Titel: Kammervorwärmer und Kühler „System Klein“.
Fundstelle: Band 273, Jahrgang 1889, S. 355
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Kammervorwärmer und Kühler „System Klein“. Mit Abbildungen. Kammervorwärmer und Kühler „System Klein“. Es ist allgemein bekannt, daſs sich Rippenheizkörper vorzüglich zum Ueberführen von Wärme aus Dampf in Luft oder Wasser eignen. Fig. 1., Bd. 273, S. 355 Wenn man die Heizkörper als flache hohle Kasten ausführt und auf die Ränder derselben Leisten gieſst, so kann man diese Kasten zu einem groſsen Körper zusammensetzen und man erhält dabei zweierlei Kammern. Die eine Serie der Kammern ist ringsum zugegossen. Dieselben werden mit Dampf gefüllt. Die übrigen Kammern entstehen durch die Nebeneinanderreihung der hohlen Kasten, die mit Wasser gefüllt werden. Die unter sich gleichen flachen Kasten werden zu einem lang gestreckten Apparate zusammengebaut, die Wärmeüberführung von Dampf in Wasser ist hierbei eine auſserordentlich groſse. Auf 1qm Heizfläche bezieh. Kühlfläche wird 70k Dampf in der Stunde condensirt, wobei die Rippen an den Wänden noch als Kühlfläche gerechnet sind. Die Hohlkörper sind wie eine Filterpresse zusammengesetzt und können daher leicht gereinigt werden. Man kann auch zwei Apparate über einander setzen, um Raum zu ersparen, wie Fig. 2 zeigt. Desgleichen kann man die Platten auch auf einander legen, wie Fig. 3 darstellt. Fig. 2., Bd. 273, S. 356Fig. 3., Bd. 273, S. 356 Diese Apparate dienen zum Anwärmen von Kesselspeisewasser, Zuckersäften u.s.w., zum Kühlen von Spiritus, Schlampe, Anilinöl u. dgl. Vielfache Verwendung finden diese Apparate bei der Speisewasserreinigung nach System Spengler. Bei dieser Art der Reinigung wird das mit Chemikalien versetzte Wasser erhitzt und dann in einer Filterpresse filtrirt. Zum Erhitzen des Wassers nahm man früher Röhrenvorwärmer. Dieselben waren aber sehr theuer, nahmen viel Platz in Anspruch und konnten nur schwer gereinigt werden. Zu dem vorgenannten Zwecke wird das Gestell der eigentlichen Filterpresse länger gemacht und werden die Heizplatten an die hohle Kopfwand vor die Filterplatten gesetzt. (Man kann auch den Vorwärmer über die eigentliche Filterpresse, ähnlich Fig. 2 setzen.) Die Wärmeplatten haben die gleiche Gröſse wie die Filterplatten, nur sind dieselben etwas dicker. Dieselben werden mit der gleichen Spindel der Filterpresse zugespannt (Fig. 4). Eine solche Presse muſs alle 8 Tage gereinigt werden, dabei kann man die Wärmplatten ruhig sitzen lassen. Erst bei dem sechstmaligen Oeffnen der Presse werden auch die Wärmplatten aus einander geschoben und gereinigt. Fig. 4., Bd. 273, S. 357 Die meiste Verwendung werden die beschriebenen Apparate in Zukunft als Oberflächencondensatoren finden. Wenn man dieselben groſs genug macht und entsprechend Wasser hindurch laufen läſst, so wird aller Dampf condensirt. Es erübrigt dann nur noch, eine Luftpumpe an den Apparat zu setzen und der Oberflächencondensator ist fertig. Ein solcher Apparat wird nach dem Gegenstromprinzip ausgeführt, d.h. das Wasser tritt an der Stelle in den Apparat ein, wo die Luft und das Condensat abgesogen werden und es tritt da aus, wo der frische Dampf einströmt. Die Folge davon ist, daſs das Condensat und die Luft den Apparat mit einer niederen Temperatur verlassen als der des abgehenden Kühlwassers oder mit anderen Worten, das Vacuum wird höher als es der Temperatur des abgehenden Kühlwassers entsprechen würde. Das abgehende Kühlwasser verläſst den Apparat mit einer Temperatur von etwa 65° C. Man braucht auf 1l Condensat 9l Kühlwasser. Bei gewöhnlichen Einspritzcondensatoren braucht man dagegen das 20- bis 25 fache. Das Kühlwasser wird nicht von Fett verunreinigt und kann deſswegen für gewerbliche Zwecke als Kesselspeisewasser sehr vortheilhaft verwendet werden. Der Oberflächencondensator kann auch an einem Vacuumapparat angewendet werden (Fig. 5). Derselbe braucht weniger Wasser als ein Einspritzcondensator und darf das Kühlwasser unrein sein. Bei sehr groſsen Anlagen werden auch mehrere Condensatoren neben einander gestellt und mit einander durch Röhren mit Absperrventilen verbunden. Fig. 5., Bd. 273, S. 358 Man kann dann nach Belieben ein oder das andere System ausschalten (Fig. 6). Fig. 6., Bd. 273, S. 358Fig. 7., Bd. 273, S. 358 Hie und da stellt man auch 2 Condensatoren hinter einander auf, wenn man als Kühlwasser auſser reinem Wasser noch Abwasser verwenden will. Es liefert dann der eine Condensator für sich reines, sehr heiſses Wasser, welches zum Kesselspeisen u.s.w. verwendet wird, während von dem zweiten Condensator das weniger warme, unreine Abwasser unbenutzt fortläuft. Fig. 8., Bd. 273, S. 359 Die Reinigung des Apparates geht sehr leicht von statten, während die älteren Oberflächencondensatoren mit Röhren hier zu viel Zeit erfordern. Man kann sich auch einen Satz Reserverahmen (Fig. 7) halten und beansprucht deren Einwechselung behufs Reinigung der ersten Rahmen keine nennenswerthe Zeit. Fig. 9., Bd. 273, S. 359 Um zu verhüten, daſs jemals Luft in den zellenartigen Apparat in den Stoſsfugen eintreten könnte, wird der ganze Apparat in ein Wasserbad gesetzt (Fig. 8). Sollte an der Verdichtung jemals eine schadhafte Stelle entstehen, so würde nur Wasser in den Dampf räum rinnen, das durch die Brüdenpumpe weggenommen würde und nicht schaden könnte. Ein solcher Oberflächencondensator, der sehr gut functionirt, ist vor Kurzem für den Norddeutschen Lloyd in Bremen aufgestellt. In Fällen, in denen man auch diesem geringeren Wasserbedarf nicht genügen kann, muſs man einen Verdunstapparat zu Hilfe nehmen. Nach Vereinbarung mit Herrn Professor Linde in Wiesbaden darf die Maschinen- und Armaturfabrik, vorm. Klein, Schanzlin und Becker, dessen bewährtes Patent auf Verdunstanlagen zum Kühlen anwenden (Fig. 9). (Das Patent Linde stimmt zwar in dem Prinzip mit dem Patent Theisen überein, doch ist das Erstere 2 Jahre älter als das Letztere.) Das zu kühlende Wasser wird in Tröge gebracht, in denen Scheiben rotiren, an welchen Luft vorbei geblasen wird. Das Wasser geht von einem Trog zum anderen, wird immer kühler und das kälteste Wasser wird alsdann nach dem Condensator gedrückt (1888 267 * 585). Es findet auch hier Gegenstrom statt, wobei nur kaltes Wasser an den letzten Dampfproducten des Condensators vorbeigeht und das Vacuum erhöht wird.