Titel: Das neue Prismenkreuz von Starke und Kammerer in Wien.
Autor: R.
Fundstelle: Band 269, Jahrgang 1888, S. 216
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Das neue Prismenkreuz von Starke und Kammerer in Wien. Mit Abbildung. Starke und Kammerer's neues Prismenkreuz. Die beiden rechtwinkelig gleichschenkligen Prismen ABC und abc, deren Hypotenusenflächen behufs Erreichung einer vollständigeren Reflexion der einfallenden Lichtstrahlen geblendet sind, sind in der aus der nebenstehenden Figur ersichtlichen Anordnung in einem cylindrischen Gehäuse G derart über einander gestellt, daſs ihre Achsen parallel, und die Hypotenusenflächen ungefähr parallel sind, so daſs die Kathetenflächen paarweise einen von 90° wenig verschiedenen Winkel einschlieſsen. In dem Gehäuse sind bei o drei über einander stehende kleine rechteckige Oeffnungen für das Auge; bei P und q sind etwas gröſsere ebenfalls viereckige Ausschnitte, den Kathetenflächen AC und ac gegenüber hegend, dazu bestimmt, von den zu beobachtenden Objekten Lichtstrahlen auf diese Kathetenflächen gelangen zu lassen, deren Weg dann in den beiden Prismen durch SKLMNo und sklmno in der Figur dargestellt erscheint. Textabbildung Bd. 269, S. 217 Die bei o befindliche oberste und unterste Oeffnung dient zur Beobachtung für das Auge in jenem Falle, in welchem man das Instrument zum Abstecken von rechten Winkeln benutzt, wo dann nur eines der Prismen, entweder das obere oder das untere, in Verwendung tritt, je nachdem das beobachtete Objekt auf der einen oder anderen Seite vom Beobachter liegt. Durch die mittlere der Oeffnungen bei o sieht man beide Prismen gleichzeitig und es wird dann in bekannter Weise das Instrument zum Abstecken von Geraden, das ist von Winkeln von 180° verwendet werden können, wie das auch aus dem in der Figur zur Anschauung gebrachten Wege eines Lichtstrahles in beiden Prismen unmittelbar einzusehen ist. Der Vortheil dieser neuen Anordnung der Prismen gegenüber der früheren Form des Prismenkreuzes, wo die beiden Prismen mit ihren Hypotenusenflächen senkrecht zu einander stehend im Gehäuse befestigt sind, und die genaue Erfüllung dieser Bedingung auch für die Richtigkeit des Instrumentes erforderlich ist, besteht darin, daſs hier die Erfüllung einer derartigen Bedingung wegfällt. Bei der neuen Anordnung können die Hypotenusenflächen einen beliebigen Winkel einschlieſsen und nur damit die Lichtstrahlen günstig einfallen können, stellt man sie nahezu parallel. Die einzige zu erfüllende Bedingung für die Richtigkeit des Prismenkreuzes, jene der einzelnen Prismen vorausgesetzt, ist die, daſs die Achsen parallel sind. Die Prüfung dieses Punktes ist bekannt; es werden jedoch die Prismen vom Mechaniker schon richtig eingestellt und ist eine Berichtigung dieses Punktes nicht vorgesehen. Was ferner die Benutzung der einzelnen Prismen zum Abstecken von rechten Winkeln anlangt, so ist bekannt, daſs von jedem Gegenstande zwei Bilder entstehen: ein festes und ein bewegliches (bei der Drehung des Prismas um seine Achse). Ersteres entsteht durch jene einfallenden Strahlen, welche zweimal gebrochen und zweimal reflectirt werden; letzteres durch die zweimal gebrochenen und nur einmal zurückgeworfenen vom Gegenstande kommenden Strahlen. Die ersteren treten in der zur Einfallsrichtung senkrechten Richtung aus, und ist es so das feste Bild, welches man bei der Absteckung von rechten Winkeln mit einem direkt anvisirten Objekte, das man durch seine fünf Oeffnungen bei o, die mit dem oberen und unteren Prisma in gleicher Höhe im Cylindermantel angebracht sind, sieht, in Uebereinstimmung zu bringen hat. Dieses feste Bild immer schnell zu finden und von dem anderen zu unterscheiden, ist für ein rasches Arbeiten nothwendig und erfordert einige Uebung und Aufmerksamkeit. Die Anordnung der Ausschnitte im cylindrischen Mantel des Gehäuses beim Prismenkreuze von Starke erleichtert den Gebrauch des Instrumentes auch in dieser Hinsicht wesentlich, indem man überhaupt nur das feste Bild sieht und dieses sehr rasch findet. Durch einen concentrischen drehbaren Mantel lassen sich sämmtliche Oeffnungen verschlieſsen und die Prismen beim Nichtgebrauche vor Staub u.s.w. schützen. R.