Titel: Verwerthung des Passauer Graphites.
Fundstelle: Band 260, Jahrgang 1886, S. 514
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Verwerthung des Passauer Graphites. Putz, über Verwerthung des Passauer Graphits. Nach Mittheilung von H. Putz in dem Jahresberichte des Natur historischen Vereins Passau 1883/5 (Sonderabdruck) ist der Passauer Graphit durch Ceylon-Graphit vom Markte nahezu verdrängt. Versuche zur Reinigung des Graphites führten dazu, die Pfaffenreuther Erde zu zerdrücken unter möglichster Vermeidung einer weiter gehenden Pulverisirung. Man schüttet 10g der Probe in einen Erlenmeyer'schen Kolben, gieſst so viel gewöhnliches Erdöl dazu, daſs ein dünner Brei entsteht, und füllt das Gefäſs etwa zur Hälfte mit Wasser, schüttelt kräftig durch einander und läſst dann Wasser zuflieſsen, bis das Gefäſs voll ist. Der Graphit bildet nun an der Oberfläche mit dem Erdöl eine Schicht; auf dem Boden lagern sich Thon und Sand ab. Nach einiger Ruhezeit bringt man die obere Schicht durch Neigen des Gefäſses und vorsichtiges Nachgieſsen von Wasser – der Bodensatz darf nicht aufgerührt werden – zum Ueberflieſsen und sammelt das Ablaufende in passender Weise. Die untersuchten Graphitsorten hatten folgende procentische Zusammensetzung: Wasser Kohlenstoff Asche Pfaffenreuth 3,28 53,78 42,95 Kropfmühle, kleinflinzig 5,02 31,72 63,26 Germannsdorf, braune Erde 3,45 34,54 62,01 Kropfmühle, gute Erde 3,66 54,49 41,85 Kropfmühle, braune Erde 2,88 36,22 61,80 Stierweide bei Germannsdorf, schwarze Erde 2,70 45,25 52,05 Die Pfaffenreuther und Kropfmühler Erden sind die reichhaltigsten (ähnlich ist die Erde von Leitzersberg); reichhaltigere finden sich nicht. Am weitesten in der Verwitterung vorgeschritten ist die Pfaffenreuther Erde, dann folgt die gute Erde von Kropfmühle- die anderen sind mehr hart und rauhsteinig, erfordern beim Zerreiben schon einen ziemlichen Kraftaufwand, während die ersteren durch gelindes Drücken zerkleinert werden können und sich mild und mürbe greifen. In angegebener Weise verarbeitet wurden folgende Erfolge erzielt: Graphite von Graphit-blättchen VorstehendeGraphitblätt-chen (Flinz)bestehen aus Aschengehaltder Graphit-blättchen ErdigerRückstand Dieser erdigeRückstand be-steht aus Th. Kohlenstoffim erdigenRückstand Kohlen-stoff Asche Erde Kohlen-stoff alsVerlust % % % % Pfaffenreuth 63,8 52,68 11,13 17,44 32,92 31,82   1,10 3,5 Kropfmühle, kleinflinzig   50,11 26,96 20,15 40,21 44,87 43,11   1,76 3,9 Germannsdorf, braune Erde   46,41 32,84 13,57 29,24 50,14 48,44   1,70   3,39 Kropfmühle, gute Erde   57,09 46,20 10,89 19,03 39,25 30,96   8,29 21,14 Desgleichen, braune Erde   22,43 17,35   5,08 23,38 74,69 56,22 18,87 25,28 Stierweide, schwarze Erde   17,23 14,35   2,88 16,80 80,07 30,9 49,17 38,48 Hiernach ist anzunehmen, daſs sich aus den verschiedensten Graphiterden des Passauer Bezirkes, unter Verwendung von Erdöl, Schuppengraphit von ziemlich gleichem und günstigem Aschengehalte wird gewinnen lassen und zwar fast die ganze in der Erde enthaltene Menge, wenn diese hinlänglich verwittert ist. Bei der Beurtheilung eines Graphites für Schmelztiegel legt Putz, entgegen den Angaben von C. Bischof (1872 204 139), das Hauptgewicht auf die Schwerverbrennlichkeit des Graphites, während die Schmelzbarkeit der Aschenbestandtheile erst in zweiter Linie in Frage kommt. Vergleichende Prüfung verschiedener Graphitsorten von derselben Korngröſse ergaben folgende Verbrennlichkeit des Kohlenstoffes: Graphite Fruchtigkeit Kohlenstoff-gehalt Asche Glühverlust der von fluchtigenStoffen befreiten Graphitein % auf gleiche MengenKohlenstoff (100) berechnet NothwendigeZahl v. Stundenzur Erlangungfester Aschen-gewichte 1 Stund. 2 Stund. 3 Stund. 4 Stund. % % % Ceylon, von vorzügl. Schönheit 0 97,5   2,5   89,74   96,16 100 100   3 Desgl., schöne Handelswaare 7,5 83,5   9   71,85 85,5     93,85    99,68   8 Desgl., gewöhnl. Handelswaare 5,0 62,5 32,5   61,58   71,00     80,83    90,94 14 Pfaffenreuther, gereinigt 0 85,0 15,0   69,41   80,58   87,5    88,24 10 Desgl. mit Fluorwasserstoff von    den Aschenbestandth. befreit 0 100 Spur 94,5 97,5 100   3 Somit war der Passauer Graphit schwerer verbrennlich als Ceylon-Graphit. Bemerkenswerth ist, daſs die Verbrennlichkeit des Kohlenstoffes durch den Aschengehalt bedeutend vermindert wird, so daſs bei der Beurtheilung von Graphittiegeln keineswegs der Kohlenstoffgehalt allein als Werthmesser gelten kann.