Titel: Verbesserungen an Pferdeschonern.
Autor: O. L.
Fundstelle: Band 275, Jahrgang 1890, S. 24
Download: XML
Verbesserungen an Pferdeschonern. Mit Abbildungen. Verbesserungen an Pferdeschonern. Um die nachtheiligen Folgen, welche das häufige und schnelle Anziehen beladener Wagen auf die Zugpferde ausübt, aufzuheben oder doch abzuschwächen, sind schon eine ganze Anzahl Vorrichtungen, sogen. Pferdeschoner, erfunden worden, bei denen meist Federn in Spiral- oder Schraubenform zur Anwendung kamen und zwar in der Weise, daſs das Pferd beim Anziehen diese Federn zunächst anspannte, bis die Federspannung der erforderlichen Kraft zur Fortbewegung des Wagens aus der Ruhe entsprach. Die Kraftübertragung auf den Wagen erfolgt hierdurch zwar allmählich, doch nur so lange als die meist ziemlich langen Federn ihre Wirksamkeit nicht einbüſsen. Letzteres tritt aber bei den hier sich ergebenden ziemlich bedeutenden Zugkräften verhältniſsmäſsig schnell ein, so daſs sich eine ganze Anzahl Fachleute bemüht haben, die in Schraubenspiralen angeordnete Federconstruction der Pferdeschoner dadurch zu verbessern, daſs mehrere solcher Spiralfedern, verschieden nach Durchmesser bezieh. Cylinderweite, in einander gesteckt angewandt wurden, und zwar sind in dieser Beziehung zwei Constructionen (D. R. P. Nr. 29259 und 43 965) erwähnenswerth, welche aber den Nachtheil zeigen, daſs sie verhältniſsmäſsig schwer und lang ausfallen und die an sich schon schwere Geschirrlast des Pferdes nicht unwesentlich vermehren, abgesehen davon, daſs die üble Eigenschaft der Stahlfedern, ihre Elasticität bald einzubüſsen, den Constructionen immer noch anhaftet. Eine eigenartige Abänderung dieser Pferdeschoner wurde vom 2. April 1882 ab unter Nr. 20078 patentirt, die darin besteht, daſs eine, mit Kolben und Kolbenstange versehene Röhre zwei mit der Spitze gegen einander (gerichtete kegelförmige Schraubenspirale (aus Blattstahl) umschlieſst die von der Kolbenstange geführt und daher gegen äuſsere rohe Einflüsse geschützt sind. Beim Zusammendrücken der Federn wird die in der Röhre befindliche Luft durch den erwähnten Kolben zusammengedrückt und kann nur langsam durch ein kleines Luftloch aus der Röhre entweichen. Hierdurch ist gewissermaſsen ein Luftbuffer gebildet, welcher die Anwendung verhältniſsmäſsig schwacher Federn gestattet. Allgemeinere Verbreitung hat auch diese an sich recht geschickte Construction, die nur etwas lang ausfällt, nicht gefunden. Dieser den Bufferconstructionen zu Grunde liegende Gedanke ist von einer anderen Construction, unter Anlehnung an die bei Eisenbahnbuffern übliche Einrichtung einer Anzahl Gummibuffer parallel neben einander (unter Trennung der Gummiplatten durch je eine dünne Metallplatte) anzuordnen, weiter ausgebildet und die bezügliche Construction ebenfalls im Deutschen Reiche unter Nr. 37674 patentirt. Die Gummiplatten werden von einem Cylinder umschlossen, der von einem Bügel umgeben ist, in den der Zughaken des Pferdegeschirrs direkt eingehakt werden kann. Auch dieser Construction ist bisher wenigstens kein allgemeiner Wirkungskreis zu Theil geworden, wozu der Umstand auch wohl beigetragen haben mag, daſs Gummi, in besseren Sorten, ein dem Verderben ziemlich leicht ausgesetztes Material ist, das im Laufe der Zeit die unangenehme Eigenschaft annimmt, unelastisch und brüchig zu werden. Auch der immerhin nicht geringe Preis guten Gummis mag der Einführung dieser Construction hinderlich gewesen sein. Eine von den vorerwähnten grundsätzlich abweichende Pferdeschoner-Construction wurde, vom 9. Dezember 1886 ab, unter Nr. 39824 im Deutschen Reiche patentirt, bei welcher zwei verschiedenartige und entgegengesetzt wirkende Hebel gegen zwei verschiebbare Rollen eine Reibung erzeugen und hierdurch dem Pferde das Anziehen und Fortbewegen des Wagens, welches sonst stoſsweise erfolgt, erleichtert wird. Ein federndes Band (aus Gummi), welches über die äuſsersten Theile Fig. 1. Fig. 2. der Seitenhebel gelegt ist, bewirkt den Rückgang der Vorrichtung in seine Ruhestellung, sobald die vom Pferd ausgeübte Spannung nachläſst. Fig. 1., Bd. 275, S. 24 Fig. 2., Bd. 275, S. 24 Die Complicirtheit dieser an sich gut durchdachten Construction mag dazu beigetragen haben, daſs eine ähnliche Vorrichtung in erheblich vereinfachter Gestalt von Leopold Eckmann in Berlin erfunden und vom 17. Februar 1888 ab unter Nr. 44126 im Deutschen Reiche patentirt wurde. Beistehende Fig. 1 und 2 veranschaulichen diesen überhaupt neuesten bei uns patentirten Pferdeschoner; Fig. 1 zeigt einen Längen- und Fig. 2 einen Querschnitt. Dieser Pferdeschoner wirkt in der Weise, daſs die plötzlich auftretende Zugkraft durch einen federnden Ring E in eine nur allmählich wirkende zerlegt wird, so daſs der Zug bezieh. Stoſs nicht unmittelbar, sondern indirekt auf den elastischen Widerstand wirkt, wodurch auch eine zu schnelle Abnutzung verhütet werden soll. Bei diesem Pferdeschoner finden, wie die Abbildungen zeigen, zwei stumpfwinkelig angeordnete Winkelhebel DD1 , welche sich um die Bolzen CC1 drehen, Anwendung. An den oberen Enden bei F und F1 sind an D und D1 zwei beweglich unter sich verbolzte Verbindungsarme GG1 angeordnet, so daſs die ein Viereck bildenden Theile (D, G, G1 und D1 , vgl. Fig. 1) sich charminartig um ihre Eckverbindungen drehen können. Mit dem Bolzen I der Arme GG1 ist die Zugstange bezieh. Zugöse K verbunden, so daſs man damit die Geschirrtheile eines Zugthiers bequem verbinden kann. Wird der Bolzen I in der Richtung des Pfeiles (vgl. Fig. 1) bewegt, so werden die Arme DD1, der Winkelhebel, um CC1 sich drehend, mit ihren oberen Schenkeln sich gegen einander bewegen, während gleichzeitig die unteren Schenkel sich öffnen. Letzteres wird. nun durch den um diese Schenkel gelegten starken Ring E derart gehemmt, daſs dadurch eine mit dem weiteren Zusammengehen der oberen Arme von DD1 sich steigernde Federung erzeugt wird, wodurch einestheils die Stöſse des Wagens aufgenommen und verhindert werden auf die Stränge und das Pferd zu wirken, anderntheils aber auch wird ermöglicht, daſs das letztere die Last allmählich in Bewegung bringt. Der elastische Ring E wird sich je nach den Bewegungshindernissen mehr oder weniger ausdehnen und beim Stehenbleiben des Pferdes die Anfangsstellung selbstthätig wieder einnehmen. Der Erfinder gibt diesen Pferdeschonern, je nachdem dieselben für leichte bezieh. schwere Arbeitswagen Anwendung finden, Hubweiten von 26 bis 78mm. Erwähnenswerth ist noch die zweckmäſsige Art der Einkapselung dieses Pferdeschoners und zwar ist hierfür ein Gehäuse A mit Deckel B benützt, so daſs die oberen Theile den Winkelhebel DD1 mit den Armen GG1 und der Zugöse K frei liegen und nur die unteren Theile verdeckt bleiben, somit der Ring E den verderblichen Einflüssen von Licht u.s.w. entzogen ist. Die Oese L am Gehäuse A ermöglicht die Anbringung des Pferdeschoners am Ortscheit des Wagens, während die Oese K mittels Haken mit dem Zugstrang des Pferdes verbunden wird. Beiläufig mag erwähnt sein, daſs dieses Patent vor nicht langer Zeit erloschen ist, so daſs also einer allgemeineren Verwendbarkeit der Construction nichts im Wege steht und soll hier überhaupt zum Schluſs der häufigeren Anwendung von Pferdeschonern das Wort geredet werden. Vielfach hat man, in Groſsstädten namentlich, Gelegenheit zu beobachten, daſs Pferde eine Störrigkeit entwickeln vor dem Anziehen der Wagen. Es ist dies meist der übermäſsigen Beanspruchung derselben durch häufiges Anziehen zuzuschreiben und beispielsweise müssen Pferdebahn-Gesellschaften ihre Zugthiere schon nach durchschnittlich 4 Betriebsjahren ausmärzen, da die Pferde dann meist nicht mehr im Stande sind, die übermäſsigen Beanspruchungen, welche das Rückgrat der Thiere beim Anziehen der Wagen erfährt, zu ertragen. Es ist hierunter durchaus nicht zu verstehen, daſs solche Pferde etwa schon arbeitsuntauglich sind; sie finden meist, nach gründlicher Ruhe, für landwirthschaftliche Zwecke vortheilhafte Verwendung, doch muſs vor Verwendung solcher Pferde zum Betrieb landwirthschaftlicher Maschinen (Göpel) gewarnt werden, weil sie hierzu meist untauglich sind. Die Pferde sind im allgemeinen nämlich daran gewöhnt, daſs nach Ueberwindung des Anziehens ihnen eine leichtere Arbeitsleistung obliegt, da wie bekannt, ein einmal in Gang gebrachter Wagen sich mit verhältniſsmäſsig geringer Kraftanstrengung fortziehen läſst. Aehnliche Verhältnisse walten aber beim Maschinenbetriebe durchaus nicht ob, vielmehr erfordert die beschleunigte Bewegung der Triebwerke und Maschinen auch einen entsprechend gesteigerten Arbeitsaufwand, der, von überarbeiteten Pferden nicht mehr geleistet werden kann. O. L.