Titel: Einige Erfahrungen über Entzinnung der Weissblechabfälle.
Fundstelle: Band 267, Jahrgang 1888, S. 179
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Einige Erfahrungen über Entzinnung der Weiſsblechabfälle. Erfahrungen über Entzinnung der Weiſsblechabfälle. Unter diesem Titel ist eine Abhandlung von Ed. Donath und F. Müllner in den Berichten der österreichischen Gesellschaft zur Förderung der chemischen Industrie, 1887 Bd. 9 S. 130 erschienen, in welcher die seither beschriebenen Verfahren in 3 Gruppen getheilt werden: Erstens solche, welche die Trennung des Zinns auf physikalischem und mechanischem Wege, z.B. Ausschmelzen und Ausschleudern, zweitens auf chemischem Wege (Behandlung mit Säuregemischen, Chlorgas u.s.w.) und drittens auf elektrolytischem Wege anstreben. Am vortheilhaftesten eignet sich für gröſsere Anlagen, wo die Entzinnung, bezieh. Verwerthung der Weiſsblechabfälle der Gegenstand eines eigenen Industriebetriebes ist, der elektrolytische Weg, da in diesem Falle neben dem gewonnenen Zinn stets ein mehr oder minder gangbares Eisenpräparat resultirt. Für kleinere Betriebe jedoch, z.B. für Metallwaarenfabriken, die nebst den Abfällen der eigenen Production nur die in der nächsten Umgebung erhältlichen noch verarbeiten wollen, ist dieser Weg in Folge der Kostspieligkeit der Betriebsanlagen weniger geeignet. Für diese ist jedenfalls das schon im Allgemeinen bekannte Verfahren der Weglösung des Zinns durch ein Gemisch von Salz- und Salpetersäure und Ausfällen der nahezu neutralen Lösung durch Zinkabfälle, weil weniger kostspielige Apparate als Auflösegefäſse, Fällbottiche, Schmelztiegel u.s.w. erfordernd, vorzuziehen. Auch kann dieses Verfahren Betrieben verschiedenster Ausdehnung leicht angepaſst werden. Da indessen die über die erwähnte Methode gemachten Mittheilungen zu wenig eingehend und verlässig sind, so haben Donath und Müllner Versuche angestellt zur Entscheidung der Frage, ob die Weglösung des Zinns von dem Abfällen ökonomischer durch concentrirte Gemische von Salz- und Salpetersäure in der Kälte oder durch verdünnte Säuregemische in der Wärme bewirkt werde. Zu diesem Zwecke wurden einerseits concentrirte Gemische von roher Salzsäure, Salpetersäure und Wasser hergestellt und in bestimmte Mengen derselben in thönernen Gefäſsen so lange zerkleinerte Weiſsblechschnitzel eingetragen, als noch eine lösende Wirkung des Säuregemisches zu beobachten war; andererseits wurde eine gewisse Menge Weiſsblechschnitzel so lange mit einem Ueberschusse verdünnter Säuremischungen verschiedener Concentration gekocht, bis völlige Weglösung des Zinns erfolgt war. Für die Entzinnung auf kaltem Wege ist ein Gemisch aus 10 Th. roher Salzsäure, 1 Th. concentrirter Salpetersäure und 10 Th. Wasser am zweckmäſsigsten befunden worden. Ein gröſserer Zusatz von Salpetersäure beschleunigt zwar die Auflösung des Zinns, ist aber, abgesehen von ökonomischen Gründen, nicht vortheilhaft, da dadurch leicht gröſsere Mengen von Eisen in Lösung gehen und man bei der nachherigen Fällung der Lösung durch Zink neben dem ausgefällten Zinn noch immer eine Ausscheidung von basischen Salzen erhält, welche einerseits die völlige Ausfällung des Zinns verhindern und andererseits die Verarbeitung oder Verschmelzung des Zinnschwammes beeinträchtigen. Mit 42k eines solchen Säuregemisches (nämlich 20k rohe Salzsäure, 2k concentrirte Salpetersäure und 20k Wasser) lassen sich 100k Weiſsblechabfälle gewöhnlicher Beschaffenheit in der Kälte vollständig entzinnen. (Der Zinngehalt der Abfälle schwankt zwischen 3 und 8 Proc., je dünner dieselben sind, desto gröſser ist er. Die angegebenen Säuremengen gelten für einen Zinngehalt von 5 Proc.) Die Auflösung der ersten Partien der Schnitzel geht selbstverständlich rascher vor sich und müssen dieselben nach der Weglösung des Zinns sofort aus dem Säuregemisch herausgenommen werden, um die sonst erfolgende Lösung von Eisen zu verhindern. Bei der Entzinnung durch ein kochendes Säuregemisch ergaben die Versuche, daſs die Concentration desselben nicht unter folgende Mischungsverhältnisse herabgehen soll: 10 Th. rohe Salzsäure, 1 Th. concentrirte Salpetersäure und 30 bis 40 Th. Wasser, so daſs die Schnitzel gerade von der Flüssigkeit bedeckt sind. Bei geringerer Concentration ist die entzinnende Wirkung zu schwach. Die Versuche, die wir in Mengen bis zu 2k Abfällen in guſseisernen und thönernen Töpfen angestellt, ergaben, daſs zur Entzinnung von 100k Weiſsblechschnitzeln auf diese Weise 25k rohe Salzsäure und 2k,5 concentrirte Salpetersäure erforderlich waren. Aus dem Angeführten ersieht man, daſs die Entzinnung durch concentrirtere Säuregemische in der Kälte schon bezüglich des Erfordernisses an Säuren ökonomischer ist, als die durch verdünntere aber kochende Gemische. Dazu kommt noch der Wegfall an Brennmaterial und die wohlfeileren Auflösegefäſse für die Entzinnung. Für die nun folgende Ausfällung des Zinns durch Zinkabfälle müssen die auf kaltem Wege erzeugten Zinnlösungen mit dem 3- bis 4 fachen Volumen Wasser verdünnt werden, da sonst zu lebhafte Auflösung des Zinkes, unter starker Erhitzung der Flüssigkeit und reichlicher Ausscheidung weiſser basischer Salze, eintritt. Der durch Sackfilter von Segelleinen filtrirte Zinnschwamm muſs höchst sorgfältig bis zum völligen Verschwinden der sauren und Eisenreaction ausgewaschen werden, da sehr geringe Mengen von basischen Chloriden namentlich beim Einschmelzen des Zinnschwammes schädlich sind. Vortheilhafter ist es, den gewonnenen noch feuchten Zinnschwamm in bekannter Weise auf Zinnsalz zu verarbeiten, da derselbe beim Trocknen sich immer theilweise oxydirt, wodurch beim Einschmelzen nicht nur Verluste an metallischem Zinn bedingt sind, sondern auch die Vereinigung zu einem einzigen Regulus verhindert wird. Die besten Resultate wurden noch erhalten, als man den gut ausgepreſsten und lufttrockenen Zinnschwamm mit etwas Theer zu einer dickteigigen Masse anmachte und unter Zusatz von 10 bis 15 Proc. Zinngrannalien in einem hessischen Tiegel im Windofen einschmolz. (Vgl. auch 1886 261 315 und Beatson 1886 262 237.)