Titel: Ueber die Fortschritte der Photographie und der photo-mechanischen Druckverfahren; von Prof. J. M. Eder in Wien.
Autor: J. M. Eder
Fundstelle: Band 267, Jahrgang 1888, S. 259
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Ueber die Fortschritte der Photographie und der photo-mechanischen Druckverfahren; von Prof. J. M. Eder in Wien. (Fortsetzung des Berichtes S. 217 d. Bd.) Eder, über Fortschritte der Photographie. Photographische Metallbilder. Geymet beschreibt in einem kürzlich bei Gauthier-Villars in Paris erschienenen Schriftchen ein Verfahren zur Herstellung irisirender Gold- und Silberbilder, das sich vortrefflich zur Wiedergabe von Bronzesachen, Medaillen, Münzen, Kirchengeräthen u. dgl. eignet. Die Bilder werden mittels des Einstaubverfahrens auf Chromgummi mittels Bronzestaub hergestellt und in der bekannten Weise auf Glas übertragen. Soll das Bild auf Glas bleiben, so wird dasselbe gefirniſst mit folgender Farbe: Buchdruckfarbe der gewünschten Nuance 100g, Terpentinöl 50g, Siccativ 10g. Diese wird beim Trocknen sehr hart und springt nicht ab wie Asphaltfirniſs. Solche Bilder lassen sich bei Cartonnagearbeiten, sowie zu Spiegelrahmen verwenden; auf dickem Glas gefertigt, nach groſsen Negativen, zur Decoration von Möbeln, Plafonds, Thüren u. dgl.; ferner zu Aushängeschildern, zur Wiedergabe von Medaillen (Photographisches Archiv, 1887). Um eingebrannte photographische Emailbilder in Metall herzustellen, wird im Photogr. Archiv, 1887 S. 341 empfohlen, eine Kupferplatte (oder Zink u.s.w.) auf heliographischem Wege zu ätzen und Vertiefungen mit einem Brei aus folgendem Emailpulver auszufüllen: 38 Th. Silberpulver, 72 Th. Kupfer, 50 Th. Blei, 36 Th. Schwefel und 384 Th. Borax; die geschmolzenen Metalle werden zum geschmolzenen Schwefel gegeben und dann Borax zugesetzt; die Schmelze wird gepulvert. Die Emailbilder werden im Muffelofen eingebrannt. Derartige Emailbilder in Metall geben eine sehr schöne Wirkung und in deren Herstellung liegt eine sehr schöne Anwendung der photographischen Aetzverfahren. Photokeramik. V. Roux bespricht in seinem Traité pratique de photographie décorative appliquées aux arts, 1887 (Gauthier-Villars) die Decoration keramischer Gegenstände durch Einbrennen von Schmelzfarbenbildern. Er gibt eine übersichtliche Zusammenstellung der Emailfarben mittels des Einstaubprozesses. Zur empfindlichen Schicht mischt er: 100 Th. Wasser, ½ Th. Honig, 2 Th. Zucker, 2 Th. Gummi, 5 Th. flüssigen Traubenzucker, 20 Th. gesättigte Lösung von Ammoniumbichromat. Das belichtete und eingestaubte Bild wird mit Collodion übergössen, unter schwach angesäuertem Wasser (½ Proc. Schwefelsäure) das Häutchen abgelöst, mit Zuckerwasser (1 : 5) auf Porzellan oder Glas aufgetragen und die Collodionschichte mittels einer Mischung von 100 Th. Lavendelöl, 3 Th. Terpentinöl, 50 Th. Alkohol, 50 Th. Aether aufgelöst und das Bild eingebrannt. Lichtdruck. Eine neue Lichtdruckmethode beschreibt O. Schwarz im Photographischen Almanach für 1888 S. 74. Als Grundschicht dient eine Mischung von 30 Th. zu Schaum geschlagenen und mit 30 Th. Wasser vermischten Eiweiſses, ½ Th. Kalium- und ½ Th. Ammoniumbichromat und einige Tropfen Ammoniak. Damit wird eine Glasplatte überzogen, senkrecht gestellt und getrocknet. Man legt die Platte auf schwarzes Tuch und belichtet die Schicht von rückwärts (durch das Glas hindurch), wodurch sie unlöslich wird und fest haftet. Als Druckschicht dient eine Mischung von 2 Th. Hausenblase, 25 Th. Wasser, 8 Th. Gelatine (in Wasser gequollen), 1 Th. Ammoniumbichromat, 0,05 Th. Chlorcalcium; alles wird in der Wärme gemischt auf die Glasplatte aufgegossen, bei 50° getrocknet, exponirt und mit Wasser ausgewaschen. Zur Härtung dient eine 1procentige Alaunlösung. Als Feucht- oder Aetzwasser dient salpetersaurer Kalk (1 Th. Salpetersäure, 10 Th. Wasser, mit kohlensaurem Kalk gesättigt), wozu man gleiche Theile Glycerin und eine Spur Kaliumhypermanganat hinzufügt; man bedeckt damit die Platte durch eine halbe Stunde und schreitet zum Druck. Unter dem Namen Autocopist wird in Paris und später in Wien u.a. O. ein Druckverfahren verbreitet, welches dem Lichtdruck entspricht: Ein Blatt Pergamentpapier wird mit Kaliumbichromat sensibilisirt, auf eine mit Talk abgeriebene Glasplatte gepreſst, getrocknet und dann wie eine Lichtdruckplatte gefeuchtet, geschwärzt und gedruckt. Man kann auch mittels einer besonderen Tinte (Uran haltig?) auf Umdruckpapier schreiben, die Schrift auf eine Leimschicht übertragen, welche unter dem Einflüsse der Tinte unlöslich wird; man feuchtet mit Wasser und druckt mit fetter Schwärze ab:, das Verfahren ist zweckmäſsiger als der Hektograph und wird auch an der Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproductionsverfahren zum Vervielfältigen von Schriften benützt. Die Autocopist-Company hat in gröſseren Städten (z.B. in Wien, Maysedergasse) Niederlagen errichtet. Photozinkotypie. Ueber Zinkätzung nach der Wiener und Pariser Schule macht R. Scherer in Wien sehr interessante Mittheilungen (Photographische Correspondenz, 1887 S. 158). In Wien wird die Zinkplatte gerade gespannt, mit Ziehklingen abgezogen, abgeschliffen, polirt, meist kurz vor dem Aetzen entfettet und der gröſseren Sicherheit halber mit Schmirgel oder Trippelpulver schwach abgerieben, selten auch noch in einem schwachen Säurebad rauh gemacht. Nach Geymet's SchilderungGeymet, Traité pratique de gravure et impression sur Zinc par les procédés héliographiques (Paris, Verlag Gauthier-Villars). werden in Paris die Zinkplatten ebenfalls gespannt und abgezogen, dann aber einer umständlichen Körnung unterzogen. Das Mineralpulver zum Körnen wird in vier verschiedene Feinheitsgrade sortirt, indem man es durch Siebe von 80, 100, 120 und 140 Maschen auf den Quadratcentimeter schlägt. Die Platten werden zuerst mit grobem, dann mit feinem Pulver (120er) gekörnt. Das 140er Pulver wird nur bei heliographischen Halbtonätzungen benutzt. Das Körnen oder Schleifen mit dem angefeuchteten Pulver erfolgt in kreisender Bewegung; die Platte soll dann ein gleichmäſsiges Halbmatt zeigen, also kein ausgesprochenes lebloses Matt, aber auch keinen polirten Glanz. Nach dem Schleifen kommen die Platten in ein Decapirungsbad aus 100g Salpetersäure mit 5l Wasser; dann folgt ein zweites Präparationsbad aus 5l Wasser, 500g Galläpfelabsud, 100g starker Gummilösung, 100g Phosphorsäure und 5cc Salzsäure durch einige Secunden. Dem Passiren der Zinkplatten durch dieses zweite Bad wird in Pariser Ateliers viel Wichtigkeit beigelegt, indem die Platte dadurch „actinisch,“ d.h. gegen Farbstoff abstoſsend und für Feuchtigkeit empfänglich, gemacht werden soll. Diese Bearbeitung gibt den Platten eine sehr nützliche Vorbereitung, besonders feine lineare Reproductionen und Kreidezeichnungen. M. Jaffé und A. Albert in Wien publicirten in der Photographischen Correspondenz, 1887 S. 230 und 341 eine neue Uebertragungsmethode für Photozinkographie. Das auf einem Chrombad von 19 bis 21° empfindlich gemachte Umdruckpapier (Gelatinepapier) wird nach der Belichtung trocken mit einer fetten, mit Nuſsöl verdünnten Umdruckfarbe eingewalzt, das Papier in Wasser gelegt, mit Saugpapier abgetrocknet und mit einer farbhaltigen Sammtwalze eingewalzt, womit sich das Bild entwickelt. Die Copie wird getrocknet, mit einem gepulverten zusammengeschmolzenen Gemisch von 10 Th. Asphalt und 1 Th. Bienenwachs eingestaubt, der überschüssige Staub mit Baumwolle entfernt und die Copie mit der Bildseite nach unten über einer Spirituslampe erwärmt. Dann wird dieselbe durch eine concentrirte Alaunlösung langsam durchgezogen, mit reinem Wasser ausgewässert, mit Saugpapier abgetrocknet und auf eine erwärmte (50°) Zinkplatte gelegt und durch die Presse gezogen. Man befeuchtet die Rückseite der Copie mit einem Schwamm, zieht nochmals durch die Presse, legt die Platte durch eine Minute in kaltes Wasser und zieht die Copien ab. Im photographischen Bureau des Survey of India Departement wird in neuerer Zeit mit Arrow-root überzogenes Papier zur Uebertragung verwendet, welches (in den tropischen Gegenden?) besser arbeitet als Gelatinepapier. Gut geleimtes Papier wird zweimal mit einer Lösung von 140 Th. Arrow-root, 70 Th. Kaliumbichromat und 3500 Th. Wasser überzogen, getrocknet und im Copirrahmen belichtet. Hierauf wird als Umdruckfarbe: 100 Th. harte Uebertragungsfarbe, 100 Th. Kreidefarbe und 7 Th. Palmöl aufgetragen, mit warmem Wasser entwickelt und auf Zink umgedruckt und in der bekannten Weise geätzt (British Journal of Photographie, 1887 S. 631; Photographische Correspondenz, 1887 S. 497). Die in der Kaiserl. Reichsdruckerei in Berlin angewendete Methode des Zink-Hoch-Aetz-Verfahrens (Photozinkotypie) ist nach Prof. Roese in Eder's Jahrbuch für Photographie und Reproductionsverfahren für 1888 S. 346 ausführlich beschrieben. Zinkographie. Geymet beschreibt in seinem Werke Traité pratique de gravure et impression sur Zinc par les procédés héliographiques (Paris 1887. Verlag von Gauthier-Villars) verschiedene neue Methoden der Photozinkographic. Die eine darunter gibt Platten, welche nach Art der Lithographien gedruckt werden. Er körnt zunächst die dünnen Zinkbleche durch Schleifen mit rauhem Pulver, taucht durch eine halbe Minute in verdünnte Salpetersäure (1 : 50), spült mit Wasser ab und taucht das Zinkblech in folgendes Bad: Ein Absud von 500 Th. zerstoſsener Galläpfel, 5000 Th. Wasser, worauf man filtrirt und 100 Th. Gummi, 100 Th. Phosphorsäure und 5 Th. Salzsäure zusetzt. Man läſst in aufrechter Lage (ohne zu waschen) trocknen. Das Zink wird durch diese Behandlung fähig gemacht, weiter zu dem Drucke in der lithographischen Presse zu dienen. Man überzieht mit einer dünnen Schicht von geschlagenem Eiweiſs, welchem man für das Weiſse je eines Eies 1g Ammoniumbichromat zugesetzt hat. Nach dem Trocknen wird hinter der Matrize durch 2 bis 12 Minuten im zerstreuten Tageslichte belichtet; das Entwickeln geschieht durch Legen in kaltes Wasser während 3 Minuten und taucht durch ¼ Minute in starken Alkohol, um die Schichte zu härten. Das Drucken geschieht (ohne weitere Aetzung) in der lithographischen Presse, wo sich das Zinkblech nunmehr wie ein lithographischer Stein verhält; es muſs jedoch stets gut mit wässerigem Glycerin (1 : 10) gefeuchtet werden. Eine solche Platte soll 2000 Abdrücke aushalten. Im Originalbuche Geymet's sind viele Kunstgriffe hierbei angeführt. Photographisches Leimdruckverfahren. Jacob Husnik in Prag erhielt ein deutsches Reichspatent (Kl. 57 Nr. 40766 vom 1. Januar 1887) auf ein neues photographisches Leimdruckverfahren für die Buchdruckerpresse. Diese Methode, sowie die älteren bereits früher in Deutschland patentirten ähnlichen Methoden von Bolhövener und Heidenhaus (D. R. P. Kl. 15 Nr. 5711 vom 4. Oktober 1878), sowie von Klaucke und Süwerkrop (D. R. P. Kl. 15 Nr. 6590 vom 14. Januar 1879) beruhen darauf, daſs Schichten von Leim und Kaliumchromat unter einem Negativ belichtet werden, und dann an der belichteten Seite kalt durch Reibung mit einer Flüssigkeit (Essigsäure u.s.w.) entwickelt werden, wobei sich nur die nicht belichteten Theile auflösen. Husnik entdeckte die Eigenschaft einer gesättigten Lösung von Bichromaten, nicht belichtete Theile der Chromatgelatine aufzulösen, die bereits belichteten und unlöslich gewordenen Theile aber noch mehr zu härten; dadurch entsteht ein kräftiges Relief. Die so erhaltenen Druckplatten werden mittels eines Kautschukkittes auf Zinkblech befestigt und dieses auf Holz genagelt. Die von solchen Leimdruckplatten hergestellten Drucke sind sehr schön und zart, brauchen keine mühsame Zurichtung; die Leimplatten können an Haltbarkeit vollkommen mit Zinkclichés concurriren. Es wird Husnik's Leimdruckverfahren (auch Leimtypie genannt) bereits häufig zu Illustrationen verwendet. Die von der Schweizer'schen Autotypanstalt in Winterthur (Brunner und Co.) ausgeübte Methode der Halbtonätzung besteht nach D. R. P. Kl. 57 Nr. 31537 vom 29. Januar 1884 in folgendem: Eine Spiegelglasplatte wird einseitig mit Gelatine übergössen, welcher mehr oder weniger doppeltchromsaures Kali zugesetzt ist, je nachdem man feines oder gröberes Korn wünscht. Bei einer Luftwärme von 30 bis 40° wird die Platte getrocknet und dann während 5 bis 10 Minuten freiem Lichte ausgesetzt. Dadurch bildet sich eine dichte, eng gekörnte Fläche, deren Feinheit man durch Beschleunigung oder Verlangsamung des Trocknens regeln kann. Die körnige Chromatschicht wird nun mit Buchdruckfarbe eingeschwärzt und nach erfolgtem Trocknen mit dem bekannten durchsichtigen Negativlack überzogen. Die auf solche Weise hergestellte Matrizenplatte wird in der Dunkelkammer auf eine gewöhnliche Trockenplatte, Schicht gegen Schicht gelegt, mit derselben in den Copirrahmen gebracht, so daſs die Glasseite der geschwärzten Platte dem Lichte zugekehrt ist, und nun kurz belichtet. Bei Tageslicht copirt man ein gewöhnliches Negativ auf Trockenplatten in etwa einer Secunde, bei Lampenlicht in 15 bis 30 Secunden. Die körnige Platte dürfte etwas längere Zeit erfordern. Durch die mikroskopisch kleinen Lücken zwischen den einzelnen Kornpünktchen hindurch wirkt nun das Licht auf die Trockenplatte, reducirt auf derselben in bekannter Weise Bromsilbertheilchen zu Subbromid, und bei der Entwickelung durch Oxalat oder Pyrogallol entsteht auf der Platte ein überaus feines Korn, welches im Fixirbad gefestigt und lichtbeständig gemacht wird. Nach Waschung und vollständiger Trocknung der Platte wird die Emulsionshaut durch Alaunlösung gut gegerbt und mit einer Isolirschicht von Rohcollodium oder von Collodium mit Ricinusöl übergössen. Nach vollständigem Trocknen wird die lichtempfindliche Emulsion nochmals über die Platte gegossen, welche nun, gleich jeder anderen Trockenplatte in der photographischen Camera belichtet werden kann. In ähnlicher Weise erzeugt die Fabrik auch schraffirte und mit Netz versehene Platten. Jede Aufnahme, welche auf einer Kornplatte gemacht wird, zeigt nach dem Entwickeln eine unzählbare Menge eng gereihter, mehr oder weniger durchsichtiger Pünktchen, welche beim Copiren auf Uebertragpapier als kräftige und schwächere dunkle Punkte erscheinen und durch ihre Abstufung das Bild erzeugen. Dieses wird in bekannter Weise auf Zink übertragen, eingestäubt und geätzt. Das einfache und bequeme Verfahren, welches jeder Photograph und photographirende Dilettant anwenden kann, liefert schon recht hübsche Ergebnisse (Papierzeitung 1887 S. 1411). Autographische Uebertragung. Die Zusammensetzung der autographischen Tinte ist ungefähr dieselbe, wie die der lithographischen Tinte, nur das Verhältniſs der Substanzen ist geändert; man vermehrt die Menge des Harzes und Wachses und verwendet keine Schwärze. Für autographische Tinte mischt man nach dem Philadelphia Photographer Nr. 287: 6 Th. gelbes Wachs, 4 Th. Schellack, 3 Th. Mastix, 2 Th. weiſse Seife. – Für lithographische Kreide: 25 Th. Wachs, 18 Th. Seife, 4 Th. Talg, 1 Th. Schellack, 1 Th. Terpentin, 8 Th. Kienruſs. Photo-Engraving-Verfahren. Während in Deutschland und Oesterreich die photographischen Druckclichés wohl hauptsächlich mittels Zinkätzung hergestellt werden, wird in Nordamerika eine andere Methode, das Photo-Engraving-Verfahren vielfach angewendet, welches leichter durchführbar sein soll. Die Grundlage ist die Herstellung eines erhabenen Bildes mittels Chromgelatine, wobei das Relief der Druckplatte durch Abformen erreicht wird. Es ist in den Photographischen Mittheilungen Bd. 24 S. 37 sehr ausführlich beschrieben.