Titel: Querschlags-Betrieb.
Fundstelle: Band 273, Jahrgang 1889, S. 455
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Querschlags-Betrieb. Querschlags-Betrieb. In Nr. 8 und 9 der Oesterreichischen Zeitschrift, 1889, bespricht A. Tschebull die von dem Neuschachte des Braunkohlenbergbaus Annathal bei Gran (Ungarn) mittels Handbohrarbeit ausgeführten Querschlagsbetriebe, und besonders eingehend den in 50m Schachtteufe auf etwa 600m Länge zur Ausrichtung eines verworfenen Feldtheiles aufgefahrenen oberen Querschlag. Die zu durchörternden Gesteine waren schieferige Sandsteine und Schieferthon der Eocänformation, sowie Kalke der Triasformation; die Schichten fielen flach nach dem Orte zu ein. Die Abmessungen waren bei lm,8 Breite, 2m,2 Höhe, somit betrug die Querschnittsfläche etwa 4qm. Die Mannschaft bestand aus 9 Häuern in drei Dritteln, dazu die nöthigen Förderleute. Um die oft beobachteten Fehler beim Ortsbetriebe: unrichtige Anlage der Bohrlöcher in Rücksicht auf die Schichtung und das sonstige Verhalten des Gesteins, sowie unzweckmäſsige Sparsamkeit mit dem Sprengstoffe zu vermeiden, wurde der Betrieb derart eingerichtet, daſs die Richtung, Tiefe und Neigung der Löcher jedesmal von einem Steiger angegeben und die richtige Ausführung genau überwacht wurde, dabei betrug die Tiefe der Bohrlöcher selten unter lm. Das Laden der Löcher war ausschlieſslich Sache der Steiger, welche auch die erforderliche Sprengstoffmenge bestimmten. In Folge dessen waren Dynamit, Kapseln und Zünder nicht im Gedinge mit einbegriffen, es war vielmehr das Hauptgedinge lediglich nach dem Cubikmeter gestellt und zwar anfänglich auf 2 fl. 50 kr., später 2 fl. 70 kr. Hierin war auch der Verdienst der Förderleute mit eingeschlossen. Letztere hatten die gewonnenen Massen bis zum Schichtwechsel wegzufüllen und zu fördern, sie erhielten 1 fl. für die Schicht, gegen 65 bis 80 kr. bei den anderen Betrieben. Die Leistung beim Wegfüllen wurde übrigens wie seiner Zeit beim Betriebe des Arlbergtunnels dadurch wesentlich erhöht, daſs vor dem Wegthun der Schüsse die Sohle mit Blechtafeln belegt wurde, auf welchen der gröſste Theil des Haufwerkes liegen blieb. Die ebene Unterlage war für die Arbeit mit der Schaufel oder mit Trog und Kratze sehr vortheilhaft. Die Bohrlöcher wurden je nach der Gesteinsbeschaffenheit entweder mittels Meiſselbohrern von 27mm Schneidenbreite oder mittels Gewindebohrern hergestellt. In der achtstündigen Schicht vertheilten sich im groſsen Durchschnitte die Arbeiten wie folgt: Ansetzen und Bohren der Löcher 5 bis Stunden Besetzen und Wegthun 1 Versäumniſs wegen Rauch   ½ ¾ Abtreiben von Sohle, Firste und Ulmen ¾ Im Gedinge eingeschlossen war auch das Nachlegen der Eisenbahn und der Ausbau in schwachem Eichenholz. Diese Arbeiten wurden gewöhnlich von dem abgelösten Drittel, zum Theil mit Hilfe des neuen Drittels schnell ausgeführt. Der Schichtwechsel fand stets vor Ort statt. Die Schmiedelöhne und der Materialaufgang beliefen sich auf etwa 1 fl. 50 kr. täglich, wurden jedoch bei den Kosten des Ortsbetriebes nicht mit in Rechnung gebracht. Die Wetterführung wurde dadurch erreicht, daſs ein Theil der gehobenen Schachtwasser in eisernen Rohren in den Schacht fallen gelassen und die mitgerissenen Wetter in Lutten vor Ort geführt wurden. Die Leistung in einer achtstündigen Häuerschicht war im Mittel 0m,28 oder 1cbm,11, der Dynamitverbrauch betrug auf den laufenden Meter 4k,1 im Werthe von 6 fl. 57 kr. einschlieſslich Zünder und Kapseln, so daſs auf 1cbm 1 fl. 66 kr. entfallen. Die Gesammtkosten für den laufenden Meter beliefen sich auf 17 fl. 87 kr. und für den Cubikmeter auf 4 fl. 45 kr., doch sind hierbei die Sprengmittel 20 Proc. über dem Anschaffungspreise berechnet, so daſs reine Gestehungskosten nur 16 fl. 48 kr. bezieh. 4 fl. 12 kr. erwuchsen; dabei betrug der Schichtverdienst der Häuer durchschnittlich 2 fl. 44 kr. Die tägliche Leistung im Durchschnitt der 7 Betriebsmonate war 2m,57, im günstigsten Monat betrug dieselbe 3m,31 und die gröſste tägliche Auffahrung erreichte 4m,2, für reine Handarbeit eine sehr hohe Leistung. Als ein ferneres Beispiel für hohe Leistung bei Ausschluſs der Schieſsarbeit wird das Folgende angeführt: Im J. 1887 wurde auf dem Leontinenflötz zu Annathal in ziemlich fester Kohle eine Förderstrecke 90m im Monat aufgefahren. Das Schieſsen wurde hier vermieden, um die Streckenulmen nicht zu zerklüften und um so an Unterhaltungkosten zu sparen, da die Strecke auf diese Weise in der Kohle zum Theile ohne Ausbau stand.