Titel: Ueber die Bestimmung des Flüssigkeitsgrades von Schmieröl.
Autor: A. Martens
Fundstelle: Band 279, Jahrgang 1891, S. 112
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Ueber die Bestimmung des Flüssigkeitsgrades von Schmieröl. Von Prof. A. Martens. (Nach den Mittheilungen der kgl. technischen Versuchsanstalten.) Ueber die Bestimmung des Flüssigkeitsgrades von Schmieröl. In D. p. J. 1890 276 42 ist von den Herren Geh. Hofrath Prof. Dr. Engler und Alb. Künkler eine vergleichende Besprechung über einen von ihnen construirten Apparat zur Bestimmung des Flüssigkeitsgrades von Schmierölen bei gleichbleibenden Wärmegraden und über den von der Versuchsanstalt zu gleichem Zwecke benutzten Apparat veröffentlicht worden. Bei dieser Gelegenheit sind gegen den zuletzt genannten Apparat Bedenken erhoben, welche in hohem Masse beachtenswerth sind, weil sie geeignet erscheinen, Misstrauen gegen die in der Versuchsanstalt gewonnenen Ergebnisse zu erzeugen. Obwohl es an sich selbstverständlich ist, dass die Versuchsanstalt den von ihr benutzten Apparat nur in Anwendung genommen hat, nachdem sie sich überzeugte, dass die unterlaufenden Fehlerquellen für die praktische Verwerthung der Versuchsergebnisse ohne Belang sind, so ist es in Folge des von so berufener Seite erhobenen Einwandes doch nothwendig, hier den Nachweis der Zulässigkeit des benutzten Verfahrens ausführlich zu erbringen. Engler-Künkler sagen in ihrer oben genannten Arbeit: „Es hat somit unser Apparat mit dem Apparate von MartensIch möchte nicht unterlassen darauf aufmerksam zu machen, dass es sich bei dem mir zugeschriebenen Apparate keineswegs um eine Neuconstruction, sondern nur um die Zusammenstellung eines bekannten Luftbades mit dem bekannten Engler'schen Apparat älterer Construction handelt. gemeinsam das Princip des Luftbades, unterscheidet sich aber wesentlich von demselben einerseits durch die Anordnung zur Heizung des Luftbades, andererseits dadurch, dass bei unserem Apparate das Oel in einem besonderen Gefässe erwärmt und abgemessen und bei der gewünschten Temperatur in das Viscosimeter eingefüllt wird, ohne dass sich dadurch die Temperatur des Luftbades oder des Oeles selbst ändert. Gerade der letzterwähnte Unterschied scheint uns aber ein wesentlicher Vortheil gegenüber dem Martens'schen Apparate zu sein; denn bei diesem erfordert ein Erwärmen des Oeles im Luftbade, auch wenn das Oel vorgewärmt ist, zweifellos sehr lange Zeit. Nimmt man aber das Erwärmen des zu prüfenden Oeles auf die gewünschte Temperatur ausserhalb des Luftbades vor, so wird eine Aenderung der Temperatur sowohl des Luftbades, in Folge des nicht zu umgehenden Hebens der vorderen Glaswand, wie auch des Oeles selbst während des Einbringens in den Apparat unvermeidlich sein. „Wir haben bei unserem Apparate absichtlich von der Anordnung eines ungetheilten Luftbades nach Art des Apparates von Martens Abstand genommen, weil zahlreiche Versuche uns lehrten, dass in einem solchen Luftbade, wenn man nicht zu allzu grossen Dimensionen greifen will, eine gleichmässige Temperatur rings um das Viscosimeter nicht zu erreichen ist. Wir befürchten daher, dass in dem Martens'schen Apparate, obwohl derselbe erheblich grösser ist als der unsere, die Temperatur, namentlich wenn mittels der Glaswand regulirt wird, dennoch eine nicht gleichmässige ist.“ Gegen den ersten Theil dieser Einwände habe ich geltend zu machen, dass das in der Versuchsanstalt angewendete Prüfungsverfahren ein durchaus anderes ist, als es von den beiden Autoren bei ihren Einwänden ausdrücklich vorausgesetzt wird. Ueber das Verfahren der Versuchsanstalt sagt Satz 7 der in den „Mittheilungen“, 1888 Ergänzungsheft III S. 19, abgedruckten „Vorschriften für die Bestimmung des Flüssigkeitsgrades mittels des Engler'schen Apparates“ Folgendes: „Aus den Ergebnissen der Untersuchung in hohen Wärmegraden ist eine Schaulinie zu entwerfen, aus welcher die Flüssigkeitsgrade für die im Antrage vorgeschriebenen Wärmegrade ermittelt werden. Bei den Versuchen kommt es demnach nur auf ungefähre Innehaltung der vorgeschriebenen Wärme an. Die Versuchswärme soll sich aber während des Versuches möglichst wenig ändern.“ Aus Vorstehendem ergibt sich, dass es in der Versuchsanstalt, und zwar lediglich aus praktischen Gründen, zur Vereinfachung des Verfahrens, zur Sicherung einer guten Controle über die Versuchsergebnisse und zur Erzielung einer vollkommenen Uebersicht über das Verhalten des Oeles bei allen zwischen + 20 und + 150° C. liegenden Wärmegraden, von vornherein aufgegeben worden ist, für die Versuchsausführung jeweils einen bestimmten Wärmegrad festzuhalten. Es werden vielmehr 8 bis 10 Versuche bei verschiedenen, so zwischen + 20 und 150° C. verteilten Wärmegraden vorgenommen, dass die Ergebnisse die zu verzeichnende Schaulinie möglichst vollkommen liefern. Hierzu ist es nicht nothwendig, einen bestimmten Wärmegrad inne zu halten, wenn nur während des Versuches sich die Oelwärme möglichst wenig ändert. Man ist also bei Anwendung dieses Verfahrens wohl berechtigt, sich zu Gunsten der sicheren praktischen Ausführung eines einfachen Apparates zu bedienen, wenn er nur die letztgenannte Bedingung zu erfüllen gestattet. Der Umstand etwa, dass mit dem älteren Doppelwandapparat von Engler die Oelwärme während der Versuchsdauer nicht gleichbleibend erhalten werden könnte, ist nicht die Veranlassung zur Anwendung des Luftbades gewesen, sondern in erster Reihe die Rücksichtnahme auf eine bequemere Versuchsausführung und nebenbei auf die Verringerung einer Unsicherheit, die sich daraus ergibt, dass die ausgelaufene Oelmenge in dem kälteren Messgefäss bei schwankenden und erheblich von der jeweiligen Versuchswärme abweichenden Graden gemessen wurde. Es hat sich bei Benutzung des älteren Engler'schen Doppelwandapparates unter den oben genannten Umständen die Versuchswärme fast immer mit hinreichender Sicherheit während eines Versuches gleichbleibend erhalten lassen. Dagegen war die Reinigung des Apparates etwas umständlich. Der einfache Engler'sche Apparat ist in dieser Beziehung leichter zu handhaben. Tabelle 1.Erzeugung eines gleichmässigen Wärmegrades mittels des Luftbades für die Flüssigkeitsgradbestimmung. Versuchsreihe 1. (Die Thermometerangaben sind corrigirt.) Textabbildung Bd. 279, S. 113 Zeit; Wärmegrade im Oel; in der Luft; Unterschiede in Minuten; Stellung des Gashahnes; Brenndauer in Minuten; Mittel von a und b; Abweichung gegen das vorhergehende Mittel; Mittel von c, d und e; Unterschied zwischen mittlerer Oel- und Luftwärme Die von den beiden Autoren vorausgesetzte Absicht der Erwärmung auf einen bestimmten Wärmegrad liegt also nicht vor, und ein solches Vorgehen ist zur Erzielung zuverlässiger Werthe auch nicht nothwendig, wenn man über mehrere Bestimmungen in der Nähe des zu suchenden Punktes der Schaulinie verfügt. Der zweite Einwand lässt sich leicht beseitigen, ohne dem von der Versuchsanstalt benutzten Apparate etwas von seiner Einfachheit zu nehmen. Die Verfasser tadeln nämlich die Nothwendigkeit, beim Eingiessen des Oeles die vordere Glaswand öffnen zu müssen. Wer das vermeiden will, kann leicht dem von ihnen gegebenen Beispiele folgen und durch eine neu anzubringende oder durch die vorhandene Thermometeröffnung das vorgewärmte Oel eingiessen. Diese sicher praktische Neuerung wird selbstverständlich auch von der Versuchsanstalt eingeführt werden. Von grosser Bedeutung hat sich aber der gerügte Uebelstand nicht erwiesen, denn nachdem das vor dem Eingiessen selbstverständlich vorgewärmte Oel in den Apparat gebracht und die Glaswand geschlossen ist, kann man die Luftwärme ziemlich schnell angenähert auf die Oelwärme bringen und auf diesem Punkte durch Regelung der seitlichen Flammen E (vgl. die Fig. 1890 276 * 46) wenn nöthig auch durch zeitweiliges Anheben der Glaswand erhalten. Es kommt hierbei ja nur darauf an, den Wärmeabfall oder -Anstieg im Oel so zu gestalten, dass die etwa eintretenden Veränderungen während der Zeitdauer des Versuches so klein sind, dass das Ergebniss innerhalb der praktisch zulässigen Fehlergrenzen sicher ist. Die Zeitdauer des Versuches nimmt aber mit wachsender Versuchswärme sehr bedeutend ab und es genügt vollkommen, wenn während mehrerer Minuten das in der Luft befindliche Thermometer in den Grenzen von ∓ 5° C. erhalten werden kann, was mit Leichtigkeit zu erreichen ist. Unter diesen Umständen gehen die Wärmeänderungen im Oele schon sehr langsam vor sich. Diese Aenderungen haben um so weniger Einfluss auf das Ergebniss, je höher die Versuchswärme ist, was sich auch aus der Form einer Schaulinie, durch welche die Flüssigkeitsgrade eines Oeles für alle Wärmegrade zwischen + 20 und + 150° C. gegeben sind, ohne weiteres einsehen lässt. Während bei niedrigen Wärmegraden ein Grad Veränderung im Oel einen merkbaren Unterschied im Flüssigkeitsgrade veranlasst, wird dieser bei höheren Wärmegraden sehr klein. Nur bei den Cylinderölen, namentlich bei den ganz dicken, ist die Veränderung der Oelwärme von etwas grösserem Einfluss. Der durch Wärmeänderungen entstehende Fehler kann aber zum grössten Theil unschädlich gemacht werden, wenn man die mittlere Wärme des Oeles während des Versuches in Rechnung stellt, denn für die während des Versuches etwa eintretenden geringen Wärmeschwankungen kann man den Flüssigkeitsgrad proportional den Wärmegraden annehmen. Versuchsreihe 2. Zeit Unterschiede inMinuten StellungdesFlammen-kranzes Wärmegrade im Oel In der Luft UnterschiedzwischenmittlererOel- undLuftwärme a b Mittelvon aund b Abweichunggegen das vor-hergehendeMittel c d e Mittel von c,d und e Abweichunggegen das vor-hergehendeMittel   9h 53'10   1110   3310   37 hochhochhochhoch 19,572,096,598,0 19,472,096,598,0 20,882,0100,5102 20,282,0100,4101,8 20,281,7101,0102,1   – 1  – 2 10h 39'10   4510   49 10 hochhochhoch 100,8101,0100,5 100,8100,8100,5 100,8100,9100,5 – 0,10,4 85,5102,096,0 85,0101,095,5 85,2101,395,7 85,2101,495,7 – 16,25,7 15,6 – 0,5 3   4,8 11h   5'11   1011   17 12 15 mm ges.hoch15 mm ges. 98,598,097,8 98,598,097,8 98,598,097,8 0,50,2 98,097,099,0 97,396,598,5 97,796,898,9 97,796,898,8 – 2,00,9– 2,0    0,8   1,2– 1,0 11   2211   26 9 hoch5 mm ges. 97,697,2 97,697,2 97,697,2 0,20,4 97,097,5 96,597,0 96,997,4 96,897,3 2,0– 0,5    0,8– 0,1 11h 33'11   4311   4611   4911   5311   5611   5812     012     5 20 hoch15 mm ges.hochhochhoch15 mm ges.15 mm ges.hochgesenkt 97,096,896,896,896,897,096,896,896,8 98,796,896,896,896,696,896,896,896,8 97,096,896,896,896,796,996,896,896,8 0,20,00,00,10,20,10,00,0 97,098,098,897,098,5100,697,095,099,0 96,597,598,596,598,0100,097,094,598,5 96,797,798,796,998,3100,296,794,798,7 96,797,798,796,898,3100,396,994,798,7 1,01,0– 1,11,52,0– 3,4– 2,24,0    0,3– 0,9– 1,9   0,0– 1,6– 3,4– 0,1   2,1– 1,9 12h 10'12   1312   14,2512   16 gesenktgesenktgesenktgesenkt 96,396,396,394,5 96,196,296,294,4 96,296,296,294,4 0,00,02,0 98,097,097,094,5 97,596,596,594,0 97,796,796,794,2 97,796,796,794,2 1,00,02,5 – 1,5  – 0,5 4– 0,5   0,2 Versuchsreihe 3. 12h   0'12   1012   15    12   20                    147,7146,5145,9144,9 147,5146,3145,7144,7 147,6146,4145,8144,8 1,20,80,6 157,0 5150,0152,0153,0 149,6 6148,3 7146,6146,8 156,2149,2151,2153,2 154,3149,2149,9151,0 5,1– 0,7– 1,1 – 6,7– 2,8– 4,1– 6,2 12h 50'  1     0  1   10  1   23  1   33  1   50 60 145,9145,7145,5145,7145,7145,7 145,7145,5145,3145,5145,7145,5 145,8145,6145,4145,6145,7145,6 + 1,00,20,2– 0,2– 0,10,1 155,0153,0151,0153,2153,0152,5 151,6 8156,3151,6153,3153,3149,0 9 156,2157,2156,2157,7157,2155,7 154,3155,5152,9154,7154,5152,4 – 3,3– 1,22,6– 1,8+ 0,2+ 2,1 – 8,5– 9,9– 7,5– 9,1– 8,8– 6,8   2h   0'  2     0  2     0  2     4  2     7  2   10  2   15  2   20  2   30  2   35 148,7149,2149,2149,2150,2147,7147,2145,5147,7147,7 148,7149,2149,2149,2150,0147,7147,0145,5147,7147,7 148,7149,2149,2149,2150,1147,7147,1145,5147,7147,7 – 3,1– 0,50,00,0– 0,92,4+ 0,61,6– 0,20,0 171,0160,0153,0161,0150,0138,0148,0147,0170,0160,0 164,6151,6147,6158,6138,6134,6141,1140,1158,1148,1 160,0159,2153,2164,0146,2137,2147,2146,2165,0154,2 156,9151,3161,2144,9136,6145,4144,4164,4154,1 5,6– 9,916,38,3– 8,81,020,010,3 –   10– 7,7– 2,1    –12,0 11        5,2 12    11,1        1,7 13        1,1 14    – 16,7 15    –   6,4 16 1 Die Scala ist bei allen Thermometern im Luftbad. Entfernung der Thermometerkugel vom Boden des Luftbades bei c, d und e = 165 mm. 2 Das Oel von c 104° C. eingegossen. 3 Vier Minuten das Gas aus. 4 Das Oel fliesst in den Engler-Kolben ein; Versuchsdauer 85''. 5 Die Scala ist bei allen Thermometern bis 140° C. im Luftbad bezieh. im Kork; Entfernung der Quecksilberkugeln vom Boden bei c = 180 mm, bei d = 240 mm, bei e = 160 mm. 6 Therm. d wurde mit c und e in gleiche Höhe gebracht. 7 Therm. d wurde nach oben verschoben (bis 140° C). 8 Therm. d wurde mit c und d in gleiche Höhe gebracht. 9 Therm. d wurde nach oben verschoben (bis 140° C). 10 Scheibe hoch ½ Minute. Ein Dreibrenner statt des Einbrenners zum Heizen. 11 Gashahn zu. 12 Gashahn auf. 13 Brenner für zwei Minuten ausgedreht; dann kleiner geschraubt. 14 Gashahn wieder hoch geschraubt. 15 Gashahn zu. 16 Ende des Versuchs wegen Durchschlagens der Brenner. Es bleibt noch der Fehler, welcher dadurch entsteht, dass das Oel in dem auffangenden Messgefäss nicht die gleiche Wärme hat, wie in dem Auslaufgefäss. Die Verfasser berechnen den Einfluss dieses Fehlers für das von ihnen geprüfte Cylinderöl bei 150° C. und den Wärmeunterschied beider Gefässe von 12° C. auf etwa 1 Proc. Diese Rechnung scheint mir nicht ganz zutreffend zu sein. Wenn auch die Wärme im unteren Theil des Luftbades um 12 C° und mehr von der Wärme im oberen Theil abweicht, so ist doch die Auslauf zeit in höheren Wärmegraden so kurz, dass das Oel gar nicht die Zeit hat, einen wesentlich anderen Wärmegrad anzunehmen, als es im Auslaufgefäss hatte, vorausgesetzt natürlich, dass der ausfliessende Strahl und das Auffangegefäss sich nicht in wesentlich kälteren Luftschichten befinden. Es ist also kaum zu erwarten, dass die Ergebnisse der beiden hier besprochenen Apparate wesentlich von einander abweichen werden, zumal auch bei dem Apparate der Versuchsanstalt die Luft am Boden etwas wärmer ist, als in der Nähe des Auslaufgefässes. Indessen Zahlen beweisen, und so wird man die Gelegenheit suchen, die beiden Apparate durch Prüfung der gleichen Oele mit einander zu vergleichen. Mit Bezug auf die Schlusssätze der beiden Autoren werden hier noch die Ergebnisse von Versuchen mitgetheilt, welche angestellt wurden, um einen Ueberblick über die Leistungsfähigkeit des von der Versuchsanstalt benutzten Apparates zu liefern. Für diese Versuche wurde der Apparat mit fünf Thermometern versehen, welche in dem Raum des Luftbades vertheilt waren. Die Thermometer a und b tauchten in das Oelbad ein und standen um 13 mm vom Rande des Gefässes entfernt. Die Abstände von c, d und e von den inneren Seitenwänden des Luftbades sind entsprechend 50 × 60, 60 × 60, 100 × 60 mm, bei einer Kastenbreite von 200 × 300 mm. Ueber die sonst innegehaltenen Versuchsbedingungen vgl. Tabelle 1 und 2; die ganze Höhe des Apparates ist 350 mm. Aus Tabelle 1 erkennt man ohne weiteres, dass die oben ausgesprochenen Forderungen von dem Apparate in vollkommen ausreichendem Masse erfüllt werden, dass also kaum ein Grund vorliegen dürfte, von dieser einfachen Construction abzugehen. Man kann mit hinreichender Sicherheit und ausreichend lange die Wärme des Oeles auf dem gleichen Grade erhalten, wenn man die Flammen so regelt, dass die Angabe des in der Luft befindlichen Thermometers sich möglichst wenig ändert. Zugleich ist erwiesen, dass selbst ziemlich starke absichtlich herbeigeführte Schwankungen der Luftwärme sich so langsam auf das Oel übertragen, dass praktisch der von den beiden Autoren erhobene Einwand sich nicht wohl wird aufrecht erhalten lassen. Aus den nachfolgenden kleinen Tabellen 2A und B ersieht man ferner, wie gering der Fehler wegen des Wärmeunterschiedes im Auslauf- und Messgefäss bei Anwendung des Luftbades, sowohl bei dem Apparate der Versuchsanstalt als ohne Zweifel auch bei dem Engler-Künkler'schen Apparate ist. Bei den Versuchen war in den Messkolben ein Thermometer eingestellt, welches bei Beginn des Ausfliessens um 15 bis 30° höher zeigte als die Thermometer im Oel. Aber sofort mit Beginn des Ausfliessens sank es und blieb in Versuchsreihe 1 (Tabelle 2A) auf 120,6° C. stehen, während die Oelwärme im Auslaufgefass nahezu 119,7 betragen haben wird, da die Angabe 119,2° abgelesen wurde, als die Thermometergefässe schon vom Oel entblösst waren. In Versuchsreihe 2 und 3 finden sich die gleichen Verhältnisse. Wiederholt man den gleichen Versuch mit dem älteren Doppelwandapparat von Engler in freier Luft, so wird der Unterschied zwischen der Oelwärme im Auslauf- und Messgefäss etwas beträchtlicher (vgl. Tabelle 2B Nr. 1 bis 6), aber auch dann wird immer noch kein erheblicher Betrag erreicht. Denn eine überschlägliche Rechnung ergibt leicht, dass selbst bei Zugrundelegung eines Unterschiedes von 20° C. der Fehler kaum 2 Proc. betragen wird, der praktisch gar nicht in Betracht kommen kann, da ja der Flüssigkeitsgrad bei 120° bereits zwischen den Werthen 0,09 und 0,20 zu schwanken pflegt, in den meisten Fällen wird er nahe an dieser unteren Grenze liegen. Der Fehler würde also erst in der dritten Decimale erscheinen; man gibt aber nur die zweite an, und auch diese dürfte aus anderen Ursachen bereits nicht ganz fehlerfrei sein. Die grossen Schwankungen in den Ergebnissen von Tabelle 2B Nr. 1 bis 6 gaben Veranlassung, den Ursachen näher nachzuforschen. Zu dem Zwecke wurden in dem Engler'schen Auffangekolben das Thermometer in verschiedene Stellungen gebracht und der ausfliessende Oelstrahl so geleitet, dass er einmal das Thermometer und die Gefässwand nicht traf, dann das Thermometer traf und an ihm entlang floss und endlich die Gefässwand traf und an dieser entlang floss. Aus den Ergebnissen Tabelle 2B Nr. 7 bis 9 ersieht man ohne weiteres den Einfluss dieser Versuchsanordnungen, wodurch die grossen Unterschiede in den Ablesungen von Versuch Nr. 1 bis 6 ihre Erklärung finden. Kurz und gut, es dürfte aus dem Voraufgeführten hervorgehen, dass kein Grund vorliegt, für die praktischen Zwecke der Materialprüfung von der in der Versuchsanstalt benutzten einfachen Construction des Apparates zur Flüssigkeitsgradbestimmung abzugehen. Für exacte wissenschaftliche Versuche wird man von der Benutzung des Engler'schen und ähnlicher Apparate schon aus dem Grunde Abstand nehmen müssen, weil es Vorrichtungen gibt, mit welchen man die in Frage stehenden Eigenschaften der zu untersuchenden Körper auf das absolute Masssystem zurückführen kann. Versuche über den Einfluss der Kolbenwärme bei der Flüssigkeitsgradbestimmung. Tabelle 2. A. Im Luftbad: Zeit Wärmegrade der Thermometer°C. Bemerkungen. Oel Luft Kolben a b c d e f Versuchsreihe 1. 12h  10'12    1212    14  12    20*12    22 120,7120,7120,7119,7119,2 120,7120,7120,7119,7119,2 125,0125,0125,0118,0118,0 127,6127,6127,6115,6115,6 119,2119,2119,2117,2117,2 135,6140,6145,0128,6120,1 Die Entfernung der Thermometergefässevom Boden beträgt bei allen drei Ver-suchsreihen c = 200 mm, bei d = 260 mm,bei e = 180 mm.Eintauchtiefe der Thermometer: a bis110°, b bis 120°, c, d und e bis 140° imLuftbad. Versuchsreihe 2. Wärmegrade im Kolben nach n Sec. Strahl fliesst freiins Gefäss.Beginn d. FliessensEnde des Versuchsnach 60'' 149,7149,7 148,7148,7 167,0155,0 158,6151,6 152,2153,2 170,0152,0 10''20''30'' 165° C.161° C.156° C. 40''50''60'' 154° C.152° C.152° C. Versuchsreihe 3. Wärmegrade im Kolben nach n Sec. Strahl berührtThermometer VI.Beginn d. FliessensEnde des Versuchsnach 60'' 149,7149,7 148,7148,7 160,0153,0 151,6156,6 148,2 180,0152,0 20''30'' 155° C.154° C. 40''60'' 153° C.152° C. * Beginn des Fliessens: (Thermom. VI sinkt von 12h 18' bis 12h 20' um 9° C). Ausflusszeit c. 79''. Thermom. VI sinkt sofort auf 120,6° C. und bleibt hier, bis der Engler'sche Kolben gefüllt bis zur Marke ist, constant. B. Im Engler'schen Apparat mit Oelbad. Versuchs-Nr. Zeit Wärmegrade im Unterschied derWärme imViscosimeterund Kolben Bemerkungen. Ver-suchsölI Leinöl-badeII KolbenIII 1. Beginn des FliessensDer Kolben gefülltc. 72'' Ausflusszeit 150,2149,2 153,7152,7   26,0142,6 8,1 2. Beginn des FliessensDer Kolben gefülltc. 76'' Ausflusszeit 138,2135,2 143,7138,7 30,0118,6* 19,6 * Wärme war 20'' nach Beginn desFliessens = 125,6° C. 3. Beginn des FliessensDer Kolben gefülltc. 76'' Ausflusszeit 133,2131,2 138,7134,7   28,0127,6 5,6 4. Beginn des FliessensDer Kolben gefülltc. 70'' Ausflusszeit 136,2133,5 141,7143,4 23,0120,6* 15,6 * Wärme war 40'' nach Beginn desFliessens = 125,4° C. 5. Beginn des FliessensDer Kolben gefülltc. 60'' Ausflusszeit 149,2146,7 156,7151,2   26,0142,6 6,6 6. Beginn des FliessensDer Kolben gefülltc. 60'' Ausflusszeit 133,2129,2 138,7133,7   26,0116,4 16,8 7. Beginn des FliessensDer Kolben gefülltc. 65'' Ausflusszeit 132,5127,5 136,2132,2 < 100,0121,0* 11,5 * Neues Thermometer: Das Oel floss frei indas Gefäss, jedoch umspülte es die ersten6–7'' das Thermometer. – Die Wärme-grade im Kolben waren nach: 25'' =110° C.; 40'' = 117° C.; 65'' = 121° C. 8. Beginn des FliessensDer Kolben gefülltc. 65'' Ausflusszeit 132,5132,5 136,2137,0 < 100,0125,0* 7,5 * Neues Thermometer: Das Oel floss amThermometer entlang. – Die Wärme-grade im Kolben waren nach: 25'' = 125° C.;35'' = 126° C.; 40'' = 126° C.; 65'' = 125° C.;120'' = 124° C.; 180'' = 120° C. 9. Beginn des FliessensDer Kolben gefülltc. 65'' Ausflusszeit 132,5128,5 137,2133,2 < 100,0119,0* 13,5 * Neues Thermometer: Das Oel floss ander Wand des Kolbens entlang. –Wärmegrade im Kolben liessen sichnicht beobachten. Bemerkungen zu der vorstehenden Abhandlung des Herrn „Martens über die Bestimmung des Flüssigkeitsgrades von Schmieröl“, von C. Engler und Alb. Künkler. Es ist wohl kaum nothwendig, zu versichern, dass es uns fern gelegen hat, die Zuverlässigkeit der in der Charlottenburger Versuchsanstalt erhaltenen Resultate in Zweifel zu ziehen öder gar Misstrauen gegen dieselben verbreiten zu wollen, und wir sprechen, falls dies überhaupt noch nothwendig sein sollte, gerne unsere Ueberzeugung aus, dass mit der Martens'schen Anordnung des Apparates in der Hand des Geübten vollständig zutreffende Resultate erhalten werden können. Unsere Bemerkungen sollten sich zunächst nur auf den Gebrauch des Apparates seitens solcher beziehen, denen keine besonderen experimentellen Erfahrungen zur Seite stehen, und das dürfte bei Viscositätsbestimmungen häufig der Fall sein. Ausserdem haben wir im Wesentlichen nur hervorgehoben, was auch schon in der Mittheilung des Herrn Martens betont wird, dass dessen Apparat sich weniger dazu eigne, die Viscosität eines Oeles für einen ganz bestimmten Temperaturgrad festzustellen, dagegen sehr wohl geeignet ist, sich eine „vollkommene Uebersicht über das Verhalten des Oeles zwischen + 20° und 150° C.“ zu verschaffen. Auf Grund unserer langjährigen Erfahrungen glauben wir aber hervorheben zu sollen, dass es sich doch in vielen Fällen, namentlich in Streitfällen, darum handelt, nicht bloss ein richtiges Gesammtbild der Viscosität eines Schmieröles zu erlangen, sondern Antwort auf die ganz concrete Frage der Viscosität des Oeles bei einem bestimmten Temperaturgrade zu ertheilen, und dafür erscheint uns die Anordnung des Martens'schen Apparates nicht geeignet – sie will es ja dafür auch nicht sein –, wenngleich wir gerne zugeben, dass einigermassen geübte Chemiker u.s.w. auch mittels dieses Apparates zutreffende Viscositätsbestimmungen bei bestimmten Temperaturgraden ausführen können. Bei der Construction unseres in D. p. J. 1890 276 42 beschriebenen Apparates hatten wir aber – das geht ja aus den einleitenden Worten klar hervor – in erster Reihe den Zweck im Auge, die Viscositätsbestimmung möglichst genau bei einem bestimmten Temperaturgrade zu ermöglichen und also eine möglichst gleiche Erwärmung des Luftraumes in allen seinen Theilen, ferner des Oeles und des Ablaufkölbchens zu erzielen. Wir überzeugten uns unter Anwendung eines Digestors nach Art des von Martens beschriebenen jedoch sehr bald, dass damit der von uns verfolgte Zweck unmöglich zu erreichen sei; denn die Temperaturunterschiede zwischen oben und unten wurden namentlich bei höheren Temperaturen zu gross, um von uns vernachlässigt werden zu können, wie dies ja auch schon die von Martens mitgetheilten Versuchsresultate beweisen. Diese letzteren würden aber noch erheblich grösser ausgefallen sein, wenn die Quecksilberkugeln der drei Thermometer in ihrer Entfernung vom Boden noch mehr differirt hätten. Meistens standen sie ja gleich hoch und nur ausnahmsweise finden wir Höhendifferenzen von bis zu 8 cm, was bei einem Digestionsraume von 35 cm Höhe verhältnissmässig wenig ist. Hat dies nun auch bei der Art der Durchführung der Viscositätsbestimmung nach dem in der Charlottenburger Station adoptirten Principe nichts auf sich, indem die Versuche von Martens beweisen, dass die Viscositätscurve durch die eintretenden Temperaturungleichheiten nicht merklich beeinflusst wird, so erschien es uns doch in Rücksicht auf den mit unserem Apparate verfolgten Zweck nothwendig, diese Temperaturunterschiede nach Möglichkeit auszuschliessen, und das war die Veranlassung, weshalb wir unserem Apparate die allerdings etwas complicirte Form gaben. Dass es vorteilhafter sei, das Oel in das in dem erwärmten Digestor stehende Viscosimetergefäss von aussen einzugiessen, ohne eine ganze Seite des Luftbadkastens zu öffnen, wird nicht bestritten. Als Chemiker hat man ja jeden Tag Gelegenheit, das rasche Sinken des Quecksilbers der Thermometer beim Oeffnen unserer Luftdigestoren zu beobachten, und auch bei dem diesbezüglichen Versuche in der Martens'schen Versuchsreihe (Tabelle 2, 3) ging die Temperatur bei nur ½ Minute langem Oeffnen, trotzdem der Einbrenner durch einen Dreibrenner ersetzt wurde, doch schon sehr erheblich zurück. Was endlich die Darstellungsweise der Viscosität durch Curven betrifft, so geben wir gerne zu, dass sie sich für die Erlangung eines klaren und zutreffenden Bildes sehr wohl eignet und halten sie deshalb auch für die Zwecke einer sorgfältig geführten regelmässigen Controle für empfehlenswerth, für den Oelhandel jedoch und für die rasche Betriebscontrole in Fabriken ist die Methode zu umständlich und zeitraubend; da genügt es meistens, die Viscosität bei ein oder zwei bestimmten Temperaturgraden festzustellen, und dass wir gerade für solche Zwecke den von uns beschriebenen Apparat für geeigneter halten, das ist es, was wir am Schlusse unserer ersten Mittheilung eigentlich sagen wollten.Es sei hier noch bemerkt, dass in Folge eines Versehens der Schlusssatz unserer Abhandlung (1890 276 43) nur in einem Theile des Druckes noch dahin corrigirt werden konnte, dass es statt „dennoch eine nicht gleichmässige ist“, wie beabsichtigt, heisst: „dennoch sehr schwer gleichmässig zu reguliren ist“.E. und K.