Titel: Ein verbessertes Verfahren zum Heben von Säuren und anderen Flüssigkeiten.
Autor: P. Naef
Fundstelle: Band 266, Jahrgang 1887, S. 89
Download: XML
Ein verbessertes Verfahren zum Heben von Säuren und anderen Flüssigkeiten. Mit Abbildung. Verbessertes Verfahren zum Heben von Säuren. Zum Heben von Flüssigkeiten wird in der Technik sehr oft gepreſste Luft benutzt. Leider läſst sich das gewöhnlich benutzte Verfahren aber zum Heben von Salzsäure nicht gut verwenden. Versuche mit Pumpen aus Glas, Thon, Guttapercha haben sich ebenfalls nie besonders bewährt. Eine neue von Kuhlmann und Comp. erfundene Vorrichtung zum Heben von Säuren hat dagegen in der Fabrik der Erfinder groſsen Erfolg gehabt. Nach einer Beschreibung des Verfahrens von J. Mactear im Journal of the Society of Chemical Industry 1887 Bd. 6 S. 176 beruht dasselbe auf der Erscheinung, daſs beim Einblasen von Luft in den einen Schenkel einer communicirenden Röhre die Flüssigkeit in demselben bedeutend höher steigt. Die Luft bildet nämlich mit der Flüssigkeit eine Emulsion und erniedrigt dadurch das specifische Gewicht derselben. Aus diesem Grunde haben die Erfinder ihrem neuen Apparat den Namen „Emulseur“ gegeben. Wenn der kürzere Schenkel der communicirenden Röhre mit einem Gefäſs verbunden und in den längeren Schenkel unten ein regelmäſsiger schwacher Luftstrom eingelassen wird, so findet ein Ausflieſsen der Flüssigkeit aus dem längeren Schenkel auf bedeutend höherem Niveau so lange statt, bis der Luftzutritt unterbrochen wird. Zum Heben von Säure aus einer Schwefelsäurekammer auf den Gloverthurm läſst man die Säureleitung bis fast auf den Erdboden gehen, von da zum Thurme aufsteigen und in ein Reservoir ausmünden. Die nebenstehende Figur zeigt einen Apparat zum Heben von 800k Säure in der Stunde auf eine Höhe von 15 bis 18m. Der Luftverbrauch beträgt dabei etwa 5l für 1k Säure, ist also etwas gröſser als beim Pumpen mit Druckkesseln. Die häufigen Reparaturen an Ventilen bei Benutzung von Druckkesseln heben aber diesen Nachtheil auf. Bei dem neuen Apparat sind auch die Kosten für Ueberwachung bedeutend geringer, denn wenn Luft- und Säurezutritt regelmäſsig stattfindet, arbeitet der Apparat ohne jede Aufsicht. Textabbildung Bd. 266, S. 90 Wo das Pumpen mit gepreſster Luft nicht angeht, wird verdünnte Luft zum Heben verwendet. So kann z.B. für Salzsäure in mehreren hoch gelegenen Gefäſsen durch einen Körting'schen Strahlapparat Luftverdünnung hervorgebracht werden, welche die Säure auf gewisse Höhe hebt. Durch Einlassen von Luft unten an der Steigröhre steigt die Säure noch höher und flieſst in regelmäſsigem Strom in die Gefäſse. Sobald eines der Reservoire voll ist, stellt man den Strahlapparat ab und läſst die Säure durch einen Hahn ausflieſsen. Nachher schlieſst man den Hahn und setzt den Strahlapparat wieder in Betrieb. Diese Vorrichtung arbeitet sehr zufriedenstellend. Während Säure von 1,16 spec. Gew. von einem gewöhnlichen Strahlapparat nur 5,5 bis 5m,8 gehoben werden kann, steigt dieselbe, wenn unten Luft eingelassen wird, 10,6 bis 12m. Hat das obere Gefäſs, in welchem Luftverdünnung hervorgebracht wird, einen Gehalt von etwa 150l, so kann es in 7 bis 10 Minuten mit Säure angefüllt werden, so daſs es möglich ist, 600 bis 800l Säure in der Stunde zu heben. Durch Anwendung von zwei Gefäſsen, welche abwechselnd gefüllt werden, wird die Leistungsfähigkeit bedeutend erhöht. Wenn Säure auf bedeutende Höhe gepumpt werden soll, kann ein gewöhnlicher Druckkessel benutzt werden, wobei dann ebenfalls unten in das Steigrohr etwas Luft eingeführt wird. Auf diese Weise soll man im Stande sein, 2 bis 3mal höher zu pumpen, als dem angewendeten Luftdruck entspricht. P. Naef.