Titel: Theoretische und experimentelle Untersuchungen an Dampfmaschinen mit mehrfacher Expansion.
Autor: Freytag
Fundstelle: Band 280, Jahrgang 1891, S. 31
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Theoretische und experimentelle Untersuchungen an Dampfmaschinen mit mehrfacher Expansion. (Schluss des Berichtes S. 11 d. Bd.) Mit Abbildungen. Theoretische und experimentelle Untersuchungen an Dampfmaschinen mit mehrfacher Expansion. Die vorangegangenen Betrachtungen lassen namentlich in theoretischer Hinsicht zur Genüge die zahlreichen Vorzüge der rnehrcylindrigen Maschinen erkennen, und wir wollen nunmehr in dem Folgenden über die mit diesen Maschinen gemachten Erfahrungen berichten. Zahlreiche vergleichende Untersuchungen sind bereits vorgenommen, um festzustellen, welcher Motor am ökonomischsten arbeitet, ob die eincylindrige oder die zwei- bezieh. dreifache Expansionsmaschine; wir erwähnen zunächst in Bezug hierauf die Resultate der von Hallauer in Mühlhausen angestellten Versuche, deren Zahlenwerthe einer im J. 1880 in dem Bulletin de la Société Industrielle de Mulhouse veröffentlichten Abhandlung entnommen sind. Die vergleichenden Untersuchungen wurden mit vier Maschinen angestellt – einer Corlissmaschine, einer Woolf'schen Balanciermaschine, einer wagerechten Verbundmaschine (construirt von Weyher und Richemond), sowie einer 8000pferdigen, im J. 1877 erbauten Woolf'schen Schiffsmaschine des Kriegsschiffes Duquesne – und es sind die Ergebnisse in der nachstehenden Tabelle zusammengestellt: Expansion Dampfverbrauch fürdie indicirte in Kilo Corliss \frac{1}{8} 7,89 Woolf \frac{1}{15} 8,07 Verbund \frac{1}{10} 7,87 Duquesne \frac{1}{8} 8,33 Durch diese Untersuchungen gelangte Hallauer zu der Ansicht, dass alle Maschinensysteme bei der günstigsten Gangart nahezu gleich ökonomisch sind. (Bezüglich weiterer Mittheilungen verweisen wir auf den in D. p. J. 1880 238 361 über diese Versuche gebrachten Bericht von G. Schmidt.) Aehnliche Versuche sind nach Engineering, 1877, auch von den Amerikanern Loering und Emery angestellt worden, doch weichen deren Ergebnisse ganz bedeutend von den vorher genannten ab; es wurden auf Anordnung der amerikanischen Regierung die Verbund- und Eincylindermaschinen der Schiffsfahrzeuge Bache, Rush, Dexter und Gallatin in Bezug auf ihren Dampfverbrauch untersucht, wobei sich herausstellte, dass die Verbundmaschinen beständig niedrigere Verbrauchsziffern zeigten als die eincylindrigen Maschinen; die Ersparniss an Dampf zu Gunsten der ersteren betrug 12 bis 22 Proc. Noch augenscheinlicher stellte sich der ökonomische Vortheil der Verbundmaschine gegenüber der Eincylindermaschine bei den weiteren Versuchen der Vorgenannten, nachdem die Maschine des Dampfers Bache einmal als Einfachexpansionsmaschine mit angestellten Dampfmänteln und einer der günstigsten Füllung entsprechenden Expansion, sodann unter denselben Verhältnissen als Woolf'sche Maschine ihren Dienst verrichtet hatte. – Die untenstehende Tabelle gibt über diese Versuche weiteren Aufschluss: Maschine desDampfers Bache Kesseldruckin Kilo Expansion IndicirteLeistungin HP Verbrauch fürdie indicirte und Stunde KleinerCylinder Insge-sammt KleinerCylinder GrosserCylinder Kohlein Kilo Wasserin Kilo Einfache Ex-  pansion im  grossen Cy-  linder 5,67 \frac{1}{5,1} 116 1,130 10,5 Zweifache Ex-  pansion in  beiden Cylin-  dern 5,60 \frac{1}{2,86} \frac{1}{7}      44,6 1,007   9,2 Dieselbe Maschine ergibt hiernach bei zweifacher Expansion in beiden Cylindern eine Dampfersparniss von 12,5 Proc. gegenüber der Eincylindermaschine, und es wurde mit Einführung einer grösseren Expansion unter sonst gleichen Umständen die Dampfersparniss der Woolf'schen Maschine gegenüber der Einfachexpansionsmaschine sogar auf mehr als 20 Proc. festgestellt. Fast genau dieselbe Dampfersparniss zeigte sich, wie Busley in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1888 Bd. 32 S. 491, nach Engineering vom 26. März 1875, berichtet, bei den im J. 1873 abgehaltenen Probefahrten der englischen Kanonenboote Goshawk und Swinger zu Gunsten der Verbundmaschine. Beide Schwesterschiffe hatten gleich starke Maschinen; die Verbundmaschine des Goshawk gebrauchte bei der beschleunigten Probefahrt 7,71 k Dampf für die indicirte und Stunde, die Einfachexpansionsmaschine des Swinger hingegen 9,52 k, welche Dampf verbrauche nach den Indicatordiagrammen berechnet sind. Walther-Meunier hat im J. 1888 Proben über den Dampf verbrauch der Verbundmaschinen im Vergleich zum Verbrauche von ebenso starken Eincylindermaschinen angestellt und an fünf Versuchsmaschinen jeder Gattung den in der untenstehenden Tabelle angegebenen Dampfverbrauch für die indicirte und Stunde in Kilo ermittelt: Eincylindrige Maschinen. Art der Maschine IndicirteLeistung in Dampfver-brauch inKilo Bemerkungen Corliss, alte Construction                  dto.Corliss Creusot                  dto.Corliss Berger 305260152156215 8,1708,0207,6907,7307,605 Zwillingsmaschinedto. Mittelwerthe 217 7,843 Verbundmaschinen. Art der Maschine IndicirteLeistung in Dampfver-brauch inKilo Bemerkungen Vier SchieberWheelockVier FlachschieberWheelockCorliss Berger   66128254308310 7,3467,2337,1887,1307,229 Kurbeln unter 90°TandemKurbeln 90°Zwillings-TandemKurbeln 90° Mittelwerthe    213,5   7,2056 Wenn man die Mittelwerthe des Verbrauches in beiden Fällen vergleicht, kommt man zu Gunsten der Verbundmaschine zu folgender Differenz: 7,843 – 7,2056 = 0,6374, entsprechend 8,126 Proc. Andererseits ergab das Mittel von vier Bremsproben an Verbundmaschinen eine Nutzleistung von 88,16 Proc., für zwei Bremsproben an eincylindrigen Maschinen indess 91,15 Proc; der Unterschied zu Gunsten der eincylindrigen Maschine beträgt hiernach nahezu 3 Proc. und der Verbrauch für die effective und Stunde der Verbundmaschine erniedrigt sich auf 5,126 Proc., was immerhin noch einen nicht zu unterschätzenden Gewinn bedeutet. Den geringsten Verbrauch erzielte die Wheelock-Verbundmaschine, deren Cylinder nach dem Tandemsysteme hinter einander angeordnet waren; er betrug 7,130 k, während die am sparsamsten arbeitende eincylindrige Corlissmaschine von Berger 7,605 k Dampf für die indicirte brauchte. Vergleicht man nach der Oesterreichischen Zeitschrift der Dampfkesseluntersuchungs- und Versicherungsgesellschaft, 1890 Nr. 12 S. 185, in der obigen Tabelle die neuesten Maschinen, so ergibt der Unterschied zwischen der Corlissmaschine von Creusot und der Wheelock-Maschine mit Tandemaufstellung 7,690 – 7,233 = 0,457 k oder 5,942 Proc. Durch den Vergleich der Corliss-Berger-Maschine mit der Verbundmaschine mit vier Flachschiebern ergibt sich ein fast ebenso geringer Unterschied. Die erste erfordert 7,605 k Die letztere     „ 7,188 k –––––– Der Unterschied ist 0,417 k oder 5,483 Proc. Berücksichtigt man dazu noch die verschiedene Nutzleistung der Maschine an sich, so verringert sich der Vortheil der Verbundmaschine in den angeführten Fällen auf 5,7125 – 3 = 2,7125 Proc. Es scheint demnach in Anbetracht dieser Thatsachen in jedem einzelnen Falle doch sehr nothwendig, aufmerksam zu prüfen, welchem Maschinensystem der Vorzug zu geben ist; die Prüfung hat sich zunächst darauf zu beziehen, ob die Verzinsung und Amortisation des höheren Anlagekapitals für die Verbundmaschine geringer ist, als die grössere jährliche Auslage für das Brennmaterial, welches die Eincylindermaschine mehr braucht; hierzu kommt noch in zweiter Linie, dass auch die Erhaltungskosten bezieh. die Auslagen für Reinigung und Schmierung der Verbundmaschine bei gleicher Leistung grösser sind, als diejenigen der Eincylindermaschine. Die von Schneider in Creusot mit einer eincylindrigen Corlissmaschine angestellten, bereits früher erwähnten Untersuchungen zeigen nach der untenstehenden Tabelle, dass unter Umständen der Dampfverbrauch dieser Maschinen von demjenigen der Verbundmaschinen nur unerheblich abweicht. Anfangs-spannungin Kilo Füllung Luftleereim Conden-sator inCentimeter MinutlicheUm-drehungen IndicirteLeistung in EffectiveLeistung in Dampfverbrauchfür Stunde und Indicator- effective 7,31 0,055 69,5 58,8 143,4 112,7 7,63 9,72 7,20 0,067 69,0 61,5 161,7 128,5 7,45 9,37 7,30 0,067 69,5 59,9 157,0 124,8 7,38 9,27 7,40 0,125 68,0 58,1 215,0 177,4 7,87 9,53 (Ohne die Richtigkeit der obigen Ziffern im Geringsten anzweifeln zu wollen, verweisen wir doch mit Rücksicht auf diese sehr niedrigen Verbrauchswerthe auf die von Prof. Dörfel unter normalen Verhältnissen angestellten, in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1889 Nr. 45 S. 1065, veröffentlichten eingehenden Versuche an einer Eincylinder-Corlissmaschine, welche allerdings nur mit einer Anfangsspannung des Arbeitsdampfes von durchschnittlich 5,72 k betrieben wurde; als Mittelwerth einer Reihe von 14, durchschnittlich je 7 Stunden und 40 Minuten andauernden Versuchen ergab sich hierbei mit geheiztem Mantel ein Speisewasserverbrauch von 8,91 k für die indicirte und Stunde. D. R.) In weit grösserem Masse als die Verbundmaschinen zeigen indess die dreifachen Expansionsmaschinen die Vortheile der durch die auf einander folgenden Expansionen herbeigeführten besseren Ausnutzung höher gespannter Dämpfe. Der Marineingenieur Widman berichtet über von ihm angestellte amtliche Versuche bezüglich des Dampfverbrauches derartiger Maschinen in einer besonderen BrochüreÉtude des principes de la construction des machines marines, S. 73. und constatirte einen Verbrauch von 5,70 k für die Stunde und indicirte , solange die entwickelte Arbeit unter 1/10 der Maximalleistung blieb. Die untenstehende Tabelle enthält einige weitere bemerkenswerthe Ergebnisse dieser Versuche: Expansion Dampfverbrauch für die indicirte und Stunde \frac{1}{8,3} 6,50 k \frac{1}{10,5} 6,22 k \frac{1}{14,7} 5,90 k \frac{1}{19,1} 5,70 k \frac{1}{27,0} 5,70 k Demoulin hat ebenfalls Versuche über den Aufwand an Brennmaterial einiger Schiffsmaschinen mit dreifacher Expansion angestellt, deren Ergebnisse in der nachstehenden Tabelle enthalten sind: Schiffe Anfangs-spannungin Kilo VerhältnissderCylinder Ex-pansion EntwickelteLeistungbei denVersuchenin Kohlever-brauch fürdie indicirte undStunde inKilo AustraliaChampagneTamiseDordogneOhio   9,80  8,00  8,0010,0010,54 4,376,084,786,465,50 \frac{1}{7,36} \frac{1}{8,60} \frac{1}{7,30} \frac{1}{10,43} \frac{1}{9,16} 96533500106821452100 0,9000,8400,7490,6080,560 Mittelwerthe   9,27 5,44 \frac{1}{8,57} 4093 0,731 Die obigen Werthe stimmen annähernd mit denjenigen, welche Widman ermittelte, überein. In jüngster Zeit sind in England von einer eigens ernannten Commission unter dem Vorsitze von Prof. Kennedy Versuche mit einer dreifachen Expansionsschiffsmaschine ausgeführt worden, wobei sich für die indicirte und Stunde ein Dampfverbrauch von 6,9 k herausstellte. Wir sehen aus diesen angeführten Beispielen, dass der Dampfverbrauch dreifacher Expansionsmaschinen für Marinezwecke zwischen den Grenzen von 5,7 und 6,9 k schwankt, diese Maschinen demnach ökonomischer arbeiten als die zweifachen Expansionsmaschinen bezieh. die Eincylindermaschinen, und es wäre nunmehr noch nachzuweisen, dass auch der Betrieb stationärer Maschinen mit dreifacher Expansion ein vortheilhafter ist. Wie bereits 1890 276 * 249 erwähnt, hatten Gebrüder Sulzer in Winterthur die Pariser Ausstellung 1889 unter anderem mit einer dreifachen, liegenden Expansionsmaschine beschickt, deren drei Cylinder hinter einander angeordnet waren; der in der Mitte zwischen dem Hoch- und Niederdruckcylinder gelegene Mitteldruckcylinder war allein doppeltwirkend, die beiden anderen Cylinder dagegen nur einfachwirkend, und der Dampfverbrauch dieser Maschine soll sich nach Angabe der Fabrik für die indicirte und Stunde je nach der Grösse der Leistung bei einer Admissionsspannung des Dampfes von 8 bis 12 at auf 5 bis 5,5 k stellen. Näheren Aufschluss über den Dampfverbrauch derartiger Maschinen geben die an einer von derselben Firma für eine Mühle zu Nagy-Kikinda in Ungarn gelieferten dreifachen Expansionsmaschine angestellten Versuche, deren Ergebnisse aus der folgenden Tabelle zu entnehmen sind: Kesselspannung 10,33 10,25 10,33 at Entwickelte Leistung in indi-    cirter 383 387 316 Gesammtdampfverbrauch für    die indicirte und Stunde 5,325 5,390 5,430 k Die von Gebrüder Sulzer für eine Spinnerei in der Nähe von Neapel im J. 1878 und 1882 gelieferten Verbundmaschinen ergaben, als Eincylinder-, sowie als Zweicylindermaschine mit doppelter Expansion arbeitend, die untenstehenden Werthe für den Dampf- und Kohleverbrauch: Leistungin Verbrauch für die indi-cirte und Stunde Dampf Kohle Einfache Expansion der älteren  Maschine im grossen Cylinder 186 7,714 0,814 Zweifache Expansion in beiden  Cylindern der älteren Ma-  schine 340 6,697 0,672 Zweifache Expansion in beiden  Cylindern der neueren Ma-  schine 372 6,220 0,653 Der Unterschied im Dampfverbrauche gegenüber der zuletzt genannten dreifachen Expansionsmaschine beträgt demnach für die Eincylindermaschine der Gebrüder Sulzer 2,3 k, für die Verbundmaschine mehr als 1 k für die indicirte PP und Stunde. Ueber die am 9. bis 11. October 1889 von Prof. Schröter an einer von der Maschinenfabrik Augsburg in Augsburg für eigenen Bedarf gebauten liegenden dreifachen Expansionsmaschine von 200 indicirter Normalleistung ausgeführten Versuche berichtet der Genannte in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1890 Nr. 1 S. 7. Die Maschine besitzt drei Cylinder von 282, 451 und 701 mm Durchmesser mit gemeinschaftlichem Hub von 1,0 m; die Volumen der Cylinder stehen hiernach im Verhältnisse wie 1 : 2,73 : 6,63. Die Hoch- und Mitteldruckcylinder liegen hinter einander auf der einen Seite des Schwungrades und entwickeln auf eine Kurbel die Arbeit von ungefähr 100 , während der Niederdruckcylinder auf der anderen Seite des Schwungrades auf eine zweite, um 90° gegen die erstere versetzte Kurbel ebenfalls 100 überträgt. Als Dampferzeuger diente ein Wasserröhrenkessel, in welchem während der Versuche Dampf von 10 k Spannung erzeugt wurde; die normale Geschwindigkeit der Maschine war auf 70 Umdrehungen in der Minute festgesetzt. Die Zwischenbehälter lagen zwischen den entsprechenden Cylindern und waren ebenso wie auch die letzteren mit durch Kesseldampf geheizten Dampfmänteln umgeben. Die hauptsächlichsten Ergebnisse der dreitägigen Versuche sind in der nachstehenden Tabelle übersichtlich zusammengestellt: 9. October 10. October 11. October Versuchsdauer in Minuten   306   330   326 Gesammter Speisewasserver-    brauch 5760 6565 7090 Condensationswasser aus der    Leitung 168,5 177,5 302,5 Mittlerer Ueberdruck im Kessel    in Kilo auf 1 qc    10,29    10,38    10,06 Mittlere Umdrehungszahl in    der Minute 70,5 70,3 70,4 Mittl. Kolbengeschwindigkeit.     2,34     2,34     2,34 Mittlerer Druckin k/qc Cylinder I      „      II      „     III     3,22      0,860      0,835     3,35      0,873      0,896     3,39      0,953      0,910 Indicirte Cylinder I      „      II      „     III   58,67  41,82100,29   58,60  43,50  98,69   60,37  47,49107,72 Gesammte 200,78 200,79 215,58 Mittlerer Füllungsgrad des Cy-    linders I       0,257       0,259       0,308 Vacuum im Cylinder III 91,3 Proc. 90,8 Proc. 90,4 Proc. Condensirter Dampf in der    Stunde in Kilo im Mantel    vom Cylinder I   31,0   31,0   28,7 Condensirter Dampf in der    Stunde in Kilo im Mantel    vom Cylinder II und Zwi-    schenbehälter I   70,4   69,1   80,0 Condensirter Dampf in der    Stunde in Kilo im Mantel    vom Cylinder III und Zwi-    schenbehälter II 117,4 112,9 117,4 In sämmtlichen Mänteln in der    Stunde condensirt 218,8 213,0 226,1 Dasselbe in Procenten des der    Maschinezugeführten Speise-    wassers 20 Proc. 10,3 Proc. 18,1 Proc. Speise Wasserverbrauch für die    Stunde und indicirte ab-    züglich Condensirwasser aus    der Leitung       5,46       5,78       5,79 Mittelwerthe 5,67 Vergleicht man den Dampfverbrauch der dreifachen Expansionsmaschinen von Gebrüder Sulzer und der Augsburger Maschinenfabrik mit demjenigen, welchen Walther-Meunier bei den Eincylindermaschinen ermittelte, so ergibt sich, wenn die Corliss-Berger-Maschine, welche den geringsten Dampfverbrauch von 7,61 k aufzuweisen hatte, herausgegriffen wird, zu Gunsten der dreifachen Expansionsmaschinen eine Ersparniss von ungefähr 2 k Dampf für die Stunde und indicirte oder von 28 Proc. Eine noch grössere Ersparniss an Arbeitsdampf wurde mit der 1600pferdigen vierfachen Expansionsmaschine des Dampfers Singapore erreicht, welche, mit einer Admissionsspannung von 12 k arbeitend, für die indicirte und Stunde nur 505 g Kohle bezieh. 4,75 k Dampf verbraucht haben soll. Leider stehen weitere Angaben über den Kohleverbrauch vierfacher Expansionsmaschinen nicht zur Verfügung; in der Regel heisst es in den bezüglichen Veröffentlichungen, dass diese Maschinen sehr sparsam gearbeitet hätten. Jedenfalls würden die Erbauer derartiger Maschinen keinen Augenblick gezögert haben, die erzielten Erfolge bekannt zu geben, wenn sie überhaupt Beachtung verdient hätten. Aus diesen Betrachtungen folgert Busley mit Recht, dass die bisher erbauten Vierfach-Expansionsmaschinen sich den Dreifach-Expansionsmaschinen noch nicht überlegen gezeigt haben. In dem Vorstehenden sind die angegebenen Werthziffern für den Dampfverbrauch der einzelnen Maschinengattungen meist durch Versuche ermittelt worden, welche, obgleich sie von hervorragenden Fachmännern bezieh. Firmen, wie Walther-Meunier, Loering, Widman, Kennedy, Gebrüder Sulzer und Schröter, angestellt wurden, dennoch den einen oder anderen auf die Vermuthung bringen könnten, dass dieselben in einzelnen Fällen unter aussergewohnlichen Verhältnissen vor sich gegangen sind. Wir bringen deshalb in dem Nachstehenden noch einige Mittheilungen über angestellte Versuche mit zweifachen und dreifachen Expansionsschiffsmaschinen, deren zugehörige Kessel während einer längeren Seereise in gewöhnlicher Weise mit einer Kohle mittlerer Güte geheizt wurden und bei denen sich ebenfalls eine erhebliche Kohleersparniss zu Gunsten der dreifachen Expansionsmaschine herausstellte. Von den zwei gleichen Schiffen Draco und Kovno der Earle's Shipbuilding Company (vgl. 1885 257 121) erhielt das erstere eine Dreicylindermaschine, das andere eine gewöhnliche Verbundmaschine, und beide Schiffe legten bei gutem Wege unter gleichen Umständen eine Fahrt von etwa 6400 Meilen zurück, während der man auf beiden Schiffen eine möglichst günstige Leistung zu erreichen suchte. Draco erreichte eine Geschwindigkeit von 8,625 Knoten bei 57,5 Umdrehungen in der Minute und verbrauchte im Ganzen 326 t Kohle; Kovno dagegen fuhr mit nur 8,1 Knoten bei 55,5 Umdrehungen und verbrauchte 405 t von derselben Kohle. Die Dreicylindermaschine ergab demnach eine Kohleersparniss von 19,5 Proc. bei einer um 6,5 Proc. grösseren Geschwindigkeit. Dieser letztere Punkt ist sehr wichtig, da die Arbeit der Schraubenwelle der dritten Potenz der Anzahl der Umdrehungen proportional gesetzt werden kann. Ein anderes Schiff, Junon aus dem Hafen von Marseille, brauchte, mit einer Verbundmaschine ausgerüstet, für die Meile zurückgelegter Fahrt bei einer Geschwindigkeit von 9,38 Knoten 7078 k Kohle; nach Umwandlung der Verbundmaschine in eine dreifache Expansionsmaschine ergab sich bei der Geschwindigkeit von 9,70 Knoten ein Kohleverbrauch von nur 5870 k für die Meile. Demoulin berichtet, dass die Société des forges et chantiers de la Méditerranée im J. 1886 die alte Maschine des Dampfers Franche-Comté durch eine dreifache Expansionsmaschine ersetzte; das Schiff legt jetzt bei der um 2 Knoten vermehrten Geschwindigkeit gegen früher die doppelte Anzahl von Fahrten zurück und der Kohleverbrauch stellt sich für die Stunde auf 475 k niedriger als bisher. Der Dampfer Manauense, welcher die regelmässigen Fahrten zwischen Liverpool und Südamerika macht, erhielt ebenfalls an Stelle der Verbundmaschinen solche mit dreifacher Expansion des Arbeitsdampfes, und es wurden der Kohle verbrauch und die Geschwindigkeiten während der letzten sieben Fahrten mit den alten Maschinen, sowie diejenigen während der ersten vier Fahrten mit den neuen Maschinen gemessen. Die nachstehende Tabelle enthält die Mittelwerthe aus den einzelnen Ergebnissen: Manauense Mittelwerthe vonsieben Fahrten (Ver-bundmaschinen) Mittelwerthe vonvier Fahrten (Dreifach-Expansionsmaschinen) Mittlere Geschwindig-    keit 10,428 Knoten 11,420 Knoten Kohleverbrauch für    24 Stunden 22,820 Tonnen 21,306 Tonnen Zurückgelegte Fahrt    auf 1 t Kohle 10,960 Meilen 12,670 Meilen Hiernach ist eine Vermehrung der Geschwindigkeit um 9,5 Proc. und eine Verringerung des Kohleverbrauches um 15 Proc. mit dem Einbau der dreifachen Expansionsmaschine gegen früher erreicht worden. Es liessen sich noch weitere Angaben über die Vorzüge der dreifachen Expansionsmaschinen hier anführen, indessen dürften die gegebenen Daten vollständig genügen, um namentlich die Dampfersparniss dieser Maschinen gegenüber den mit zweifacher Expansion arbeitenden Verbundmaschinen erkennen zu lassen; es sei zum Schlüsse nur noch des Verbrauches dreier Schiffsmaschinen mit dreifacher Expansion der Dampfer Cordofa, Entre-Rios und Paraguay Erwähnung gethan, welche bei den Leistungen von 1435, 1620 und 2475 für die indicirte und Stunde 670, 810 und 790, demnach durchschnittlich 757 g an Kohle gebrauchten – ein Betrag, welcher bisher wohl noch von keiner stationären Maschine erreicht worden ist. Diese Zahlen lassen das Interesse; welches besonders seitens der Dampfschiffsreedereien den mit hochgespannten Dämpfen arbeitenden dreifachen und vierfachen Expansionsmaschinen entgegengebracht wird, wohl begreiflich erscheinen. Freytag.