Titel: Neuerungen in der Gasindustrie.
Fundstelle: Band 274, Jahrgang 1889, S. 232
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Neuerungen in der Gasindustrie. Mit Abbildungen. Neuerungen in der Gasindustrie. Neues Differentialmanometer von A. König. Es ist in vielen Fällen von Wichtigkeit, geringe Zug- und Druckdifferenzen leicht und genau ablesen zu können, so z.B. in den Oefen der Gasfabriken. Die gewöhnlichen zweischenkeligen Manometer sowie die Schiele'schen Druckheber sind zu diesem geringen negativen Wasserdruck nicht genau genug; der letztere beträgt häufig nur 1 bis 2mm, im höchsten Fall 10 bis 15mm. KretzD. p. J., 1868 19016.construirte einen Apparat zur Messung geringer Zug- und Druckdifferenzen, dessen Prinzip darauf beruht, daſs eine gewisse Menge Flüssigkeit in einem engen Rohr einen gröſseren Weg zurücklegt als in einem damit communicirenden weiten Rohre. Man läſst also den zu messenden geringen Druck auf die Oberfläche einer in einem weiten Rohre befindlichen Flüssigkeit wirken und nimmt die Messung in einem damit communicirenden engen Rohre vor. Ist der Querschnitt des engen Rohres z.B. 1/20 des weiten Rohres, so wird die Länge der Flüssigkeitssäule im engen Rohre 20 mal gröſser als im weiten Rohre. Um eine Abgrenzung bezieh. Nullmarke zu haben, sind zwei sich nicht mischende Flüssigkeiten, Terpentinöl und wässeriger Weingeist verwendet. Beide sind in einem zweischenkeligen Glasrohre mit Erweiterung an beiden Enden enthalten. Ein ähnlicher Apparat mit Solaröl von 0,875 spec. Gew. und Weingeist von wenig höherem GewichtSolaröl mit Weingeist von 0,875 mischen sich; mit Weingeist von 0,880 dagegen nicht.wurde der Redaction der Thonindustriezeitung, H. Seger und J. Aron patentirtD. p. J., 1882 246 507.; ein gleicher Apparat wurde von A. JörgensenZeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1888 Bd. 11 S. 197.für Malzdarren beschrieben. Alle diese Instrumente müssen für genaue Messungen senkrecht stehen und eine geringe Neigung bewirkt eine Veränderung des Nullpunktes. Zu Messungen an verschiedenen Stellen sind sie nicht gut verwendbar. A. König construirte ein Differentialmanometer (Fig. 1), welches diesen Uebelstand nicht hat. Fig. 1., Bd. 274, S. 232 Die zwei erforderlichen Glasrohre liegen nicht neben einander, sondern in einander. Das äuſsere ist unten geschlossen, das innere offen, so daſs unten Flüssigkeit aus der einen Röhre in die andere übertreten kann. Die Röhren sind oben weit und unten eng, der eine Heberschenkel ist das innere Rohr, der andere der Zwischenraum zwischen dem inneren und äuſseren Rohre (wie im Schiele'schen Druckheber). Füllt man diesen Apparat mit zwei nicht mischbaren Flüssigkeiten von annähernd gleichem specifischen Gewichte, wobei die Marke in das innere enge Rohr verlegt wird, so hat man ein Differentialmanometer, dessen communicirende Gefäſse concentrisch angeordnet sind, deren senkrechte Mittellinien mithin in eine Linie zusammenfallen. In Folge dessen kann der Apparat bei Messungen frei in der Hand gehalten werden, verträgt auch ohne Schaden einige Schwankungen. Ein Vortheil des Instrumentes ist es auch, daſs in beiden Schenkeln dieselbe Flüssigkeit oben ist, und dadurch die untere gegen Verdunstung geschützt wird; die verwendeten Flüssigkeiten sind Erdöl und Weingeist von bestimmtem specifischen Gewichte. Die Vergröſserung der Zug- bezieh. Druckhöhe ist etwa zehnfach (Chemiker-Zeitung, 1889 Bd. 13 S. 1159). Ueber die Untersuchung von Steinkohlen aus Natal; von R. Hefelmann und A. Jahn. Verfasser untersuchten 7 Sorten Kohlen aus Natal, welche von E. Braum in Mariahill in Natal geliefert wurden und fanden: Bezeichnung Heet Dundee Smith Dundee II Smith Dundee I Meran Comp: VII. Meran Comp: VI. Ramsey Elands Saagte Wasser 1,95 1,66 1,92 1,64 1,88 1,17 1,18 Koks 77,54 78,52 74,66 84,30 82,19 84,03 79,62 Asche in der Kohle 7,32 10,03 7,35 11,22 12,42 14,18 6,98 Asche in den Koks 9,44 12,77 9,83 13,31 15,11 16,87 8,77 Schwefel in der Kohle 4,02 2,28 2,80 1,29 1,71 0,42 3,39 Die Angabe „Schwefel in den Koks“, und damit die Vertheilung des Schwefels bei der Vergasung, fehlt leider. Nach den angegebenen Zahlen ist die Aussicht auf Verwendung zur Gaserzeugung eine sehr geringe, indem der hohen Koksausbeute eine geringe Gasproduction gegenübersteht. Auch der Schwefelgehalt ist bei den meisten Sorten wieder zu hoch, um sich mit solchen Kohlen anders als zu Schmiedekohlen und Heizkohlen befassen zu können (Chemiker-Zeitung, 1889 Bd. 13 S. 1190). Fig. 2., Bd. 274, S. 233 Die Entwickelung der Regenerativbrenner; von A. Buhe. Der wahrscheinlich erste und bedeutendste Vorläufer in der Herstellung der heutigen Regenerativlampen ist Chaussenot, welcher als Regenerator, d.h. zur Erhitzung der Brennluft, den Doppelcylinder anwandte, wie Fig. 2 zeigt. Sein Verfahren ruhte etwa 50 Jahre in Vergessenheit und kam erst durch neuere Regenerativlampen, wie die von Muchall, wieder aus Licht. 1879 construirte Fr. Siemens in Dresden neue Regenerativlampen, Lichtaccumulatoren genannt, in drei Modellen, eines für Wagerechtbeleuchtung, eine Hängelampe und eine Stehlampe. Chaussenot hatte die Flamme in den Regenerator eingeschlossen, der deshalb von Glas sein muſste; Siemens zeigte in seinem Patente Nr. 8423, Anordnung I (Fig. 3), daſs der Regenerator über der Flamme aufhören kann. Die Regeneratorrohre, aus Metall statt aus dem nicht gut dienlichen Glas, sind in einander geschachtelt über dem ganzen Brenner. Die aufrechte Flamme ist von einer einfachen weiten Glaskugel umschlossen, welche sich dicht an das untere Ende des äuſseren Regeneratorrohres anschlieſst. Die heiſse Luft tritt von oben in die Glaskugel, geht an dem kältesten Wege die Glaswände abwärts und schlieſst sich dann aufsteigend der aufrechten Flamme an. Durch diese Flammenführung mit Benützung der für kalte Luft bekannten Luftbewegung, wie sie sich am einfachsten in Waggonlaternen (Fig. 4) zeigt, wird eine ordnungsmäſsige Regenerativflamme erzielt, durch die Anwendung von Metall statt Glas als Regenerator ist eine wesentlich höhere Vorwärmung der Verbrennungsluft möglich. Fig. 3., Bd. 274, S. 234 Fig. 4., Bd. 274, S. 234 Fig. 5., Bd. 274, S. 234 Im Patent Nr. 8423, Anordnung II (Fig. 5), zeigt Siemens eine Stehlampe mit modificirter Anordnung der Regeneratorrohre. Die Rauchgase gehen hier nicht wie bisher im inneren, sondern im äuſseren Rohre abwärts, so daſs die aufsteigende Verbrennungsluft rundum von heiſsen Flächen umgeben ist. Durch die Art der Anordnung für die abziehenden Gase nach innen oder auſsen hin läſst sich die Form der Flamme angeben, d.h. nach innen oder auſsen hin abbiegen. Dies zeigt sich im Patent Siemens Nr. 11721 (Fig. 6). Die Flamme ist eng eingeschlossen zwischen Wänden geführt, noch mehr als es bei den alten Chaussenot-Brennern der Fall war, jedoch mit dem wesentlichen Unterschiede, daſs hier die Flamme das Regeneratorende umgibt, so daſs dies nicht aus Glas zu bestehen braucht. Es ist vielmehr aus Porzellan und reflektirt die darauf fallenden Lichtstrahlen, hat somit doppelten Nutzen. Der Brenner hat seinen Regenerator unter der Flamme liegen; dem zu Folge steigt die heiſse Verbrennungsluft selbsthätig zwischen den heiſsen Regeneratorwänden in die Höhe, sie bedarf keiner besonderen Esse. Dagegen ist zum Herabsaugen der Verbrennungsproducte von der Flamme in den tiefer liegenden Regenerator der Zug einer besonderen Esse nöthig. Es ist nicht erforderlich, die Flamme in Glas einzuhüllen, um eine Saugwirkung von der Esse auf die Luftzuführung auszuüben, wie dies bei der I. Anordnung und bei allen Brennern mit über der Flamme liegendem Regenerator erforderlich ist. Der gebauchte Cylinder ist demnach offen; bei der Modifikation des Brenners Fig. 7 vom Jahre 1881 ist es ein gerader Cylinder, der nur bis über die Oberkante der Flamme reicht. Der Zylinder sitzt hier auf einem zweiten Regeneratormantel fest auf, so daſs zu der Flamme nur mehr stark erhitzte Luft tritt. Verfolgt man die Siemens'schen Anordnungen der Regenerativbrenner, so fällt die immer gröſser werdende Freiheit von Anwendung des Glases auf. Ganz ist dies erreicht in Siemens' Patent Nr. 22042 (Fig. 8), wobei auch die besondere Flammenführung auffällt. Fig. 6., Bd. 274, S. 235 Um eine zur günstigen Lichtentwickelung erforderliche lange Flamme zu erzielen, ist die Säugöffnung des Regenerators mit einem breiten Kragen umgeben, gegen welchen die Flamme mit ihrer Luftumhüllung durch die Austrittsgeschwindigkeit gedrückt wird und, an demselben entlang gleitend, eine sichere Führung findet. Am Rande des Kragens ist die Flamme bereits im Bereiche der Saugwirkung der Esse; damit ist ihre Stetigkeit gesichert. Es ist nicht zu verkennen, daſs der unter der Flamme liegende Regenerator der direkten Lichtentwickelung nach unten hinderlich ist, so daſs diese durch Reflectoren nach unten geleitet werden muſs. Daher wurde es bald unternommen, Siemens I. Anordnung mit über der Flamme liegendem Generator herzustellen; Schülke modificirte die Regeneratorform sowie die Stellung der aufrecht brennenden Flamme zu einander. Clark knüpfte an die II. Anordnung Siemens an bei seiner Waggonlaterne (Fig. 9), um der Flamme von innen heiſse Luft zuzuführen. Von auſsen wird dieselbe mit kalter Luft gespeist, die direkt über der Glocke von auſsen eintritt, um die Glasglocke kalt zu halten. Clark gibt an, man könne auch irgend einen Ring-Argand- oder sonstigen zweckmäſsigen Brenner wählen. An seiner Beschreibung ist manches unklar. Fig. 7., Bd. 274, S. 236 Fig. 8., Bd. 274, S. 236 Um an der genannten Lampe den Brennraum so kalt zu halten, wie ihr Erfinder es angibt, muſste die Menge der einströmenden kalten Luft so groſs sein, daſs die Resultate als Regenerativbrenner sehr geringe wurden. Beschränkt man aber diesen Luftzutritt, wie es bei der Wenham-Sternlampe (Fig. 10) der Fall ist, durch den Glockendeckel auf ein solches Maſs, daſs die Lampe als Regenerativlampe mit Erfolg dienen kann, so wird die Deckplatte so heiſs, daſs Zinn und Blei darauf schmilzt und die eintretende Luft durch sie erhitzt wird. Dies erinnert an Siemens-Lampe I. Anordnung. Das Clark'sche Patent dient vielen Lampen zum Vorbilde, so der Seegrün-Lampe, der Schröder-Lampe, der Germania-Lampe, der Stern-Lampe, der Wenham-Compagnie, der Danischefski-Lampe und anderen. Fig. 9., Bd. 274, S. 237 Fig. 10., Bd. 274, S. 237 Die nächsten Fortschritte dieser Art Lampen liegen in den beiden Patenten von Grimston Nr. 22706 (Fig. 11) und Nr. 23938 (Fig. 12). Fig. 11., Bd. 274, S. 237 Fig. 12., Bd. 274, S. 237 Fig. 13., Bd. 274, S. 237 Wie bei Siemens I. Anordnung gibt er den ringförmigen Flammen auf beiden Seiten Luftzufuhr durch den Regenerator ohne weiteren Luftzutritt durch den Glockendeckel. Um die Flamme nach oben abzulenken, gestaltet er den Boden seiner Glocke hügelförmig. Der innere Luftstrom soll sich schützend zwischen Glas und Flamme legen; dies ist aber wieder aufgegeben und im zweiten Patent eine Ablenkungsplatte in der Mitte angeordnet, welche die Flamme weniger nach unten läſst und nach seitwärts ablenkt. Ueber dem wagerechten Theil der Flamme befindet sich ein Reflector. Bei der Wenham-Lampe, Patent Nr. 22354 (Fig. 13), ist der Ablenkungskegel durch eine durchlochte Platte ersetzt. Wenham gibt die kräftige und concentrirte Wirkung der Esse wieder auf und wird dadurch um so mehr gezwungen, die Luftlöcher im Glockendeckel einzuführen. Bei der Bower-Thorp-Lampe, Patent Nr. 29326, ist der Glockendeckel durch Hinzufügung von Rippen weiter als Lufterhitzer ausgebildet. Die Lampe zeigt durch ihre rasche Zerstörung am deutlichsten den Miſsstand, der den von innen nach auſsen brennenden Gattungen anhaftet. Der eigentliche Gasbrenner und seine Zuführung sind von den heiſsesten Theilen der Verbrennungsgase vollständig eingehüllt; die Kühlung erfolgt ausschlieſslich durch die zur Flamme gelangende Luft, deren Menge zu vortheilhafter Luftentwickelung eine beschränkte sein muſs. Der Apparat kann im Gegensatze zu den von auſsen nach innen brennenden Lampen die empfangene Hitze nicht durch Strahlung an kältere Flächen abgeben, weil solche nicht vorhanden sind. Die Folge ist starke Erhitzung und damit schnellere Zerstörung, sowie raschere Verstopfung aller Kanäle. Aus diesem Grunde ging die Bower-Thorp-Lampe rasch zurück. Aehnlich ist es bei der Wenham-Lampe, doch nicht im gleichen Maſse, sie ist schwer ohne Ruſsen zu voller Lichtentwickelung zu bringen. Die erste invertirte, d.h. von auſsen nach innen brennende Regenerativlampe ist das Patent Westphal Nr. 21809 (Fig. 14). Man erkennt darin leicht die Siemens-Lampe, Patent Nr. 11721, in umgedrehter Form; es ist dieselbe Art der Flammenführung, welche anfangs durch die auftreffende Verbrennungsluft, dann durch die enge Einschlieſsung zwischen Glas und dem die Flamme verlängernden, zugleich reflectirenden Porzellancylinder bewirkt wird, zuletzt durch die Saugwirkung der Esse. Fast gleichzeitig erschien die invertirte Siemens-Lampe und die Butzke-Westphal-Lampe (Fig. 15). Letztere enthält den von Siemens früher angewandten Porzellaneinsatz mit Kragen statt des geraden Porzellancylinders. Die Luft trifft nicht bis über die Gasausmündung hinaus, dagegen wird Luft durch den heiſsen Glockendeckel eingeführt. Die Flammenführung ist dadurch nicht sehr straff, doch ist die Flamme weiſser als bei der Wenham-Lampe. Es liegt dies an der günstigen Flammenumwälzung am Rande des Porzellaneinsatzes. Die neueste Siemens'sche Regenerativlampe ist einfach sein Paten Nr. 22042 in umgekehrter Form (Fig. 16). Die Glasglocke hier dient nur zur Uebertragung der Saugwirkung der Esse auf die Luftzuführungskanäle, während sie dort fehlt. Die Flamme ist eine sehr stetige. Die Butzke'sche Gasbogenlicht-Lampe, sowie die Sylvia-Lampe stimmen mit der Siemens-Lampe fast vollständig überein. Fig. 14., Bd. 274, S. 239 Fig. 15., Bd. 274, S. 239 Fig. 16., Bd. 274, S. 239 Zu den Regenerativlampen gehört auch der Siemens'sche wagerechte Regenerativflachbrenner.Vgl. D. p. J., 1888 268 154.In ihm entströmt die Flamme einem gewöhnlichen Schnittbrenner und erstreckt sich innerhalb der abschlieſsenden Glasglocke in bedeutender Länge und Breite unter einem siebartigen Reflector. Durch die Maschen des Reflectors tritt erhitzte Luft sowohl auf die obere Seite der Flamme als auch um die Flamme herum, den Wänden der Glasglocke folgend und in der Mitte aufsteigend zur unteren Flammenseite. Die Verbrennungsproducte des Gases entweichen durch einen seitlich liegenden Schlitz in der siebförmigen Reflectorglocke, von wo sie in ein centrales Rohr des Regenerators eintreten. Die Leuchtwirkung ist natürlich überwiegend nach unten gerichtet. Das Flammenende und damit die gröſste Hitze liegt der Gaszuleitung gegenüber, so weit entfernt, daſs die Gaskanäle vor Verstopfung geschützt sind. Der Lichteffect ist ein sehr günstiger; bei dem verhältniſsmäſsig geringen Consum ist die Anbringung eines Consumregulators nicht erforderlich (Journal für Gasbeleuchtung, 1889 Bd. 32 S. 577). (Schluſs folgt.)