Titel: Die Handelspeptone und deren Werthbestimmung.
Autor: C.H.
Fundstelle: Band 268, Jahrgang 1888, S. 45
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Die Handelspeptone und deren Werthbestimmung. Die Handelspeptone und deren Werthbestimmung. Seit die Industrie sich der Herstellung der Verdauungspräparate zugewandt hat, kommen derartige Fabrikate unter verschiedenen Namen und, je nach der befolgten Methode und Sorgfalt der Herstellung, von verschiedener Zusammensetzung in den Handel. Sowohl für den Arzt, wie für den Analytiker ist es von gröſster Wichtigkeit, daſs diese Präparate, die so verschiedene Wirksamkeit besitzen – je nachdem die Lösung des Fleisches, Albumins oder Caseïns mit Magensaft (Pepsin) oder mit Pancreassaft (Pancreatin, Trypsin) erhalten worden ist – auch eine richtige Bezeichnung erhalten. Nach Kühne und Chittenden enthalten die durch sogen. Peptonverdauung erhaltenen Präparate des Handels fast gar kein Pepton (Zeitschrift für Biologie, Bd. 19 S. 159, Bd. 20 S. 11). J. König hat sich in Folge dessen näher mit der Werthbestimmung dieser Präparate befaſst (Revue int. des fals. d. denrées alimentaires, 1888 Bd. 1 S. 12). Derselbe schlägt vor, für die durch Peptonverdauung erhaltenen Präparate den Namen Fleischalbuminosen einzuführen und die durch Pancreasverdauung hergestellten Fabrikate als Fleischpeptone zu bezeichnen. Nicht zu verwechseln hiermit sind die sogen. Fleischsolutionen, welche jetzt ebenfalls im Groſsen hergestellt und durch Maceration des Fleisches mit verdünnter Salzsäure erhalten werden. Von den Albuminen unterscheiden sich die Producte der Pepsinverdauung – die Hemialbuminosen – durch ihre Löslichkeit in siedendem Wasser, in siedenden, schwachen Salzlösungen (selbst bei schwachem Ansäuern) durch unveränderte Löslichkeit nach dem Ausfällen mit Alkohol; von den eigentlichen Peptonen unterscheiden sie sich durch mangelhafte Dialyse, durch Abscheidung mittels Kochsalz, Kochsalz mit Essigsäure, sowie durch schwefelsaures Ammoniak in saurer und alkalischer Lösung. Zur Untersuchung benutzte König die folgenden Methoden. 1) Bestimmung des Wassers durch Trocknen von 3 bis 5g Handelspepton bei 100 bis 105°. 2) Gesammtstickstoff. Nach Kjeldahl's Methode in 1 bis 2g. 3) Fettbestimmung. 10 bis 15g wurden mit reinem Seesand in Hoffmeister'schen Glasschälchen angerührt, getrocknet, pulverisirt und das wasserfreie Pulver im Soxhlet'schen Apparat mit Aether extrahirt. 4) Mineralstoffe. Durch Einäschern, Auswaschen mit Wasser und nochmaliges Glühen des kohligen Rückstandes. 5) Bestimmung des in 80 Proc. Alkohol löslichen Theiles des Peptons. 5g der (nicht flüssigen) Peptone wurden mit 20cc Wasser aufgeweicht und mit 100cc 90grädigem Alkohol versetzt und wiederholt mit 80 Proc. Weingeist behandelt. 6) Trennung der Stickstoffverbindungen. 5g Pepton des Handels wurden in 150 bis 200cc Wasser gelöst und anhaltend gekocht, von den sich ausscheidenden Eiweiſsflocken abfiltrirt und auf 500cc ausgewaschen. Durch Trocknen und Wägen des Filters oder durch Bestimmung des Stickstoffes und Multiplication mit 6,25 wurde das Eiweiſs berechnet. Von dem erhaltenen Filtrat, welches die löslichen Eiweiſsverbindungen enthält, wurden 200cc (vgl. Rubner, Zeitschrift für Biologie, 1879 S. 485, 1880 S. 209. 212) mit 20 bis 25cc einer concentrirten Lösung von Eisenacetat gekocht, der Niederschlag ausgewaschen und nach dem Trocknen der Gehalt an Stickstoff bestimmt, man erhält hierdurch die Menge der Hemialbuminose (Propeptone). Das Filtrat vom Eisenniederschlag wird hierauf eingeengt, so daſs das Volumen ungefähr 30 bis 50cc beträgt und sodann in stark saurer Lösung mit phosphorwolframsaurem Natrium gefällt (1 Th. verdünnte H2SO4 auf 3 Th. der Salzlösung). Nach dem Auswaschen mit verdünnter Schwefelsäure wird der Stickstoff bestimmt und durch Multiplication mit 6,41 (nach Schmidt) das Pepton daraus berechnet. Da diese Trennungsmethoden nicht immer scharfe Resultate liefern können, so schlägt König vor, alle Untersuchungen nach einer gemeinsam vereinbarten Methode, d.h. unter bestimmter Angabe der Scheidungen, Fällungen u.s.w. auszuführen. Auf diese Weise würde zum mindesten ermöglicht, Resultate zu erhalten, die eine Vergleichung verschiedener Analysen ermöglichten. Guido Bodländer (Centralblatt für allgemeine Gesundheitspflege, Ergänzungshefte, S. 179) hat zur Bestimmung des Peptons den folgenden Weg eingeschlagen: 5 bis 10g der frischen Waare wurden in 300cc Wasser gelöst und mit 5cc Essigsäure versetzt. Ausgeschiedenes Eiweiſs und Phosphate werden hierbei abfiltrirt, ausgewaschen, getrocknet, geschmolzen und hiervon der Glührückstand in Abzug gebracht. Das vereinigte Filtrat und Waschwasser wird in zwei gleiche Theile getheilt: A. Aus der einen Hälfte wird durch Sättigen mit festem Natriumsulfat das lösliche Eiweiſs oder Leimderivat in der Wärme abgeschieden, auf gewogenem Filter gesammelt, mit Essigsäure haltender gesättigter Lösung von Natriumsulfat gewaschen, getrocknet und geglüht. Durch Veraschen, Ueberführen des Rückstandes mit Schwefelsäure in Natriumsulfat (herrührend von der Auswaschflüssigkeit) und Bestimmung der Schwefelsäure wird das Sulfat von dem Gesammtgewicht des Niederschlages in Abzug gebracht, und man erhält so die wirkliche Menge des früher als Pepton I bezeichneten Körpers oder jetzt des Propeptons. B. Die andere Hälfte der Lösung wird kalt mit schwefelsaurem Ammoniak gesättigt, der Niederschlag gesammelt, mit gesättigtem Ammonsulfat gewaschen, getrocknet und gewogen. Nach nochmaliger Lösung wird die Menge Ammonsulfat aus einer Schwefelsäurebestimmung ermittelt und in Abzug gebracht. Nach Abzug des vorher bestimmten Propeptons erhält man so die Menge vorhandenen Mesopeptons. Die Bedeutung der Handelspeptone ist durch die Untersuchungen von Plosz, Maly, Adamckiewitz, Zuntz und Pollitzer (Pflüger's Archiv), sowie ferner durch E. Pfeiffer und Genth (Repertorium für analytische Chemie, 1886) auſser Frage gestellt, aber es ist dringend geboten, eine genaue Uebereinkunft zu treffen, daſs aus der Bezeichnung der Präparate ein sicherer Schluſs auf den Gehalt und die Form des Verdauungspräparates gezogen werden kann, damit der Arzt in der Lage ist, die der Krankheit entsprechenden Stoffe auch richtig auswählen zu können (vgl. Krukenberg, Chemische Untersuchungen zur wissenschaftlichen Medicin. Jena. I. Heft, S. 57). König schlägt daher vor, eine einheitliche internationale Untersuchungsmethode festzustellen. Im Anschluſs hieran zeigt H.W. Salomonson (Rev. int. d. fals. d. denr. alim., 3. Heft, S. 88), daſs die Ansichten über die Peptone heute noch weit aus einander gehen, und wünscht, ohne den Vorschlägen von König zu widerstreben, daſs die Chemiker durch Meinungsaustausch erst gemeinschaftlich versuchen sollten, festzustellen, was unter den verschiedenen Peptonpräparaten zu verstehen und wie dieselben zu bezeichnen seien. C.H.