Titel: Neuere Blechbiegemaschinen.
Autor: Pr.
Fundstelle: Band 277, Jahrgang 1890, S. 544
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Neuere Blechbiegemaschinen. Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 28. Neuere Blechbiegemaschinen. Das Biegen der rothwarm gemachten Kesselbleche erfolgt mittels Walzen, welche das zwischen dieselben eingeführte Blech unter Druckäuſserung abbiegen und zugleich fortschieben, ferner mittels Formpressen, wobei das Biegen der warmen bezieh. kalten Bleche streifenweise oder auf einmal vorgenommen wird. Bei den Blechbiegewalzmaschinen wird der Biegevorgang nicht auf einmal durchgeführt, sondern bei allmählicher Drucksteigerung bis zur Fertigstellung des Kesselschluſsbleches öfters wiederholt, einestheils um den Fortgang der Formänderung besser verfolgen zu können, als auch um eine zu starke Beanspruchung der Druck- und Triebwerke zu vermeiden. Da aber diese Wiederholungen nicht unbedeutende Zeitverluste bedingen, das zu walzende Blech währenddeſs erkaltet und dadurch dem Abbiegen gröſseren Widerstand entgegenstellt, auch bei fortschreitender Krümmung des Kesselbleches die Hebelarme der Druckkräfte immer kleiner werden, so sind alle diejenigen Einrichtungen zu empfehlen, durch welche die Nachstellung der Druckwalze erleichtert und beschleunigt wird. Bei gröſseren Blechbiegemaschinen wird daher die Lagereinstellung der Biegewalze mittels Kraftbetrieb rasch durchgeführt und der Maschinenführer möglichst in die verlängerte Mittelachse der Maschine aufgestellt, so daſs er weit abseits, und daher vor der strahlenden Hitze geschützt, den Arbeitsverlauf gut verfolgen und dementsprechend die Steuerung der Maschine besorgen kann. Werden geschlossene Kesselringe gerollt, so muſs selbstverständlich einer der beiden Lagerkörper abgehoben und die im Rohr befindliche Walze nach einer Seite freigelegt werden, um das so gebildete Kesselrohr herausziehen zu können. Auch diese Arbeit wird zu erleichtern gesucht, indem dieses Walzenlager zum Kippen eingerichtet wird und nur die Lagerschale ausgehoben zu werden braucht. Weil aber bei dieser Einrichtung eine Schräglage der Walze unvermeidlich ist, so muſs das andere Walzenzapfenlager gelenkig ausgeführt sein. Damit gewinnt man aber den Vortheil, nicht nur cylindrische, sondern auch kegelförmige Rohre bequem rollen zu können, sobald die Verstellung der Lager unabhängig von einander durchführbar ist. Es muſs daher bei der Steuerung mittels Kraftbetrieb eine selbständige Aus- und Einrückung des Triebwerkes jedes einzelnen Drucklagers vom Standplatz des Maschinenführers aus vorgesehen sein. Je nach Lage, Wirkungsweise und Anzahl der Walzen unterscheidet man Biegewalzmaschinen: mit zwei getriebenen Stützwalzen und einer leerlaufenden stellbaren oberen Druckwalze, welche auf der inneren Hohlfläche des Blechrohres wirkt; Maschinen mit zwei über einander gestellten Klemmwalzen, welche das Blech gegen eine oder zwei Biegewalzen führen, an welche sich die Auſsenseite des Blechrohres legt; und sogen. Blechspannmaschinen mit drei gleichmäſsig getriebenen Stützwalzen und vier oberen Druckwalzen. Gewöhnlich sind die Walzen wagerecht gelagert, nur von Einzelnen (Scriven) ist die stehende Lage gewählt. Zum Anbiegen der Ränder an Kesselböden, sowie der Flanschen an geschweiſsten Flammrohren werden in neuerer Zeit auch Biegemaschinen mit kurzen Walzen gebraucht. Mächtige Blechpressen mit Wasserdruckbetrieb, in wagerechter und lothrechter Anordnung mit entsprechenden Formplatten, sind bei groſsen Brückenbauten (Forthbrücke), auf Schiffswerften und Kesselschmieden in neuerer Zeit mehrfach benutzt, sowie zur Herstellung von gewellten Feuerrohren auch Wasserdruckpressen, welche den bekannten standfesten Nietmaschinen ähnlich sind, Verwendung finden.Ueber Blechbiegemaschinen vgl. A. Bachmann Blechrollmaschine für Galloway-Siederohre. Mourailles hydraulische Blechpresse 1881 240 * 158. Scriven Blechbiegemaschine mit drei stehenden Walzen 1882 245 519. Fielding und Platt hydraulische Biegemaschine 1882 246 * 361. Thyssen und Bachmeyer Wellblechpresse 1883 247 139. Witthoft und C. Schulze Blechbiegemaschine 1883 248 * 60. Howaldt Plattenbiegemaschine für Schiffbau 1883 249 * 247. Kesseler Wellblechbiegemaschine 1883 250 * 59. J. Bach Blechspann- und Richtmaschine 1885 255 *18. Eckardts Biegemaschine 1885 256 * 210. Scriven und Tweedy Richt- und Biegemaschine 1886 260 * 303, 572. Eltringham hydraulische Presse 1887 265 * 481. J. O. Brien Ränderbiegemaschine für Kesselböden 1887 266 * 149. G. Booth Biegemaschine für Flammrohrflanschen 1887 266 * 582. Blechbiegepresse mit Druckwasserbetrieb bei der Forthbrücke 1888 269 * 242. Holmes hydraulische Presse für gewellte Feuerrohre 1889 274 * 480. Hilles und Jones Blechbiegemaschine 1889 274 * 150. Doty's Blechbiegemaschine (Fig. 1). Diese von der New Doty Manufacturing Co. in Janesville, Wisconsin, Amerika, gebaute Maschine hat nach Iron, 1890 vom 7. Februar * S. 113, zwei Klemm walzen, von denen die obere beständig getrieben wird, während die untere bei jedem Blechdurchgang allemal zuerst nur eine halbe Umdrehung durch das Triebwerk gezwungen macht, um dadurch den Einzug des Bleches zu sichern. Fig. 1., Bd. 277, S. 545 Nach Vollendung dieser halben Umdrehung wird vermöge einer Ausrückkuppelung das Triebwerk dieser unteren Klemmwalze abgestellt, so daſs dieselbe freidrehend geworden, vom durchgeführten Blech mitgenommen wird. Hierdurch wird ein Gleiten vermieden, welches durch den Unterschied der Abwickelungsstrecken der inneren Höhlfläche und der äuſseren Mantelseite des Blechrohres gegeben ist. Die Lager der unteren Klemmwalze sind der Blechstärke entsprechend stellbar eingerichtet, während die obere Klemmwalze eine feststehende Achslage beibehält. Um beim Biegen geschlossener Kesselringe die eine Walzenseite freizulegen, wird der im Lagerständer eingeschobene Lagerkopf vollständig entfernt. In den zur lothrechten Achsenebene der Klemmwalzen parallel liegenden Schlitzführungen der beiden Ständer ist die seitlich vorliegende Biegewalze stellbar, indem die Lagerstützspindeln mittels Hand- und Winkelräder bethätigt werden, während bei stärkeren Maschinen Schnecken trieb werke vorgesehen sind. Der Betrieb der oberen Klemmwalze erfolgt durch Vermittlung zweier Radsätze von einem offenen und einem geschränkten Riemen, welche abwechselnd auf die mittlere Festscheibe verlegt werden. Die Uebertragung der Betriebskraft auf die untere Klemmwalze wird in Verbindung mit einer auslösenden Zahnkuppelung durch zwei Getriebe besorgt und zwar nur während der Dauer einer halben Walzenumdrehung. Hilles und Jones' Blechbiegemaschine (Fig. 2). Die Herstellung geschlossener Kesselringe wird durch die von The Hilles and Jones Co. in Wilmington, Delaware, gebaute Blechbiegemaschine ganz besonders erleichtert. Nach American Machinist, 1890 Bd. 13 Nr. 12 * S. 2, besitzt diese Maschine zwei getriebene Stützwalzen und eine freilaufende Oberwalze, deren Zapfenverlängerung als Hebelstütze dient, sobald das Kipplager herabgedreht bezieh. die Oberschale entfernt und der vordere Walzenzapfen freigelegt ist. Fig. 2., Bd. 277, S. 546 Die Lagerkörper für die Oberwalze laufen in starke Schraubenspindeln aus, welche in die Mutterräder eingreifen, die an jedem Ständerfuſse liegen und welche gleichzeitig von der gemeinschaftlichen Schneckenwelle betrieben werden. Um beim Rollen kegelförmiger Ringe eine entsprechende Schräglage der Oberwalze zu erzielen, braucht bloſs die am Mittelständer angebrachte Wellenkuppelung zeitweilig gelöst und bei fester Einstellung des Kipplagers das Mittellager in entsprechender Weise gesenkt zu werden. Sämmtliche Einstellungen der Oberwalze werden mit einem selbständigen Riementriebwerk durchgeführt, welches durch Vermittelung einer doppelseitigen Reibungskuppelung bekannter Bauart auf die Walzenlager einwirkt. Ein gleiches, aber stärker ausgeführtes Riemenwerk treibt die beiden unteren schmiedeeisernen Stützwalzen, deren Getriebe aus Stahlguſs gefertigt sind. Beide Walzenständer sowie die Wellenlager des Triebwerkes liegen auf einer gemeinschaftlichen Bettplatte, so daſs hierdurch eine genaue Walzenführung gesichert wird. Niles' Blechbiegewalzwerk (Fig. 3). Zum Biegen 38mm starker und 4876mm (16') breiter Schiffsbleche ist dieses von Niles Tool Works, Hamilton, Ohio, für die Norfolk Schiffswerft gelieferte Blechbiegewerk von 100t Gesammtgewicht bestimmt. Dasselbe besitzt nach American Machinist, 1889 Bd. 12 Nr. 32 * S. 1, vier Walzen aus Schmiedeeisen, von welchen die beiden mittleren, die genau über einander liegen, das eingeklemmte Blech fortschieben und deshalb angetrieben werden müssen, während die beiden äuſseren in ihren stellbaren Lagern lose umlaufen. Fig. 3., Bd. 277, S. 547 Weil aber Schiffsbekleidungsbleche in der Regel schräg gewalzt bezieh. gebogen werden, so ist durch Einschaltung von ausrückbaren Zahnkuppelungen und durch Antrieb dieser Lagerstellwerke von der Mitte aus Vorkehrung getroffen, die einzelnen Lager der Biegewalzen beliebig und unabhängig von einander einzustellen, wozu eine Zwillingsdampfmaschine dient, während eine gröſsere Zwillingsmaschine die mittleren Klemmwalzen treibt, von denen die untere in stellbaren Lagern läuft. Die ganze Maschinenanlage ist auf eine starre Bettplatte aufgebaut. Von den Niles Tool Works soll in nächster Zeit noch eine gewaltigere Blechbiegemaschine, von 200t Gewicht, geliefert werden, bei der eine der beiden Mittelwalzen 813mm Durchmesser bei 6700mm Länge und 35t Gewicht besitzt. Eltringham's Blechbiegepresse (Fig. 4 bis 6 Taf. 28). Mit dieser bei Fielding und Platt in Gloucester gebauten Biegemaschine werden Bleche streifenweise im kalten Zustande gebogen, wobei Druckwasser als Betriebskraftmittel angewendet wird. Diese nach Industries, 1889 Bd. 7 Nr. 28, abgebildete Maschine bildet mit den Standsäulen A, B, der Grundplatte C und dem Kopfbalken D einen starren Rahmen, in welchem ein beweglicher Formbalken F parallel zu den Ständern A, B auf Rollen laufend sich verschieben läſst. Diese Parallelverschiebung wird durch Vermittelung eines Hängerahmens K, welcher an dem Kolben des an A angeschraubten Druckwassercylinders H angelenkt ist, in der Weise durchgeführt, daſs die in den Rahmenenden befindlichen Rollen MN an zwei Keilbahnen E des Ständers A und zugleich an die lothrecht stehenden Bahnen G des Formbalkens F sich stützen. Um die Rollenzapfen zu entlasten, berühren sich die Rollenpaare MM bezieh. NN an ihren Umfangen. Eine Erhebung dieses Hängerahmens K bedingt demnach eine verhältniſsmäſsige Verschiebung des Formbalkens F gegen den entsprechend geformten Seitenständer B. Nach beendeter Druckwirkung wird der Formbalken F durch das an der Rückseite des Ständers A vorgesehene Druckkolben werk O mittels Zugstangen zurückgestellt, während der Hängerahmen K durch sein Eigengewicht den Kraftkolben H so weit niedertreibt, als die zur Wasserersparniſs eingerichtete Hubbegrenzung es zuläſst. Hierauf wird das auf Rollen Q hochkantig sich stützende Blech P um 600mm fortgeschoben und der folgende Streifen fortlaufend angebogen. Zur Erleichterung dieser Hantirungen dienen die am Kopfbalken D angeschlossenen Rollenzüge R und S. Bei dieser raumsparenden Maschine ist eine Ueberanstrengung der arbeitenden Theile ausgeschlossen, sowie mit dieser Maschine ein fester und gleichmäſsiger Anschluſs der Nahtränder der Bleche ermöglicht wird. Davis' Ränderbiegemaschine für Kesselböden (Fig. 7). Nach American Machinist, 1890 Bd. 13 Nr. 9 * S. 1, besteht diese, von J. B. Davis und Sohn in Hartford, Connecticut, gebaute Ränderbiegemaschine für Kesselböden von 965 bis 2438mm Durchmesser aus einem Drehtisch mit entsprechender Formplatte und einer Druckscheibe, mit welcher das erhitzte Bodenblech auf die kreisende Formplatte geklemmt wird. Diese Druckscheibe wird durch eine stehende Handradspindel gehoben bezieh. niedergepreſst, welche in einem aus -Eisen zusammengesetzten Gerüstbalken sitzt, welcher als Standplatz für einen der Arbeiter dient. Fig. 7., Bd. 277, S. 549 Auf den beiden, an das Mittelstück angeschlossenen Wangen verschieben sich die Supportschlitten mit den Biegewalzen, und zwar befindet sich auf der einen Wange der Schlitten mit der im Winkel stellbaren Biegewalze und auf der anderen Wange die Formwalze zum Fertigmachen des Randbordes. Beide Rollenschlitten werden durch Handradspindeln an den Kesselbodenrand angestellt, während dessen der letztere ununterbrochen durch ein seitliches Triebwerk in Drehung versetzt wird. Pr.

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Tafel Tafel 28
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