Titel: Ueber Neuerungen an Erdölbrennern.
Fundstelle: Band 260, Jahrgang 1886, S. 175
Download: XML
Ueber Neuerungen an Erdölbrennern. (Patentklasse 4. Fortsetzung des Berichtes Bd. 257 S. 509.) Mit Abbildungen auf Tafel 12. Ueber Neuerungen an Erdölbrennern. K. Pollak in Sanok, Galizien (* D. R. P. Nr. 33211 vom 24. März 1885) schlägt vor, eine Benzinkerze mit elektrischer Anzündevorrichtung zu versehen. Die im Leuchter B auf- und abschiebbare Kerze A (Fig. 10 Taf. 12) trägt im Boden a aus Ebonit einen Metallstift b, welcher im isolirenden Lager e geführt wird und unten eine Zinkplatte d trägt. Von der Platte f führt ein isolirter Leitungsdraht g durch das oben gegabelte Rohr h zum Brenner i. Von dem auf dem einen Arme der Gabel befestigten isolirten Drahte g führt eine Platinspirale v nach dem anderen Gabelarme. Auf dem Boden des Leuchters ist eine Kohlenplatte m befestigt, auf welche eine Schicht n von schwefelsaurem Quecksilberoxyd aufgelegt ist; letzteres wird mit Wasser und Glycerin gehörig angefeuchtet und behufs Zusammenhaltens mit einem Leinwandlappen bedeckt. Beim Herabdrücken der Kerze A kommt die Zinkplatte d mit dem schwefelsauren Quecksilber n in Berührung. Es entsteht ein elektrischer Strom, welcher von der Zinkplatte d durch Stift b, Platte f, Draht g, Platinspirale v, Rohr h, Leuchter B zur Kohle m geht und die Platinspirale zum Glühen bringt. Andererseits hat sich beim Herabdrücken der Kerze A die Kappe k durch Anstoſsen an das feststehende Rohr h aufgeklappt, so daſs die Zündung erfolgt. Nachdem die Kerze entzündet ist, läſst man dieselbe los, so daſs sie unter der Wirkung der Feder s selbstthätig nach oben in die gezeichnete Stellung zurückgeht. W. H. Hecht in Berlin (* D. R. P. Nr. 32423 vom 7. Januar 1885) will die Dochtführungsröhren für Mitrailleusenbrenner mit mehreren unter ihren Mündungen angebrachten Haken versehen, um das Abschmelzen derselben zu verhüten. Die Platte b (Fig. 13 Taf. 12) wird mittels Zahnstange d und Getriebe auf- und abbewegt, wodurch die Dochtführungen c, welche einerseits an genannter Platte b befestigt, andererseits aber in den Dochthülsen a geführt sind, gezwungen werden, an dieser Bewegung theilzunehmen. Die Dochtführung c besteht für jeden einzelnen Docht aus einem in der Längsrichtung durchschnittenen Rohre, welches am unteren Ende in der Platte b verlöthet, während das obere Ende derselben einfach glatt abgerundet ist. Die Haken r zum Festhalten des Dochtes werden mit den Dochtführungen aus einem Stücke hergestellt, indem man dieselben spitz ausstanzt und die so hergestellten Lappen nach innen rechtwinklig umbiegt. Bei dem Mitrailleusenbrenner von Schwintzer und Gräff in Berlin (* D. R. P. Nr. 33180 vom 5. Februar 1885) treten die in einem Kreise in dem Ringe b (Fig. 12 Taf. 12) ausmündenden Dochthülsen a unten zu zwei neben einander liegenden Reihen zusammen, deren Dochte durch eine gleiche Anzahl im Eingriffe stehender Triebe d und d1 gleichzeitig ohne Anwendung eines Dochtschlittens auf- oder niedergeschraubt werden können. Bei dem von J. A. Kumberg in St. Petersburg (* D. R. P. Nr. 28413 vom 5. Februar 1884) für schweres russisches Erdöl bestimmten Rundbrenner ragt das Rohr f (Fig. 11 Taf. 12) in das Oel hinein. Die im Oelbehälter entwickelten Gase entweichen durch eine seitliche Oeffnung s und den ringförmigen Kanal w zur Flamme. Die beiden Dochtrohre v sind in bekannter Weise durch einen Steg verbunden, welcher zugleich die Umhüllung der Oeffnung x für den Eintritt der Luft zur inneren Dochthülse bildet. Beim Drehen des Schlüssels c wird durch Vermittelung der Kegelräder a und b die Schnecke d gedreht, welche ihrerseits die 3 Rädchen e in Bewegung setzt, wodurch der Docht vollkommen gleichmäſsig auf- und abgeschoben wird. (Vgl. 1883 250 409.) Georg Müller in Berlin (* D. R. P. Nr. 33893 vom 27. Februar 1885) hat bei Brennern für Sturmlaternen und sonstige Lampen ohne Cylinder, um das plötzliche Verlöschen der Flamme bei Windstöſsen u. dgl. zu verhindern, den Brennerkopf a (Fig. 16 Taf. 12) so eingerichtet, daſs derselbe mittels eines äuſseren Randes b den Brennerschlitz c umgibt und etwas über denselben hervorragt. An dem äuſseren Umfange befinden sich Luftzuführungslöcher d und es sind gleichzeitig an dem sich verengenden Theile des Brennerkopfes unterhalb des Brenners l und des Brennerschlitzes c eine zweite Reihe von Luftzuführungsöffnungen f angebracht. Wird nun die Flamme bei eintretenden heftigen Erschütterungen oder Windstöſsen in den Brennerkopf hineingedrückt, so findet sie durch die Erweiterung desselben Raum, sich auszudehnen, und gleichzeitig durch die oberen Oeffnungen d einen Ausweg, aus welchem sie herauszuschlagen vermag, während gleichzeitig ein das Weiterbrennen bedingender Luftzutritt zur Flamme durch die Oeffnungen f stattfinden kann. C. Holy in Berlin (* D. R. P. Nr. 34739 vom 1. September 1885) empfiehlt an flachdochtigen Rundbrennern eine wellenförmige Dochtführung am unteren Ende der Dochthülse, welche nach oben hin allmählich in den Cylindermantel übergeht. Die Wände der Dochthülse a (Fig. 6 und 7 Taf. 12) sind am unteren Ende so gestaltet, daſs der flache Docht an einer oder mehreren Stellen wellenförmige Führung erhält, somit auf einem möglichst kleinen Durchmesser eine groſse Saugfläche des Dochtes erreicht wird. Diese wellenförmige Führung läuft nach oben hin allmählich in den cylindrischen Theil über und bringt den Docht d in die erweiterte Rundform des Cylindermantels z. Der Umfang der wellenförmigen Führung muſs so bemessen sein, daſs derselbe gleich ist dem Umfange des Cylindermantels z. Ein mit Greifzähnen versehener Ring r trägt die gelochte Stange s (Fig. 7) und schiebt sich dicht auf den Cylindermantel z der inneren Dochthülse a. In die Löcher der Stange s greifen die Zähne des am Schlüssel S befestigten Triebes T, so daſs beim Drehen desselben nach rechts oder links der Ring r und mit diesem der Docht d auf- oder niedergeschraubt werden kann. Nachdem der äuſsere cylindrische Theil b abgeschraubt ist, wird der Docht d in den unteren, kegelförmig und wellenförmig gestalteten Theil eingeführt und über dem zurückgeschraubten Ringe r fest zusammengelegt, so daſs die Kanten des Dochtes an einander liegen. Hierauf wird der äuſsere Theil b übergeschraubt und der Docht d mittels Triebes T aufwärts geschoben. Die Luft wird durch eine Durchbrechung o nach dem Inneren des Brenners geleitet. W. E. A. Hartmann in Swansea, England (* D. R. P. Nr. 34284 vom 5. April 1885) will für Erdöllampen, welche den Oelbehälter im Fuſse enthalten, eine Ueberlaufröhre anwenden, die verhindert, daſs beim Umwerfen der Lampe das Oel ausflieſst. Zu diesem Zwecke wird das Ueberlaufrohr mit einem eingelötheten schraubenförmigen Drahte versehen, dessen Windungen das ausflieſsende Oel folgen muſs, so daſs bei wagerechter oder geneigter Lage des Rohres oder der Lampe ein hydraulischer Verschluſs entsteht, welcher das Auslaufen des Oeles verhindert. Bei der Moderateurlampe von Bourdon, Jacquemin und Grémion in Paris (* D. R. P. Nr. 34725 vom 24. Mai 1885) steigt das von dem Kolben a (Fig. 8 und 9 Taf. 12) gedrückte Erdöl durch das Mittelrohr b, welches die Regulirstange c enthält und sich im festen Rohre d nach oben schieben kann, in den Ringraum e des Brenners. Hier füllt das Erdöle anstatt wie bei Oel bis zum Brennerrande zu reichen, nur einen Theil des Raumes e aus, da es durch das im Inneren des Brenners angebrachte Rohr f, welches etwa 5cm unter der Flamme ausmündet, in den Oelbehälter zurückflieſst. Die Rohre d und f sind von einem Metallsiebe t umgeben. Der Oelzufluſs wird durch die Stange c sowie durch den Hahn i (vgl. Fig. 9) geregelt. Der innere Ring m des Cylinderträgers ruht auf einem Absatze n des äuſseren Brandrohres q und sichert dadurch das richtige Einstellen des Cylinderträgers p, der mit einer Einschnürung z versehen ist, auf welcher der Cylinder v ruht. Das äuſsere Brandrohr q besteht aus zwei Theilen, welche durch Zinnlöthung mit einander verbunden sind. Diese Einrichtung gestattet im Falle einer Ausbesserung ein leichtes und bequemes Auseinandernehmen des Brenners. M. Arzberger in Wien (* D. R. P. Nr. 33891 vom 14. November 1884) verwendet für Lampen mit langer Brenndauer zwei etwa gleich groſse Oelbehälter A und B (Fig. 14 und 15 Taf. 12), welche durch eine Rohrleitung CE mit eingeschaltetem Brenner D verbunden sind. Der Brenner besteht aus einem Zufluſsrohre d1 und einem in demselben derart angeordneten Abfluſsrohre d2, daſs dessen obere Mündung etwas unter der des äuſseren Rohres steht und zwischen diesen beiden Rohrmündungen der Ueberfall des Oeles zum unteren Behälter hin stattfindet. Zugleich ist mittels dieser Anordnung die Brennstelle gebildet und besitzt daselbst das Oel eine ringförmige, gewissermaſsen in steter Bewegung sich befindende Oberfläche, wodurch und durch die Erwärmung seitens der Flamme die leichteren, flüchtigeren Bestandtheile desselben zur Verbrennung gelangen, wohingegen die schwereren sammt den darin enthaltenen Unreinigkeiten oder unverbrennbaren Bestandtheilen in das Rohr d2 überfallen und sich nicht an dem Brenner, also an den Mündungen der Rohre d1 und d2 festsetzen können. Damit ein stetiger Abfluſs dieser Oelbestandtheile stattfindet, kann die Mündung des Rohres d2 mit einem oder mehreren Ausschnitten oder Einkerbungen versehen sein. Die Zuleitung c1 enthält ein Filter c2, welches aus mehreren Lagen Filtrirpapier bestehen kann, und ein oder zwei Nadelventile c3 und c4 zur Abhaltung der gröberen Unreinigkeiten und zur Regulirung des Oelzuflusses. Das Abfluſsrohr E ist bei e1 getheilt und mit einem Behälter umschlossen, um den Zutritt von Luft von unten und zum Inneren des Rohres d2 hydraulisch abzuschlieſsen. Bei e2 ist ein Glasrohr angebracht, durch welches das vom Brenner abflieſsende Oel sichtbar wird. Je nach dessen Menge wird der Oelzufluſs mittels der Ventile c3 und c4 geregelt. Wenn eine Lampe beispielsweise auf 6 Wochen gerichtet ist, so wird nach Ablauf von 4 oder 5 Wochen der obere Behälter A wieder voll gefüllt, der untere B entleert und der Brenner D gereinigt. Da diese Lampe in besagter Frist bei jeder Witterung und Temperatur ohne Bedienung fortbrennt, so ist sie besonders geeignet, als Seeleuchte an schwer zugänglichen Stellen angebracht zu werden, wo der beständige Aufenthalt eines Wärters unmöglich oder unbequem oder zu kostspielig sein würde. Die Firma Schuster und Baer in Berlin bringt neuerdingsVgl. 1877 224 * 552. 1879 233 * 371. 234 * 292. 1880 236 * 298. 1881 240 * 290. 1883 248 * 378. 1884 252 * 31. sogen. Patent-Reichslampen in den Handel, welche alle anderen Lampen thatsächlich in den Schatten stellen, da die gröſste Sorte, sogen. 40linige, 100 bis 110 Kerzen gibt. Die Lampe zeichnet sich, wie in Fig. 17 Taf. 12 veranschaulicht ist, dadurch aus, daſs das Luftzuführungsrohr a mitten durch den Oelbehälter F geht. Die Luft wird dann durch den sternartig gestalteten Einsatz e und die Brennscheibe v passend vertheilt. Ein anderer Theil der Verbrennungsluft tritt in bekannter Weise durch den Mantel c zur Flamme. Wie sich Referent durch Versuche überzeugt hat, eignet sich diese neue Lampe sowohl für amerikanisches Erdöl, wie auch für russisches sogen. Kerosin. 100, Stundenkerzen kosten nur 4 Pf., so daſs diese Lampe z. Z. als billigste Lichtquelle bezeichnet werden muſs (vgl. F. Fischer 1883 248 376).

Tafeln

Tafel Tafel
									12
Tafel 12