Titel: Die elektrische A. E. G.-Glühlampe.
Fundstelle: Band 280, Jahrgang 1891, S. 273
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Die elektrische A. E. G.-Glühlampe. Die elektrische A. E. G.-Glühlampe. Die vor länger als einem Jahre von der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin in den Verkehr eingeführte A. E. G.-Glühlampe erweist sich in Folge ihrer hohen ökonomischen Leistung (3,1 Watt für 1 Normalkerze) als Fortschritt im elektrischen Beleuchtungswesen allenthalben da, wo möglichst vollkommene Ausnutzung der vorhandenen Energiequelle geboten ist. Dies aber ist der Fall nicht allein an Verbrauchsstellen, welche durch die Kosten der ersten Einrichtung die der Stromerzeugung schwer belasten, wie in Centralstationen für Städtebeleuchtung – sondern auch in Betrieben, die sich kostspieliger Feuerungsmaterialien bedienen (Leuchtgas) oder durch Aufspeicherung und Stromumsetzung zu den Zwecken der Verwendung einen ohnedies erheblichen Theil der vorhandenen Arbeit aufwenden. Aus den gemachten Erfahrungen glaubt die Gesellschaft schliessen zu dürfen, dass ein wirthschaftliches Ergebniss vielfach überhaupt erst mit Einführung dieser Glühlampe zu erreichen sein wird bezieh. erreicht ist, trotzdem bekanntlich mit Erhöhung des Güteverhältnisses einer Glühlampe unter gleichen Bedingungen die Dauer derselben und zwar zuweilen ausserordentlich rasch abnimmt. Ein Beispiel möge die Richtigkeit des Gesagten erläutern: Der Preis, für welchen elektrische Ströme in den meisten Städten geliefert werden, beträgt gegen 8 Pfg. für 100 Watt, während der Preis einer Glühlampe auf 1,80 M. geschätzt werden mag. Wird die Dauer einer 16 K.-Lampe, welche 60 Watt verbraucht, zu etwa 1200 Stunden angenommen, so werden die Betriebskosten für 1 Stunde betragen: a) an Stromkosten 4,8 Pfg., b) an Lampenersatzkosten 0,15 Pfg., in Summa 4,95 Pfg. Die Benutzung einer 16 K.-Lampe, welche nur 50 Watt verbraucht, vermindert den Betrag für die Stromkosten auf 4 Pfg.; die Lampenersatzkosten dürften also bis auf 0,95 Pfg. steigen, wenn die Gesammt-Betriebskosten auf der gleichen Höhe erhalten werden sollen, so dass eine Lebensdauer der Lampe von 200 Stunden genügen würde. In Wirklichkeit werden im Durchschnitt etwa 600 bis 800 Stunden Brenndauer erzielt; so dass die Gesammt-Betriebskosten sich bei Verwendung der 50 Watt-Lampe wesentlich niedriger stellen. Selbst dort, wo die Stromkosten beträchtlich geringer sind, als vorstehend angenommen, wird sich die Verwendung einer 60 Watt-Lampe – trotz ihrer höheren Lebensdauer – als weniger ökonomisch erweisen, und erst bei einem Preise von 1 Pfg. für 100 Watt, welcher kaum jemals erreichbar scheint, sind die Betriebskosten für die genannten Lampen gleich hoch, wenn die Lebensdauer der 50 Watt-Lampe 720 Stunden beträgt. Eine unabweisliche Bedingung für die Verwendung ökonomischer, d.h. solcher Lampen, die mit geringem Stromverbrauch grosse Lichtstärke erzeugen, ist die ununterbrochene Erhaltung der Gleichspannung an jeder Stelle des Vertheilungsnetzes; da schon geringe Steigerungen derselben erhebliche Unterschiede in der Lichtstärke hervorrufen und diese ebenso oft die Zerstörung des Fadens wie eine Abnahme der Leuchtkraft zur Folge haben, eine Thatsache, die für alle Lampen ohne Unterschied zutrifft, in früherer Zeit indessen wenig Beachtung gefunden hat. Die früheren Edisonlampen, die sich zwar durch lange Lebensdauer, aber bei sehr hohem Energieverbrauch auszeichneten, büssten schon unter normalen Verhältnissen innerhalb 300 bis 400 Stunden gegen 20 Proc. ihrer Leuchtkraft ein; nach 800 bis 1000 Brennstunden zeigten sie kaum 60 Proc. ihrer anfänglichen Helligkeit. Eine Steigerung der Spannung rief bei diesen Lampen zwar keine sehr beträchtliche Verminderung der Lebensdauer, wohl aber eine noch rapidere Abnahme der Leuchtkraft hervor. Abweichend davon bringt es bei den von der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft erzeugten Lampen das Verfahren der Herstellung von Kohlenfäden, welche mit höherer Oekonomie verwandt werden können, mit sich, dass die mit solchen Fäden versehenen Glühlampen eine sehr geringe Lichtabnahme zeigen. Erst nach 600 Brennstunden oder mehr sinkt die Leuchtkraft bis auf 80 Proc. der ursprünglichen. Eine Steigerung der Spannung hat dagegen einen ganz gewaltigen Einfluss auf die Lebensdauer, so zwar, dass im Allgemeinen eine Erhöhung der Spannung um 4 Proc. die Lebensdauer der Lampe auf weniger als zwei Drittel der normalen herabbringt, ebenso wie eine Verringerung der Spannung um 4 Proc. die Lebensdauer um mehr als die Hälfte erhöhen würde. Daher kommt es auch, dass mit einer und derselben Lampentype von verschiedenen sie Benutzenden ganz verschiedene Erfahrungen gemacht werden. An einem Orte wird eine durchschnittliche Lebensdauer von nur 400 bis 500 Brennstunden erzielt, und viele der Lampen gehen schon nach 100 bis 200 Stunden zu Grunde; an einem anderen erreichen die gleichwertigen Lampen 1500 bis 2000 Brennstunden und nur selten versagen einzelne vor 800 bis 1000 Stunden. Im ersteren Falle wurde die Spannung höher, im letzteren niedriger als die normale gehalten. Keiner der beiden Benutzer konnte jedoch bemerken, dass die Lampen zu hell bezieh. zu dunkel brannten, denn das menschliche Auge ist nicht im Stande, ohne Vermittelung subtiler Messinstrumente die unter diesen Bedingungen hervortretenden Helligkeitsunterschiede wahrzunehmen. Wegen des Uebelstandes der Empfindlichkeit, der allen modernen Glühlampen anhaftet, hat man zu verschiedenen Mitteln gegriffen. Automatische Spannungsregulatoren sollten den Maschinenwärter der Nothwendigkeit entheben, die Spannung fortgesetzt reguliren zu müssen. Der hohe Preis; die meist geringe Empfindlichkeit, häufiges Versagen der mehr oder minder verwickelten Einrichtung, hinderten bis vor kurzem die allgemeine Einführung. Durch Signalapparate der verschiedensten Arten, Spannungsregistrirapparate sollte der Maschinist in seiner Thätigkeit überwacht werden; auch dies entsprach den gestellten Anforderungen nur in den seltensten Fällen. Einzig und allein durch gewissenhafte Beobachtung des Spannungszeigers, verbunden mit einer zeitweiligen Controle seines unveränderten Standes konnten befriedigende Ergebnisse erzielt werden. In vielen Fällen ist eine fortdauernde Beobachtung der Spannung entweder gänzlich ausgeschlossen oder aber eine Controle des mit der Regulirung betrauten Wärters unmöglich. Alsdann ist die Lebensdauer der Glühlampen nur vom Zufalle abhängig, und die verschiedensten Fabrikate werden sich abwechselnd gut und schlecht erweisen. Der Fehler, der hier lediglich in der Beaufsichtigung der Anlage liegt, wird natürlich den Glühlampen zugeschrieben. Um diese gegen ungerechte Vorwürfe zu schützen und um auch in ungenügend bewachten Betrieben lange Lebensdauer der Glühlampen ohne beträchtliche Einbusse an Leuchtkraft zu erzielen, hat die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft eine neue Lampentype – die 20 K.-Lampe – eingeführt, welche einerseits die oft empfundene Lücke zwischen der 16 K.- und 25 K.-Lampe ausfüllt, andererseits dem Benutzer die Auswahl der für ihn vortheilhaften Lampensorten ermöglicht, je nachdem in seinem Betriebe die Spannung beträchtlichen Schwankungen unterworfen ist oder nicht. Wenn z.B. in einer Beleuchtungsanlage; in der eine Spannung von 100 Volt unter normalen Verhältnissen herrschen soll und deshalb bisher Glühlampen von 16 bezieh. 25 K. zu 100 Volt benutzt worden sind, die Spannung häufig bis zu 104 Volt steigt, so zeigt sich, dass die Lebensdauer der Lampen eine verhältnissmässig geringe ist. Benutzt man dagegen 20 bezieh. 32 K.-Lampen zu 104 Volt (d.h. die nächst höhere Kerzenzahl der nachfolgenden Tabelle mit etwa 4 Proc. höherer Spannung), so werden diese auch bei der höchsten vorkommenden Spannung von 104 Volt nicht überhitzt, bei der normalen Spannung von 100 Volt dagegen die verlangte Helligkeit von 16 bezieh. 25 K. zeigen. Der etwas höhere Energieverbrauch für 1 NK., welcher natürlich nur bei der niedrigeren Spannung eintritt, kommt in solchen Fällen, wo eine Verringerung der Lampenersatzkosten wünschenswerth ist, nicht in Betracht. In der That ist z.B. in Fabriken, in denen die Dynamomaschinen unmittelbar von der gemeinsamen Transmission angetrieben werden und Schwankungen der Spannung wegen der durch Ein- und Ausrücken von Arbeitsmaschinen häufig wechselnden Belastung in besonders hohem Masse auftreten, der Kraftverbrauch weniger massgeblich. Ferner hat es bisher an einer Lampe gefehlt, welche an Stelle der früher benutzten kleinen Oellämpchen treten könnte, die zur Beleuchtung von Nebenräumen, Corridors u.s.w. dienten. Die 10 K.-Lampe erschien an solchen Orten meist verschwenderisch, und Lampen von normaler Spannung (100 Volt) und geringerer Leuchtkraft konnten bisher nicht ohne beträchtliche Herabsetzung ihrer Oekonomie hergestellt werden. Mit Hilfe ihres neuen Fadenmaterials vermag nun die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft auch eine 5 K.-Lampe zu etwa 100 Volt herzustellen, welche nur ⅖ des Stromes einer 16 K.-Lampe bedarf und sich überall dort empfiehlt, wo auf Kraftersparniss gesehen werden muss und eine grössere Helligkeit als 5 K. nicht nothwendig ist, sowie auch an solchen Stellen, wo zur Erzielung decorativer Wirkungen die weitgehendste Theilung des Lichtes wünschenswerth ist, wie z.B. an Kronleuchtern und Lustres. Die Lampen zu 50 und 100 K., deren Preis nur um ein Geringes höher ist als jener der übrigen Typen, werden eine wesentliche Ersparniss dort bedingen, wo bisher zur Erzielung einer grösseren Helligkeit mehrere Lampen von niedriger Leuchtkraft zusammen gruppirt waren. Von den A. E. G.-Glühlampen werden allwöchentlich 20 000 Stück angefertigt, für welche die Zahlen für die Stromverhältnisse in untenstehender Tabelle zusammen gestellt sind. Sämmtliche Typen mit Ausnahme der 4 und 6 K. Lampen zu 20 bezieh. 35 Volt können sowohl mit dem. Normalgewinde der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft wie auch – ohne Preiserhöhung – mit jedem anderen gebräuchlichen Lampenfusse versehen werden. Die 4 und 6 K.-Lampen werden nur mit kleinem Gewindefuss angefertigt. Für das Mattiren der Lampen wird 0,10 M., für das Färben 0,25 M. berechnet. – Glühlampen mit Silberreflector unterliegen einem Preisaufsehlage von 0,60 M. für alle Typen von 4 bis 16 K.