Titel: Neuerungen im Metallhüttenwesen.
Fundstelle: Band 271, Jahrgang 1889, S. 109
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Neuerungen im Metallhüttenwesen. (Fortsetzung des Berichtes S. 17 d. Bd.) Neuerungen im Metallhüttenwesen. Auf der oben erwähnten Muldner Hütte bei Freiberg steht die Entsilberung des Werkbleis durch Zink insofern einzig in ihrer Art da, als sie mit dem Pattinson-Prozesse verbunden ist (vgl. Plattner's Abhandlung über die Entsilberung des Werkbleis durch Zink im Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen, 1886, und Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1888 S. 297 und 298, Aufsatz von C. Schnabel). Die Gründe für diese Vereinigung liegen in der Unreinheit des Freiberger Bleis und in seinem Gehalte an Wismuth. Die das Blei verunreinigenden Stoffe, nämlich Kupfer, Nickel, Kobalt, Zinn, Arsen, Antimon, bedingen ein Raffiniren vor der Entsilberung, weil Kupfer, Nickel und Kobalt in das Zink gehen und einen hohen Verbrauch an diesem Metalle veranlassen, Antimon, Arsen und Zinn aber bei dem Blei verbleiben und dessen Reinigung nach erfolgter Entsilberung vertheuern und erschweren würden. Durch dieses Raffiniren vor der Entsilberung, welches bei reinem Blei nicht erforderlich ist, wird das Blei nun auch zur Entsilberung durch den Pattinson-Prozeſs, welcher bekanntlich ein raffinirtes Blei erfordert, geeignet gemacht. Der letztere würde aber doch der Zinkentsilberung nachstehen, wenn nicht der Wismuthgehalt des Bleis seine Anwendung bis zu einem gewissen Grade der Entsilberung nothwendig machte. Das Wismuth würde nämlich bei der Entsilberung des Bleis durch Zink nicht an das Zink gehen, sondern im Blei verbleiben. Da es schwerer oxydirbar ist als Blei, so läſst es sich nur durch Oxydation des Bleis von diesem trennen. Man würde also durch den Zinkentsilberungsprozeſs ein Wismuth haltiges Blei erhalten. Da das Wismuth die Eigenschaften des Bleies nach allgemeiner Ansicht nachtheilig beeinfluſst, so würde der Hauptvortheil des Zinkentsilberungsprozesses, die unmittelbare Herstellung von reinem Blei, durch das gedachte Metall vereitelt werden. Da nun auf der anderen Seite das Wismuth einen so hohen Werth hat, daſs sich seine Gewinnung lohnt, so ist es erforderlich, es vor der Behandlung des Silber haltigen Bleis mit Zink zu entfernen. Das Wismuth hat die Eigenschaft, bei dem Pattinson-Verfahren sich recht schnell in dem Silber reichen treibwürdigen Theile des Bleis anzusammeln, so daſs das Werkblei bei der Abnahme des Silbergehaltes bis zu einer gewissen Grenze Wismuth frei ist. Diese Grenze ist bei dem Freiberger Blei, welches mit 0,4 bis 0,8 Proc. Silber in den Pattinson-Prozeſs eintritt, bei 0,1 Proc. Silbergehalt erreicht. Die Behandlung des Freiberger Bleis ist daher die nachstehende: Zuerst werden bei der Behandlung des Freiberger Bleis Kupfer, Nickel und Kobalt durch ein Saigerverfahren entfernt, bei welchem diese Körper als Saigerdörner aus dem Werkbleie ausgeschieden werden. Dann werden Zinn, Arsen und Antimon durch ein Raffinirverfahren aus dem Werkblei entfernt, wobei diese Körper oxydirt und als Raffinirkrätzen ausgeschieden werden. Nunmehr wird das Werkblei durch den Pattinson-Prozeſs in einen Wismuth haltigen, Silber reichen und in einen Wismuth freien, Silber ärmeren Theil zerlegt. Das Wismuth haltige, Silber reiche Blei wird abgetrieben. Die beim Abtreiben fallenden Wismuth haltigen Glätten werden auf Blei bezieh. Bleiglätte und Wismuth verarbeitet. Das Wismuth freie, Silber haltige Blei wird dann der Zinkentsilberung unterworfen. A. Junge setzt nun im Jahrbuch für Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen, 1888 S. 1 bis 12, aus einander, auf welchem Wege man dazu gelangte, die beiden im Prinzipe vollkommen verschiedenen Entsilberungsmethoden von Pattinson und Parkes zu vereinigen. Hierbei handelte es sich vor Allem um die Ermittelung der Entsilberungskosten des Pattinsonirens und des Parkesirens. Im Nachstehenden sind hierüber die näheren Aufschlüsse gegeben. 1) Berechnung der Pattinsonirkosten für Werkblei von verschiedenem Silbergehalte. Das Pattinsoniren Silber reicher Werkbleie erfolgt bekanntlich zumeist nach dem Zweidrittelsysteme und ist hierzu eine Batterie von 16 Kesseln erforderlich. Da nun das aus dem ersten Kessel der Batterie hervorgehende Reichblei etwa 2 Proc. Silbergehalt aufweist und das dem letzten Kessel entstammende Armblei bis auf 0,001 Proc. entsilbert wird, so müssen die Silbergehalte der Kessel einer Pattinson-Batterie von der Reichblei- nach der Armbleiseite zu allmählich abnehmen. Diese Abnahme erfolgt in den oberen Kesseln rasch, nach der Armbleiseite zu dagegen langsamer, und ist hervorzuheben, daſs bei normalem Betriebe die Silbergehalte der einzelnen Kessel, zumal derjenigen nach der Armbleiseite zu gelegenen, nur innerhalb enger Grenzen schwanken dürfen. Beispielsweise beträgt der Silbergehalt einer Pattinson-Batterie beim 1. Kessel 1,095 Proc. 2. 0,765 3. 0,595 4. 0,430 5. 0,295 6. 0,210 beim 7. Kessel 0,170 Proc. 8. 0,110 9. 0,070 10. 0,050 11. 0,022 12. 0,012 13. 0,007 14. 0,003 15. 0,002 während das aus dem 1. Kessel hervorgehende Reichblei einen Silbergehalt von 1,71 Proc. und das Armblei im 16. Kessel einen solchen von 0,001 Proc. aufweist. Es ist durchaus erforderlich, daſs den einzelnen Kesseln nur Werkblei von entsprechendem Silbergehalte zugeführt werde, welch letzterer übrigens in der Mitte der Batterie viel niedriger ist, als der Durchschnittsgehalt der betreffenden Kessel. Daher setzt man z.B. ein Werkblei von 0,81 und darüber in den 1. Kessel 0,60 bis 0,80 2. 0,29 0,60 3. 0,25 0,28 4. 0,19 0,24 5. 0,14 0,18 6. 0,09 0,13 7. 0,06 0,08 8. 0,03 0,05 9. 0,02 10. u.s.w. In welchen Kessel einer Pattinson-Batterie ein Werkblei eingesetzt wird, davon ist nun offenbar die Anzahl der Krystallisationen abhängig, welche erforderlich, um ein gewisses Quantum desselben in Reichblei und Armblei zu zerlegen. Die Anzahl der auszuführenden Krystallisationen ist aber wiederum den Pattinsonirkosten direkt proportional, so daſs man nach Ermittelung der ersteren in der Lage ist, für jedes Werkblei von bestimmtem Gehalte die Entsilberungskosten zu berechnen. Hat man z.B. 1600 MC. Werkblei, welches seinem Silbergehalte entsprechend in den 4. Kessel einer Pattinson-Batterie eingesetzt werden müſste, so sind zur Zerlegung in Reichblei und Armblei 176 Krystallisationen der vollen und 15 der zweidrittelvollen Kessel (Grund siehe Quelle) oder für 100 MC. vorgelaufenes Werkblei \frac{176}{16}=11 Krystallisationen der vollen und \frac{15}{16}=0,397 Krystallisationen der zweidrittelvollen Kessel erforderlich. Bezeichnet man nun die für 100 MC. Werkblei erforderliche Anzahl Krystallisationen der vollen Kessel mit a und die der zweidrittelvollen mit b und nimmt ferner an, daſs der bei Krystallisation eines vollen Kessels erforderliche Aufwand an Löhnen, Brennmaterial u.s.w. sich zu demjenigen bei Krystallisation eines zweidrittelvollen wie 3 : 2 verhalte, so erhält man als allgemeinen Ausdruck für den Pattinsoniraufwand den Werth 3a + 2b. Für Werkblei des 4. Kessels ist aber a = 11 und b = 0,937; demnach ist im vorliegenden Falle 3a + 2b = 34,874. Da die Durchsatzmengen nach der Reihe 2, 4, 8, 16, 32 u.s.w. wachsen und für die Anzahl der Krystallisationen die Zahlenreihe 1, 3, 7, 15, 31... in Frage kommt, so kann man für Werkblei von verschiedenem Silbergehalte je nach Einsatzkessel den Werth für 3a + 2b berechnen und ergeben sich hierbei folgende Werthe: 1. Einsatzkessel 22,000 2. 31,500 3. 34,750 4. 34,784 5. 33,436 6. 31,218 7. 28,609 8. 25,803 9. 22,900 10. 19,950 11. 16,974 12. 13,986 13. 10,992 14. 7,995 Hat man zwei Sorten Werkblei zu pattinsoniren, von denen die erste nach dem Silbergehalte in den 3., die zweite in den 4. Kessel kommen müſste, so steht der Pattinsoniraufwand für die beiden genannten Werkbleie für Gewichtseinheit im Verhältnisse von 34,75 : 28,609. Aus der vorstehenden Zahlenreihe ergibt sich u.a., daſs man am ungünstigsten hinsichtlich des Kostenpunktes arbeitet, wenn das zu pattinsonirende Blei nach dem Silbergehalte in den 2. bis 6. Kessel eingesetzt werden muſs. Die meisten Freiberger Werkbleie sind aber gerade so beschaffen, daſs dieser Fall eintritt. Daher muſste man der Frage näher treten, ob es möglich sei, die Pattinsonirarbeit durch ein anderes Entsilberungsverfahren zu zersetzen. Wie die vorstehend ermittelten Werthe für den relativen Betriebsaufwand, so läſst sich auch die absolute Höhe der Pattinsonirkosten für jede einzelne Sorte Werkblei berechnen, wenn die Gesammtkosten für eine längere Betriebsperiode und die Qualität des während dieser Zeit verarbeiteten Werkbleis bekannt ist. A. Junge kommt zu folgenden Resultaten für 1 MC. Werkblei beim Einsatze in den 1. Kessel 84,616 Pf. 2. 115,556 3. 126,140 4. 126,544 5. 121,860 6. 114,638 7. 106,140 8. 97,002 9. 87,548 10. 77,940 u.s.w. 2) Ermittelung der Kosten der Zinkentsilberung und Vergleichung derselben mit denjenigen der Pattinsonirarbeit. Zur Ermittelung der Kosten für die Zinkentsilberung wurden zahlreiche Entsilberungsversuche mit reinem, d.h. mit gesaigerten und raffinirten Werkbleien angestellt. Zur Entzinkung des Armbleis wurde ein Raffinirofen gewählt, welcher im Niveau des Bleispiegels mit basischen Ziegeln versehen war. Neuerdings wurden Magnesiaziegel von C. Späther in Coblenz verwendet, die sich in Bezug auf Haltbarkeit bewährt haben. Die Verarbeitung des Reichschaumes erforderte unter den dort gegebenen Verhältnissen keinen Kostenaufwand. Den Zinkaufgang (ohne Berücksichtigung des bei der Destillation wiedergewonnenen Zinks) berechnet Junge beispielsweise 1) bei Werkblei von 0,0963 Proc. Silbergehalt zu 1,34 Proc. 2) 0,3825 1,84 3) 0,508 1,96 4) 0,84 2,45 vom vorgelaufenen Werkblei, während die Gesammtkosten der Entsilberung und Raffination für 1 MC. (100k) betragen: zu 1 : 78,012 Pf. 2 : 94,458 3 : 97,768 4 : 103,528 Procentual zerfallen diese Kosten in: zu 1 zu 2 zu 3 zu 4 Aufwand für ZinkAufwand für Arbeitslöhne bei der    Entsilberung und RaffinationBrennmaterialUnterhaltungsaufwandFörderlöhne, Transportkosten u.s.w. Proc.  43,64  13,74  18,79    5,90  17,93 Proc.  52,60  11,77  15,85    4,97  14,81 Proc.  54,27  11,37  15,14    4,91  14,31 Proc.  58,37  10,67  14,24    4,40  12,32 100,00 100,00 100,00 100,00 Die Höhe der Zinkentsilberungskosten für 1 MC. beträgt beim Einsatz in den 1. Kessel 122,9 Pf. 2. 107,1 3.   96,3 4.   88,2 5.   82,5 6.   77,8 7.   74,45 8.   70,1 9.   67,4 10.   65,0 Vergleicht man diese Ziffern mit den entsprechenden vom Pattinson-Prozesse (siehe früher), so ergibt sich, daſs sie mit Ausnahme des ersten Kessels der Pattinson-Batterie erheblich niedriger sind als diejenigen des Pattinsonirens. Es ist klar, daſs die Hauptkosten beim Parkesiren im Zinkaufwande zu suchen sind, welcher aber nicht in dem Maſse steigt, wie der Silbergehalt zunimmt, sondern langsamer. Da aber jedes Blei, ob reich, ob arm an Silber, zunächst bis 0,7 Proc. Zink aufnimmt, welche Menge nur durch Raffination des Armbleies wiedergewonnen werden kann, so ergibt sich hieraus mit Leichtigkeit, daſs für sehr Silber arme Bleie der Pattinson-Prozeſs billiger ist als die Zinkentsilberung. Dagegen stellt sich das Gesammtergebniſs für die groſse Mehrzahl der auf den Freiberger Hüttenwerken in Frage kommenden Werkbleie zu Gunsten der Zinkentsilberung. Es kommt also nunmehr noch 3) der Wismuthgehalt der Freiberger Werkbleie in Betracht. Sowohl in den inländischen wie auch in den in Freiberg verarbeiteten überseeischen Erzen ist Wismuth enthalten. Daſs letzteres die Walzbarkeit beeinträchtigt, wie bisher angenommen wurde, ist zweifelhaft, da von Burggraf untersuchtes Weichblei mit 0,103 Proc. Bi zu Blech von 2,75mm 0,198 2,75 0,700 0,5 1,920 0,5 Dicke anstandslos ausgewalzt wurde. Die geringere Widerstandsfähigkeit gegen Säuren des durch Zinkentsilberung gewonnenen Bleies gegenüber dem Pattinson-Blei ist nicht erwiesen, da ein kleiner, von der Zinkentsilberung herrührender Oxydgehalt den bezeichneten Mangel herbeiführen kann. In Anbetracht nun, daſs beim Pattinsoniren das Wismuth sich meist in dem ausgebrachten Reichblei ansammelt (0,17 bis 0,18 Proc.) und beim Parkesiren das sämmtliche Wismuth ins Armblei geht, das Wismuth wegen seines hohen Werthes aber gewonnen werden muſs, empfiehlt sich, wie bereits erwähnt, die Combination des Pattinson-Prozesses mit der Zinkentsilberung. Die früher (unter 1) angegebenen Verhältniſszahlen, mit Hilfe deren man die Pattinsonirkosten für 1 MC. Werkblei für den Fall berechnen kann, daſs die Batterie aus 16 Kesseln besteht, lassen sich leicht entsprechend modificiren, so daſs sie zur Berechnung der Kosten für eine Batterie von weniger als 16 Kesseln dienen kann. Besteht beispielsweise die Batterie nur aus 9 Kesseln, so werden für 1 MC. vorgelaufenes Werkblei zwar weniger Pattinsonirkosten erwachsen als bei einer Batterie von 16 Kesseln; dafür erhält man aber im letzteren Falle Armblei, welches einen minimalen Silbergehalt hat, während das aus einer Batterie von 9 Kesseln hervorgehende mit 0,1 Proc. Silber noch einer Nacharbeit bedarf, um es auf denselben minimalen Silbergehalt zu bringen wie das Armblei, welches beim Pattinsoniren mit 16 Kesseln erhalten wird. Beim combinirten Prozesse stellen sich nach Junge die Entsilberungskosten am günstigsten, wenn man für den Fall, daſs das vorgelaufene Werkblei in den 2. Kessel der Batterie zum Einsatze gelangt, das Pattinsoniren beim 8. Kessel unterbricht und das Armblei alsdann mit Zink entsilbert. Soll dagegen Werkblei, welches in den 3. Kessel eingesetzt wird, entsilbert werden, so arbeitet man am günstigsten mit einer Batterie von 7 Kesseln. Aber auch beim Pattinsoniren mit 9 Kesseln und nachfolgendem Parkesiren des Armbleis stellen sich die Kosten zu Gunsten des combinirten Verfahrens. Die Entsilberungskosten für 1 MC. vorgelaufenen Werkbleis sind in Freiberg allein um 15 Proc. vermindert worden, abgesehen von anderen Vortheilen, die das Verfahren bietet. Die gegenwärtige Einrichtung auf Muldner Hütte findet sich in dem genannten Jahrbuche 1886, beschrieben von Plattner und im Auszuge mitgetheilt von C. Schnabel (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1888 S. 300). Die Pattinson-Batterie umfaſst 9 Kessel. Das Werkblei wird in den 2. oder 3. Kessel eingesetzt und erreicht im 1. Kessel 2 Proc., im 8. oder 9. Kessel 0,1 Proc. Silbergehalt. Dieses letztere bildet das Material für die Zinkentsilberung; sie besteht in der Entsilberung des Bleies in guſseisernen Kesseln, im Aussaigern des Zinkschaumes in kleinen guſseisernen Saigerkesseln, in dem Entzinken des entsilberten Bleis in Flammöfen und im Abdestilliren des Zinks aus dem Zinkschaume in Graphittiegeln nach Morgan's Patent. Die Entsilberungsanlage ist in folgender Weise eingerichtet: Von den beiden Entsilberungskesseln mit den zwischen ihnen befindlichen Saigerkesseln in einer Ebene besitzen erstere 1m,89 oberen Durchmesser, 1m Tiefe und fassen je 20t Werkblei; die halbkugelförmigen Saigerkessel haben 0m,55 Halbmesser. Unter den Entsilberungskesseln liegt der Raffinirofen zum Entzinken des entsilberten Bleis, welches letztere mittels eines Hebers in den Raffinirofen abgelassen werden kann. Dieser Ofen hat 3m Länge, 2m Breite und 0m,45 Tiefe. Der Herd ist aus Chamotte hergestellt und liegt 2m unter dem Rande der Entsilberungskessel. Auf den meisten deutschen Hüttenwerken geschieht das Entzinken des entsilberten Bleies in guſseisernen Kesseln mit Hilfe von Wasserdampf. Hiermit sind allerdings bei der Nothwendigkeit, das zu raffinirende Blei zur Rothglut erhitzen zu müssen, häufige Erneuerungen der Kessel verbunden. Dagegen ist der Bleiverlust ein sehr geringer und man erhält ein als Farbe verwerthbares Gemenge von Bleioxyd und Zinkoxyd. Unter dem Flammofen befindet sich ein guſseiserner Stichkessel von 1m,90 oberem Durchmesser und 1m Tiefe, in welchen das entzinkte Blei durch einen mittels eines Kegelventiles verschlieſsbaren Rohrstutzen abgelassen wird. Die Pattinson-Batterie liegt tiefer als die Entsilberungsanlage. Das Werkblei wird aus dem letzten Pattinson-Kessel durch eine Rösing'sche Bleipumpe ausgepumpt; seine Förderung nach den Entsilberungskesseln geschieht durch einen mit Dampf betriebenen Aufzug. Man gibt bei der Entsilberung einen dreimaligen Zusatz von Zink in Zeiträumen von je 5 Stunden. Der erste Zinkzusatz beträgt bei einem Kessel von 20t Werkblei 100k, der zweite 75, der dritte 40k. Es ist also im Ganzen 215k Zink gleich 1,075 Proc. vom Gewichte des Werkbleies zur Entsilberung erforderlich. Durch den ersten Zinkzusatz wird der Silbergehalt des Werkbleies von 0,1 Proc. auf 0,0250 Proc. vermindert. Gleichzeitig wird durch diesen Zusatz der gröſste Theil des Goldes (im Betrage von 0,0004 Proc. des Werkbleies) aufgenommen. Durch den zweiten Zinkzusatz wird der Silbergehalt auf 0,0020 Proc. und durch den dritten Zinkzusatz auf 0,0007 heruntergebracht. Mit den Zusätzen von Zink hört man auf, wenn das Blei noch 0,001 Proc. Silber enthält. Die Silber reiche Legirung, der sogen. Reichschaum, wird in die Saigerkessel übergeschöpft und von einem Theile des Bleies durch Saigern befreit. Die Saigerung wird zweimal vorgenommen. Der im 1. Saigerkessel erhaltene Zinkschaum wird deshalb in den 2. Saigerkessel übergeschöpft und nochmals ausgesaigert. Das bei diesen Saigerungen erhaltene Blei mit einem Durchschnittsgehalte von 0,320 Proc. Silber und 1,300 Proc. Zink wird zur Entsilberung zurückgegeben. Die Producte des Entsilberungsverfahrens sind nun in Procenten des Werkbleies: 1) 0,35 Proc. Schlicker, das sind die beim Einschmelzen des Werkbleies sich ausscheidenden Krätzen mit einem Durchschnittsgehalte von 0,0004 Proc. Gold und 0,10 Proc. Silber; sie gehen in die Bleiarbeit. 2) 2,25 Proc. Reichschaum mit durchschnittlich 0,0153 Proc. Gold, 4,0510 Proc. Silber, 53,200 Proc. Blei, 2,6800 Proc. Kupfer und 39,700 Proc. Zink. Der nach dem ersten Zinkzusatze erfolgende Schaum beträgt nach dem Aussaigern des Bleies 1,753 Proc. des Werkbleies und enthält 0,0174 Proc. Gold und 4,670 Proc. Silber. Der nach dem zweiten Zinkzusatze erfolgende Schaum beträgt nach dem Saigern 0,31 Proc. des Werkbleies und enthält 0,0016 Proc. Gold und 2,530 Proc. Silber. Der nach dem dritten Zinkzusatze erfolgende Schaum beträgt 0,21 Proc. des Werkbleies und enthält eine Spur von Gold und a) 1,30 Proc. Silber. b) 98,95 Proc. entsilbertes Blei mit 0,75 Proc. Zink und 0,0007 Proc. Silber; es wird dem Entzinken im Raffinirofen unterworfen. c) 1,5 Proc. Saigerblei vom Aussaigern des Zinkschaumes; es enthält 1,300 Proc. Zink und 0,032 Proc. Silber und wird, wie erwähnt, zur Entsilberung zurückgegeben. Die Dauer der Entsilberung beträgt 20 Stunden, nämlich 5 Stunden für das Einschmelzen und Entschlickern des Werkbleies und für jede Entsilberung nach den verschiedenen Zinkzusätzen je 5 Stunden. Der gesammte Zinkschaum wird der Destillation unterworfen. Man könnte ihn noch weiter aussaigern; indeſs wird dadurch nur sein Gewicht, nicht aber sein Volumen vermindert. Ein derartiger Zinkschaum setzt sich aber bei der Destillation nicht fest zusammen, so daſs eine verhältniſsmäſsig groſse Menge Silber reicher Krätzen entsteht. Das Abdestilliren des Zinkschaumes geschieht in Graphittiegeln, wie bereits erwähnt. Je ein Tiegel (40cm Weite oben, 30cm Weite unten, 55cm Höhe und 5cm Stärke) wird in einen Windofen mit rundem Schachte (0m,79 Weite und 0m,9 Tiefe bis zur Rostfläche) eingesetzt. Der Zinkschaum wird mit 1 Proc. grobem Holzkohlenpulver gemengt und dann, nachdem der Boden des Graphittiegels mit einer dünnen Lage von Kohlenstücken bedeckt ist, in den Tiegel eingetragen. Die Menge eines Einsatzes beträgt 225k. Sobald Kohlenoxyd aus dem Abzugsrohre der Haube austritt, wird der Deckel des Condensators aufgelegt, in welchem sich das Zink in Gestalt eines Klumpens ansammelt. Das Abdestilliren des Zinks aus 225k Reichschaum dauert 8 bis 9 Stunden. 100 Th. Reichschaum liefern 57,17 Proc. Reichblei mit 0,0186 Proc. Gold und 7,35 Proc. Silber, 5,85 Proc. Tiegelgekrätz mit 0,112 Proc. Gold und 3,5 Proc. Kupfer, ferner 29,54 Proc. Metallzink, 6,35 Proc. Zink in 7,22 Proc. Zinkstaub und Zinkgekrätz. Von dem Zinkgehalte des Reichschaumes gewinnt man 90,4 Proc., d. i. 50 Proc. des zur Entsilberung verwendeten Zinks wieder. Wegen der Zinkentsilberung in den Vereinigten Staaten vgl. Hofmann, Mineral Resources of the United States, Calendar years 83 und 84. In einer Abhandlung Die Destillation des Zinkschaumes in der Preuſsischen Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen, Jahrg. 1886, stellt Rösing die verschiedenen Arten der Entfernung des Zinks aus der bei der Entsilberung des Werkbleis durch Zink erhaltenen Silber reichen Legirung durch Abdestilliren des Zinks dar und gibt zum Schlusse der Destillation den Vorzug gegenüber der von Schnabel erfundenen und von ihm in Lautenthal im Harze eingeführten Ammoniaklaugerei, wohingegen Schnabel, sich auf die Erfolge in Lautenthal stützend, dahin entscheidet (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1888 S. 300), daſs das Ammoniakverfahren bei groſser Production immer am Platze sein, bei geringerer dagegen wegen der verhältniſsmäſsig höheren Anlage und Betriebskosten dem Destillatonsverfahren nachstehen würde. Gegenwärtig wird eine Anlage für das Ammoniakverfahren zu Hoboken bei Antwerpen errichtet. Im Anschlusse an die Zinkschaumverarbeitung möge auf das der Deutschen Gold- und Silber-Scheideanstalt vorm. Roessler in Frankfurt a. M. jüngst ertheilte D. R. P. Nr. 45195, vom 3. Mai 1888 ab gültig, aufmerksam gemacht werden. Zur Entfernung des Zinks aus Bleizink- und Blei-Zink-Silberlegirungen drückt man nach diesem Verfahren durch die rothglühenden geschmolzenen Legirungen Wasserstoff oder Kohlenoxyd oder Kohlenwasserstoffe oder Stickstoff oder Gemische von zwei oder mehreren dieser Gase oder Kohlensäure oder Gemische von Kohlensäure und Stickstoff oder von Kohlensäure, Kohlenoxyd und Stickstoff, so lange, bis die zurückbleibenden flüssigen Massen zinkfrei sind. Die gedachten Gase bezieh. Gasgemische sollen nach einer groſsen Reihe von angestellten Versuchen die Eigenschaft haben, beim Durchstreichen durch die flüssigen Legirungen das Zink sehr schnell und bei so niedriger Temperatur auszutreiben, daſs das Verfahren in Gefäſsen aus Eisen ausgeführt werden kann. Kohlenoxyd, Wasserstoff, Kohlenwasserstoff', Stickstoff, sowie Gemische dieser Gase treiben das Zink in natürlichem Zustande aus, und man erhält dasselbe als graues Pulver. Kohlensäure treibt das Zink in der Form von Zinkoxyd aus. Sie hat den groſsen Vorzug vor dem als Austreibungsmittel für das Zink angewendeten Wasserdampfe, daſs sie das Blei nicht oxydirt, wie es bei Anwendung von Wasserdampf in Folge der Beimischung von atmosphärischer Luft immer der Fall ist. Ist die Kohlensäure mit Stickstoff oder Kohlenoxyd gemischt, wie es bei der Herstellung der Kohlensäure im Groſsen aus Koks oder Kalkstein stets der Fall ist, so wird das Zink als ein Gemenge von Zink und Zinkoxyd ausgetrieben. (Fortsetzung folgt.)