Titel: Die Verwendung von Hand getriebener Diamantbohrmaschinen in Schweden; zu Untersuchungen unter Tage.
Autor: Leo
Fundstelle: Band 274, Jahrgang 1889, S. 131
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Die Verwendung von Hand getriebener Diamantbohrmaschinen in Schweden; zu Untersuchungen unter Tage.Vgl. 1889 273 251. Diamantbohrmaschinen. Während der Jahre 1873 bis 1875 wurden im südlichen Schweden – Schonen – an sechs verschiedenen Stellen etwa 1000m Bohrloch mit durch Dampf getriebenen Diamantbohrmaschinen zur Aufsuchung von Kohlen von Tage aus niedergestoſsen. Die Kosten dieser Bohrungen stellten sich damals für das Bohrmeter auf Kr. 82,17 bis 153,60, im Durchschnitte auf Kr. 118,30 (Mk. 92,45 bis 172,80, durchschnittlich Mk. 133,10), Beträge, so groſs, daſs mit Eintritt der damals folgenden rückläufigen Conjunctur für alle Montanerzeugnisse länger als ein Jahrzehnt hindurch keine Neigung mehr in Schweden zu Tage trat, sich dieser Untersuchungsmethode wieder zu bedienen. Inzwischen wurden an den Maschinen mannigfache constructive Verbesserungen ausgeführt, auch andere Miſsstände beseitigt, so daſs sich annehmen lieſs, ihre Benutzung, namentlich zu Untersuchungen unter Tage von den Arbeitsräumen in den Gruben aus, werde künftig mit so geringen Kosten verbunden sein, daſs eine Concurrenz derselben mit dem Gesteinshäuer, welcher bis dahin allein diesem Zwecke durch Auffahren von Oertern, durch Ueberhauen und Absinken diente, möglich werde. Von diesem Gedanken getragen, bildete sich im J. 1886 die Schwedische Diamantbergbohr-Actiengesellschaft, um Untersuchungen mit der Diamantbohrmaschine sowohl von Tage aus als auch unter Tage von Arbeitsstellen in der Grube aus zu übernehmen, und kaufte zu diesem Zwecke eine amerikanische Maschine mit hydraulischem Antrieb, die jedoch ursprünglich für Dampfbetrieb wie auch für Betrieb mit comprimirter Luft construirt war. Der Umstand, daſs die für diese Maschinen vorgesehenen Triebkräfte nur bei einer sehr geringen Anzahl schwedischer Gruben zur Verfügung sind, ihre Beschaffung deshalb meist umständliche, theuere Veranstaltungen erforderte und ihre Fortleitung in die Grube nur unter erheblicher Erschwerung möglich war, vertheuerte trotz aller Verbesserungen ihre Anwendung bei den wenigen damit ausgeführten Arbeiten (205m,61 Bohrloch in 85,5 Schichten in Schweden und 173m,3 in Finnland) aber noch in so hohem Grade, daſs für eine ausgiebige Benutzung derselben unerachtet der im Verhältniſs zu den Sätzen ausländischer Unternehmer billigen Bohrtaxe wenig Aussicht blieb und der Vorstand der Gesellschaft auf Mittel und Wege sinnen muſste, die Bohruntersuchungen unter Ausschluſs aller mehr oder minder weitläufigen Veranstaltungen zu noch billigeren Preisen ausführen zu können. Er beschloſs beim Bohren Menschenkraft anzuwenden und lieſs für diesen Zweck passende Maschinen erbauen. Der Erfolg dieser Maſsnahme war ein guter; die im J. 1887 mit zwei Maschinen vollführten Untersuchungen fanden in Folge der nachgewiesenen groſsen Zeitersparung und der relativ geringen Kosten halber Beifall und veranlaſsten so rege Nachfrage, daſs bereits im folgenden Jahre acht Hand-Diamantbohrmaschinen im Betriebe gehalten werden konnten. Herr G. Nordenström gibt über diese Bohrarbeiten in Jernkont. annal., 1889 III, die nachfolgende interessante Aufstellung, in welcher die Leistung der einzelnen Maschinen, der Bohreffect für die Maschinenschicht und für die Arbeiterschicht zu ersehen sind. Nr. derMaschine Anzahl derBohrschichtenzu 8–9 Stunden Anzahlder Arbeiter-schichten Gebohrte Meter Meterf. d. Maschinen- f. d. Arbeiter-Schicht 1887. 12    195     81      880½  358   285,97    92,05 1,4661,136 0,3250,257 Summa undDurchschnitt    276    1238½   378,02 1,370 0,306 1888. 12345678    497      390½      439½   334      313½   143   133      124½     2285½    1838½    2065½1439   1554½  715      665½      662½   511,00  523,70  499,60  261,51  377,36  173,86  103,90  162,15 1,0281,3431,1380,7831,2051,2150,7811,308 0,2240,2850,2420,1820,2430,2430,1560,261 Summa undDurchschnitt 2375   11185½ 2613,08 1,100 0,234 Nach dieser Uebersicht sind bis zum Schlusse des vergangenen Jahres bereits 2991m,10 Bohrloch gestoſsen, wovon nahezu die Hälfte auf die Gruben von Röros, Vigelsbo, Dannemora, Bersbo und Vinkärn entfallen. Von den bis dahin ausgeführten 127 Bohrlöchern gingen 25 Proc. lothrecht nieder, 37 Proc. liefen nahezu wagerecht, 38 Proc. waren bis zu 58° aufwärts und bis zu 78° abwärts vom Horizonte gerichtet; nur etwa 7 Proc. aller Bohrungen wurden von Tage aus, der Rest unter Tage von verschiedenen Arbeitsstellen aus in den Gruben gestoſsen. Bei keinerlei Richtung stieſs man auf Schwierigkeiten. Etwa 17 Proc. der Bohrlöcher erreichten Tiefen von 40 bis 56m, fast ebenso viele von 30 bis 40m. War in 1888 die Maxi mal tiefe eines Bohrloches 56m,1 (Oestanmossgrube, Norberg), so wurden in den ersten Monaten des laufenden Jahres in Alabamagrube, Persberg, 61m,2 abgebohrt, wovon 58m in 59½ Schichten; alsdann verminderte sich der Bohreffect sehr erheblich, und Geräthe wie Maschine litten durch die starken Stöſse in hohem Grade. Abgesehen von den Dimensionen und der Art des Betriebes unterscheiden sich die Handbohrmaschinen von den durch Dampf oder durch comprimirte Luft in Gang erhaltenen hauptsächlich nur durch die Art des Vortriebes, welcher durch einen mit Gegengewicht versehenen Hebel erfolgt, der auf eine Sperrklinke wirkt, die wieder mit der Bohrstange in Verbindung gebracht ist. Die hohle Bohrstange wird durch aufeinander geschraubte Eisenrohre von 1m,5 Länge, 33mm äuſseren und 25mm inneren Durchmesser gebildet; ihr unteres Ende findet seinen Abschluſs durch ein in der Weite dem Bohrkerne entsprechendes und zu dessen Aufnahme bestimmtes Rohrstück von etwas über 1m Länge, an welches die Bohrkrone befestigt ist. Das obere Ende der Bohrstange ist durch einen Kautschukschlauch mit einer Druckpumpe verbunden, welche das erforderliche Spülwasser – etwa 5l in der Minute – nach der Sohle des Bohrloches preſst und dadurch den Bohrschmand zwischen Stange und Bohrlochswand emporhebt und zum Ueberlaufen bringt. Ihre Rotation erhält die Bohrstange durch die mit ihr verbundene Bohrspindel, welche mittels conischer Räder mit den beiden mit Kurbeln besteckten Treibwellen in Verbindung steht. Der äuſsere Durchmesser der Bohrkrone beträgt 35, der innere 24mm. Die erbohrten Kerne sind 22mm stark. Die verwendeten Diamanten wiegen je 150 bis 160mg und wurden zuletzt mit Mk. 54,00 für den Karat bezahlt. Je vier Diamanten werden an der äuſseren und an der inneren Kante der Bohrkrone eingesetzt. Zu diesem Zwecke bohrt man zuerst in dieselbe ein Loch von solcher Tiefe, daſs der einzusetzende Diamant um weniges über die Krone hervorragt, legt auf den Boden desselben ein dünngehämmertes Plättchen von einer Legirung, mit welcher man Blei löthet, setzt den Diamanten darauf und füllt den noch bleibenden Hohlraum zwischen Stein und Lochwand mit Ash's Excelsior-Cement (Zahnkitt). Die Maschine erfordert zu ihrer Bedienung 3 bis 5 Arbeiter, denen zum Einsetzen der Diamanten und zur Beaufsichtigung ein Vormann beigegeben ist. 2 bis 4 Arbeiter sind je nach der bereits erreichten Teufe des Bohrloches zum Betriebe der Maschine erforderlich, der fünfte hält die Druckpumpe in Gang. Bis zu einer Teufe von 10 bis 20m genügen für den Betrieb 2 Arbeiter, bei weiterem Fortschreiten sind diese zu verdoppeln, um die erforderliche Geschwindigkeit der Rotation zu erhalten. Die Bohrstange der Handmaschine macht minutlich 60 bis 70 Umdrehungen gegen 200 bis 400 der mit Dampf betriebenen Maschinen. Ein anfänglich nahe der Bohrkrone eingefügter Kernbrecher hat sich meist als entbehrlich herausgestellt, da der Bohrkern gewöhnlich in Folge von Schneiden und Ablösen in Bergart und Erz beim Bohren in Stücke bricht. Die oben mitgetheilte Uebersicht gibt als Bohreffect für die Maschinenschicht zu 8 bis 9 Stunden 0,781 bis 1,466, im Gesammtdurchschnitte 1,370 Bohrmeter in 1887 und 1,100 in 1888; in letzterem Jahre waren vorzugsweise härtere Gesteine zu durchörtern. Werden täglich 2 Arbeitsschichten verfahren, so darf der Bohreffect für den Monat bezieh. 24 Arbeitstage in harter Formation und in Erzen zu 50m veranschlagt werden, ein Effect vielfältig gröſser, als er durch Auffahren von Untersuchungsorten und beim Absinken erreicht werden kann. Die Bohrgesellschaft berechnet für das Bohrmeter Mk. 19,125; sie stellt dafür das gesammte Bohrgeräthe und lohnt den Vormann, die eigentliche Bohrmannschaft geht zu Lasten desjenigen, für dessen Rechnung gebohrt wird. Ueber die Kosten des Maschinenbohrens in ihrer Gesammtheit gibt die nachfolgende Zusammenstellung Auskunft; die in derselben verzeichneten Bohrungen wurden in der Komministergrube bei Striberg im J. 1888 ausgeführt; beschäftigt waren bei denselben 4 Arbeiter und 1 Junge, welche zusammen für die Schicht Mk. 6,885 Lohn erhielten. Anzahlder Maschinen-schichten zu8–9 Stunden Bohrmeter Kosten imGranulit in quar-zigemBlutstein für dieSchicht inSumma für denMeter Mark Bohrloch Nr. 1 96m,7 unter Tage,  40° aufwärts gerichtetLohn der Bohrmannschaft                                   Mk. 148,0318m,75 à Mk. 19,125      „    358,52                                   –––––––––Bohrloch Nr. 2 106m unter Tage,  45° aufwärts gerichtetLohn der Bohrmannschaft                                  Mk.   44,7512m,5 à Mk. 19,125       „   239,06                                  –––––––––Bohrloch Nr. 3 106m unter Tage,  63° aufwärts gerichtetLohn der Bohrmannschaft                                  Mk. 227,2024m,25 à Mk. 19,125     „   463,88                                  –––––––––Bohrloch Nr. 4 58m unter Tage,  47° abwärts gerichtetLohn der Bohrmannschaft                                Mk. 123,9324m à Mk. 19,125        „   469,00                                 –––––––––    21½     6½3318   14,2312,5  23,95  19,86 4,520,304,14   1,1451,92  0,735  1,333   506,55  283,83  691,08  592,93 27,0122,7028,5024,70 Summa und Durchschnitt 79   70,54 8,96   1,006 2074,69 26,08 79,50 Die Resultate, welche man in Schweden in Bezug auf Fündigwerden mit dieser Bohrmethode erreicht hat, sind durchgehends als gute zu bezeichnen; von besonderem Werthe waren namentlich die er bohrten Funde bei Röros – ein 4m,5 mächtiges Kupfererzvorkommen; im Vintjernsfelde, 30m unter der tauben Sohle der alten Grube, wurde ein ganz bedeutendes Eisenerzlager durchörtert, und im Zwischenfelde der Dannemoragruben, wo man im Hangenden und im Liegenden des derzeitig in Abbau stehenden Erzstockes weitere Erzvorkommen von bedeutender Mächtigkeit und Längenerstreckung erbohrte. Dr. Leo.