Titel: Hollerith's elektrische Tabellirmaschine für statistische Zählungen.
Fundstelle: Band 278, Jahrgang 1890, S. 297
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Hollerith's elektrische Tabellirmaschine für statistische Zählungen. Mit Abbildungen. Elektrische Tabellirmaschine für statistische Zählungen. Mittels der Tabellirmaschine Hollerith's sollen irgend welche statistische Angaben gruppenweise zusammengetragen und summirt werden, und zwar werden dazu die auf jede Person bezüglichen Angaben in Blätter oder Karten eines elektrisch nicht leitenden Stoffes (Papiers) als Köcher eingestanzt und dann einzeln oder vereinigt mittels mechanischer, durch Elektromagnete bethätigter Zählwerke gezählt, deren Stromkreise durch die gelochten Karten beherrscht werden. Die Anordnung ist von dem Committee on Science and the Arts des Franklin Institutes in Philadelphia einer Prüfung unterworfen und für sie die höchste Auszeichnung des Institutes, die Elliot Cresson Medal, beantragt worden. Ihre Betreibung enthält das Journal des Institutes Bd. 129 * S. 300. Wenn die Zähl- oder Meldescheine, welche die Angaben über jede Person enthalten, von den Zählern bei der Volkszählung eingeliefert werden, so wird jede Angabe in eine Manila-Karte von 168 × 76mmeingestanzt. Von diesen Karten ist eine Ecke querüber abgeschnitten, so daſs die Karten richtig liegen, wenn sie auf einander geschichtet werden. Die Nummer der Angabe wird zuvor auf die Karte geschrieben, so daſs eine Vergleichung jederzeit möglich ist. Der Staat, der Bezirk des Zählers u.s.w. sind auf der Karte durch eine gewisse Gruppirung von 4 oder 5 Löchern an dem einen, dazu frei gelassenen Ende der Karte vermerkt. Eine besondere Maschine stanzt diese Löcher ein, in je 4 oder 5 Karten zugleich. Diese Löcher sichern, daſs jede Karte gerade in ihren Bezirk gelegt wird und jede verlegte Karte unter 1000 herausgefunden werden kann. Die persönlichen Angaben werden in jede Karte einzeln auf einer geeigneten Stanzmaschine eingelocht. Diese Maschine enthält eine Metallplatte mit zahlreichen Löchern, die in gewisser Gruppirung den verschiedenen Angaben entsprechen, und die Gruppen werden genau den Löchern in der Platte entsprechend gestanzt. Die verschiedenen Angaben (Rasse, Geschlecht, Alter u.s.w.) werden von links her in derselben Reihenfolge gestanzt, in der sie auf den Zählscheinen stehen. Wird es gewünscht, so kann die gestanzte Karte leicht gelesen und geprüft werden, indem man sie über zu diesem Zwecke hergestellte gedruckte Formulare legt. Fig. 1., Bd. 278, S. 298Fig. 2., Bd. 278, S. 298Fig. 3., Bd. 278, S. 298 Die Tabellirung erfolgt nun mittels der in Fig. 1 bis 3 abgebildeten Maschine. Diese Presse enthält eine Hartgummiplatte mit geeigneten Anschlägen oder Führungen, an welche die Karten nach einander gelegt werden. Die Platte enthält eine Anzahl von Löchern oder Näpfchen, welche in Zahl und Anordnung denen entsprechen, welche in die Karte eingestanzt sein können. Jedes Näpfchen ist nach Fig. 2 z. Th. mit Quecksilber gefüllt und mit einer Klemmschraube an der Rückseite des Rahmens verbunden. Ueber der Hartgummiplatte ist ein zu ihr gehöriger Kasten mit einer Anzahl vorstehender, federnder Contactstifte, die in ihrer Anordnung zu den Quecksilbernäpfchen passen. Wird nun eine Karte in die Presse eingelegt und deren Schwengel nach unten bewegt, so schlieſsen die durch die Löcher der Karte hindurch tretenden Stifte der Lochung entsprechend gewisse Stromkreise. In einen geeigneten Rahmen sind nun in Reihen neben einander eine Anzahl von Zählwerken aufgestellt, deren jedes bis 10000 zählen kann. Diese Zählwerke werden durch Elektromagnete in Gang gesetzt, deren Windungen an Klemmschrauben an der Rückseite enden. Um daher die verschiedenen Angaben auf den Karten zu tabelliren, braucht man nur die zu ihnen gehörigen Klemmschrauben mit den Klemmen der Zählwerke zu verbinden und darauf die Karten durch die Presse leiten. Die Zahl der jedesmal zu summirenden Arten von Angaben wird nur durch die Anzahl der Elektromagnete beschränkt. Fig. 4., Bd. 278, S. 299 Will man beim Summiren zugleich die Karten nach einer der auf ihnen enthaltenen Angabe sortiren, so benutzt man noch den in Fig. 4 rechts abgebildeten Kasten, welcher passend 24 Fächer enthält, deren jedes mittels eines Deckels verschlossen ist; der Deckel wird von einem Haken festgehalten, der den Anker eines Elektromagnetes bildet; jeder Elektromagnet wird mit den betreffenden der Klemmschrauben der Presse verbunden, welche zu den für die Sortirung maſsgebenden Angaben gehören. Wird eine Karte in die Presse gelegt, so wirkt der zu der auf der Karte stehenden Angabe gehörige Elektromagnet, der Deckel springt auf und bleibt offen, bis er nach dem Einlegen der Karte in das Fach mit der rechten Hand wieder geschlossen wird; während dessen wird mit der linken Hand eine andere Karte in die Presse gelegt. Die Seitenwände des Kastens sind um Gelenke beweglich, damit man die Karten leicht aus den Fächern wieder herausnehmen kann. Das Sortiren kann zugleich mit dem Tabelliren irgend welcher Gruppen von Angaben erfolgen. Zu gröſserer Sicherheit läſst man ein Zählwerk alle eingelegten Karten zählen; dessen Zeiger muſs dann eine der Summe der Angaben aller anderen Zählwerke gleichende Zahl zeigen. Ferner läſst man bei jedem Zählen eine Klingel ertönen, deren Versagen es meldet, wenn einmal aus irgend einem Grunde bei einer Karte die Zählung nicht erfolgt. Die Maschine versagt auch die Zählung, wenn einmal eine Karte in die Presse gelegt wird, worauf eine zu der eben zu zählenden Klasse gehörige Angabe nicht steht. Alle Karten, welche wirklich in ein bestimmtes Fach gehören, haben mindestens ein Loch gemein (auſser denen, welche den Bezirk bezeichnen); man kann daher sie alle leicht auf einen Draht aufreihen, fügt sich dabei eine Karte nicht, so ist sie in ein falsches Fach gelegt worden. Das Committee hat Hollerith's Maschine in ihrer Leistung mit der Zwickmaschine (chip System) C. F. Pidgin's und der Kerbmaschine W. M. Hunt's zu vergleichen nicht unterlassen; es wurden gewisse Angaben aus der Zählung von 1880 tabulirt, welche 4 Bezirken mit 10491 Einwohnern angehören; die Vorbereitung erforderte nach Hollerith 72 Stunden 27 Minuten, nach Hunt 144 Stunden 25 Minuten, nach Pidgin 110 Stunden 56 Minuten, das Tabelliren aber bezieh. 5 Stunden 28 Minuten, 55 Stunden 22 Minuten und 44 Stunden 41 Minuten. Dabei übertraf Hollerith's Maschine die beiden anderen auch an Genauigkeit des Tabellirens. Die Kosten des Tabellirens bei einer Volkszählung dürften sich bei Hollerith's Maschine nur auf ein Drittel der bei einer Tabellirung mittels einer anderen Maschine entstehenden Kosten belaufen.