Titel: Die Blitzschutzvorrichtungen für Telegraphen von Czeija und Nissl und von Pawluk.
Fundstelle: Band 273, Jahrgang 1889, S. 123
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Die Blitzschutzvorrichtungen für Telegraphen von Czeija und Nissl und von Pawluk. Mit Abbildung. Blitzschutzvorrichtungen für Telegraphen. In dem von Dr. A. v. Urbanitzky in der Zeitschrift für Elektrotechnik, 1889 * S. 122, erstatteten Berichte über die Blitzschutzvorrichtungen und die Blitzableiterprüfungsapparate auf der Jubiläums-Gewerbe-Ausstellung in Wien 1888 wird bemerkt, daſs in denselben ein besonders bemerkenswerther Fortschritt nicht zu verzeichnen ist und betont, daſs den Blitzschlägen und den durch dieselben Jahr für Jahr bewirkten Schäden noch lange nicht jene Aufmerksamkeit zugewendet wird, welche sie schon der ökonomischen Seite wegen verdienen. Von Prüfungsapparaten werden (a. a. O. * S. 179) nur diejenigen von Carl König beschrieben, von Schutzvorrichtungen dagegen die von Czeija und Nissl in Wien (a. a. O. * S. 124) und von dem Telegraphencontroleur J. Pawluk (a. a. O. * S. 126). Der Apparat von Czeija und Nissl ist zum Schütze der Umschalter in Telephon-Vermittelungsämtern bestimmt; sämmtliche Luftlinien lassen sich durch eine einzige Kurbeldrehung unmittelbar mit der Erde verbinden. Dieser Telephon-Blitzableiter besteht aus einer Messingstange, in die der Länge nach eine Nuth eingefräst ist. In diese Nuth werden ebensoviele mit Seidenband ganz bedeckte Messingplättchen eingelegt, als Linien eingeführt werden sollen. Damit die Handhabung nicht zu umständlich wird, geht man dabei nicht über 50 Linien, sondern stellt lieber einen zweiten Apparat auf. Je eine Schraube hält je zwei der genannten Blättchen an den zusammenstoſsenden Enden fest. Auf jedem dieser in Seidenband gehüllten Plättchen ruht eine Feder auf, welche die Fortsetzung einer Auſsenleitung bildet und diese mit dem Hauptumschalter verbindet. Die Messingstange ist drehbar gelagert und an einem Ende mit einer Kurbel versehen. Bei der jetzigen, nur Raumersparniſs bezweckenden Anordnung sind die Leitungen an abwechselnd in zwei Reihen stehende, messingene Klemmen geführt, deren jede durch einen in der hohlen Grundplatte liegenden Draht mit einer auf der anderen Seite der Messingstange liegenden gleichen Klemme verbunden ist und von der die Leitung nach dem Umschalter weiter geht. Auch die letzteren Klemmen sind in zwei Reihen angeordnet und die Federn nach den in Seidenband gehüllten Plättchen gehen abwechselnd von einer Klemme auf der einen und einer auf der anderen Seite der Messingstange aus, stets aber von einer Klemme in der der Stange am nächsten liegenden Reihe. Hält man es bei sehr heftigen Gewittern für geboten, den Telephon verkehr trotz dieser Blitzschutzvorrichtung einzustellen, so genügt eine Drehung der Walze durch die Kurbel, um sofort alle Linien an die Erde zu legen; die Federn gelangen nämlich hierdurch von den Seidenisolirungen auf die blanke Mantelfläche der Walze und setzen dadurch die Auſsenleitungen mit der Erdleitung in ununterbrochene metallische Verbindung. In Pawluk's Schutzvorrichtung werden die Leitungen an eine Reihe von kurzen Messingschienen geführt; jede Schiene ist an der Unterseite des 105mm langen, 70mm breiten und 14mm hohen Holzklötzchens durch eine Messingspirale mit einer der an der anderen Langseite des Klötzchens in einer Reihe aufgeschraubten Schienen verbunden, von denen aus die Leitungen nach den Telegraphen weiter geführt werden. In der Mitte zwischen den beiden Schienenreihen läuft eine lange Messingschiene, welche Pawluk die allgemeine Entladungsschiene nennt. Von jeder Leitungsschiene reicht eine gebogene Feder bis über die Mittelschiene und legt sich mit einem an ihr befestigten, abgerundeten Kohlenstücke auf die Mittelschiene auf, doch ist zwischen beide ein isolirender Papierstreifen dazwischen geschoben. An dem einen Ende ist die Mittelschiene sägezahnartig ausgefeilt, und es steht ihr hier das ebenso gestaltete Ende der Erdschiene in 1mm Entfernung gegenüber. Das andere Ende der Erdschiene ist im rechten Winkel umgebogen und auf ihr ruht, seitwärts von der gezahnten Stelle und diese nicht verdeckend, auch, eine Feder mit ihrem Kohlenstücke und ebenfalls mit zwischengelegten Papierstreifen. Jede Feder läſst sich mittels eines Ebonitknopfes emporheben, wenn der Papierstreifen ausgewechselt werden soll. Die Mittelschiene und die Erdschiene sind mit Klemmschrauben zur Einschaltung eines Weckers nebst Batterie versehen. Durch Einstecken eines Stöpsels lassen sich zwei benachbarte Leitungsschienen unter sich und mit der Erde in Verbindung setzen; im letzteren Falle reicht der Stöpsel bis auf eine mit der Erdleitung verbundene Schiene an der Unterseite des Brettes. Textabbildung Bd. 273, S. 124 Gehen nun nur schwache atmosphärische Entladungen durch den Blitzableiter, so durchbohren diese das Papier ihrer Leitung, gehen dann durch den Wecker und mahnen durch dessen einmaliges Anschlagen an die Auswechselung des durchbohrten Streifens. Stärkere Entladungen durchbohren auch den die Feder der Mittelschiene gegen die Erdschiene isolirenden Streifen und bringen den Wecker dauernd zum Ertönen. Noch stärkere Entladungen vertheilen sich auf diese beiden Wege und springen zugleich zwischen den Zähnen über, und diese Vertheilung wird als Vorzug dieses Blitzableiters geltend gemacht. Die Anwendung der Kohle verhindert ein Zusammenschmelzen der Theile. A. a. O. werden ein paar Fälle erwähnt, wo der Blitzableiter sich besonders gut bewährt hat.