Titel: Neuerungen und Fortschritte in der Gasindustrie.
Fundstelle: Band 267, Jahrgang 1888, S. 81
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Neuerungen und Fortschritte in der Gasindustrie. (Fortsetzung der Berichtes S. 31 d. Bd.) Mit Abbildungen. Neuerungen und Fortschritte in der Gasindustrie. Ueber die Wirkung der Kohlensäure auf die Leuchtkraft des Kohlengases. John Sheard, Chemiker der Gaswerke zu Salford stellte (nach Journal of Gaslighting, 1887 Bd. 50 S. 493) Versuche an über den Einfluſs der im Kohlengase enthaltenen Kohlensäure auf die aus dem Gase erzielte Lichtmenge. Bekanntlich wurde früher allgemein, jetzt bei uns selten, in England dagegen noch häufig, die Kohlensäure mittels Kalkreinigern aus dem Gase entfernt. Der Gaskalk, sogen. Grünkalk, war aber stets eine Quelle von Streitigkeiten mit der Nachbarschaft und von Unzuträglichkeiten in den Gaswerken, indem die oft in kolossalen Mengen angesammelte übelriechende Masse die Luft verpestete, auch oft Verunreinigungen ins Grundwasser gelangen lieſs; auſserdem kommt das groſse Kalkquantum sehr theuer zu stehen. Man läſst nun in neuerer Zeit die Kohlensäure im Gase und bessert dasselbe mittels leuchtkräftigerem Gase aus Cannelkohlen auf. Dennoch sind Lichtmessungen in der angegebenen Beziehung von Bedeutung, indem es noch wenige Beobachtungen der Art gibt; man rechnet bisher abgerundet, daſs bei englischen und westfälischen Kohlen 1 Proc. Kohlensäure einem Gase von 12 Kerzen im 140 Literbrenner je 1 Kerze Leuchtkraft wegnimmt, bei schlesischen Kohlen nur 0,6 Kerzen. Tieftrunk fand, daſs 1 Proc. Kohlensäure einem Gase von 17 Kerzen 0,5 Kerzen wegnahm; nach Pettenkofer raubt 1 Proc. Kohlensäure dem Holzgase 1 Kerzenstärke an Leuchtkraft. Hinman (Journal of Gaslighting, 1882) mischte mit dem Bostoner Leuchtgas verschiedene Quantitäten Kohlensäure und bestimmte den hierdurch verursachten Lichtverlust wie folgt: Im Argandbrenner:         Kohlensäuregehalt des Gases Verlust an Leuchtkraft      1,3 Proc.         2,3 Proc. 2,8   „   5,4   „ 4,9   „   9,2   „ 7,5   „ 15,1   „ Im Schnittbrenner:      1,4 Proc.         6,3 Proc. 2,5   „ 12,4   „ 3,9   „ 16,9   „ Bei Anwendung des Schnittbrenners ist demnach der Lichtverlust gröſser als beim Argandbrenner. 1,4 Proc. Kohlensäure nehmen z.B. im ersteren Brenner 6,3 Proc. Licht weg; dies kommt bei einem Gas von 17 Kerzen schon einer Abnahme von 1,07 Kerzen gleich. Humphreys in Lawrence, Mass., nahm ähnliche Messungen vor (Journal of Gaslighting, 1885 Bd. 45 S. 1143) bei Gelegenheit einer Berechnung, ob es zweckmäſsig sei, die Kohlensäure aus dem Gase vollständig zu entfernen oder die Leuchtkraft auf andere Weise durch Cannelkohle zu verbessern. In der Gasanstalt zu Lawrence ging das Gas durch drei Eisenoxydreiniger, dann durch zwei Kalkreiniger, welche die Kohlensäure indeſs nicht vollständig wegnahmen. Humphreys saugte mittels eines kleinen Behälters Gas aus der Stadtleitung und maſs dessen Leuchtkraft direkt sowie nach dem Passiren durch einen kleinen Kalkreiniger, welcher im Photometerraum aufgestellt war. Hierbei kamen verschiedene Brenner in Anwendung; die erhaltenen Zahlen sind folgende, an verschiedenen Tagen und stets als Mittel mehrerer Ablesungen genommen: Verbrauch in derStunde Brenner Abnahme anLeuchtkraft 1) 140l 1,40l (5 Cubikfuſs) Sugg's Argand D 0,7 Kerzen 2) 1401,40 0,6 3) 1401,40 1,0 4) 1401,40 0,7 5) 1401,40 0,9 Verbrauch in derStunde Brenner Abnahme anLeuchtkraft   6) 1401,40 Bray Nr. 3 Zweilochbrenner 1,4 Kerzen   7) 1401,40 Nr. 5 0,6   8) 1401,40 Nr. 5 1,0   9) 1401,40 Sugg Nr. 5 Fledermausbrenner 0,8 10) 1401,40 Nr. 5 1,0 11) 1401,40 Empire Fledermausbrenner 1,0 12) 1401,40        „                    „ 1,4 Danach verursachte der Kohlensäuregehalt des Gases im Sugg's Argandbrenner (Nr. 1 einschl. 5) eine Abnahme der Leuchtkraft um 0,8 Kerzen im Mittel; bei den verschiedenen Flachbrennern (Nr. 6 bis 12) dagegen um 1,03 Kerzen im Mittel. Die Zusammensetzung des zu den Versuchen verwendeten Gases war etwa wie folgt: Wasserstoff 48,68 Grubengas 37,24 Schwere Kohlenwasserstoffe 5,42 Kohlenoxyd 6,04 Kohlensäure 1,32 Stickstoff 1,30 –––––– 100,00 Nach dem Durchgang durch den kleinen Kalkreiniger erwies sich das Gas als vollständig frei von Kohlensäure. Die 1,32 Proc. Kohlensäure hatten demnach eine Verringerung der Leuchtkraft um 0,8 Kerzen beim Argand-, um 1,03 Kerzen bei den Schnittbrennern bewirkt. Auf den Gaswerken zu Salford, in welchen Sheard seine Versuche anstellte, bleibt die Kohlensäure im Gase und wird eine Aufbesserung mittels Cannelkohle vorgenommen. Um zu den Versuchen stets gleichmäſsiges Gas zu haben, wurde ein Gasbehälter von 2500cbm Inhalt gefüllt, Eingang und Ausgang geschlossen und eine Rohrleitung ins Photometerzimmer geführt. Hier konnte das Gas direkt und auch nach dem Durchgang durch einen kleinen Kalkreiniger photometrirt werden. Durch einen Dreiwegehahn war es ferner möglich, das von Kohlensäure befreite Gas mit noch kohlensäurehaltigem zu mischen, um so einen geringeren Gehalt an diesem Gase zu erzielen. Die Lichtmessungen wurden mittels Bunsen's Photometer mit Lowe's Jet-Photometer und mit Sugg's Leuchtkraftmesser angestellt, wovon wir nur die genaueren, mit ersterem Photometer ausgeführten, anführen wollen. Als Brenner diente Sugg's D-Argandbrenner mit 24 Löchern, von Flachbrennern Sugg's Speckstein-Schnittbrenner Nr. 3 und Bray's Regulator-Union-Jet-Brenner Nr. 3 (Zweilochbrenner). Bei allen Messungen wurde Temperatur und Barometerstand sorgfältig beobachtet und alle Volumina auf 15,5° und 761mm,9 Barometerhöhe bezogen, so daſs die Messungen mit Sicherheit direkt vergleichbar sind. Bei jedem Versuch wurde der Kohlensäuregehalt des Gases bestimmt. Als Normalflamme diente die englische Parlamentskerze; um etwaige Verschiedenheiten der Kerzen auszugleichen, wurden mehrere solche nach einander benutzt. Die erhaltenen Zahlen sind folgende: I. Sugg's D-Argandbrenner. NummerdesVersuches Vol.-Proc.Kohlensäureim Gas Leuchtkraft in Kerzen Bemerkungen mit CO2 ohne CO2 Differenz   1  2  3  4  5  6  7  8  910 2,672,642,692,602,692,692,692,692,692,72 19,6820,8821,0021,7821,2921,8021,8021,8823,3022,57 21,5221,8921,8424,6422,9423,3823,2623,6624,7323,74 1,841,010,842,861,651,581,461,781,431,17 Versuch Nr. 5, 6, 7 am gleichenTag angestellt.Versuch Nr. 8, 9 ebenso. Mittel 2,68 21,60 23,16 1,56   1  2  3  4  5  6  7  8  910 1,101,101,101,171,011,011,010,991,061,06 21,8422,1622,2822,1022,6322,9521,3920,9222,3222,46 23,0822,7322,7222,7822,3923,1622,4021,6823,2122,82 1,240,570,440,680,760,211,010,760,890,36 Versuch Nr. 1, 2, 3 am gleichenTag angestellt.Versuch Nr. 5, 6, 7 ebenso.Versuch Nr. 9, 10 ebenso. Mittel 1,06 22,11 22,80 0,69 Das specifische Gewicht des Gases war (Luft = 1) mit Kohlensäure ohne Kohlensäure bei Versuch 1 0,527 0,500 2 0,516 0,503 3 0,500 0,495 4 0,518 0,492 5, 6, 7 0,516 0,493 ––––––––––––––––––––––––––– Mittel 0,516 0,496 II. Flachbrenner. Sugg's Speckstein-Flachbrenner Nr. 3. NummerdesVersuches Vol.-Proc.Kohlensäureim Gas Leuchtkraft in Kerzen Bemerkungen mit CO2 ohne CO2 Differenz 12345 2,652,652,652,652,63 15,7416,1316,0916,7817,86 18,0919,2919,0219,2219,95 2,353,162,932,442,09 Versuch Nr. 1, 2, 3, 4 amgleichen Tag angestellt. Mittel 2,65 16,52 19,11 2,59 Bray's Regulator Union-Jet-Brenner Nr. 3 (Zweilochbrenner). 12345 2,582,582,582,632,63   8,72  8,74  8,72  8,63  8,32 11,6811,1711,3411,3110,60 2,962,432,622,682,34 Versuch Nr. 1, 2, 3 am gleichenTag angestellt.Versuch Nr. 3 und 4 ebenso. Mittel 2,60   8,62 11,23 2,61 Sugg's Speckstein-Flachbrenner Nr. 3 (Zweilochbrenner). NummerdesVersuches Vol.-Proc.Kohlensäureim Gas Leuchtkraft in Kerzen Bemerkungen mit CO2 ohne CO2 Differenz 12345 1,061,061,041,041,04 18,7718,7818,3218,7018,21 19,6519,7119,4820,4019,23 0,880,931,161,701,02 Versuch Nr. 1, 2 am gleichenTag angestellt.Versuch Nr. 3, 4, 5 ebenso. Mittel 1,05 18,56 19,70 1,14 Bray's Regulator Union-Jet-Brenner Nr. 3. 12345 1,181,181,131,101,10 10,07  9,2611,7811,7611,58 11,0610,4412,8412,4213,30 0,991,181,060,661,72 Versuch Nr. 1, 2 am gleichenTag angestellt.Versuch Nr. 3, 4, 5 ebenso. Mittel 1,14 10,89 12,01 1,12 Kurz zusammengefaſst sind die Resultate folgende: 1) Sugg's D-Argand-Brenner. Zahl der Versuche Procent CO2 Kerzenleuchtkraft bei100l Verbrauch 10   2,68 21,60 10   1,06 22,11 20 0,0 22,98 2,68 Proc. Kohlensäure verursachten eine Lichtabnahme um 1,38 Kerzen = 6,0 Proc. der Leuchtkraft. 2) Sugg's Speckstein-Flachbrenner Nr. 3. 10 2,65 16,52 10 1,05 18,56 20 0,0 19,40 2,65 Proc. CO2 verursachten eine Lichtabnahme um 2,88 Kerzen = 14,8 Proc. der Leuchtkraft. 3) Bray's Regulator Union-Jet-Brenner Nr. 3. 10 2,60 8,62 10 1,14 10,89 20 0,0 11,62 2,60 Proc. CO2 verursachten eine Lichtabnahme um 3,00 Kerzen = 25,8 Proc. der Leuchtkraft. Aus diesen Zahlen berechnet (was nur ungefähr richtig) verursacht 1 Proc. Kohlensäure eine Abnahme der Leuchtkraft beim Sugg'schen D-Argand-Brenner um 2,3 Proc. Sugg'schen Flachbrenner Nr. 2 um 5,6 Bray'schen Regulator Union-Jet-Brenner Nr. 3 um 9,9 Wie bei den Humphrey'schen Versuchen ergibt sich die Wirkung der Kohlensäure in den verschiedenen Brennern, deren hauptsächlichste Vertreter hier gebraucht wurden, ganz wechselnd; dieselbe ist am geringsten im Argandbrenner, gröſser im Schnittbrenner, noch gröſser, fast 10 Proc., im Zweilochbrenner. Lichtstärken neuerer Gasbrenner. Fischer, Dirigent der Berliner städtischen Gasanstalten am Stralauerplatz, stellte photometrische Versuche an mit verschiedenen Brennern für Leuchtgas und fand folgende Werthe: Textabbildung Bd. 267, S. 86 Stündlicher Gasverbrauch in 1; Lichtstärke in Normalkerzen; Auf 100l Normalkerzen; Gemessene Richtung; Siemens' Regenerativ-Gasbrenner D. R. P. Nr. 8423.; O'Neill-Lampe; Bower-Lampe, D. R. P. Nr. 29326; Butzke-Westphal ohne Reflector D. R. P. Nr. 21809; Wenham-Lampe, D. R. P. Nr. 25359; Sugg-Brenner, kleinste Sorte; (Nach dem Gesundheitsingenieur, 1887 Bd. 10 S. 585.) Beobachtungen mit Normalkerzen. In der elektrotechnischen Versuchsstation zu München lieſs E. Voit Versuche anstellen über die gegenseitige Lichtstärke der gebräuchlichen Normalkerzen, sowie über die Zweckmäſsigkeit der üblichen Flammenhöhen. Bekanntlich schwankt die Leuchtkraft derselben Kerzensorte bei wechselnder Dochtdicke, welche ja nicht immer absolut gleich herzustellen ist, schon wesentlich; ferner wechselt bei verschiedenen Personen der beim Photometriren mögliche Fehler ganz bedeutend. Ungeübte haben natürlich gröſsere Fehlergrenzen als Geübte; es kommt vor, daſs zwei Personen beim Messen derselben Lichtquelle stets dieselbe Differenz der Messungen nach derselben Seite hin haben. Diese Differenz ist aber meistnicht nur für ein und dieselbe Lichtstärke gleichbleibend, während sie bei anderen Helligkeiten eine andere, gröſsere oder kleinere, aber doch stets constante Zahl ergibt. Die vorliegenden Versuche (welche auch von Krüſs schon ausgearbeitet wurden) wurden von wenig geübten Studirenden angestellt, jedoch sind die Messungen Mittel aus so vielen Einzelversuchen, daſs ihnen doch Werth beigelegt werden kann. In einer Beobachtungsreihe wurde das Verhältniſs der Helligkeiten der Münchener Stearinkerze, deutschen Vereins-(Paraffin-)Kerze und englischen Wallrathkerze gemessen. Jede Kerze wurde mit dem GiroudGiraud'schen Einlochbrenner verglichen, aus je 24 Beobachtungen eine Mittekahl genommen. Es wurden folgende Werthe erhalten: Lichtquelle Normal-flammen-höhe Helligkeit desEinlochbrennersgleich 1 Helligkeit derStearinkerzegleich 100 mm Münchener Stearinkerze 52,0 1,186 ± 0,0310,920 ± 0,032 100,00 Deutsche Paraffinkerze 50,0 1,145 ± 0,0420,878 ± 0,035 96,54 ± 4,395,43 ± 5,6 Englische Wallrathkerze 44,5 1,120 ± 0,0330,865 ± 0,029 94,40 ± 3,894,02 ± 5,2 In einer Beobachtungsreihe wurde festgestellt, wie oft in einem bestimmten Zeitraum bei ungestörtem Brennen der Kerzen die verschiedenen Flammenhöhen vorkommen, um daraus zu erkennen, ob die als normal angenommenen Flammenhöhen zweckmäſsig sind. Die Resultate sind in folgender Tabelle zusammengestellt: Flammen-höhe MünchenerStearinkerze DeutscheParaffinkerze EnglischeWallrathkerze     42mm   6,0   4,0 43 13,5   8,0 44 18,5 16,5 45 19,0 15,0 46   6,0 13,0   2,5 47   1,0   1,5 12,0   3,0   1,0 48   0,0   4,5 22,0   0,0 49   1,0 13,0 20,5   0,0 50   3,0 16,5 16,5   1,0 51 23,0 12,0   6,0   0,0 52 28,5 10,5   3,0   1,0 53   2,5   5,5 17,0   0,0 54   1,0   0,5   2,0   1,0 55   2,0   1,0 56   2,0 57 10,0 58 12,0 59 19,0 60 13,5 61   3,5 62   0,0 63   0,0 64   1,0 mm mm mm mm mm mm Schwankung 56 – 64 = 8,0 47 – 54 = 7,0 47 – 54 = 7,0 46 – 55 = 9,0 42 – 55 = 13 42 – 47 = 5 Mittlere Flam-menhöhe 59,3 51,5 50,4 50,5 44,8 44,2 Mittlere Ab-weichungvom Mittel ± 2,95 ± 0,73 ± 1,27 ± 2,00 ± 1,48 ± 0,64 Schlüsse sind in der Voit'schen Abhandlung aus den Zahlenwerthen nicht gezogen worden, indem erst aus einer noch gröſseren Anzahl Messungen ein Mittel für die einzelnen Kerzen genommen werden soll (Nach Centralblatt für Elektrotechnik, 1887 Bd. 9 S. 359.) Auch die Veränderung der Helligkeit der Kerzen mit der Aenderung ihrer Flammenhöhe wurde bestimmt; zu diesem Zweck machten die Beobachter gleichzeitige Bestimmungen der Flammenhöhe und Helligkeit. Auch hierbei wurde ein Giraud'scher Einlochbrenner als Vergleichslichtquelle benutzt. Für die Berechnung der Helligkeit wurde die empirische Formel L = a + bH angenommen, in welcher L die Helligkeit, die Lichtstärke der betreffenden Kerze bei der Normalflammenhöhe als 1 angenommen, H die Flammenhöhe in Millimetern, a und b die für die Kerzen berechneten Constanten bedeuten. Die erhaltenen Resultate sind folgende: Lichtquelle Flamm-höhen Beob-achtungs-zahl Formel für die Helligkeit Munchener Stearinkerze     47–55mm42–62   87149 L =    0,0068 + 0,0192 H ± 0,035   =    0,0120 + 0,0190 H ± 0,064 Deutsche Paraffinkerze 39–5342–57 197138    = – 0,0300 + 0,0206 H ± 0,058   = + 0,0350 + 0,0193 H ± 0,043 Englische Wallrathkerze 32–5232–49 119  81    =    0,0077 + 0,0223 H ± 0,050   =    0,0121 + 0,0222 H ± 0,082 Verfahren und Apparat zur Fabrikation von Ammoniumsulfat. Th. B. Fogarty, Brooklyn (Amerikanisches Patent Nr. 371186) lieſs sich folgendes Verfahren patentiren: Luft oder Luftgemisch mit Dampf wird in einer geeigneten Ofenanlage durch eine Schicht glühenden Brennstoffes geleitet, wobei der Sauerstoff der Luft und des Dampfes mit der Kohle Kohlenoxyd geben, während Wasserstoff und Stickstoff ungebunden bleiben. Das so gewonnene stickstoffhaltige Generatorgas gelangt unter gleichzeitigem Zutritt geeigneter Mengen von Dampf und Luft in eine hohe, vertikal stehende und hoch erhitzte Retorte, in welche von oben gepulverte Kohle und Alkali eingeführt wird, welche in vielfache Berührung mit dem Gase kommen. Hierbei liefert der Stickstoff Cyan und Alkalicyanide, welche Körper durch den Dampf unter Bildung von Ammoniak, Wasserstoff und Kohlenoxyd zerlegt werden. Durch Einwirkung des in den Gasen vorhandenen Ammoniaks und der Kohlensäure auf Gyps resultiren Ammoniumsulfat und Calciumcarbonat. Die Menge von Cyanverbindungen, die sich auf diesem Wege erhalten lassen, ist viel zu gering, als daſs man heute daran denken könnte, durch Zersetzung der hierbei gewonnenen Cyanmetalle vortheilhaft Ammoniak, bezieh. Ammoniumsulfat herzustellen. Die Versuche, die schon früher in gröſserem Maſsstabe unter Anwendung von dem günstiger wirkenden Baryt an Stelle von verhältniſsmäſsig leicht schmelzbarem und daher weniger zweckmäſsigem Alkalicarbonat ausgeführt worden sind, haben gezeigt, daſs die Betriebskosten sich sehr hoch stellen und daſs die Abnutzung der Apparate eine beträchtliche ist, so daſs das so erhaltene Ammoniak nicht entfernt mit dem bei der Gasfabrikation nebenbei erhaltenen Producte concurriren kann. (Nach der Chemikerzeitung, 1887 Bd. 11 S. 1363.) Herstellung von phosphorsaurem Ammoniak aus Gaswasser. In der Chemikerzeitung wurde vor wenigen Jahren darauf hingewiesen, daſs eine Verarbeitung des Ammoniakwassers der Gasfabriken auf phosphorsaures Ammoniak vielleicht lohnend sein möge. Das herzustellende Salz wäre NH4H2PO4 von der procentischen Zusammensetzung: P2O5 61,74 Proc. NH3 14,78 , entspr. Stickstoff 12,17 Proc. H2O 23,48 Dasselbe stellt reine, schöne, glashelle oder weiſse Krystalle dar, reagirt stark sauer, die Lösung ist in der Hitze beständig; die mehr Ammoniak haltenden Salze (NH4)2HPO4 und (NH4 NH7 )3PO4 dagegen zersetzen sich beim Kochen der Lösung in saures phosphorsaures Ammoniak und frei werdendes Ammoniak; die Lösung kann also nicht ohne Verlust eingedampft werden. Herr Gasdirektor Raupp stellte im städtischen Gaswerk Heilbronn eine Probe von 300k des sauren Ammoniumphosphates her. Die verwendete 50 Proc. P2O5 P3O5 enthaltende Phosphorsäure stammte aus der chemischen Fabrik von Albert in Biebrich a/Rh. Es ist eine dicke, milchige Flüssigkeit, die in Fässern versendet wird. Nach längerem ruhigen Stehen scheidet sich ein weiſser Niederschlag von phosphorsaurem Kalk ab, darüber steht eine wasserhelle Flüssigkeit. Diese Säure wurde in einem offenen Fasse vorgelegt und durch ein Bleirohr Ammoniakgas eingeleitet. Die Absorption erfolgt energisch, die Säure schäumt stark auf, geht aber bald zurück und erscheint dann als dunkelgraugrüne, nun ganz dünnflüssige Lauge; nach und nach nimmt dieselbe wieder eine weiſse Farbe an, wird dickflüssig und zuletzt zu einer weiſsen, speckartigen Masse. In flachen Bleipfannen auf den Feuerkanal gebracht, trocknet diese in einigen Stunden zu einer weiſsgrauen festen Masse ein. Letztere zeigte sich nicht hygroskopisch; behufs Verwendung zu Düngerzwecken muſs sie in Staubform gemahlen werden. Den Posten Salz übernahm das kgl. landwirthschaftliche Institut Hohenheim zu Versuchszwecken. Die dort ausgeführte Analyse einer Mischprobe ergab, daſs 68 Proc. der Masse in kaltem Wasser löslich waren, ferner: Gesammt-Stickstoff 9,6 Proc., davon Stickstoff als Ammoniak 8,7 , entspr. Ammoniak 10,5 Proc. Gesammt-Phosphorsäure 52,3 Wasserlösliche Phosphorsäure 42,9 Die in Wasser unlösliche Phosphorsäure stammt daher, daſs die 45 bis 50 Proc. P2O5 enthaltende rohe Phosphorsäure nur 25 bis 30 Proc. P5O4 als freie Phosphorsäure enthält, während der Rest aus saurem phosphorsaurem Kalk besteht. Die rationelle Darstellung des Salzes ist eigentlich die, daſs Ammoniak, gas in Phosphorsäure eingeleitet wird, bis Chlorbarium in einer Probe der Flüssigkeit einen weiſsen Niederschlag ergibt. Diese Reaction versagt indeſs bei roher Phosphorsäure wegen des unvermeidlichen Schwefelsäuregehaltes derselben. Zweifellos ist das Ammoniumphosphat von hohem Werth als Aufbesserungsmittel geringhaltiger Dünger, indeſs ist es noch zu wenig eingeführt, um im Groſsen auf den Düngermarkt zu gelangen. (Nach dem Bericht über die Versammlung des Mittelrheinischen Gasindustrievereines in Karlsruhe.) Heiz- und Schmelzversuche mit Wassergas. Die Gold- und Silberscheideanstalt in Frankfurt a. M. verwendet zum Schmelzen von Edelmetallen wie zur Herstellung von Porzellanfarben ausschlieſslich Wassergas, welches die benachbarte Frankfurter Gasgesellschaft regelmäſsig zu je 1000cbm ungefähr fabricirt und in schmiedeeisernen Behältern aufbewahrt. Dasselbe wird auſserdem in der Gasanstalt zum Betriebe zweier Gasmotoren mit Vortheil benutzt. Nach Dr. Röſsler war in der Scheideanstalt im J. 1883/84 ein Wilson-Apparat im Gange, der sich aber für die Zwecke der Anstalt nicht eignete und deshalb wieder auſser Betrieb gesetzt wurde. Das in diesem Apparate hergestellte Wilson-Gas, welches bekanntlich durch gleichzeitiges Einblasen von Luft und Dampf in die glühende Koksschicht hergestellt wird, hatte im Durchschnitte folgende Zusammensetzung: Kohlenoxyd 18 Vol.-Proc. Wasserstoff 10 „      „ Stickstoff 68 „      „ Kohlensäure 4 „      „ Es bewährte sich sehr gut zum Heizen des Dampfkessels, der während eines ganzen Jahres damit gefeuert wurde; in anderen Fabriken werden damit Muffeln geheizt, Druckgeschirr verglast, überhaupt Arbeiten verrichtet, welche keine sehr hohe Temperatur verlangen. Die Zuführung der Luft war leicht zu reguliren und die Verbrennungsgase zeigten folgende Zusammensetzung: Kohlensäure 12 Vol.-Proc. Sauerstoff   8 „      „ Stickstoff 80 „      „ Die Schmelzung von Edelmetallen aber mittels des Wilsongases auszuführen, gelang nicht, da, abgesehen von den Schwierigkeiten einer regelmäſsigen Zuleitung des direkt aus dem Apparat, nicht aus einem Gasometer kommenden Gases nach den verschiedenen Schmelzöfen, die nöthige Temperatur nicht zu erzielen war. Es war kaum möglich, Silberschmelzhitze herzustellen, was durch den hohen Stickstoffgehalt des Gases genügend erklärt wird. Die Kosten der Kesselfeuerung stellten sich ebenso theuer wie mit anderem Brennmaterial; dabei konnte wegen der gröſseren Entfernung des Apparates vom Kessel die Wärme des fertigen Gases mit etwa 400° nicht ausgenutzt werden, auch war es nicht möglich, die Verbrennungsluft vorzuwärmen. Mit letzterer Verbesserung wurde Wilsongas auch schon zum Glasurschmelzen verwendet, in England soll auch Stahl damit geschmolzen worden sein. Seit 1885 wird statt des Wilsongases Wassergas verwendet, welches, wie schon gesagt, die Frankfurter Gasgesellschaft im Strong'schen Ofen herstellt und zu 6 Pf. für 1cbm liefert. Dasselbe hat ungefähr die Zusammensetzung: Kohlenoxyd 36 Vol.-Proc. Wasserstoff 51 „      „ Stickstoff 7 „      „ Kohlensäure 4 „      „ Wasserdampf 2 „      „ Es gibt, obwohl es kalt aus dem Gasbehälter strömt, auch ohne Luftvorwärmung die gewünschte Hitze, so daſs sich leicht Silber, Gold oder Kupfer schmelzen läſst; auch wird die für Porzellanfarben nöthige Temperatur gut erreicht. In kleinen Röſsler'schen Patent – Gasöfen schmilzt noch die Prinsep'sche Legirung aus 70 Proc. Gold und 30 Proc. Platin mit 1255° Schmelztemperatur. Bei richtiger Ausnutzung der ursprünglichen Wärme und Vorwärmung der Verbrennungsluft, wie es z.B. auf dem Werke von Schulz, Knaudt und Co. in Essen geschieht, lassen sich leicht weit höhere Temperaturen erzielen, wie sie zum Schweiſsen von Schmiedeeisen und zum Schmelzen von Stahl nothwendig sind. Zugleich sind die Werke mittels des Fahnekjelm'schen Brenners (1886 261 * 526), kammförmig zusammengestellten Magnesiastäbchen, auch mit Wassergas erleuchtet. Zum Vergleich des Heizeffectes und der Kosten wurde in der Scheideanstalt eine groſse Anzahl von Versuchen angestellt, deren Durchschnittsresultate folgen. Es wurden alle Heizungsbrenner angewendet, wie sie für Leuchtgas üblich sind, jedoch die Luftzuführungen geschlossen, um ein Rückschlagen der Flammen zu verhüten und weil beim Wassergas eine vorherige Mischung mit Luft nicht nöthig ist. 1. Ein kupfernes Gefäſs, mit Wasser gefüllt, wurde unter genau denselben Bedingungen von 15 bis 100° erhitzt, und zwar nach einander mit Wassergas, mit dem fetten, leuchtkräftigen Gas der Frankfurter Gasgesellschaft und mit dem gewöhnlichen Steinkohlengas der Englischen Gasgesellschaft (Imperial Continental Gas-Association). Es wurden gebraucht 10cbm Wassergas an Stelle von   4 „ Frankfurter Gas. und   5 „ englisches Gas. Dem Geldbetrag nach erreicht man mit 10 Mark in Wassergas so viel als mit 20 in Frankfurter Gas und 14 in englischem Gas. 2. Gleiche Gewichtsmengen von zwei Sorten Fluſs für Schmelzfärben wurden ebenfalls unter vollständig gleichen Verhältnissen im Perrot-Gasofen einmal mit Wassergas, das andere Mal mit Frankfurter Leuchtgas geschmolzen. Dabei wurden für Mark 4,60 und Mark 6,50 Wassergas und 19,60 26,80 Frankfurter Gas verbraucht. 3 Gleiche Mengen Feinsilber und reines Kupfer wurden in demselben Ofen zuerst mit Wassergas und dann mit Frankfurter Gas geschmolzen und dabei wurde verbraucht für Mark 4,30 und Mark 5,70 Wassergas gegen 16,70 21,70 Frankfurter Leuchtgas. Nach diesen Versuchen kann man beim Kochen und Verdampfen für ungefähr die Hälfte des Geldes, beim Schmelzen im Perrotofen für ungefähr den vierten Theil dasselbe leisten, wenn man Wassergas anstatt Leuchtgas verwendet. Es ist ohne Zweifel, daſs in den nächsten Jahren die Fabrikation des Wassergases weiter vervollkommnet und dadurch für eine ganze Reihe von Industrien die Einführung von Gasfeuerung ermöglicht wird. (Nach Gesundheitsingenieur, 1887 Bd. 10 S. 342.) Eine einfache und hübsche Einrichtung zum leichten Anzünden der neuen Wenham-Lampen gibt das Journal des usines à gaz, 1887 Bd. 11 S. 20 an. Bekanntlich tragen die Lampen mit umgekehrter Gaskrone, wie sie von Wenham und von Cromartie angegeben sind, eine Glasglocke über die Flamme gezogen. Beim Anzünden der Lampe muſs die Glocke bisher entfernt werden; deshalb hängt z.B. bei Cromartie's Lampe die Glocke in einem Charnier auf der einen Seite, während sie auf der anderen Seite lose ist und durch ein Gegengewicht festgehalten wird. Fig. 1., Bd. 267, S. 92 Für die Wenham-Lampe wurde nun eine einfache Vorrichtung angebracht (Fig. 1), welche ein leichtes Anzünden ohne Entfernung der Glocke gestattet, nach demselben aber doch abschlieſst und der Luft keinen Eintritt gestattet. Auch ist die Vorrichtung aus Glas, also durchsichtig, sie wirft nach unten keinen Schatten. Der unterste Theil der Halbkugel ist nämlich durchbohrt, weit genug, um einen Anzünder einführen zu können. Eine Glaskugel, etwas gröſser als das Loch, verschlieſst dasselbe von innen; sie rollt nach dem Anzünden durch ihr eigenes Gewicht wieder auf ihre Stelle und kann doch leicht bei Seite geschoben werden. Behufs Anzünden der Lampe wird nur der Gashahn geöffnet, die Kugel leicht weggestoſsen und zugleich die Entzündung bewerkstelligt. Man kann auch zwecks Sicherung der Glasglocke gegen Zerbrechen mit dem Anzünder das Loch mit vernickeltem Blech leicht einfassen. Neues Modell des Clamond'schen Incandescenzbrenners.Fig. 2 zeigt eine Verbesserung des Clamond'schen Brenners, wie derselbe von der Société du gaz électrique hergestellt wird; in der neuen Form ist er den früheren Mustern bedeutend überlegen. Fig. 2., Bd. 267, S. 93 Die hauptsächlichste Veränderung gegen früher ist die Weglassung des Luftvorwärmers, welcher dem Brenner eine wenig schöne Form gab und denselben unnöthig complicirt machte. Der Glühkörper besteht aus einem Kegel von Magnesiagewebe. Die Verbrennung des Gases wird durch eine Vorwärmung der nöthigen Luft erleichtert und dabei die Temperatur der Flamme erhöht. Die Vorwärmung wird erzielt durch den doppelten Glascylinder; die Luft tritt zwischen beiden von oben nach unten ein und erwärmt sich am Glase wie auch an der Messingfassung des Brenners. Das Anzünden geschieht von oben; der Gasverbrauch wird zweckmäſsig durch einen Regulator gleich erhalten. Einige Versuche mit den von der Société du gaz électrique hergestellten Brennern ergaben: Nr. Gasverbrauch für die Stunde Leuchtkraft in Carcel Vereinskerzen 1 135l   2   19,6 2 190        3,86   37,9 3 300      5,5   54,0 4 600   9   88,4 5 1200 18 176,7 Zur Zeit ist der Brenner Nr. 2 am häufigsten angewendet; er liefert ungefähr auf 50l Verbrauch 1 Carcel (9,82 Vereinskerzen) an Leuchtkraft. (Nach dem Journal des usines à gaz 1887 Bd. 11 S. 367. Vgl. C. Clamond 1884 251 * 454 und v. Auer 1886 261 * 527.) W. Leybold.