Titel: Ueber Antriebsmechanismen für Nähmaschinen-Schiffchen.
Autor: H. G.
Fundstelle: Band 271, Jahrgang 1889, S. 392
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Ueber Antriebsmechanismen für Nähmaschinen-Schiffchen. Mit Abbildungen auf Tafel 20. Antriebsmechanismen für Nähmaschinen-Schiffchen. Bei denjenigen Doppelsteppstich-Nähmaschinen, wo die Stichbildung entweder mit Hilfe eines Schiffchens erfolgt, welches von einem Treiber durch die Oberfadenschleife geführt wird oder wo die letztere unter Vermittelung eines Greifers über die mit diesem durch die Fadenschleife gehende Spule gezogen wird, erfährt der Oberfaden bei der Stichbildung in dem Augenblicke, wo er von dem Schiffchen bezieh. der Spule oder dem Greifer abgleitet, eine starke Zerrung und Abnutzung. Die nachstehend erläuterten Vorrichtungen suchen nun diesem Uebelstande dadurch abzuhelfen, daſs sie dem Schiffchen bezieh. dem Schiffchen mit dem Greifer, z.B. bei Ringschiffchen eine Voreilung vor dem Treiber geben, so daſs zwischen diesen beiden Theilen ein Spielraum entsteht, welcher ein leichtes Abziehen der Oberfadenschleife ermöglicht. Der zunächst zu erwähnende Antriebsmechanismus von Joseph Werthheim in Frankfurt a. M. ist durch das D. R. P. Kl. 52 Nr. 41138 vom 19. April 1887 geschützt und in den Fig. 1 bis 3 Taf. 20 in Anwendung für ein hin und her laufendes Schiffchen und in den Fig. 4 bis 8 Taf. 20 in Anwendung für ein rotirendes Schiffchen dargestellt. Dieser Antriebsmechanismus ist bereits in einem früheren Berichte (1888 268 385) einer Betrachtung unterzogen, der Vollständigkeit halber jedoch hier nochmals erwähnt worden. Der Schiffchentreiber a (Fig. 1 bis 3 Taf. 20) trägt einen kleinen, durch Feder c beeinfluſsten Winkelhebel b, dessen einer Schenkel mit einem Ansatze o versehen ist, welcher in einer Rinne d der Schiffchentreiberbahn gleitet, dessen anderer Schenkel mit einer Nase i im geeigneten Augenblicke gegen das Schiffchen e stöſst und letzteres im Treiber vorschiebt. Diese Bethätigung des Hebels b wird dadurch erzielt, daſs die Rinne d nicht die ganze Länge der Schiffchenbahn einnimmt, sondern kürzer als diese ist. In Folge dessen tritt der Ansatz o des Winkelhebels kurz vor der Umkehrung der Schiffchenbewegung, also kurz vor dem Augenblicke des Abgleitens der Oberfadenschleife vom Schiffchen, aus der Rinne d heraus, der Winkelhebel b stöſst mit seiner Nase i gegen das Schiffchen e und schiebt letzteres, während der Schiffchentreiber in seiner Bewegung fortfährt, so weit in demselben vor, daſs die Schleife ungehindert zwischen Schiffchen e und Treiber a hindurchgleiten kann. Im Augenblicke, wo der Ansatz o des Winkelhebels b bei der rückläufigen Bewegung des Schiffchens e in die Rinne d der Schiffchentreiberbahn unter Wirkung der Feder c wieder einfällt, wird auch der Winkelhebel b von dem Schiffchen abgehoben (Fig. 2), und letzteres folgt nun allein dem direkten Einflüsse des Schiffchentreibers. Bei rotirenden Schiffchen (Fig. 4 bis 8 Taf. 20) sitzt der dem Schiffchen die Voreilung ertheilende Winkelhebel pb1 auf der tellerförmig verbreiteten Stirnfläche der den Schiffchentreiber a1 tragenden Welle. Der Arm p des Winkelhebels wird durch eine Feder c1 fast während des ganzen Umlaufes des Schiffchens derart beeinfluſst, daſs der zweite Arm b1 des Winkelhebels nicht an dem Schiffchen e1 anliegt (Fig. 5 und 6), dieses also lediglich der Einwirkung des Schiffchentreibers a1 folgt. Kurz vor dem Augenblicke aber, wo die Fadenschleife das Schiffchen verlassen muſs, berührt der am unteren Theile der Platte p angeordnete Ansatz p1 einen festen Punkt am Maschinengestelle, oder auch einen anderen nicht kreisenden Punkt, wie z.B. die Verschraubung g des Excenterringes für die Erzielung der Bewegung des Stoffschiebers. Die Folge dieser Berührung ist eine Drehung des Winkelhebels pb1 um sein Gelenke und zwar derart, daſs der Arm b1 sich gegen das Schiffchen hinbewegt. Der letztere drückt in Folge dessen (bei h, Fig. 7) gegen das Schiffchen e, und dieses wird vorgeschoben, während der Treiber seine Drehbewegung gleichmäſsig fortsetzt; so daſs die Fadenschleife zwischen Schiffchen e1 und Schiffchentreiber a1 ungehindert und ohne Reibung hindurchgehen kann. Während bei den vorstehend beschriebenen Einrichtungen von Werthheim die Voreilung des Schiffchens vor dem Treiber durch einen Winkelhebel erzielt wird, benutzt D'Arcy Porter in Cleveland (Nordamerika) bei seinem durch D. R. P. Kl. 52 Nr. 43065 vom 1. März 1887 geschützten Antriebsmechanismus die Wirkung einer Keilfläche dazu. Das Wesentliche dieser in den Fig. 9 bis 15 Taf. 20 dargestellten Vorrichtung besteht daher in einem mit keilförmiger Nase versehenen, auf der Schiffchentreiberwelle gleitenden Schieber, dessen Nase in eine im Greifer vorgesehene Aussparung eindringt, hierbei diesen um ein geringes vorschiebt, so daſs der Durchgang der Oberfadenschleife zwischen Greifer und Mitnehmer ohne Hemmung von statten gehen kann. Um der Fadenspule während dieser Voreilung des Greifers eine ruhige Lage in dem letzteren zu sichern, ist neben der am Umfange des Greifers wirkenden keilförmigen Nase ein Führungszapfen angebracht, welcher während des Fadenanzuges in die Fadenspule eindringt und somit dieselbe hält, beim Fadenabzuge aber die Spule wieder verläſst. A bezeichnet die Fadenspule, B die Gleitbahn für den Greifer, B1 ist die Bahnbegrenzung, C die Treiberwelle und c der Mitnehmer. Der Greifer ist zur Aufnahme des die Voreilung bewirkenden Treibers e1 zwischen aa1 ausgeschnitten (Fig. 12) und ebenso die Bahn desselben und zwar zwischen den Punkten bb (Fig. 9). Auf der Nabe A1 des Spulengehäuses sitzt die Fadenspule D mit der Kappe D1, welche beiden Theile durch die Feder d und den Dreharm d1 gehalten werden. Die Nabe A1 des Spulengehäuses hat eine Bohrung a2, in welche der Stift e eindringt. Die in der Büchse F gelagerte Welle C hat einen Kopf C1, welcher den Mitnehmer c trägt und mit einer Längsbohrung versehen ist, in der das Gleitstück E mit der keilförmigen Nase e1 und dem Stifte e sich achsial verschiebt, während die Welle C sich dreht. Veranlaſst wird diese Verschiebung durch die in der an dem Lager F befestigten Büchse K vorgesehenen Curvenbahnen TT1, zwischen welchen eine am Gleitstücke E sitzende Führungsrolle i (Fig. 11) gleitet. Sobald sich nun das Gleitstück gegen den Greifer hinbewegt, tritt die Nase e1 in die Aussparung a3 und ertheilt dem Schiffchen eine Voreilung vor dem Mitnehmer c, so daſs der Faden der Nadel ungehinder abgleiten kann. Kurze Zeit nachdem die Nase den Greifer erreicht hat, tritt auch der Stift e in die Spule ein und sichert deren Lage beim Fadenanzuge. Während der Zeit, wo die Fadenschleife der Nadel über den Greifer bezieh. die Unterfadenspule schlüpft, sind der Stift e und die Nase e1 in eine Aussparung der Welle C zurückgezogen und es wirkt nur der Mitnehmer c allein. Die gleiche Wirkung wie durch das Gleitstück E mit Nase e1 und Stift e wird auch durch Benutzung des in Fig. 14 Taf. 20 dargestellten Stiftes e erreicht. Beim Eindringen dieses Stiftes in die Bohrung der Fadenspule muſs sich diese ein wenig drehen und es wird somit die Fadenspule mit dem Greifer ebenfalls ein wenig von dem Mitnehmer c entfernt, so daſs die Nadelfadenschlinge frei passiren kann. H. G.

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