn des Schraubenschneidens bringt man die Gewindeschneidbacken in Eingriff mit dem Bolzen. Wird dieser nun in Bewegung gesetzt, so zieht er das Futter M nach dem Kopfe b1 zu, bis M und b1 zusammenstoſsen; hierdurch wird aber das Futter M mit in Drehung versetzt und es löst sich die Kuppelung n aus, so daſs sich das Futter ungehindert mitdrehen kann. Steuert man jetzt um und zieht den Schlitten F zurück, so schraubt sich das Futter ebenfalls wieder heraus. Ist auf diese Weise die Schraube geschnitten, dann wird mit Hilfe eines weiteren Werkzeuges der Kopf abgefast und endlich mit einem auf dem noch zu beschreibenden Querschlitten angebrachten Meiſsel die fertige Schraube abgestochen. Der betreffende Werkzeugträger ist in Fig. 15 bis 18 wiedergegeben. Es ist wiederum ein Grundtisch N angeordnet, welcher sich im Bette längs verschieben läſst und in gleicher Weise festgestellt wird wie der Schlitten E. Quer auf N verschiebt sich ein zweiter Schlitten L mit dem Werkzeughalter; diese Querbewegung kann entweder mittels Schraube und Kurbel l hervorgerufen werden, oder unmittelbar mittels des Hebels l1. Es braucht wohl hierbei kaum hervorgehoben zu werden, daſs im letzteren Falle die Schraube l ausgelöst sein muſs. Zwei stellbare Anschlagschrauben l2, l3 begrenzen den Hub nach beiden Bewegungsrichtungen hin. Zur Versorgung des Werkstückes mit Schmieröl dient das auf der Drehscheibe befestigte, innerhalb weiter Grenzen bewegbare Oelgefäſs T. Es hat die Maschine auſserdem noch eine Vorrichtung, um Gewinde mit Hilfe von Patronen schneiden zu können (vgl. Fig. 21 bis 27). Am Spindelstocke B1 sind zwei Lager B2 angegossen, in welchen sich die Welle p frei drehen und verschieben kann; dieselbe trägt an dem inneren Ende eine Guſseisenhülse q, auf welcher der Stichelhalter befestigt ist, welcher letzterer wiederum aus einem Grundkörper Q und aus einem darauf verschiebbaren Schlitten R besteht. Die Verschiebung desselben wird durch Schraube und Handkurbel R1 erzielt. Um den Drehstahl bequem und genau einstellen zu können, ist seine Unterlage als ringförmige Mutter r1 ausgebildet, welche sich um den Zapfen des Schlittens R in die gewünschte Lage drehen läſst. Zwischen den beiden Lagerstellen ist auf der Welle p ein Stellring aufgeschraubt, an dessen Zapfen die Schnur des Gegengewichtes P angreift und so die ganze mit p verbundene Vorrichtung immer nach links zu bewegen sucht. Auf dem äuſseren Arme der Welle p endlich ist mittels Klemmvorrichtung (Fig. 24 und 25) der Hebel D1 befestigt, der den gehärteten Leitmutter backen d1 trägt, welcher behufs Gewindeschneidens dann mit der Patrone D in Eingriff gebracht wird, so daſs beim Drehen der Spindel der Drehmeiſsel in gewünschter Weise bewegt wird. Der eben beschriebene Werkzeughalter läſst sich aber auch verwenden, um Gegenstände nach der Schablone abzudrehen (vgl. Fig. 22 und 23). Zu diesem Behufe wird die entsprechend gestaltete Schablone s an dem betreffenden Halter S befestigt, so daſs sich die im Werkzeughalter befindliche Stellschraube s1 auf die Schablone stützt und dadurch das Werkzeug bei der Seitwärtsschaltung zwingt, die verlangte Form zu erzeugen. Die Maschine verarbeitet Stäbe bis zu 25mm Durchmesser.