Titel: Erkennungsmittel von Pergamentpapier und imitirtem Pergamentpapier; von Dr. E. Muth.
Autor: E. Muth
Fundstelle: Band 277, Jahrgang 1890, S. 361
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Erkennungsmittel von Pergamentpapier und imitirtem Pergamentpapier; von Dr. E. Muth. (Nachtrag zu der Abhandlung Bd. 276 S. 470.) Erkennungsmittel von Pergamentpapier. Der in Bd. 276 S. 470 d. J. gemachten Mittheilung kann folgendes sichere Erkennungszeichen noch beigefügt werden: Pergamentpapier aus Baumwollfaser, welche pergamentirt ist, kann in stark gesättigtes Kalkwasser getaucht werden und behält, wenn weiſs, seine ursprüngliche Farbe; das Kalkwasser übt auf das Papier keine Aenderung aus. Pergamyn oder Pergament, aus Sulfitzellstoff hergestellt, färbt sich, wenn in Kalkwasser einige Zeit getaucht, gelblich bis bräunlich gelb und behält diese Farbe auch nach dem Auswaschen des Papieres. Es erfährt dabei das Papier dieselbe Färbung, welche auch beobachtet wird, wenn Sulfitzellstoff mit Chlorkalklösung gebleicht werden soll. Hier wirkt der im Chlorkalk noch enthaltene Aetzkalk auf die im Sulfitstoffe enthaltenen Fette, Harze und deren Zersetzungsproducte und färbt die Faser gelblich, nur durch einen Ueberschuſs von Chlor wird die Farbe zerstört. Die gelbliche Färbung des Sulfitstoffes findet nicht statt, wenn solcher vor der Bleiche mit Soda gekocht wird. Dieses Verhalten des Sulfitstoffes gegen Kalkwasser und Alkalien dürfte als sicheres Erkennungsmittel dienen, um in dem besseren Papiere ungebleichten oder schlecht gebleichten Sulfitstoff nachzuweisen. Zu beachten ist jedoch, daſs Holzschliff die gleiche Färbung erfährt, weshalb dessen Anwesenheit vorher mit schwefelsaurem Anilin oder Phloroglucin nachgewiesen werden muſs; sobald dieser gefunden ist, läſst sich das Verfahren nicht anwenden. Papiere, welche auf der Oberfläche mit thierischem Leim geleimt sind oder Zusatz von Stärkemehl haben, werden zuvor mit heiſsem Wasser ausgewaschen, um diese Stoffe zu entfernen; nach dem Trocknen läſst sich mit Sicherheit auf Sulfitzellstoff schlieſsen, wenn sich das Papier mit Kalkwasser gelblich färbt. Natronzellstoff oder Papier, welches aus diesem und Lumpen gearbeitet ist, sowie Papier aus reinen Lumpen erfährt keine Farbenänderung. Als selbstverständlich muſs vorausgesetzt werden, daſs, wie es bei weiſsem Schreibpapier und Conceptpapier meistens der Fall, zum Papier keine Farbstoffe genommen sind, welche durch Alkalien eine Aenderung erfahren. Bei dem mir zur Verfügung gestandenen Material lieſs sich das stark gesättigte Kalkwasser (Aetzkalk) mit Sicherheit als Erkennungsmittel auf die Anwesenheit von Sulfitzellstoff benutzen; es wäre interessant, eine Bestätigung dieser Beobachtung auch von anderer Seite aus und mit anderem Material zu erhalten.