Titel: Ueber den Säureverbrauch beim Aetzen blauer Druckartikel; von F. Langmann, technischer Chemiker.
Autor: F. Langmann
Fundstelle: Band 261, Jahrgang 1886, S. 43
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Ueber den Säureverbrauch beim Aetzen blauer Druckartikel; von F. Langmann, technischer Chemiker. Langmann, über Säureverbrauch beim Aetzen blauer Druckartikel. Zum Aetzen weiſser Figuren in indigoblauem Grunde wird jetzt vorzugsweise die Chromsäure angewendet, welche, in Form von Chromkali auf die Gewebe gedruckt, beim Durchzuge durch Säuren frei wird und zerstörend auf das Indigblau wirkt. Das Säurebad besteht aus Schwefelsäure und Oxalsäure, letztere sowohl wegen ihrer Eigenschaft als starke Säure, als auch wegen ihrer reducirenden Wirkung, um die überschüssige Chromsäure an weiterer Einwirkung zu hindern. Bei der vorliegenden Untersuchung handelte es sich darum, den Verbrauch an jeder dieser Säuren festzustellen. Die Waare ging durch eine Maschine, bestehend aus drei Ständern, und wurde 3 mal gequetscht. Der erste, der eigentliche Aetzkasten (von Blei, etwa 300l fassend), war mit 3 Leitrollen und einer lothrechten Heizschlange versehen; der zweite, mit einer Scheidewand, wusch im Gegenstrome und der letzte mittels Spritzröhren. Der Bleikasten wurde mit Oxalsäure und Schwefelsäure versehen, Wasser und Schwefelsäure zuflieſsen gelassen und erwärmt. Eine Temperatur von 50 bis 70° ist die geeignetste. Die dem Kasten nach ½ stündigem Erhitzen, jedoch noch vor Beginn der Arbeit entnommene Probe sei mit a bezeichnet. Da jeden Tag frisch angesetzt wird, so hinterblieb vom letzten Arbeitstage eine Säure im Ausmaſse von 300l, Probe b, von welcher während des Aetzens der frischen Säure fortwährend zugesetzt wurde. Binnen 2 ½ Stunden wurden 150l verbraucht und eine weitere Probe c entnommen, nach ferneren 2½ Stunden die zweiten 150l, d. i. Probe d. Mit den Proben c und d wurden gleichzeitig die Waschwässer aus dem zweiten Ständer entnommen: w1 und w2. Nun wurde eine ganz frische Säure von derselben Zusammensetzung wie a gemischt. Nach Zusatz von 150l davon ergab sich Probe e und Waschwasser w3. Die letzte Säure beim Entleeren des Bleibottiches dient zum Schärfen des frischen Aetzbades am nächsten Arbeitstage. In allen Proben wurden Schwefelsäure, Oxalsäure und organische Substanz bestimmt: Probe H2SO4 C2O4H2 + 2aq Gesammtsäuredes Waschwassers a   9,08 Proc. 7,77 Proc.         w1 = 0,4 Proc. b 10,23     5,60 w2 = 0,45 c   7,05     9,53 w3 = 0,76 d   7,00     7,7 e 11,33     5,71 Das Endergebniſs ist an b und e zu sehen. In Vergleich mit Probe a ist eine bedeutende Abnahme an Oxalsäure und Zunahme an Schwefelsäure zu erkennen. In der Reihe a, b, c erscheint die merkwürdige Thatsache, daſs der Gehalt an Schwefelsäure von 9 Proc., trotz des Zusatzes einer 10 procentigen Säure, auf 7 Proc. fällt, während das Verhältniſs bei der Oxalsäure ein umgekehrtes ist; trotz Zusatzes einer bloſs 5,5 procentigen Säure zur 7,7 procentigen steigt der Gehalt in Probe c auf 9,5 Proc. Von c angefangen nimmt die Schwefelsäure zu bis 11,3, die Oxalsäure ab bis 5,7, fast gleich mit dem Oxalsäuregehalte in Probe b. Die Beziehungen zwischen den Proben a, b und c sind unter der Voraussetzung, daſs die ganze Menge Oxalsäure nach ½ stündigem Erhitzen auf 80° gelöst ist, ähnlich wie bei der Titration von Oxalsäure mit Kaliumpermanganat. Die ersten Tropfen des letzteren verschwinden nur sehr schwer; in dem Augenblicke aber, wo die Reaction eingeleitet ist, verschwindet auch eine gröſsere Menge Chamäleonlösung sofort. Der Gehalt an organischer Substanz nahm von a bis e gleichmäſsig zu, b mit inbegriffen. Die Waschwässer, hellgelb gefärbt, zeigten Abwesenheit von Oxalsäure, da diese mit Kalk im Wasser fällt und auch das aus der Verdickung gewaschene Chromkali überwiegt. Verfasser glaubt, daſs bei angestrengtem Betriebe der Gehalt der Wässer 1 Proc. weit übersteigen könnte; doch bliebe der bedeutende Gehalt an Chrom Verbindungen bei einer etwaigen Verwendung immerhin bedenklich. Klar ist jedoch, daſs das oben angeführte Verhältniſs zwischen den beiden Stoffen in der frischen Säure ein vortheilhaftes ist; es tritt die thunlichste Ausnutzung des theueren Bestandtheiles, der Oxalsäure, zu Tage, während die Wirksamkeit des Gemisches durch die Zunahme an H2SO4 gleich bleibt. Es erübrigt noch zu erwähnen, daſs die frische Säure so oft mit der alten, schon gebrauchten geschärft wird, als die Beschaffenheit der letzteren es gestattet. Nach längerer Verwendung hinterbleibt eine Säure, welche von den Säuremaschinen verbraucht wird. Lettowitz, Mai 1886.