Titel: Neuere freistehende Vertikal-Bohrmaschinen.
Fundstelle: Band 262, Jahrgang 1886, S. 395
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Neuere freistehende Vertikal-Bohrmaschinen. Mit Abbildungen auf Tafel 26. Neuere freistehende Vertikal-Bohrmaschinen. Eine bis in alle Einzelheiten wohl durchdachte Einrichtung zeigen die von Gould-Eberhardt in Newark, Nordamerika, ausgeführten freistehenden Bohrmaschinen mit lothrechtem Bohrer, Vorgelege und selbstthätiger beliebig veränderlicher Schaltung, wie eine solche nach der Revue industrielle, 1886 * S. 254 in Fig. 9 und 10 Taf. 26 dargestellt ist. Der untere Theil der mittels Kegelräder angetriebenen und durch Nuth und Keil im Antriebsrade verschiebbaren Bohrspindel S umschlieſst lagerartig ein prismatisches Führungsstück C, welches, zwischen dem Kopfe der Bohrspindel und einem Stellringe gehalten, den Bohrer in der Achsenrichtung verstellt und dadurch dessen Schaltung bewirkt. Dieses Führungsstück wird mittels Zahnstange g und Trieb f in einem wagerecht an dem Maschinengestelle herausragenden verstellbaren Arme P verschoben, welch letzterer in einer Schwalbenschwanzführung an der Säule D gleitet und in zwei seitlichen Schraubenspindeln r hängt. Hierdurch wird bei einer Höherstellung dieses Armes P die freie Arbeitshöhe beliebig vergröſsert. Das obere Lager der Bohrspindel ist am Gestelle angegossen. Die wagerecht gelagerte Hauptwelle ist am oberen freien Theile des Bohrständers angeordnet, während parallel zu dieser tiefer unten die Arbeitswille liegt. Diese macht 100 Umdrehungen in der Minute, während die obere Hauptwelle, den Scheibenverhältnissen entsprechend, bei unmittelbarem Riemenantriebe 80, 122, 193 und 325, ferner bei Einschaltung des Rädervorgeleges E, F, welches ein Umsetzungsverhältniſs von 0,769 besitzt, noch die Umlaufszahlen 61, 94, 148 und 250 ermöglicht. Diese Umdrehungszahlen der Bohrspindel sind für Lochdurchmesser von 31, 28, 25 bis herab zu 10mm bestimmt, welche an einem Querriegel des Gestelles der Lage des Riemenlaufes entsprechend zur Bequemlichkeit des Arbeiters angezeichnet sind. Die Verstellung der Rädervorgelegewelle A geschieht in einfacher Weise durch einen Handhebel C, welcher eine Zahnkuppelung B auf der Hauptwelle aus dem Eingriffe mit der oberen Stufenscheibe rückt, während gleichzeitig die Vorgelegeräder in Eingriff gebracht werden. Die Schaltung wird von der unteren Antriebswelle mittels Riementriebes auf eine obere seitlich gelagerte Steuerwelle k abgeleitet, an deren Ende eine Reibungs-Planscheibe L aufgesetzt ist. An diese Scheibe legt sich eine auf der lothrechten Welle N verschiebbare Reibungsrolle M. Durch die Verstellung dieser Reibungsrolle gegen die Achse der Scheibe L wird jede beliebige Uebersetzung ermöglicht so zwar, daſs bei einer Verschiebung über die wagerechte Wellenachse hinaus eine Umkehrung der Schaltbewegung erzielt werden kann. Ueberdies kann durch zwei Stufen an der Antriebscheibe die Gröſse der Schaltung geändert werden. Die in einem Gabellager gehaltene Reibungsrolle kann durch eine Flügelschraube d an der Führungsstange o festgestellt werden. Die weitere Uebertragung der Schaltbewegung von der Welle N erfolgt mittels Schnecke und Schneckenrad auf eine kurze Spindel K und von dieser wieder durch einen Schneckentrieb auf den Zahnstangentrieb. Die Auslösung der selbstthätigen Schaltbewegung wird durch Herausschieben der wagerechten Schneckenspindel K in der Weise erreicht, daſs dadurch die Verbindung eines Reibungskegels l (vgl. Fig. 9) mit dem Schneckenrade h aufhört. Eine kleine, vor dem Handrade befindliche Flügelmutter m bewirkt bei ihrer Drehung die Verschiebung von K. Ein mit der über Leitrollen b gelegten Kette a an dem Führungsstücke C angehängtes und im Hohlräume der Säule D hängendes Gegengewicht G bewerkstelligt ein rasches Zurückführen des Bohrers, wenn die Auslösung der Schaltung desselben erfolgt ist. Der runde Bohrtisch Q ist in bekannter Art in einem verstellbaren Arme R dreh- und festklemmbar und nach Erforderniſs abzunehmen, sobald die ganze Arbeitshöhe bis zur Bodenplatte H benöthigt wird. An dem Arme R ist noch eine Schale T für Bohrer, Werkzeuge u. dgl. vorgesehen. Ein Vorzug dieser Maschine ist die Einfachheit der Bohrspindellagerung und der Führung, welche aus einem Stücke bestehend den gröſstmöglichsten Ausschub zuläſst. Ein Nachtheil dürfte jedoch in dem Umstände zu suchen sein, daſs durch das in der Höhe verstellbare Unterlager sehr leicht die Lagerführung ungenau werden kann, demzufolge die Bohrspindel seitlichen Drücken ausgesetzt sein könnte. Eine kleinere Maschine dieser Gattung ohne Vorgelege und mit Handschaltung von Huré in Paris ist nach dem Génie civil, 1886 Bd. 9 * S. 165 in Fig. 7 und 8 Taf. 26 angegeben. Die Schaltung des Bohrers erfolgt durch einen Handhebel h, welcher mittels eines Sperrwerkes auf das Zahnstangengetriebe fg wirkt. Die Bohrspindel wird, wie vorher beschrieben, durch ein in der Säule der Maschine bewegliches Gegengewicht nach Aufhören der Schaltung selbstthätig zurückgezogen. Gleiche Maschinen, jedoch mit Antrieb des Bohrers mittels endloser, im Winkel über Rollen geführter Schnur, bringen nach Newall's Patent Hahlo und Liebreich in Bradford in den Handel.

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