Titel: Th. Cl. Batchelor-Georg Elliot's dicht geschlagenes einfaches Drahtseil aus Formdraht bez. Arthur Latch's Verwendung desselben als Röhre.
Fundstelle: Band 261, Jahrgang 1886, S. 458
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Th. Cl. Batchelor-Georg Elliot's dicht geschlagenes einfaches Drahtseil aus Formdraht bez. Arthur Latch's Verwendung desselben als Röhre. Mit Abbildungen. Batchelor-Elliot's hohles Drahtseil bez. Latch's Röhre. Ein in die Augen springender Nachtheil des gewöhnlichen Litzendrahtseiles besteht bekanntlich darin, daſs jeder Draht desselben – mit Ausnahme der Drähte der Seele, wenn dies eine Drahtseele ist, und der etwa vorhandenen Kerndrähte der Randlitzen – am Umfange des Seiles in regelmäſsigen Abständen zu Tage tritt und hier auf im Vergleiche zu seiner ganzen Länge kurzen Strecken, der Abnutzung unterliegt. Hierdurch werden alle Drähte stellenweise sehr bald eine Querschnittsverminderung erfahren, während dieselben im Uebrigen kaum angegriffen werden. Von diesem Standpunkte aus wären einfache Seile, bei denen die Drähte, ohne erst in Litzen vereinigt zu sein, in einzelnen Schichten über einander zusammengeschlagen sind, jedenfalls vorzuziehen; denn bei solchen Seilen erleiden die Drähte der äuſseren Schicht eine über ihre ganze Länge ungefähr gleichmäſsige Abnutzung, die also viel weniger schwächt, als wenn dieselbe sich auf einzelne Stellen beschränkte. Zudem bleiben die inneren Drähte von dem Einflüsse der den Umfang des Seiles treffenden gewaltsamen Einwirkungen nahezu ganz unversehrt. Ein solches Seil müſste demnach unter sonst gleichen Verhältnissen eine ungleich längere Dauer aufweisen als ein gewöhnliches Litzenseil. Leider sind nun aber diese einfachen Seile überall da nicht verwendbar, wo das Seil wirklich als Seil dienen soll, d.h., wo die Biegsamkeit in Frage kommt; denn diese ist naturgemäſs bedeutend geringer bei einem einfachen als bei einem Litzenseile. Textabbildung Bd. 261, S. 458 Einfache Drahtseile, welche sehr biegsam sein sollen, werden von Georg Elliot und Comp. in London und Cardiff nach Th. Cl. Batchelor's deutschem Reichspatente (* Kl. 47 Nr. 31790 vom 3. Oktober 1884) durch Verwendung eigenartig geformter Drähte hergestellt und solche Seile sind auf der Erfindungsausstellung 1885 vorgeführt worden. Wie aus den Schnitten zweier solcher Seile hervorgeht, ist der Querschnitt der Drähte in verschiedener Weise so ausgebildet, daſs dieselben sich im Seile in einander lagern oder theilweise über einander weggreifen und derart dicht an einander liegen, daſs Schichten von ganz cylindrischer Oberfläche entstehen. Es ist nicht recht einzusehen, wie auf diese Weise, selbst bei Anwendung einer starken Hanfseele, eine besonders groſse Biegsamkeit, welche sogar gröſser sein soll als die eines Litzenseiles, erreicht werden kann. Allerdings wird der Durchmesser eines solchen Seiles bei gleicher Tragkraft immerhin nicht unerheblich kleiner werden als der eines einfachen Seiles aus runden Drähten; aber bei dem letzteren ist den einzelnen Drähten bedeutend mehr Spielraum gelassen, die geringen Lagenveränderungen auszuführen, welche die Biegung des Seiles erfordert und die bei diesen neuen Seilen – wenigstens nach der Skizze – ganz verhindert sind. Doch bieten solche Seile den einfachen Seilen aus gewöhnlichem Runddrahte gegenüber mehrfache Vortheile: Die Abnutzung wird wegen der ganz cylindrischen Oberfläche eine sehr geringe sein und alle Drähte der äuſseren Schicht gleichmäſsig treffen. Sodann wird der dichte Schluſs der einzelnen Drähte die Widerstandsfähigkeit des Seiles gegen die atmosphärischen Einflüsse erhöhen und das Aufbringen eines Anstriches erleichtern. Wenn also der Preis kein Hinderniſs bietet, dürften solche Seile an Stelle der gewöhnlichen einfachen Seile vielfach Verwendung finden können, z.B. beim stehenden Tauwerk der Schiffe, als Tragseile bei Seilbahnen u. dgl. Durch Aufwickeln eines ähnlich geformten Stahldrahtes zu einer dichten Spirale fertigen G. Elliot und Comp. auch biegsame Rohre von beliebiger Länge und jeder gewünschten Festigkeit an. Ein solches Rohr kann behufs bequemer Beförderung zu einer Rolle von sehr geringem Durchmesser aufgewickelt und durch einen entsprechenden Ueberzug luft- oder wasserdicht gemacht werden. Die zu solchen Röhren benutzten Drähte sind nach Angaben von Arthur Latch in London (* D. R. P. Kl. 49 Nr. 33620 vom 24. April 1885) von V- oder Z-förmigem Querschnitte und dieselben werden mittels einer Maschine zusammengedreht. Diese Maschine ist ähnlich der zur Herstellung von Drahtseilen verwendeten; doch besitzt dieselbe feststehende Drahtspulen.