Titel: Beiträge zur Technik der Chrompigmente.
Autor: Carl Otto Weber
Fundstelle: Band 279, Jahrgang 1891, S. 139
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Beiträge zur Technik der Chrompigmente. Von Dr. Carl Otto Weber. Mit Abbildungen. Beiträge zur Technik der Chrompigmente. Unter den Pigmenten, welche als färbendes Element Chrom enthalten, nehmen noch immer die Chromate, und zwar ausschliesslich die des Bleies und Zinkes die Stellung ein, die sich dieselben seit ihrem ersten Erscheinen im Handel errungen haben und voraussichtlich auch für immer behaupten werden. Trotz der unleugbaren üblen Eigenschaften der Chromate, nämlich der Giftigkeit als Chromsalze an und für sich, wozu in den Chrompigmenten noch die Giftigkeit der Blei- und Zinkverbindungen, sowie die Empfindlichkeit der ersteren gegen atmosphärische Einflüsse hinzukommt, sind die vorgenannten Chromate, soweit gelbe und orange Töne in Betracht kommen, ohne Nebenbuhler. Wohl ist versucht worden, dem Bariumchromat (gelbes Ultramarin) einen Markt zu gewinnen, aber die geringe Deckkraft desselben, der auf eine einzige Nuance beschränkte Farbenton und seine dem Bleichromat kaum nachstehende Giftigkeit schliessen das Product vom allgemeinen Farbenmarkte aus. Es muss indess hervorgehoben werden, dass erhebliche Quantitäten von Bariumchromat zur Erzeugung grüner Barytgläser verwendet werden. Seit Inkrafttreten des Gesetzes vom 5. Juli 1887, betreffend die Verwendung giftiger Farben, ist der Anwendung der Blei- und Zinkchromate nicht unerheblich Abbruch geschehen. Der der Pigmentfarbenfabrikation hieraus erwachsene Nachtheil ist indessen nicht so gross, als vielleicht auf den ersten Blick scheinen möchte, indem der Bedarf an Gelb und Orange in den hierbei in Frage kommenden Industrien durch Farblacke in den betreffenden Nuancen gedeckt wird, womit freilich nicht gesagt sein soll, dass die Fabrikation giftfreier Gelb und Orange von den hervorragenden Eigenschaften der entsprechenden Blei- und Zinkpräparate zur Zeit möglich ist. Auf die Herstellung von Chrom- und Zinkgelbimitationen soll in einem späteren Aufsatze zurückgekommen werden. I. Chromsäure haltende Chrompigmente. Obgleich die Chromoxyd und dessen Hydrate enthaltenden Chrompigmente vom chemischen Standpunkte aus zuerst abzuhandeln wären, stellen wir doch die Chromatpigmente ihrer grösseren technischen Bedeutung halber voran. A) Die Bleichromate. Für die Darstellung von Bleichromaten werden sowohl lösliche, als auch unlösliche Bleiverbindungen verwendet. Von löslichen Bleiverbindungen sind zu erwähnen: Bleiacetat (Bleizucker), Bleinitrat, Chlorblei. Von unlöslichen Bleiverbindungen werden angewandt: Bleioxyd (Bleiglätte), Bleiweiss, Bleisulfat. Alle Angaben stimmen überein, dass die besten Chromgelbe aus Bleiacetat erhalten werden; kein anderes Bleisalz ermöglicht die Herstellung einer so grossen Varietät von Nuancen und so verschiedenartiger physikalischer Beschaffenheit, wozu als weiterer Vorzug noch die grosse Einfachheit der Fabrikationsmethode kommt, Leider ist der Preis des Bleizuckers ein absolutes Hinderniss für die ausschliessliche Anwendung desselben, da die daraus hergestellten Pigmente sich verhältnissmässig sehr hoch stellen. Ist der Bedarf an Bleizucker sehr gross, so lohnt sich dessen Darstellung für den Selbstverbrauch aus Bleiglätte und Essigsäure; dies ist mit keinen nennenswerthen Schwierigkeiten verbunden, während die Herstellung dieses Salzes aus metallischem Blei eine kostspielige Anlage erfordert, da sonst die Essigsäureverluste die Selbstherstellung theurer machen, als das krystallisirte Handelsproduct zu stehen kommt. Textabbildung Bd. 279, S. 139 Fig. 1.Pfanne zur Herstellung von Bleiacetat. Zur Herstellung des Bleiacetats für den Selbstverbrauch verwendet man am besten eine eiserne verbleite Pfanne von nebenstehender Form (Fig. 1). Man füllt die Pfanne (zu ungefähr ⅓) mit der Hälfte der erforderlichen Essigsäure von 30 Proc. (6° B.), erhitzt zu schwachem Sieden und schlägt sodann die vorher auf einer Nassmühle zu einem feinen Brei zermahlene Glätte unter gutem anhaltendem Rühren durch ein Sieb in die Säure. Sobald alle Glätte eingetragen ist, erhitzt man durch Dampf einige Minuten zum Sieden, worauf rasch vollständige Lösung zu einer milchigen Flüssigkeit eintritt. Man hat dann eine concentrirte Lösung von basisch essigsaurem Blei, zu deren Ueberführung in Bleizucker man ein dem erstverwendeten Quantum Essigsäure gleiches Quantum zufügt und kurze Zeit umrührt. Auf diese Weise ist der Verlust an Essigsäure auf ein kaum nennenswerthes Quantum reducirt. Die vollständige Umwandlung des erst erhaltenen basischen Acetats in den neutralen Bleizucker lässt sich leicht mit Hilfe der Pfundt'schen Reaction erkennen. Man verwendet hierzu eine 5procentige Lösung von Quecksilberchlorid in Wasser. Sobald die ursprüngliche Bleilösung mit ein paar Tropfen der Quecksilberlösung keinen Niederschlag mehr erzeugt, ist die Umwandlung in neutralen Bleizucker erfolgt, man hat also eventuell zu der primären Bleilösung so lange Essigsäure zuzufügen, bis dieser Reactionspunkt erreicht ist. Man bestimmt dann die Concentration der Lösung entweder mittels des Aräometers, sicherer durch TitrationTüpfelanalyse mit Silberacetat (AgNO3 + NaC2H3O2) als Indicator. mit 1/10-Normalkaliumbichromat (29,5 g auf 1 l). Bleinitrat wird in grossen Massen an Stelle des Bleizuckers verwendet und geben die daraus erzeugten Gelbe denen aus Bleizucker nur wenig nach. Die bei Verwendung des Nitrates in der Chromgelbfabrikation auftretende freie Salpetersäure ist aber von erheblichem Einflüsse auf die Nuance des erzeugten Gelbes und muss diesem Umstände bei der Fabrikation Rechnung getragen werden, anderenfalls die Resultate sehr zu wünschen übrig lassen. Zwar ist die bei Verwendung von Bleizucker frei werdende Essigsäure ebenfalls von ganz erheblichem Einflüsse auf die Farbenschönheit des Productes, doch ist dieser Einfluss unter praktisch vorkommenden Verhältnissen nur ein günstiger, während Salpetersäure bei zu hoher Concentration oder zu hoher Temperatur fast stets nachtheilig wirkt, häufig ein totales Misslingen der Operation zur Folge hat. Vorstehende Bemerkungen beziehen sich natürlich nur auf solche Fälle, in denen saure Fällungslösungen, wie etwa Bichromat und Schwefelsäure, benutzt werden, bei neutralen oder alkalischen Fällungslösungen kann selbstverständlich von freien Säuren keine Rede sein. Der Erwähnung werth ist ferner die Thatsache, dass aus Bleinitrat hergestellte Chromorange stets salpetersäurehaltig sind, indem bei den Fällungen mit der alkalischen Chromatlösung ein hoch basisch salpetersaures Bleioxyd niedergeschlagen wird, das die geringe Menge von Salpetersäure ausserordentlich festhält. Bleinitrat stellt sich erheblich billiger als Bleiacetat, auch lässt sich dasselbe leicht für den Selbstverbrauch herstellen. Man verwendet hierzu denselben Apparat, wie oben für die Bleizuckerlösung beschrieben, und verwendet Salpetersäure von nicht mehr als 11° B. (14procentig). Die ganze erforderliche Salpetersäure wird in die Pfanne gebracht, durch Dampf auf etwa 80° C. erhitzt und sodann die berechnete Menge Glätte, die nicht nass gemahlen zu sein braucht, eingetragen. Man fährt mit dem Einleiten von Dampf fort, bis völlige Lösung eingetreten ist. Die Concentration der Bleinitratlösung kann mittels Aräometer bestimmt werden, doch ist Titration, bei Gegenwart von überschüssigem Natriumacetat, mit Bichromat sicherer. Chlorblei ist bisweilen als Abfallproduct billig erhältlich, ist aber dann gewöhnlich in solchem Grade verunreinigt, dass seine Verwendung für die Fabrikation feiner Chromgelbe ausgeschlossen ist. Auch für ordinäre Gelbe ist es kaum vortheilhaft verwendbar, da es technisch unmöglich ist, mit Chlorbleilösungen, wie sie bei gewöhnlicher Temperatur erhältlich sindEine Chlorbleilösung enthält bei gewöhnlicher Temperatur etwa 1 Proc. PbCl2., zu arbeiten, und die aus dem festen Chlorblei erzeugten Gelbe sind äusserst dicht und vertragen in Folge dessen nur ganz minimale Quantitäten von Füllstoffen ohne grosse Schädigung der Nuance. Dagegen eignet sich Chlorblei sehr wohl zur Darstellung von Orange und obwohl sich dieselben mit den aus anderen Bleisalzen dargestellten Orange nur bei selten vorkommender Reinheit des Abfallchlorbleies messen können, so rentirt sich das Verfahren bei der Billigkeit dieses Abfallproductes doch gut. Auf die Darstellung von Chlorblei brauchen wir hier nicht einzugehen, da dessen specielle Darstellung für die Chromgelbfabrikation in Folge seiner ungünstigen Eigenschaften sehr unvortheilhaft wäre. Basische Bleiacetate bilden gewissermassen den Uebergang von den löslichen zu den unlöslichen Bleiverbindungen, soweit diese für Zwecke der Pigmentfarbenfabrikation in Betracht kommen. Dass dieselben vortheilhaft zur Fabrikation von Chromorange benutzt werden, ist altbekannt. Neueren Datums dagegen ist die Verwendung sehr hochbasischer Bleiacetate für Töne vom zartesten Citrongelb bis zum scharlachrothen Chromroth. Im Preise stellen sich diese Chromgelb und Orange billiger als alle anderen, da nur ein Drittel ungefähr der im Bleizucker enthaltenen Menge Essigsäure in Anwendung kommt. Die Methode ist nicht ohne Schwierigkeiten und erfordert etwas mehr Beaufsichtigung als bei Verwendung von löslichen Salzen; aber weder im Preise, noch in der Schönheit der Producte, noch in der fast unbegrenzten Anzahl der verschiedenartigsten Varietäten kann irgend ein anderes Verfahren mit diesem sich vergleichen. Als Ausgangspunkt dient ein basisches Bleiacetat, das ungefähr der Formel Pb(C2H3O2)2, 2Pb(OH)2 entspricht. Zu dessen Darstellung dient Bleiglätte, die zuvor auf einer Nassmühle zu einem unfühlbaren Brei zermahlen und dann durch ein feines Sieb (Nr. 120) geschlämmt wurde, und die technische 30procentige Essigsäure des Handels. Die Ueberführung der Bleiglätte in obiges basische Salz wird auf folgende Weise bewerkstelligt. In die für die Darstellung von Bleizucker angegebene Pfanne, die ungefähr 300 l hält, bringt man 76 k 30procentige Essigsäure und erhitzt auf ungefähr 90° C, dann wird der Dampfzufluss so regulirt, dass die Temperatur möglichst über 70° C. bleibt. Durch ein über der Pfanne aufgestelltes Sieb (Nr. 120) schlämmt man dann ein 120 k trockener Glätte entsprechendes Quantum des Glättbreies in die heisse Essigsäure, wobei man zur Beschleunigung der Operation reichlich heisses Wasser zu dem in dem Siebe befindlichen Glättebrei gibt, den man mittels einer Bürste oder steifen Pinsels kräftig durcharbeitet. Das Gelingen der Operation hängt zum grossen Theil von der Schnelligkeit ab, mit der die Glätte in die Essigsäure eingetragen wird, wobei man sich aber sorgfältig hüte, die Glätte anders als durch das Sieb in die Säure gelangen zu lassen, da in diesem Falle die Entstehung steinharter Klumpen, die sich jeder weiteren Reaction entziehen, unvermeidlich ist. Von ebenso grosser Wichtigkeit ist tüchtiges Rühren während der ganzen Operation, um das Ansetzen von Glätte am Boden der Pfanne zu verhüten. Ist auf diese Punkte genügende Aufmerksamkeit verwendet worden, so beginnt nach kurzer Zeit die schmutzig gelbrothe Mischung sich bedeutend zu verdicken, wobei die Farbe derselben in ein reines Weiss umschlägt. Hierbei muss tüchtig gerührt werden, und sollte die Masse zu steif sein, so kann dieselbe durch Zufügen von heissem Wasser so weit verdünnt werden, bis ein kräftiges Durchrühren möglich ist. Man hüte sich aber wohl, zu viel heisses Wasser oder kaltes Wasser zuzusetzen, da in beiden Fällen die Reaction sofort zum Stillstande käme und ein erhebliches Quantum noch unveränderter Glätte, die von dem gebildeten basischen Acetate eingeschlossen wird, sich der Reaction entzöge und die Qualität der aus diesem Producte hergestellten Farben sehr schädigen würde. Sobald die Masse sich nicht weiter verdickt, stellt man das Rühren ein, bedeckt die Pfanne mit einem hölzernen Deckel und lässt 12 Stunden stehen. War die Operation gut geleitet, so stellt die Masse nach dieser Zeit eine weisse Masse von grosser Zartheit dar, in der keine harten Knötchen oder unveränderte Glätte bemerkbar sind. Das so erhaltene basische Bleiacetat entspricht ungefähr der Formel Pb(C2H3O2)2, 2Pb(OH)2 und stellt eine weisse käsige Masse dar, die sich in viel Wasser fast vollständig löst. Es ist indessen nicht nöthig, dieselbe behufs Weiterverarbeitung auf Chromgelb erst in Lösung zu bringen, sondern es genügt, dieselbe in möglichst feiner Vertheilung in den Fällungsbottich zu schlämmen, welcher vorher zu ⅓ mit Wasser gefüllt wurde; was dabei etwa ungelöst bleiben sollte, setzt sich bei der Fällung mit grösster Leichtigkeit in Chromgelb um. Das Schlämmen wird durch Durchdrücken der Masse durch ein sehr feines Sieb bewirkt, unter Anwendung eines grossen steifen Pinsels und reichlicher Quantitäten von Wasser. Die so erreichte feine Vertheilung ist völlig ausreichend, indessen geht das in keiner Glätte fehlende höchst fein vertheilte metallische Blei mit durch das Sieb und mengt sich dem Chromgelb bei. was bisweilen zu unangenehmen Nebenerscheinungen führt. Das Ausscheiden des metallischen Bleies kann aber leicht bewerkstelligt werden, indem man das basische Acetat, anstatt dasselbe durch ein Sieb zu schlämmen, durch eine sehr eng gestellte Oelfarbmühle passiren lässt, die am besten so aufgestellt wird, dass von derselben die gemahlene Masse direct in den Fällungsbottich fliesst. Das fein vertheilte Blei setzt sich hierbei als feste Masse in den Rillen der Mühle fest und lässt sich nach beendigter Operation mit Leichtigkeit entfernen. Sobald man die gesiebte oder gemahlene Masse in den Bottich einfliessen lässt, muss in demselben kräftig gerührt werden, bis die Fällung vollzogen ist, um das Festsetzen ungelöster Theile am Boden des Bottichs zu verhüten. Von grosser Wichtigkeit ist in diesem Verfahren die Qualität der verwendeten Bleiglätte. Es ist selbstverständlich, dass diese so rein als möglich sein muss, besonders mit Bezug auf einen häufig vorkommenden Kupfergehalt, der schon in sehr geringer Menge höchst nachtheilig auf die Schönheit der helleren Nuancen von Chromgelb (Citron-, Schwefelgelb u.s.w.) einwirkt. Zur Prüfung auf Kupfer gebe man 10 g der Glätte in ein Becherglas oder Reagensglas und übergiesse dieselbe mit 20 cc Ammoniak, dem man einige Tropfen Salpetersäure zusetzte. Unter häufigem Umrühren lässt man die Probe sechs Stunden stehen und filtrirt sodann. Das Filtrat wird mit 30procentiger Essigsäure angesäuert, einige Tropfen einer 10procentigen Lösung von Ferrocyankali um hinzugesetzt und kräftig umgeschüttelt. Zeigt die Probe nach fünf Minuten langem Stehen nur eine bräunlich-rosa Färbung, so ist die Glätte unbedenklich verwendbar, hat sich jedoch ein brauner Niederschlag gebildet, so muss die Glätte verworfen werden. Diese Probe gibt aber nur Aufschluss über die Verwendbarkeit einer bestimmten Glättesorte vom Standpunkte ihrer chemischen Reinheit aus, mindestens ebenso wichtig ist aber deren physikalische Beschaffenheit. Von dieser hängt es ab, ob die Glätte sich vollständig in das basische Acetat überführen lässt. Ist eine Glätte sehr dicht, so ist deren Hydratisirung, wie die Ueberführung derselben in das basische Acetat benannt wird, kaum in zufriedenstellender Weise ausführbar, was sich leicht an der mehr oder weniger gelblichen oder röthlichen Färbung der Reactionsmasse erkennen lässt. Ausserdem zeigt es sich, dass die gebildeten käsigen Flocken beim Zerdrücken in der Handfläche stets einen sandigen Kern von unveränderter Glätte enthalten. Ein diese Erscheinungen zeigendes Reactionsproduct liefert immer nur geringwertige Ware und ganz erheblich reducirte Ausbeute. Eine Prüfung der Glätte im kleinen Massstabe, in Bezug auf obiges Verhalten, ist sehr unzuverlässig, und es ist daher sehr zu empfehlen, von einer beim Verarbeiten im Grossen sich als brauchbar erweisenden Glätte zu Gunsten einer anderen erst nach Befund einer normalen Betriebsoperation abzugehen. Ein ursprünglich von FanzoyD. p. J. 1863 169 156. angegebenes Chromgelbverfahren geht ebenfalls von der Bleiglätte aus, indem dieselbe in ein hochbasisches Chlorblei übergeführt wird. Zu diesem Zwecke wird die Bleiglätte in fein gemahlenem Zustande mit ihrem gleichen Gewichte an Kochsalz versetzt und so viel Wasser zugesetzt, dass ein Brei entsteht, der sich ohne grosse Schwierigkeit durcharbeiten lässt. Die Mischung verdickt sich nach und nach bedeutend und hat man deshalb von Zeit zu Zeit so viel Wasser zuzufügen, als erforderlich ist, um die ursprüngliche Consistens der Masse zu erhalten. Der Endpunkt der Reaction ist erreicht, wenn eine kleine Probe, in ein zu zwei Dritttheilen mit 10procentiger Salpetersäure gefülltes Reagensglas gebracht nach kräftigem Schütteln keine sich absetzende Glätte mehr zeigt, sondern eine klare Lösung gibt. Der obige Process verläuft bei weitem schneller und besser, wenn man die auf einer Nassmühle gemahlene Glätte, zusammen mit dem Kochsalze und der nöthigen Menge Wasser, in eine eiserne Rolltrommel bringt und dieselbe dann in Gang setzt. Die Wirkung der in der Rolltrommel befindlichen Kugeln oder Walzen beschleunigt die Operation ganz bedeutend und liefert ein viel gleichmässigeres Product. Das auf die eine oder andere Weise erhaltene basische Chlorblei wird sodann bis zum völligen Verschwinden der alkalischen Reaction ausgewaschen, filtrirt, schwach gepresst und in Teigform zum Gebrauche aufbewahrt. Den Gehalt an Blei dieses Productes bestimmt man durch Titration einer in verdünnter Salpetersäure aufgelösten und mit überschüssigem Natriumacetat versetzten Probe mit 1/10-Normalkaliumbichromat. Dass die mit Hilfe dieses Verfahrens erzeugten Chromgelbe sich ausserordentlich billig stellen, ist einleuchtend, trotzdem aber hat das Verfahren sehr wenig Fuss gefasst, da dasselbe sehr umständlich ist, sich für die Erzeugung stark reducirter billiger Gelbe sehr wenig eignet und vor dem vorbeschriebenen basischen Acetatverfahren nur den Vortheil eines um ein Geringes billigeren Preises besitzt, ein Vortheil, der durch die Ueberlegenheit der nach dem basischen Acetatverfahren erhaltenen Gelbe mehr wie aufgewogen wird. Das Verfahren ist aber sehr wohl geeignet zur Darstellung gewisser Sorten chemisch reiner Gelbe, wie solche auf dem englischen und amerikanischen Markte in grossen Quantitäten gekauft werden, Gelbe, welche bei sehr mittelmassiger Nuance grosse Deckkraft besitzen und sehr billig gehandelt werden. Bleiweiss ist für die Fabrikation von Chromgelben aller Art vorzüglich geeignet, auch stellen sich die daraus fabricirten Producte sehr billig in Folge des hohen Gehaltes des Bleiweisses an Bleioxyd (86 Proc. PbO). In Wasser aufgeschlämmtes Bleioxyd, mit den üblichen Fällungslösungen für Chromgelb behandelt, gibt sehr schlechte Resultate, da das unlösliche Bleiweiss mit der Fällungslösung nur sehr unvollständig sich umsetzt. Besser schon fällt das Resultat aus, wenn man der Fällungslösung ein bestimmtes Quantum von Säuren zusetzt, die mit Bleioxyd lösliche Salze bilden, wie Salpetersäure oder Essigsäure. Rationeller aber ist es, wenn man dem in Wasser aufgeschlämmten Bleiweiss solche Säuren zusetzt. Zu diesem Zwecke ist es durchaus nicht erforderlich, eine der angewendeten Menge Bleiweiss äquivalente Menge dieser Säuren zu verwenden, also das Bleiweiss vollständig in den betreffenden Säuren zu lösen. Der ökonomische Vortheil der Verwendung von Bleiweiss würde dadurch gänzlich verloren gehen. Es ist vollkommen genügend, ein Drittel oder ein Viertel jener Quantität an Essigsäure oder Salpetersäure zu verwenden. Bei der Fällung mit sauren Fällungslösungen werden jene Säuren beständig regenerirt und kommen von neuem auf das noch unveränderte Bleiweiss zur Wirkung. Die charakteristische physikalische Erscheinung der auf solche Weise erzeugten Chromgelbe ist jedenfalls der während der Fällung stattfindenden lebhaften Kohlensäureentwickelung zuzuschreiben. Frisch gefälltes oder in Teigform aufbewahrtes schwefelsaures Blei lässt sich mit fast derselben Leichtigkeit wie ein lösliches Bleisalz in Chromgelb überführen, und diese Methode wird, trotzdem sie nicht allgemein brauchbar ist, doch häufig für die Darstellung gewisser Sorten „glattbrüchiger“ Gelbe benutzt. Würde man das erforderliche Bleisulfat darstellen durch Fällung eines löslichen Bleisalzes, etwa Bleiacetat oder Bleinitrat mit Schwefelsäure oder einem geeigneten Sulfat, so würde die Essig- bezieh. Salpetersäure des Bleisalzes verloren gehen oder doch nur auf umständliche Weise wieder zu gewinnen sein. Die Methode kann daher vortheilhaft nur auf die Weise ausgeführt werden, dass man nicht ein normales, sondern ein basisches Bleisalz anwendet, und zwar basisch essigsaures Blei, Pb2(OH)2(C2H3O2)2. Man fällt dieses Salz bei einer Temperatur von etwa 50° B. mit 50procentiger Schwefelsäure, fügt aber nur so viel derselben hinzu, als erforderlich ist, um das basische Bleiacetat in neutrales Bleiacetat rückzuverwandeln, entsprechend der Gleichung: Pb2(OH4)2(C2H3O2)2 + H2SO4= Pb(C2H3O2)2 + PbSO4 + 2H2O. Man hüte sich sorgfältig vor einem Ueberschusse an Schwefelsäure, nicht nur weil ein solcher zu einem Essigsäureverlust führen könnte, sondern weil hierdurch das gefällte Bleisulfat, das aus der basischen Lösung in käsigen Flocken fällt, die sich mit Chromaten äusserst rasch umsetzen, in seine krystallinische Modifikation verwandelt wird, die von Chromaten nur langsam angegriffen wird und nie so schöne Gelbe liefert als das amorphe Sulfat. Es ist daher am sichersten, die Lösung sehr schwach basisch zu lassen, was ohne Schwierigkeit im Betriebe durchführbar ist, indem man die Fällung des basischen Bleioxyds stets mit Hilfe der Pfund'schen Quecksilberchloridreaction sehr leicht verfolgen kann und dieselbe unterbricht, sobald die Reaction ein Minimum von Basicität der Lösung anzeigt. Die ganze Masse wird dann sofort in eine Filterpresse getrieben und das abfliessende Bleiacetat gesammelt und wieder auf basische Lösung verarbeitet. Das in der Presse befindliche Bleisulfat wird direct in der Form, in der es erhalten wird, verwendet bezieh. aufbewahrt. Es zeigt bei richtiger Behandlung einen Trockengehalt von 85 bis 90 Proc.; die im Presskuchen enthaltene geringe Menge von Bleiacetat ist unerheblich, sie beträgt ungefähr 4 Proc. der verwendeten Bleizuckermenge, ist aber natürlich abhängig von der Concentration der Bleizuckerlösung nach der Fällung, die nicht unter 1,500 spec. Gew. betragen sollte. Da es von Vortheil ist, mit ziemlich concentrirten Lösungen zu arbeiten, so kann die Herstellung derselben nicht unter Anwendung von Dampf geschehen, und man verwendet daher doppelwandige eiserne Kessel zum Erhitzen mit indirectem Dampf. Die zur Herstellung der basischen Lösung verwendete Glätte sollte fein gemahlen zur Anwendung gelangen, und versäume man nie, die basische Lösung in das Fällungsgefäss durch ein sehr feines Sieb (Nr. 200) zu filtriren, um ungelöste Glätte und Unreinigkeiten zu entfernen. Bleisulfat ist bisweilen in erheblichen Mengen als Abfallproduct von Cattundruckereien und Färbereien erhältlich. Es ist aber meist von so übler Beschaffenheit in Bezug auf seine Reinheit, dass es nur schwer zu verwenden ist. Durch Kochen mit einem grossen Ueberschusse von kohlensaurem Natron lässt es sich so gut wie vollständig in kohlensaures Blei überführen, das sich in derselben Weise wie Bleiweiss zur Chromgelbfabrikation verwenden lässt. Ist der für das Bleisulfat geforderte Preis aber nicht ein sehr niedriger, so ist das Verfahren kaum lohnend. Vergleichen wir nun die verschiedenen Methoden der Chromfarbenfabrikation, wie sich dieselben unter Benutzung der vorerwähnten Rohmaterialien ergeben, mit Bezug auf den jeder einzelnen Methode entsprechenden Kostenpreis der Producte, so haben wir hierbei zu berücksichtigen: 1) den Kostenpreis der verwendeten Bleiverbindung (Handelsproduct), 2) den Aufwand an Material, Arbeit u.s.w. für die Ueberführung des Rohmaterials in den Zustand, in dem dasselbe unmittelbar für die Chromgelbfabrikation benutzt wird. Als Basis dieser Berechnung haben wir Bleioxyd (Bleiglätte) zu nehmen, für welche wir den nominellen Preis von 35 M. für 100 k zu Grunde legen wollen. Bei einem Preise von techn. 30procentiger Essigsäure 25 M. für 100 k, 60procentiger Salpetersäure 26 M. für 100 k stellen sich sodann 100 k PbO in der zur Chromgelbfabrikation geeigneten Form: 100 k PbO 1) Essigsaures Blei (Bleizucker), Handels-product 56 M. für 100 k 96 M. 2) Essigsaures Blei, dargestellt in Lösungfür Selbstverbrauch 80   „ 3) Bleinitrat, Handelsproduct, 50 M. für100 k 75   „ 4) Bleinitrat, dargestellt in Lösung fürSelbstverbrauch 64   „ 5) Basisches Acetatverfahren 51   „ 6)        „       Chlorbleiverfahren 40   „ 7) Bleiweissverfahren 55   „ Aus obiger Aufstellung ergibt sich unmittelbar, dass der Preis für 100 k nutzbares Bleioxyd ein Gegenstand ist, der die höchste Aufmerksamkeit verdient, um so mehr, als dies der einzige Punkt ist, der eine erhebliche Variation der Preise des chemisch reinen Chromgelbs ermöglicht. Diese Aufstellung lässt auch sofort den Grund erkennen, warum die Anwendung des normalen Bleiacetats in der Chromfarbenfabrikation zu den überwundenen Standpunkten gehört. Damit soll nicht gesagt sein, dass es überhaupt für diesen Zweck nicht mehr angewendet wird, dies geschieht aber nur für die Darstellung solcher Gelbe, für die ihrer besonderen Eigenschaften und Verwendung wegen kein Preis zu hoch ist. Ich habe kaum nöthig, hinzuzufügen, dass, der Anwendung solcher Gelbe entsprechend, deren Fabrikation eine äusserst beschränkte ist. Zwar stellen sich selbst dargestellte Bleizuckerlösungen erheblich billiger, aber doch immer noch viel zu theuer, um allgemeinere Anwendung zu gestatten. Bleinitrat wird gegenwärtig in grossen Massen auf Chromgelb verarbeitet, da Bleioxyd in dieser Form nur ungefähr zweimal so viel kostet als in Form von Bleiglätte, so dass bei Selbstdarstellung des Nitrates die Ersparniss in der That ganz bedeutend ist. Es kann das Bleinitratverfahren als das heute herrschende betrachtet werden, da es besonders von kleineren Fabrikanten dem Bleiweissverfahren, ebenso wie dem basischen Acetatverfahren vorgezogen werden wird, indem das Arbeiten mit löslichen Bleisalzen einfacher ist und weniger Apparatur erfordert, als bei der Anwendung unlöslicher oder unvollständig löslicher Bleiverbindungen nöthig ist. Zur Vermeidung abnorm hoher Arbeitskosten ist bei dem Bleiweiss-, als auch bei dem basischen Acetatverfahren die Anwendung mechanischer Rührwerke absolut nothwendig. Die hierdurch bedingte Mehrauslage an Apparatur macht sich aber bei den ausserordentlichen ökonomischen Vortheilen, besonders der basischen Acetatmethode, bald reichlich bezahlt. Das basische Chlorbleiverfahren stellt sich allerdings noch erheblich billiger, deren Ausübung bietet aber trotz ihrer scheinbaren Einfachheit ganz erhebliche Schwierigkeiten, nicht zum Wenigsten in der nicht leichten Controle des Bleioxydgehaltes des feuchten Oxychlorids. Immerhin muss gesagt werden, dass die Methode, obgleich im Princip schon ziemlich alt, doch technisch noch sehr wenig entwickelt ist. Dass sie entwickelungsfähig ist, muss entschieden bejaht werden, und der ausserordentlich billige Preis der mit ihrer Hilfe erzeugten Chromgelbe, der wohl der niedrigste ist, zu dem sich Chromgelbe darstellen lassen, möchte für manchen der grösseren Chromgelbproducenten genügend Veranlassung sein, der Methode nähere Aufmerksamkeit zu schenken. Bezüglich der verwendeten Rührwerke dürften einige Bemerkungen hier wohl am Platze sein. Die einzige Form eines Rührwerkes für Zwecke der Pigmentfarbenfabrikation ist das einfache Flügelrührwerk. Bei der häufig sehr bedeutenden Schwere der Niederschläge muss das Rührwerk sehr kräftig construirt sein, da es sonst beim Wiederaufrühren der abgesetzten Niederschläge leicht zu Schaden kommt. Aus demselben Grunde empfiehlt es sich, die Rührflügel nicht senkrecht zu stellen, sondern denselben eine geringe Neigung (vgl. Fig. 2 und 3) zu geben, welche das Anstellen des Rührwerkes sehr erleichtert. Die Rührwelle muss in dem über den Bottich reichenden eisernen Arm durch ein kräftiges, nicht zu kurzes Lager geführt werden, an ihrem unteren Ende trägt dieselbe einen Schuh von PhosphorbronzeKein anderes Metall und keine andere Legirung sollten verwendet werden., der als Zapfen sich in einem theilweise in den Boden des Bottichs eingelassenen Phosphorbronzelager dreht. Diese Einrichtung verleiht der Rührwelle ausserordentliche Stabilität und Dauerhaftigkeit. Für kleine Bottiche können diese Rührwerke durch Riemenvorgelege oder direct von der Haupttransmission getrieben werden. Für Bottiche von über 2 m Durchmesser ist aber der Betrieb mittels Zahnrad und Frictionskuppelungen das einzig Räthliche, Riemenbetrieb in diesem Falle ist nur eine Quelle endloser Aergernisse im Betriebe und ist ferner die Abnutzung der Riemen ausserordentlich gross. Textabbildung Bd. 279, S. 143 Flügelrührer. Diese Flügelrührer wären indess ohne weitere Vorrichtung völlig unbrauchbar, da dieselben so gut wie keine Durchmischung in senkrechter Richtung bewirken und auch die in wagerechter Richtung erfolgende Durchmischung fast gleich Null ist, wenn erst die zu rührende Masse sich mit der Geschwindigkeit des Rührers im Bottich dreht. Zur Beseitigung dieses Uebelstandes bringt man im Bottich „Brecher“ an. Es sind dies (vgl. Fig. 2 und 3) hölzerne Bohlen, welche senkrecht zu den Rührflügeln in der Wand des Bottichs befestigt und je auf einer Seite an mindestens zwei Stellen gegen den Druck der gerührten Masse kräftig versteift sind. Diese Brecher gehen vom Rande des Bottichs bis beinahe auf den Flügelrührer, von dem sie 4 bis 6 cm abstehen, so dass die Rührflügel ohne Gefahr darunter durchpassiren können. Diese Brecher machen das Flügelrührwerk zum wirksamsten Rührapparat für alle schweren oder leichten Niederschläge; die Mischung geht absolut sicher und mit ausserordentlicher Schnelligkeit vor sich. Die Fällungsbottiche sollten stets so hoch aufgestellt werden, dass nach dem Auswaschen die Farbe durch einen im Boden des Bottichs befindlichen Hahn direct in die untergeschobenen Filterkasten oder durch Schläuche nach der Pumpe der Filterpresse abgelassen werden kann. Sollen die erzeugten Chromgelbe in Teig verkauft werden, so ist eine Filterpresse im Interesse rationeller Production eine absolute Notwendigkeit, denn nicht nur wird hierdurch viel Zeit und Arbeit erspart, sondern auch ist dies der einzige Weg, die Presskuchen von regelmässigem Trockengehalte zu erhalten. Es sei ferner mit Bezug auf die Filterpressen erwähnt, dass für Zwecke der Farbenfabrikation Rahmenpressen den Kammerpressen entschieden vorzuziehen sind, letztere sollten nur für die Verarbeitung solcher Producte verwendet werden, die sich, wie z.B. Pariser-Blau, sehr schwierig pressen lassen. In solchen Fällen erweisen sich die nur halb so viel Dichtungsfläche als die Rahmenpressen enthaltenden Kammerpressen entschieden vortheilhafter. An dieser Stelle kann Verf. nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, dass die Trockeneinrichtung einer Pigmentfarbenfabrik für die Erzeugung tadelloser Producte von der allergrössten Bedeutung ist. Manchem dürfte dies als ein Gemeinplatz erscheinen, aber was in diesem Punkte gesündigt wird, grenzt ans Unglaubliche. Ein halbes Dutzend Versuche über das Trocknen von Chromgelben können jeden von der ausserordentlichen Wichtigkeit dieser Operation überzeugen; trotzdem gibt es Dutzende von Fabrikanten, die jahraus jahrein minderwertige Waren produciren und den Fehler überall suchen, nur nicht in ihrer erbärmlichen Trockeneinrichtung. Jede Art der Trockeneinrichtung, welche die erforderliche Luftcirculation durch den Eintritt kalter Aussenluft in die Trockenräume bewerkstelligt, liefert entweder schlechte Producte oder ist unökonomisch. Es gibt nur einen Weg, Pigmentfarben rationell zu trocknen, dies ist mit erwärmter Luft (Caloriferen), wobei die mit Wasserdämpfen beladene Luft des Trockenraumes nach aussen abgeführt wird. (Fortsetzung folgt.)