Titel: Delany's Einrichtung zur abwechselnden Benutzung derselben Telegraphenleitung durch mehrere Personenpaare.
Fundstelle: Band 278, Jahrgang 1890, S. 348
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Delany's Einrichtung zur abwechselnden Benutzung derselben Telegraphenleitung durch mehrere Personenpaare. Mit Abbildungen auf Tafel 20. Benutzung derselben Telegraphenleitung durch mehrere Personenpaare. In Amerika macht sich in ständigem Wachsen das Bedürfniſs fühlbar, daſs Personen, welche in verschiedenen Städten wohnen, in geeigneter Weise in unmittelbare telegraphische Verbindung mit einander gebracht werden, damit sie zu jeder Zeit rasch in Verkehr mit einander treten können. Wenn nun zur Befriedigung des vorhandenen Bedürfnisses besondere Privatlinien gebaut werden, so erweist sich der Betrieb derselben als sehr kostspielig, wenn an jedem Ende einer jeden Leitung nur eine Person mit dieser Leitung verbunden werden kann. Deshalb sah man sich dazu gedrängt, dieselbe Leitung für mehrere Personen verfügbar zu machen und hat bereits mehrfach Einrichtungen getroffen, welche sich der mehrfachen Telegraphie anschlieſsen. So hat D. R. Downer dazu eine Verwendung des Doppelgegensprechens vorgeschlagenVgl. auch Maver und Daris, The Quadruplex, New York 1885 * S. 105., und auch der Elektriker R. G. Brown der Standard Multiplex Telegraph Company, welche mit der Ausführung der Delany'schen mehrfachen Telegraphen betraut ist, hat zwei verschiedene Anordnungen dazu angegebenVgl. Lumière Electrique, 1887 Bd. 23 * S. 391 und Bd. 25 * S. 290.; die eine derselben ist eine Erweiterung der absatzweisen Telegraphie und es wird bei ihr aus der Hauptlinie in die aus deren Endämtern abgehenden und beliebig viele Telegraphenstellen enthaltenden Zweigleitungen mit Uebertragung gearbeitet. Neuerdings hat ferner P. B. Delany einen wesentlich anderen Weg bei einer sowohl für Telegraphen, wie für Telephonanlagen bestimmten Anordnung eingeschlagen, welche er kürzlich in Amerika hat patentiren lassen. In dieser Anordnung, welche in dem am 30. Juli 1890 ausgegebenen Hefte des in New York erscheinenden Electrical Engineer, 1890 Bd. 10 * S. 109, beschrieben ist und geeignet erscheint, in vortheilhafter Weise die Handumschalter zu ersetzen, zu denen die Long Distance Telephone Company in ähnlichen Fällen ihre Zuflucht genommen hatte, kann man ebenfalls eine eigenartige Durchführung der absatzweisen Vielfachtelegraphie finden, insofern die Leitung selbsthätig in regelmäſsiger Abwechselung einer Anzahl von Personen auf eine bestimmte Zeit zugewiesen und zu beliebiger Benutzung überlassen wird; die Länge dieser Zeiten aber, auf welche die Leitung den einzelnen Personenpaaren zur Verfügung gestellt wird, ist aber wesentlich gröſser, als sie sonst bei den Vielfachtelegraphen zu sein pflegt, und sie braucht auch nicht bei den verschiedenen Paaren die nämliche zu sein. Diese Anordnung bildet in gewissem Sinne ein von einer Uhr in Gang erhaltenes selbsthätiges Umschalterpaar, durch welches mittels einer Leitung die einzelnen Personenpaare nicht beständig, sondern in jeder Stunde des Tages der Reihe nach einmal oder auch mehrmals auf eine bestimmte Anzahl von Minuten in telegraphische Verbindung mit einander gesetzt werden. Ist z.B. eine Leitung zwischen New York und Boston vorhanden, so kann sich irgend eine Person in New York gegen eine bestimmte jährliche, verhältniſsmäſsig niedrige Miethe stündlich auf 5 Minuten mit einer Person in Boston verbinden lassen, ein anderes Paar etwa auf 10 Minuten stündlich, oder auf 5 Minuten in jeder halben Stunde u.s.f. bis die Leitung auf die volle Zeit vergeben ist. Beamte zur Bedienung des Umschalters werden nicht gebraucht, die Umschaltung aber erfolgt dabei regelmäſsiger, weil die Uhren alle Stunden von selbst richtig gestellt werden. Die Uhren liegen nur während der einen Minute, in welcher ihre Regulirung zu erfolgen hat, in der Leitung: es sind daher keine sich bewegenden und kratzenden Contacte vorhanden, und die Uhren werden von Leitungsstörungen nicht beeinfluſst. Die Leitung L (Fig. 23 u. 24) legt Delany in deren beiden Endämtern A und B mittels einer Schleiffeder an die Achsen der Contactarme zweier Vertheiler V1 und V2, welche in ihrer sonstigen Einrichtung ganz den in der Vielfachtelegraphie gebräuchlichen gleichen und deshalb in den Figuren nicht angedeutet sind. Jeder Vertheiler enthält 12 gleiche Contactplatten, welche mit den Apparatsätzen von 12 Theilnehmern verbunden werden können; jedem Apparatsatze wird dann die Leitung in jeder Stunde auf 5 Minuten zur Verfügung gestellt; die Minute, welche zur Uhrenregulirung erforderlich ist, kann von der Zeit des ersten, oder des letzten Apparatsatzes in Abgang gebracht werden unter entsprechender Ermäſsigung der Miethgebühr. Sind weniger als 12 Theilnehmer vorhanden, so können einzelnen mehr als eine Contactplatte zugewiesen Werden. Für sämmtliche Sätze ist der Betrieb mit amerikanischem Ruhestrom gewählt; in den vom Ankerhebel des Relais zu schlieſsenden Lokalstromkreis kann mittels eines gewöhnlichen Kurbelumschalters der Klopfer oder eine Rasselklingel eingeschaltet werden, welch letztere den Theilnehmer sofort benachrichtigt, wenn die Leitung ihm zugewiesen wird. Die Batterie wird in den beiden Endämtern zu gleichen Theilen aufgestellt. Wegen ihrer Mitbenutzung für die Uhrenregulirung darf jedoch die Leitung L nicht unmittelbar an die Contactarme geführt werden. In dem die Correctionsströme empfangenden Amte A (Fig. 23) wird sie an die Achse des Ankerhebels h eines gewöhnlichen Relais R1 gelegt; der Batterietheil wird in den von der Kuhecontactschraube r des Relais nach der Achse des Vertheilerarmes führenden Draht x eingeschaltet, von der Arbeitscontactschraube a dagegen führt ein Draht c durch die Rollen eines polarisirten Relais p zur Erde. In dem die Correctionsströme entsendenden Amte B (Fig. 24) hat der Ankerhebel k des gewöhnlichen Relais R2 zugleich die Rolle eines Stromwenders für den dort aufgestellten Theil B der Linienbatterie zu spielen, daher ist die Linie L an einen isolirten Theil i gelegt, welcher abwechselnd die eine und die andere der beiden mit den Polen von B verbundenen Federn v und u von dem Contactstücke s abhebt; auch die Achse von k liegt nicht unveränderlich an Erde, sondern sie kann von der Ruhecontactschraube g aus durch den Draht y mit der Achse des Vertheilerarmes in Verbindung treten, während von der Arbeitscontactschraube f aus der Draht e einen Weg unmittelbar zur Erde eröffnet; bei ruhendem Ankerhebel ist der Batterietheil in B gleichsinnig mit dem in A befindlichen geschaltet und dabei spricht das Relais p nicht auf ihren Strom an, falls demselben etwa von R1 der Weg durch die Rollen von p eröffnet wurde, weil der Strom jetzt in gleichem Sinne mit der Abreiſsfeder auf den Anker wirkt. Die Contactarme von V1 und V2 sind nun aber nicht in stetiger Bewegung, sondern sie bewegen sich sprungweise und beide zugleich auf das nächste Contactplattenpaar, stets nach Ablauf von 5 Minuten. Deshalb ist auf die Achse eines jeden Armes ein sechszähniges Steigrad aufgesteckt, auf welches die beiden Gabelzinken am Ende des Ankerhebels eines polarisirten Relais P1 bezieh. P2 abwechselnd verschiebend wirken, wenn die Stromrichtung in den Rollen der Relais sich ändert. Den Wechsel der Stromrichtung veranlassen die Contactarme zweier selbsthätiger Umschalter U1 und U2, welche Vertheilern ähneln. Die Achse jedes Contactarmes ist durch die Rollen des Relais P1 bezieh. P2 hindurch mit den ungleichen Polen zweier Lokalbatterien verbunden; der von der Uhr in regelmäſsiger Bewegung erhaltene Contactarm trägt an seinem freien Ende eine Contactfeder und schleift mit dieser auf einer Contactscheibe hin, welche in bekannter Weise aus zwei gegen einander isolirten runden Metallplatten so hergestellt ist, daſs die 6 gleichen Vorsprünge am Umfange der inneren Platte in 6 Ausschnitte der äuſseren Platte hineingreifen und umgekehrt; die eine Platte ist mit dem freien Pole der einen, die andere mit dem der anderen Lokalbatterie verbunden. Da nun die Uhr den Contactarm in jeder Stunde eine volle Umdrehung machen läſst und die Vorsprünge und Ausschnitte der Platten gleich groſs sind, so wird die Richtung des Lokalstromes jedesmal nach Verlauf von 5 Minuten umgekehrt und dadurch das nächste Apparatsatzpaar an die Leitung L gelegt. Es bleibt nun nur noch übrig, die Durchführung der Uhrenregulirung zu beschreiben. In die Contactscheibe von U1 in A ist für die Regulirung noch eine isolirte Correctionsplatte eingelegt, welche so breit ist, daſs der Contactarm sie in 1 Minute überstreicht; dieselbe liegt im Stromkreise nn und ist durch die Rollen des Relais R1 und eine Lokalbatterie hindurch mit der Schleiffeder des genannten Contactarmes verbunden; am Ende jeder Stunde legt also der über die Correctionsplatte gehende Contactarm von U1 durch das Relais H1 die Leitung L über a und c an das Relais p, unter Ausschaltung des in A vorhandenen, in x liegenden Theiles der Linienbatterie. Solange nun der Batterietheil in B noch einen Strom von der Richtung der Telegraphirströme liefert, spricht p nicht an; wenn dagegen dieser Linienbatterietheil durch das Ansprechen des Relais R2 umgeschaltet wird, zieht p seinen Anker an die Arbeitscontactschraube heran und schlieſst dadurch eine andere Lokalbatterie durch die Rollen eines Elektromagnetes M. Der Ankerhebel dieses Elektromagnetes trägt aber ein keilförmiges Stück, welches beim Anziehen des Ankers nach oben bewegt wird und in einen ihm entsprechenden keilförmigen Ausschnitt in einem auf die Achse des Contactarmes von U1 aufgesteckten Armes eintritt und dadurch den Contactarm genau auf die Mitte der Correctionsplatte einstellt, sofern er zur Zeit nicht schon genau in der Mitte steht. In die Contactscheibe des in B befindlichen Umschalters U2 ist an der Stelle, welche der Correctionsplatte in U1 entspricht, eine isolirende Platte eingesetzt; dieselbe besitzt aber genau in ihrer Mitte eine schmale, von dem Contactarme in etwa 5 Secunden überstrichene Metallplatte, mittels deren der Contactarm eine Lokalbatterie in dem Stromkreise zz und durch die Rollen von R2 zu schlieſsen vermag, und es wird also, während dies geschieht, der Linienbatterietheil B im Amte B umgeschaltet und ein Correctionsstrom nach A entsendet, woselbst daher p durch M die Stellung des Contactarmes von U1 zu berichtigen vermag, sofern derselbe nicht über eine halbe Minute vor jenem von U2 vorausgeeilt, oder hinter ihm zurückgeblieben ist.

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