Titel: Neuerungen an Kälteerzeugungsmaschinen.
Fundstelle: Band 263, Jahrgang 1887, S. 465
Download: XML
Neuerungen an Kälteerzeugungsmaschinen. (Patentklasse 17. Fortsetzung des Berichtes Bd. 260 S. 503.)Vgl. auch Herstellung von Klareis 1886 261 * 459 bezieh. Eismaschinen für Kleinbetrieb 1886 262 * 173. Mit Abbildungen auf Tafel 29. Ueber Neuerungen an Kälteerzeugungsmaschinen. Eine bemerkenswerthe Neuerung auf dem Gebiete der Compressionsmaschinen ist die von Franz Windhausen in Berlin (* D. R. P. Nr. 37214 vom 22. August 1885) entworfene Kohlensäure-Kältemaschine.Vgl. Raydt 1886 260 * 506. Wie Fig. 2 Taf. 29 zeigt, besteht die Maschine aus einem Refrigerator A, in welchem flüssige Kohlensäure in Schlangenröhren verdampft und dabei eine Salzlösung abkühlt, der Compressionspumpe B, welche die Kohlensäuredämpfe aus dem Refrigerator ansaugt und sie nach dem dritten Apparate, dem Condensator C drückt, wo dieselben unter Einwirkung von Kühlwasser wieder flüssig werden, um hierauf durch ein Regulirventil d nach dem Refrigerator zurückzuströmen. Im Allgemeinen unterscheidet sich also diese Maschine nicht von anderen Compressionsmaschinen; neu ist nur die Anordnung des in Fig. 1 Taf. 29 im Durchschnitte dargestellten Compressionscylinders. Derselbe ist aus Stahl oder Eisen heberförmig gestaltet. In dem einen Schenkel bewegt sich der Kolben, während der übrige Raum mit einer Druckflüssigkeit gefüllt ist, so daſs beim tiefsten Stande des Kolbens die Flüssigkeit bis dicht unter die Ventile e und f reicht. Als Druckflüssigkeit wird Quecksilber benutzt. Geht der Kolben in die Höhe, so tritt durch das Saugventil e Kohlensäure in den Cylinder und beim Niedergange wird dieselbe durch das Druckventil f nach dem Condensator gepreſst. Sollte hierbei Quecksilber mit durch das Ventil f gehen, so kann sich dasselbe in der Kammer g sammeln und von dort durch den mittels Schraube verschlieſsbaren Kanal h wieder nach dem Saugraume der Pumpe zurückkehren. Zwischen Kolben und Quecksilber ist eine Schicht Oel eingeschaltet, welche die Aufgabe hat, den Kolben zu schmieren. Das in Folge von Undichtheiten in den ringförmigen Raum zwischen Cylinder und Kolbenstange übertretende Oel soll, während der Kolben nach oben geht, durch ein kleines, in demselben angebrachtes Rückschlagventil wieder unter den Kolben zurückgeführt werden, während das an der Kolbenstangenliderung entweichende Oel beim Niedergange des Kolbens aus dem Hohlraume i der Stopfbüchse durch den Kanal k, die Absperrschraube l und das Saugventil m unter die Stopfbüchse gelangt und beim Aufgange des Kolbens wieder in den Cylinder gepreſst wird. Diese Einrichtung bewirkt, daſs Kolben und Kolbenstange stets in Oel gehen und dennoch die Kohlensäuredämpfe rein bleiben, weil dieselben nur mit der Oberfläche des Quecksilbers in Berührung kommen. Wegen der starken Ueberhitzung der Kohlensäure ist natürlich eine Kühlung des Cylinders nöthig und letzterer zu diesem Zwecke von einem mit Wasser gefüllten Mantel umgeben. Die zum Betriebe der Maschine nöthige Kohlensäure wird in flüssigem Zustande gewonnen, indem dieselbe in eigenen Apparaten durch Einwirkung von Salzsäure auf kohlensauren Kalk als Gas entwickelt, gereinigt und durch Ueberleiten in den Refrigerator oder in die Compressionspumpe in die Maschine gebracht und im Condensator verflüssigt wird. Der Rückstand in dem Entwickelungsapparate besteht aus einer Chlorcalciumlösung, welche im Refrigerator der Maschine als Kälte übertragende Flüssigkeit benutzt werden kann. Der Eismaschine von Oscar Vezin in Elizabeth, Nordamerika (* D. R. P. Nr. 36334 vom 21. Oktober 1885) liegt der Gedanke zu Grunde, das Ansaugen der zur Kälteerzeugung benutzten Dämpfe nicht durch den Kolben einer Saug- und Druckpumpe, sondern durch die saugende Wirkung eines Flüssigkeitsstromes zu bewirken, und glaubt Vezin durch den Umstand, daſs lediglich eine Förderpumpe für Flüssigkeit zu bewegen ist, die Reibungsverluste der Maschine zu vermindern und Gasverluste gänzlich zu vermeiden. Als saugende Flüssigkeit ist Glycerin und als Kälte erzeugender Stoff irgend ein gegen Glycerin unempfindliches Gas angenommen. Das Glycerin füllt den vorderen Theil eines Behälters A (Fig. 7 Taf. 29) sowie das Rohr B und wird mittels einer Kapselräderpumpe in Bewegung erhalten. Solange die Flüssigkeit nicht in Bewegung ist, herrscht an jeder Stelle der Rohrleitung, beispielsweise bei C, ein Druck, welcher entsprechend der darauf lastenden Flüssigkeitssäule höher ist als der Druck im Raume A; dieser Druck nimmt aber sofort ab, sowie die Flüssigkeit in Bewegung gesetzt wird, und zwar mit dem Quadrate der Geschwindigkeit, so daſs also bei einer bestimmten Geschwindigkeit der Druck an der Stelle C niedriger sein wird als im Behälter A und der Flüssigkeitsstrom im Stande ist, Gase aus dem Raume A und bei noch weiter vermehrter Geschwindigkeit sogar solche von erheblich niedrigerer Spannung anzusaugen. Dies wird nun in der vorliegenden Maschine benutzt. Die Saugstelle C des Rohres steht zu diesem Zwecke mit dem Verdampfer D der Maschine in Verbindung und die aus dem Verdampfer angesaugten Gase wandern mit dem Glycerin durch das Kapselwerk nach dem Behälter A, auf welchem Wege sie allmählich verdichtet werden. Eine in dem Behälter A angebrachte Zwischenwand aus doppeltem Drahtgeflechte mit dazwischen liegendem grobem Kies hat die Aufgabe, mitgerissene Flüssigkeitstheilchen zurückzuhalten. Die verdichteten Dämpfe strömen von hier aus durch eine im Kühlwasser liegende Rohrschlange E, schlagen sich dort nieder und gelangen als Flüssigkeit in das Sammelgefäſs F, von wo aus dieselben durch das Rohr G und das Ventil H dem Verdampfer D zugeführt werden; letzterer ist in das zu gefrierende Wasser eingehängt, welches durch die beim Absaugen der Dämpfe aus dem Verdampfer entstehende Verdunstungskälte zum Gefrieren gebracht wird. Von Friedr. Schmidt in Nordhausen (* D. R. P. Nr. 37127 vom 22. November 1885) liegt eine auf dem Absorptionssysteme beruhende und für Kleinbetrieb passende Eismaschine vor, bei deren Construction ersichtlich das Bestreben obwaltete, alle beweglichen Theile von auſsen leicht zugänglich zu machen. Diese in Fig. 6 Taf. 29 dargestellte Maschine arbeitet, wie folgt: Der mit Salmiakgeist gefüllte Kessel Z dient abwechselnd als Kochkessel oder als Absorptionsgefäſs, während der ringförmige Hohlraum Y im Eisbildner im ersteren Falle als Condensator, im zweiten als Verdampfer dient. Wird der Salmiak im Kessel Z durch Dampf oder eine Feuerung erhitzt, so entweicht das Ammoniak durch das Ventil X, den Kanal W und den Hahn V nach dem Hohlraume Y des Eisbildners, wo es sich unter Einwirkung von Kühlwasser condensirt. Ist das Ammoniak gänzlich ausgetrieben, so wird der Hahn V geschlossen, dafür der Hahn U geöffnet und gleichzeitig durch die im Kessel Z liegende Rohrschlange Kühlwasser geleitet. Die erschöpfte Lösung wird in Folge der Abkühlung wieder fähig, Ammoniak zu absorbiren; das Ammoniak im Eisbildner fängt an zu verdampfen und gelangt durch den Hahn V wieder nach dem Kessel Z zurück, wobei es das Wasser im Eisbildner zum Gefrieren bringt. Die Stopfbüchspackung mittels gefrorenen Oeles von E. Fixary in Paris (* D. R. P. Nr. 36881 vom 28. Januar 1886, Zusatz zu Nr. 34943, vgl. 1886 260 * 505) hat neuerdings wieder eine Aenderung erfahren. Die Compressionspumpe besteht nach Fig. 3 Taf. 29 aus zwei einfach wirkenden Cylindern, welche am oberen Ende Saug- und Druckventile tragen, während sie unten durch eine mit Oel gefüllte Kammer verbunden sind. Das Oel bedeckt ständig Kolbenstange und Stopfbüchse und dessen Stand wird durch einen Hahn a geregelt. Das zwischen Kolben und Cylinderwand entweichende, in der Kammer B sich sammelnde Gas wird durch ein bei c mündendes Rohr in die Saugleitung des Cylinders abgeführt. Am Boden der Cylinder sind um die Kolbenstangen ringförmige, stets mit gefrorenem Oele angefüllte Behälter d angebracht, deren Füllung in ähnlicher Weise wie früher dadurch zum Gefrieren kommt, daſs in den Hohlräumen e, welche die Stopfbüchse umgeben, flüchtige Flüssigkeit verdampft. Peter Effertz in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 36177 vom 18. Februar 1885) sucht den Druck im Inneren der Stopfbüchse von Kaltdampfmaschinen dadurch zu vermindern und gleichzeitig die in die Stopfbüchskammer gedrungenen Dämpfe wieder zu gewinnen, daſs er dieselben in einem eigenen Apparate condensirt, und zwar soll die Condensation durch die kalten Dämpfe der Saugleitung selbst bewirkt werden. Bei dem in Fig. 4 Taf. 29 dargestellten Apparate führt aus der Stopfbüchskammer ein Rohr A die Dämpfe in einem Schlangenrohre durch den in die Saugleitung eingeschalteten Topf B, wo sich dieselben unter der Einwirkung der kalten Dämpfe niederschlagen sollen, um sich hierauf in einem darunter angebrachten zweiten Topfe C zu sammeln. Anstatt die Druckverminderung in der Stopfbüchse durch Condensation zu erzielen, kann dies auch durch Absorption der Dämpfe geschehen, indem man dieselben in einen mit einem kräftig wirkenden Absorptionsmittel gefüllten Behälter leitet. Die Dämpfe werden zunächst in ähnlicher Weise, wie bei der ersten Anordnung, in dem Topfe B (Fig. 5 Taf. 29) abgekühlt und gehen dann erst durch den Hahn D in die Absorptionsflüssigkeit, welch letztere mit Hilfe einer in derselben liegenden Dampfspirale S stetig oder von Zeit zu Zeit wieder eingedampft wird. Ein an dem Behälter C angebrachtes Flüssigkeitstandsglas zeigt die jeweilige Höhe der Flüssigkeit und, da der Stand derselben je nach der Beschaffenheit der Stopfbüchsenpackung rascher oder langsamer sich ändert, so bietet dieses Standglas zugleich ein Erkennungsmittel für die Güte der Stopfbüchspackung.

Tafeln

Tafel Tafel
									29
Tafel 29