Titel: Ueber technische Neuerungen auf dem Gebiete der Brauindustrie (zugleich Bericht über die Stuttgarter Brauerei-Ausstellung); von Prof. Alois Schwarz in Mährisch-Ostrau.
Autor: Alois Schwarz
Fundstelle: Band 273, Jahrgang 1889, S. 101
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Ueber technische Neuerungen auf dem Gebiete der Brauindustrie (zugleich Bericht über die Stuttgarter Brauerei-Ausstellung); von Prof. Alois Schwarz in Mährisch-Ostrau. (Schluſs des Berichtes Bd. 272 S. 82.) Mit Abbildungen. Technische Neuerungen auf dem Gebiete der Brauindustrie. L. A. Enzinger, der Erfinder und rührige Verfechter der vielfach beliebten Papierfiltration, hatte seine patentirten Filterapparate, deren Construction durch mehrfache Besprechung bekannt ist, in allen Gröſsen ausgestellt und führte dieselben, wie die gleichfalls bekannten Flaschenabfüllapparate für zwei und acht Flaschen (letzteren als Revolverapparat) im vollen Betriebe vor. Enzinger hatte übrigens auch diesmal zwei Neuheiten vorgeführt, und zwar eine verbesserte Faſsabfüllmaschine und eine Flaschenschwenkmaschine. Die neue Faſsabfüllmaschine ist in ihrem Aeuſseren der älteren Construction ähnlich und besteht aus dem erhöht auf einem Tische stehenden Gegendruckkessel, den Faſsabfüllhahnen mit Schläuchen und den Faſsauflagern, deren Ständer zur Aufhängung der Faſsabfüllhähne dienen. Am Boden des Kessels befindet sich der Einlaufhahn von 40mm lichter Weite, welche Weite auch der Zuleitungsschlauch haben soll. Unten an der Vorderseite des Kessels ist der Auslaufstutzen angebracht, an dessen drei Armen die 20 bezieh. 25mm weiten Bierschläuche der Abfüllhähne angeschraubt werden; die 15mm weiten Luftschläuche der Hähne werden ebenfalls mittels Verschraubung an den Gewindestutzen auf der unteren Seite der drei Arme befestigt. Die 7mm weiten Abspritzschläuche der Hähne werden durch die an der Unterseite befindliche Schlauchöse gesteckt und in ein unter den Tisch gestelltes Gefäſs geleitet. Auf dem Auslaufstutzen ist eine Glaslaterne angebracht und in dieser ein Schwimmerventil, welches selbsthätig den Austritt der überschüssigen Luft und damit den Zulauf des Bieres regelt. – Die Aufstellung des Apparates geschieht in folgender Weise: Die Faſsauflager werden, nachdem vorher die kleinen Tische mit Leuchtern an den Ständern angeschraubt wurden, an der Vorderseite des Kessels in gerader Linie aufgestellt und zwar ein Auflager vor der Mitte des Kessels, die beiden anderen rechts und links davon so weit entfernt, daſs genügend Platz vorhanden, wenn die gröſsten Fässer aufliegen, also etwa 800 bis 1000mm von Mitte zu Mitte. Die Universalgelenke, durch welche die Stangen der Hähne gehen, werden dann mit ihren Zapfen oben in die Bohrungen der Ständer gesteckt und mittels Stellschrauben vor dem Herausfallen gesichert, worauf dann die Schläuche der Hähne an den Auslauf- bezieh. Luftröhren des Kessels angeschraubt werden. Die neue Enzinger'sche patentirte Flaschenschwenkmaschine hat den Vortheil, daſs bei derselben, entgegen den meisten anderen Constructionen, anstatt der Bürste die Flasche rotirt und man die erstere, welche je nach der Form der Flasche besonders geformt ist, im Inneren der Flasche ganz nach Belieben dirigiren kann. Die Handhabung der Maschine ist die denkbar einfachste; indem man durch den an der Maschine angebrachten Fuſstritt das senkrecht stehende Schwungrad der Maschine in Bewegung setzt, beginnt sofort die Umdrehung der oben eingelegten wagerechten Welle, an welcher ein bezieh. zwei Bolzen befestigt sind. Hier wird die zu reinigende Flasche mit ihrem unteren Ende aufgesteckt und rotirt sofort. An dem oberen Theile des angebrachten, unten mit einem verschiebbaren Gewichte versehenen zweiarmigen Hebels befindet sich ein Aufsatz mit einem Mundstücke, durch welchen die Flasche geführt wird, ohne daſs letztere in ihrer Rotation gehindert ist. Durch dieses Mundstück ist selbst bei der schnellsten Umdrehung mit Leichtigkeit die Bürste einzuführen, und die vollständige Reinigung der Flasche geht durch einfaches Anlegen der Bürste an der inneren Wandung vor sich. Der Hebel ist in den unteren Seitenarmen des Gestelles verschiebbar und durch eine Stellmutter verstellbar, um den Aufsatz je nach der Gröſse der Flasche richten zu können, so daſs man mit dieser Maschine Flaschen verschiedenster Gröſse reinigen kann. Heinrich Stockheim in Mannheim, der Erfinder der Cellulosefilter, hatte die Ausstellung mit einer Collection seiner Filterapparate beschickt. Die Construction des Stockheim'schen Filterapparates mit senkrechter Filtertrommel ist durch die auſserordentliche Verbreitung zu bekannt, um noch einer besonderen Beschreibung zu bedürfen. Wir erwähnen nur der neuerlich angebrachten vortheilhaften Verbesserung einer centralisirten Entlüftung und einer automatischen Leerfiltration, die, wenn gewünscht, im geeigneten Augenblicke ermöglicht ist; ferner die Anordnung an dem nunmehr constructiv sehr vereinfachten Apparate, die Abfüllhähne erforderlichenfalls mit einem praktischen und sehr einfachen isobarometrischen Spundhahne versehen zu können. – Recht zweckmäſsig und empfehlenswerth erscheint auch der ausgestellte Röhrenkühler, der bei glutintrüben Bieren zwischen Lagerfaſs und Filter einzuschalten ist, um das gelöste Glutin durch Abkühlung von der Filtration auszuscheiden und im Filter zurück zu behalten. Fig. 1., Bd. 273, S. 103 Fig. 2., Bd. 273, S. 103 Ferner eine neue Anzapfvorrichtung, Pat. Stockheim, welche den Vortheil hat, daſs man den Hahn leicht und einfach aufsetzen kann, ohne Bierverlust, bei vollem und kräftigem Ausflusse, und daſs man das im Faſsgrunde lagernde Bier mit Hilfe einer gebogenen Ansatzröhre vollständig leer ziehen kann, ohne die festsitzend bleibende Hefe wie durch das sonst übliche Kippen aufzurütteln, so daſs dieses Restbier gleich unter dem bestehenden Pressionsdrucke ohne Kohlensäureverlust durch das Filter getrieben wird. Dieser Universalanstichhahn wird in zwei verschiedenen Constructionen ausgeführt. Fig. 1 zeigt die Ausführung ohne die Kükenhahnen mit seitlichem Ausgange, bei welchem nach erfolgtem Ausstoſse des Pfropfens der mit Gummidichtung versehene Stöpsel die Abdichtung gegen die Wandung der Büchse bewirkt. Nachdem die Schlauchleitung an den seitlichen Ausgang angeschraubt ist, wird der Stöſser zurückgezogen, und der Ausfluſs des Bieres erfolgt so lange, bis der Stöſser nach innen gedrückt wird. Fig. 2 zeigt einen Kükenhahnen mit einem gebohrten Durchgange, bei welchem die Durchlaſsvorrichtung an das vordere Gewinde geschraubt wird. Die Firma Heinrich Gehrke in Berlin brachte ihre neu construirten Bierfiltrir- und Abfüllapparate, System und Patent Gehrke-Wohlfarth, durch vier complete Filteranlagen zur Ausstellung. Der Filter hat Glockenform, liegt wagerecht und ist mit einem Kühlmantel umgeben; das Ganze ist auf einem Wagen montirt und sowohl um seine senkrechte als auch wagerechte Achse drehbar. In Folge der Drehbarkeit des Filterapparates um seine wagerechte Achse läſst sich das Bier nicht allein von unten nach oben, sondern auch umgekehrt von oben nach unten filtriren. Letztere Anwendung empfiehlt sich besonders bei solchen Bieren, die nicht sehr stark gespundet sind und wobei es auf eine hohe und quantitative Leistung abgesehen ist; erstere Anwendung ist dagegen bei stark gespannten Bieren vorzuziehen. Wird von unten nach oben filtrirt, so wird am Schlusse der Filtration der Apparat (mittels Zahnrad und Schnecke) um seine wagerechte Achse gestürzt; das Auslaufrohr des Apparates, das durch die Achse des Filters aus- und in den sogen. Schaumverhüter einmündet, braucht dabei nicht gelöst zu werden. An einem Dreiwegehähnchen des Luftabsperrkessels und dem Leerlaufhähnchen des Filters ist je ein Luftschlauch angebracht, der gegebenen Falls durch Schlauchverschraubungen verkuppelt werden kann. Beim Einziehen des Lagerfasses, wenn sich die Ventilkugel gesenkt und den Zugang zum Filter abgesperrt hat, wird der Filtrirapparat in oben beschriebener Weise gestürzt. Die comprimirte Luft dringt vom Lagerfasse durch den Bierleitungsschlauch in den Luftabsperrkessel und aus dem Dreiwegehähnchen durch die verkuppelten Luftschläuche in den umgestürzten Filterapparat und drückt auch den letzten Rest Bieres in filtrirtem Zustande nach dem Abfüllapparate, wo ersterer in der gewöhnlichen Weise auf die Versandt- bezieh. Schenkfässer übergefüllt wird. Unter den zahlreichen von der Firma Otto Fromme in Frankfurt a. M. ausgestellten Gegenständen waren gleichfalls Filterapparate eigenen Systemes vertreten. Dieselben bestehen im Wesentlichen aus einer oben und unten offenen cylindrischen, durch Deckel verschlieſsbaren Trommel, die mittels zweier Drehzapfen auf einem fahrenden Gestelle wagerecht gelagert und durch einen in der Mitte desselben angebrachten schrägen Boden in zwei gleiche über einander liegende Kammern getheilt ist. In diesen Kammern wird die breiartige Filtermasse zwischen gelochten Kupferblechen und Drahtsieben derart eingelegt, daſs zuerst die oberen Kammern bis zum Rande gefüllt, darauf der Deckel aufgesetzt und die Schrauben fest verschlossen werden, wodurch dann derselbe tief in die Trommel eindringt und die eingebrachte Filtermasse stark zusammenpreſst. Nach halber Drehung der Trommel um ihre Achse, so daſs jetzt die untere Kammer oben ist, wird in gleicher Weise die Füllung auch dieser Kammer vorgenommen. Die Filtermasse besteht aus zwei verschiedenen Materialien, nämlich die eine Schichte aus Cellulose, die andere aus feiner Baumwollfaser; letztere filtrirt feiner und wird daher so eingelegt, daſs das Bier dieselbe zuletzt passirt. Da für diese Filtermassse nur bestes, chemisch reines Material ohne irgend welchen schädlichen oder verbotenen Zusatz in Verwendung kommt, so ist deren Wirkung eine durchaus gute; die Masse selbst kann nach dem Gebrauche ausgewaschen und von Neuem gebraucht werden. Am Apparate selbst, und zwar am höchsten Punkte desselben, ist der Luftabsperrkessel angebracht, durch den bei Inbetriebsetzung zunächst die Zuleitung vom Lagerfasse zum Apparate entlüftet wird. Von hier aus dringt das Bier in den Apparat, bei doppelten Apparaten gleichzeitig in beide Trommeln und preſst die über den Filterschichten vorhandene Luft durch Lufthähnchen, die am höchsten Punkte neben dem Einlaufe angebracht sind, heraus. Die unter den Filterschichten befindliche Luft wird durch das nun stark zuströmende Bier durch die untere Oeffnung mit nach dem Schaumverhüter fortgerissen, wo sie in die Laterne aufsteigt und dort abgelassen wird. Ist der Apparat auf diese Weise vollständig entlüftet, so kann keine Luft mehr hineindringen, da der erwähnte Luftabsperrkessel alle Luft, die etwa noch in einer Biegung des Zuleitungsschlauches verblieb und nachträglich fortgerissen wird, abhält. Auch ein Freiwerden von Kohlensäure, also ein Schäumen des Bieres, kann, nachdem der Apparat in Betrieb gesetzt ist, aus den oben angeführten Gründen nicht vorkommen. Wenn das Lagerfaſs leer ist, sinkt das Bier im Luftabsperrkessel, ein darin schwimmender Gummiball setzt sich auf die Ablauföffnung und verschlieſst luftdicht den Eingang der Oeffnung. Sowohl der Filter selbst als auch der Luftabsperrkessel und Schaumverhüter mit Abfüllbock sind in allen ihren Theilen aus innen gut verzinntem Kupfer, Messing und Rothguſs hergestellt, so daſs die ganze Einrichtung einen bedeutenden Metallwerth repräsentirt. Ein weiterer bekannter und bewährter Filterapparat ist der von der Maschinen- und Armaturfabrik Frankenthal vorm. Klein, Schanzlin und Becker ausgestellte. Derselbe hat in jüngster Zeit gleichfalls wesentliche Verbesserungen durch den Erfinder, den Mitchef der Firma, Herrn Klein, erfahren und muſs gleichfalls als einer der praktischsten und leistungsfähigsten Cellulosefilter bezeichnet werden. Die neueste Verbesserung des Filters besteht hauptsächlich darin, daſs durch eine besondere Entluftungsvorrichtung der Filter nicht gekippt zu werden braucht, daſs ferner durch eine besondere Construction der Siebeinsätze ermöglicht wird, die Filtermasse nach Wunsch oder Erforderniſs stärker oder schwächer zu pressen, um die Filtrationsfähigkeit nach Bedarf zu erhöhen. Unter anderen Apparaten stellt die Firma Otto Fromme in Frankfurt a. M. noch als neu Lagerfaſsbüchsen, System Munz-Göbel, aus, die sich von den anderen bekannten Faſsbüchsen durch wesentliche Vorzüge auszeichnen. Diese Lagerfaſsbüchse mit Abfüllhahnen wurde nach Angabe des verstorbenen Herrn Max Munz, Braumeisters der Württembergisch-Hohenzoller'schen Brauereigesellschaft in Stuttgart angefertigt und entspricht allen Anforderungen, die an eine derartige Einrichtung gestellt werden können. Es ist dies eine äuſserst einfache, sehr praktische und mit gröſster Leichtigkeit zu handhabende Construction. Der ganze Hahn besteht aus zwei Stücken, welche unmöglich in Unordnung gebracht werden können. Wenn das Gehäuse in das alte Loch des Faſsthürchens eingeschraubt ist, so daſs das O-Zeichen nach oben steht, wird der Hahn immer von selbst die richtige Stellung einnehmen. Wenn weiter mit dem Schlüssel die innere Büchse eingedreht ist, werden die Einlauföffnungen stets nach unten stehen, wodurch erreicht wird, daſs aus einem Fasse etwa 1hl Bier mehr abgefaſst werden kann als bei anderen Systemen. Sehr vortheilhaft ist es auch, die Büchse statt in das Thürchen von unten ins Faſs, in der Nähe des Thürchens, also in die Daube einzuschrauben, dann ist es möglich, alles brauchbare Bier aus dem Fasse zu ziehen. Es empfiehlt sich dies besonders da, wo Filterapparate benutzt werden. Beim Pichen der Fässer wird entweder die innere Büchse fest angezogen oder besser noch ein äuſserer Schutzdeckel innen eingeschraubt, damit sich kein Pech ansetzen kann. Von bereits bekannten Constructionen der Filterapparate sind noch die schon früher beschriebenen Piefke-Filter ausgestellt von Arnold und Schirmer in Berlin, rühmlichst hervorzuheben. Die Construction der ausgestellten Apparate zeigt wesentliche Verbesserungen gegenüber den früheren Ausführungen, und zwar ist der Luftabscheider mit dem Apparate jetzt verbunden, während er früher von demselben getrennt montirt war. Der Entschäumer ist durch eine patentirte Neuerung derart construirt, daſs selbst hoch gespundete Biere mittels derselben spundvoll abgefüllt werden können. Es waren die Apparate in je drei Modellen, und zwar für Wasser- und Bierfiltration ausgestellt, welche sich durch hübsche und elegante Ausführung auszeichneten. Besondere Beachtung verdient ein neu construirter, sehr einfacher und praktischer Apparat für die Reinigung der in diesem Filter verwendeten Filtermasse. Derselbe besteht aus einem Holzkasten, der durch eine in dessen Mitte rotirende Trommel aus Metallgaze in zwei Abtheilungen geschieden ist. An dieser Gazetrommel liegt eine Filz walze an, welche durch zwei Hebel in federndem Zustande erhalten wird. Die durch den Wassergegenstrom aus dem Filterapparate gespülte Filtermasse flieſst in die mit Holzboden versehene erste Abtheilung des Waschapparates. Durch Drehen einer Kurbel wird der Gazecylinder und mit ihm gleichzeitig die Filzwalze bewegt und drückt das gewaschene Filtermaterial vollständig aus. Das Waschwassser flieſst durch die Gazetrommel ab. Die Filzwalze transportirt die Filtermasse selbsthätig in die zweite Abtheilung des Waschapparates, welche mit Siebboden aus Metallgaze versehen ist, durch welchen das Wasser vollständig abtropft. Dieser Waschprozeſs kann beliebig oft mit kaltem oder heiſsem Wasser vollzogen werden, und erfordert die gesammte Reinigung höchstens 30 Minuten. Der Apparat dürfte sich wegen seiner einfachen Handhabung rasch einführen. Der Piefke'sche Filterapparat war auch während des Brauertages in Betrieb zu sehen, und zwar in der Brauerei von B. Rettenmeyer in Stuttgart und in der Bachner'schen Brauerei in Tübingen. Die Methode von Wasserfiltration nach Dr. Gerson in Hamburg war sowohl in einem Modelle als auch in einer kleinen in Betrieb stehenden Anlage in der Ausstellung vertreten. Dieses Filtrationssystem versucht, von festen Grundsätzen ausgehend, sich möglichst den Anforderungen der Praxis anzubequemen. Es thut dies zunächst, indem es die Filtration des Wassers in eine Vor- und Nachfiltration zerlegt, von dem Prinzipe ausgehend, daſs dem Besitzer nicht derselbe Kostenaufwand verursacht werden darf, wenn er gutes Nutzwasser, als wenn er tadelloses Trinkwasser erzielen will. Die Vorfiltration ist dazu bestimmt, die gröberen mechanisch suspendirten Bestandtheile aus dem Wasser zu entfernen und so ein gutes, klares Nutzwasser zu erlangen. Sie functionirt unter einem Drucke von 5m. Die Nachfiltration unter Hochdruck (9m) verwandelt das so filtrirte Wasser in schönes, reines Trinkwasser, welches an Qualität gutem Quellwasser wenig nachgibt. Will man ein Wasser erzielen, welches selbst dem schönsten Quellwasser ebenbürtig an die Seite gestellt werden darf, so kann der Nachfiltration unter Hochdruck noch die Nachfiltration unter schwachem Drucke (0m,8) folgen. Um in diesem Falle dem Wasser alle Eigenschaften des Quellwassers zu geben, werden ihm noch durch einen sehr einfachen, selbsthätigen Apparat Luft und Kohlensäure in denselben Mengen zugeführt, wie dieselben im Quellwasser vorhanden. Das Wasser tritt in zwei parallelen Bahnen von unten nach oben durch die Filter, und bilden zwei solcher Cylinder immer einen Apparat. Bei der oben erwähnten Gegenspülung passirt nun, in Folge des Umdrehens eines Hahnes, das filtrirte Wasser des einen Cylinders den zu reinigenden Filter, statt wie gewöhnlich von unten nach oben, von oben nach unten und treibt so die hauptsächlich im unteren Theile des Cylinders befindlichen Schmutztheile heraus. Bei den Vorfiltern wird die Wirkung dieser Reinigungsmethode noch dadurch erhöht, daſs das elastische Filtermaterial (mit Eisentannat imprägnirte Schwämme) durch den Druck der unteren Schraube comprimirt und so die Schmutzpartikel vollkommen herausgepreſst werden, wohingegen bei den Nachfiltern, in welchen sich nur die feineren organischen Bestandtheile absetzen, die Reinigung durch einfache Gegenspülung genügt. Nach einem halben Jahre (bei sehr schmutzigem Wasser noch früher) wird es nöthig, die Vorfilter neu zu füllen, doch ist dann das alte Filtermaterial nicht unbrauchbar geworden, sondern muſs nur gründlich ausgewaschen werden und kann dann wieder als neu functioniren, so daſs selbst, wenn ein Besitzer den Betrieb nie unterbrechen will, er mit einem Reservefiltermaterial für immer genug hat. Die Nachfilter können sogar 1½ bis 2 Jahre ungestört functioniren; auch dann ist es möglich, die Filterstoffe (mit Eisentannat imprägnirter Bimsstein) durch Auswaschen wieder zu reinigen, doch ist es häufig, speciell wenn das Wasser viel organische Substanzen enthält, vorzuziehen, eine vollkommene Neufüllung eintreten zu lassen. Fig. 3., Bd. 273, S. 108 Der von der Firma Lukhardt und Alten in Kassel ausgestellte neue hydraulische Patent-Spundapparat ist in beistehender Figur dargestellt. Die schlechten Erfahrungen, welche mit den seither bekannten Spundapparaten mit Leitungen von Wasser oder Quecksilbersäule allgemein gemacht worden sind, haben die genannte Firma veranlaſst, einen Apparat zu construiren, welcher jedes Faſs für sich unter einem beliebigen Drucke spundet. Der hydraulische Patent-Spundapparat ist in allen Theilen solid gehalten, dabei einfach und praktisch eingerichtet. Derselbe besteht aus zwei Hohlräumen A und B, welche eine Plattenfeder S von einander trennt. In dem oberen Hohlraume A befindet sich eine Flüssigkeit, auf welche durch Niederpressen der Plattenfeder S ein Druck ausgeübt wird, welcher demjenigen gleichkommt, den man auf dem Bier halten will. Durch einen Manometer wird jeder Apparat genau controlirt. Das Ventil J in dem Hohlraume B, welches auf der Plattenfeder S befestigt, kann sich also erst dann öffnen, wenn der Druck von unten die eingestellte Höhe überschreitet, während sich das Ventil sofort wieder schlieſst, sobald der Ueberdruck abgeführt wird. Ein Ueberspunden des Bieres ist also vollständig ausgeschlossen. Durch die untere Mutter, welche an dem Abzugsrohre V befestigt ist, läſst sich der Druck verstärken und verringern. Man kann also jedes Faſs für sich im Verhältnisse zu dem gewünschten Mousseux spunden. Soll das betreffende Faſs abgefüllt werden, so entfernt man den Theil C des Apparates, nachdem der Hahn H vorher geschlossen worden ist, und schraubt einen Luftwinkel mit dem Schlauche der Luftpumpe bei M an. Die ausgestellten hydraulischen Patent-Spundapparate, welche unter Kohlensäuredruck arbeiteten, erregten allgemeines Interesse. Es wurde flüssige Kohlensäure verwendet in Flaschen von 10k Inhalt und etwa 60at Druck. Durch einen sehr sinnreichen hier zum erstenmal öffentlich gezeigten Hochdruckreducirer, welcher der Firma Lukhardt und Alten ebenfalls patentirt ist, wurde dieser Druck bis auf 1/10at vermindert. Lieſs man nun langsam den Druck entsteigen, so öffneten sich die Ventile der Spundapparate in dem Augenblicke, wo das Manometer einen höheren als den eingestellten Druck anzeigte und der Ueberdruck wurde pfeifend abgeführt. Der Hochdruckreducirer wird für Bierpression mittels flüssiger Kohlensäure, die jetzt sehr billig geworden ist, eine groſse Zukunft haben. K. T. Petrovitsch, Braumeister der Exportbrauerei Glück auf in Ueckendorf-Gelsenkirchen, hatte seine verstellbare Universal-Hefe- und Bier-Ablaſs-Spundbüchse für Gährbottiche und Lagerfässer ausgestellt. Diese verstellbare Universal-Spundbüchse hat den Zweck, das Spundloch am Gährbottich unnöthig zu machen und das Zapfenloch gleichmäſsig sowohl für das Abziehen des Bieres, als auch für das Herauslassen der Hefe und Mischen des Bieres und Satzes mittels gepreſster reiner Luft zu bewirken. Dieselbe besteht: 1) Aus der zum Heraus- und Hineinschrauben eingerichteten, mit Skala versehenen Büchse; 2) aus dem Mutterringe, welcher mittels sechskantiger Mutter im Gährbottichboden in der Weise befestigt wird, daſs der obere Rand der Büchse mit dem Bottichboden ganz gleich steht; 3) aus dem Schlauch bezieh. Luftschlauch nebst zwei Schlauchverschraubungen, von denen die eine zum Befestigen des Luftschlauches und die andere zum Befestigen des Bierschlauches dient, und endlich 4) aus dem Doppelventil. Der Hahn functionirt wie folgt: Ist der Mutterring im Gährbottich befestigt, so dreht man die Büchse so weit, als es geht, in den Bottich hinein, versieht denselben mit Doppelventil und schlaucht das Bier zum Bottich; hierauf dreht man den Schlauchhahn in die Büchse und versieht denselben mit der zum Luftschlauch passenden Schlauchverschraubung, bringt den Schlauch mit der vorhandenen Luftpumpe in Verbindung, öffnet den Schlauchhahn langsam, läſst so viel Luft in den Bottich eindringen als erforderlich, um das Bier genügend in Bewegung zu bringen und gibt Satz. Der Satz wird vorerst in einem Schäffel mit Bier aufgelöst, indem man denselben mit einem Besen durchpeitscht, sodann den Lufthahn aufreibt und den Satz der durch den Luftdruck entsprudelnden Würze langsam zugieſst. Nach stattgehabtem Gährprozesse schraubt man den Schlauchhahn (welcher inzwischen an einen anderen Bottich gebracht worden) wieder in die Büchse, versieht denselben mit der zum Bierschlauche passenden Verschraubung, nimmt das Doppelventil aus der Büchse und öffnet den Schlauchhahn, wodurch das Bier entweder selbsthätig oder mittels Würgelpumpe in den Lagerkeller zum Lagerfasse gefaſst werden kann. Durch Retourschrauben der Büchse kann der letzte Tropfen Bier von der Hefe abgelassen werden. Ist das Bier abgeschlaucht, so entfernt man den Hahn und stellt die Hefewanne unter den Bottich, dreht die Büchse, an welcher eine Scala mit Centimetermaſs angebracht, so weit zurück, als die oberste Hefeschichte lagert, und streift die letztere mittels Krücke ab; dieses wiederholt sich bei jeder Hefeschichte. Zu jedem Gährbottich ist eine vorstellbare Universal-Spundbüchse erforderlich, jedoch genügt für etwa 30 Bottiche ein Hahn mit einer Bier- und Luftschlauchverschraubung, um ungestört arbeiten zu können. Ein anderer sehr einfacher und äuſserst zweckmäſsiger Kellerapparat, den neuesten Abfüllhahn unter Luftgegendruck, hatte nebst zahlreichen anderen praktischen Hilfsapparaten für den Brauereibetrieb der Braumeister Oswald Kropf in Nürnberg als seine jüngste Erfindung ausgestellt. Der Kropf'sche Hahn ist der erste Apparat, welcher mittels eines einzigen Reibers (Wirbel) durch eine kleine Drehung das Bier mit Vordruck ins Faſs bringt und während des Bierzulaufes den Gegendruck in beliebiger Stärke regulirt. Die Vortheile dieses neuen Abfüllhahnes sind daher: Das Bier wird vom Mutterfasse ohne jeden Verlust an Kohlensäure und Bier in das Transportgebinde gebracht, wodurch dasselbe haltbarer wird und längere Zeit am Zapfen Trieb hält, so daſs sich der Hahn in Kürze bezahlt macht. Nur auf diese Weise kann man Bier mit hohem Kohlensäuredruck im Lagerfasse auf Fässer derart abfüllen, daſs während des Ueberfüllens die Spannung des kohlensauren Gases nicht verringert wird und dasselbe sich durch Kohlensäurereichthum auszeichnet. Das häufige Heben des Faſsgelägers ist ganz ausgeschlossen; man kann die Biere stärker spunden und das Abfüllen unterbrechen, da auch theilweise abgefaſste Fässer keine Kohlensäure durch den Druck verlieren. Jedes Nachfüllen der Fässer ist hierdurch erspart, da durch den Gegendruck das Bier schaumfrei in das Faſs tritt und dasselbe sofort zugeschlagen wird. Eine allenfalls nöthige Reinigung des Hahnes von Werg und Pech, die bei allen bisherigen Apparaten sehr zeitraubend und nur durch Dampfdruck ermöglicht wurde, ist durch das einfache Abschrauben des Schaftes auf die leichteste, schnellste und gründlichste Art zu bewerkstelligen und sonach die Gefahr des Platzens der Fässer vollkommen aufgehoben. Der Hahn kann vermöge seiner Einfachheit von jedem Laien leicht bedient werden, da die ganze Handhabung desselben in einer Viertelsdrehung von rechts nach links und retour besteht. In wenigen Secunden wird durch den einzigen Reiber (Wirbel), den der Hahn besitzt, schlechte oder warme Luft, wenn nöthig, ausgelassen, Vordruck mit reiner, kalter Luft erzeugt und Bier unter fortwährendem, beliebig regulirbarem Gegendrucke bei gleichmäſsig starkem Einlaufe eingeführt, nach dem Vollsein wird obige Drehung nur entgegengesetzt ausgeführt. Ein neues Verfahren zum Spülen von Flaschen u.s.w. war von G. Reininghaus in Mainz vorgeführt. Bei dem vorliegenden Spülapparate benützt man einen gepreſsten Luftstrom, welchen eine Pumpe oder ein Gebläse erzeugt. Der zu reinigende Gegenstand wird mit geeigneter Spülflüssigkeit versehen und der Luftstrom eingeleitet, welcher bei geringer Kraft angewendet eine reinigende intensive Wirkung ausübt. Bei Flaschenreinigung wird nach und nach die ganze Spülflüssigkeit aus der Flasche herausgedrückt und dieselbe durch den den Hals umschlieſsenden Stülp nach dem Spülbassin zurückgeführt. Eine mittelgroſse Pumpe genügt, um in einer Batterie von 10 bis 12 Flaschen den nöthigen Luftstrom zu erzeugen. Ebenso war von G. Reininghaus in Mainz eine Neuerung an Spunddauben für Fässer ausgestellt. Die Spundlöcher der Faſsdauben bei Bierfässern werden gewöhnlich, um dieselben dauerhafter zu erhalten, durch eine Metallbüchse ausgebüchst, welche in die Faſsdaube eingeschraubt wird. Es ist nun ein bekannter Uebelstand, daſs beim Pichen die um die Büchse liegenden Holztheile mehr oder weniger verkohlen und die Fässer dadurch undicht werden. Die ausgestellte Spunddaube soll dies vermeiden. Ein weiterer Vortheil derselben ist, daſs man Lager- und Transportfässer schnell und billig repariren kann, indem der schadhafte Theil einer Daube ausgeschnitten und durch die eiserne Spunddaube ersetzt wird. Von Hoz und Kempter in Constanz war ein Turbinen-Hefeaufzieh- und Lüftungsapparat vorgeführt. Der Apparat besteht aus einem conischen Gefäſse, in dem sich ein ähnlich geformter Einsatz- oder Circulations-Cylinder befindet, welcher nicht bis auf den Boden reicht und Schlagleisten besitzt. Oben auf dem Blechmantel ist lose aufgelegt ein durchlöcherter Boden. An der durchgehenden Welle befindet sich eine Flügelschraube, welche durch die Handkurbel bewegt wird. – In den Apparat wird das für einen Bottich benöthigte Quantum Hefe und Würze gebracht und die Kurbel in rasche Drehung versetzt, wodurch die Flügelschraube wie auch der Inhalt des Apparates in Rotation gelangt. Durch diese Rotation wird das Gemenge von Hefe und Würze beim Anprall an die Schlagleisten innigst gemischt und gleichzeitig innerhalb des Circulationscylinders nach unten, sowie von da aus ringsherum zwischen Circulationscylinder und äuſserer Gefäſswand in die Höhe gedrückt. Diese im äuſseren Zwischenraume aufsteigende Masse gelangt oben über den Rand des Circulationscylinders wieder nach innen, d.h. nach der Mitte des Apparates, auf den durchlöcherten Boden und ergieſst sich durch denselben in feiner Vertheilung mit freiem Falle regenartig zu der unten in Mischung befindlichen Masse zurück. Dieser ununterbrochene Kreislauf vollzieht sich, so lange gedreht wird, und ist zu einer innigen Mischung und Lüftung etwa 1 bis 2 Minuten erforderlich, worauf der Apparat durch den am Boden befindlichen Hahn entleert wird. Es erfolgt also im unteren Theile des Apparates die Mischung und im oberen die Lüftung und zwar in einer sehr intensiven Weise. Zur Reinigung ist es nur erforderlich, die zwei seitlichen Klemmschrauben von Hand zu lösen, worauf der ganze Mechanismus – Rührwerk und Circulationscylinder – gleichzeitig herauszuheben und mit der Bürste überall leicht zugänglich ist. – Der Apparat ist für etwa 40l Hefe und Würze berechnet (inclus. Steigraum etwa 80l). Dieselbe Specialfirma Hoz und Kempter in Constanz hatte auſser ihren Kühlapparaten noch ein reiches Sortiment verschiedener Pichapparate ausgestellt, darunter eine neue Heiſsluft-Pichmaschine für Lagerund Transportfässer. Die Transportfässer werden mit dem Spundloche nach unten auf die seitlichen Arme gelegt, die Lagerfässer ebenfalls mit dem Spundloche nach unten vor den mittleren Stutzen. Das verschiebbare groſse, gebogene Rohr, welches beim Pichen von Lagerfässern frei durchs Thürchen ins Faſs ragt, besitzt im vorderen Theile doppelte Wandung, deren Zwischenraum mit Isolirmasse ausgefüllt ist. Es wird hierdurch jede Beschädigung der Thürstücke vermieden. In dem ausgemauerten Ofen wird ein Koksfeuer unterhalten. Das an der Maschine befindliche Gebläse preſst Luft durch den glühenden Koks in die aufgelegten Transportfässer oder das vorgelegte Lagerfaſs. Diese in Glühhitze befindliche Luft bringt das alte Pech sehr rasch zum Schmelzen und Auslaufen, worauf die Fässer mit frischem Pech ausgegossen werden. Fleischer und Mühlich in Frankfurt a. M. hatten einen Abseihbier-Klärapparat (sogen. Faſsgeläger-Reinigungsmaschine) ausgestellt, welche den Zweck hat, das sogen. Restbier, auch Abseihbier genannt, dem Bierbrauer wieder dienstbar zu machen, so daſs bei Anwendung dieses Geräthes der betreffenden Brauerei jährlich ein namhafter Gewinn erwächst. In dem conisch erweiterten Stutzen, woran die Filtersäcke befestigt sind, ist ein zweiter trichterförmiger Metallkörper eingesetzt, welcher das von oben aus dem Reservoir kommende Bier zwingt, sich ringförmig an den Innenwänden des Sackes ganz gleichmäſsig zu vertheilen, wodurch eine gröſsere Leistungsfähigkeit erzielt wird. Auch wird das Bier vor dem plötzlichen Einsturz, wie bei dem alten System bewahrt, wodurch nur die im Filtersack befindlichen Hefentheile unnöthig aufgerüttelt werden. Eine weitere Verbesserung besteht in der Auflage von Gummi auf dem conischen Stutzen zur Befestigung der Säcke. Durch diese Gummiauflage wird eine absolute dichte Verbindung zwischen Filtersack und Stutzen hergestellt, so daſs kein ungeklärtes Bier nach oben entweichen kann. Ferner ist der Bierauslauf nicht seitlich am Apparate, sondern im conisch gearbeiteten Boden desselben angebracht, wodurch der letzte Tropfen ausflieſsen kann und der Apparat auch leicht zu reinigen ist. Hiermit dürften die wesentlichen Neuerungen, welche auf der Stuttgarter Fachausstellung für Brauwesen zur Ausstellung gelangt waren und welche gleichzeitig ein Bild des gegenwärtigen Standes der Technik der Brauindustrie vorführen sollten, in ihren wichtigsten Objecten erschöpfend besprochen sein und glauben wir damit den Bedürfnissen der Leser dieses Blattes, soweit sich dieselben für diesen speciellen Zweig der Technologie besonders interessiren, vollkommen entsprochen zu haben.