Titel: Fr. Welles' Schaltung zu selbsthätiger Abgabe des Schlusszeichens für Stadttelephonnetze mit Schleifenleitungen.
Fundstelle: Band 284, Jahrgang 1892, S. 243
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Fr. Welles' Schaltung zu selbsthätiger Abgabe des Schlusszeichens für Stadttelephonnetze mit Schleifenleitungen. Mit Abbildungen. Welles' Schaltung zu selbsthätiger Abgabe des Schlusszeichens für Stadttelephonnetze mit Schleifenleitungen. Durch * D. R. P. Kl. 21 Nr. 59328 ist vom 9. December 1890 ab für die Telephonapparatfabrik Fr. Welles in Berlin (vgl. 1892 284 * 12) eine Schaltung für aus Schleifenleitungen bestehende städtische Telephonnetze patentirt worden, bei deren Anwendung sich der Schluss eines Gespräches zwischen zwei auf Verlangen verbundenen Theilnehmern selbsthätig im Vermittelungsamte anzeigt. In dem Vermittelungsamte können dabei nach Bedarf sowohl gewöhnliche Umschalter, als auch Vielfachumschalter verwendet werden. Textabbildung Bd. 284, S. 243Welles' Schaltung für Stadttelephonnetze. Die Schleifenleitung L1L' (Fig. 1) eines jeden Theilnehmers ist in dessen Sprechstelle so geschaltet, dass der eine Zweig L1 der Schleife bei an dem Hebel H des selbsthätigen Umschalters hängendem Telephon T1 über den Wecker K1 an Erde E1 gelegt ist. Der zweite Zweig L' dagegen ist an die Achse eines Tasters J1 geführt, dessen Arbeitscontact ebenfalls an Erde E1 liegt; von der Tasterachse geht ein Draht weiter durch das Mikrophon G1 und das Telephon T1 zu dem Contacte, an welchen sich der Hebel H bei abgenommenem Telephon anlegt. Beim Abnehmen des Telephons schliesst sich also die Leitung L1V in der Sprechstelle des Theilnehmers von selbst. In den Umschalterschränken des Vermittelungsamtes sind nicht in der sonst üblichen Weise Contacte und auf ihnen ruhende, durch die Stöpsel von ihnen abzuhebende Contactfedern angebracht, vielmehr besteht jedes Klinkenloch aus zwei gegen einander isolirten Theilen u und i; in Fig. 2 ist angenommen, diese beiden Theile lägen in der Richtung des Loches hinter einander, sie können aber auch über einander liegen; die beiden Stöpsel, welche zur Verbindung zweier Leitungen benutzt werden sollen, müssen natürlich in gleicher Weise zwei hinter einander, oder zwei über einander liegende Contacttheile besitzen, und diese werden mittels einer zweidrähtigen Leitungsschnur so mit einander verbunden, dass der z.B. von dem vorderen Contacttheile des einen Stöpsels kommende Draht d' bezieh. x' (Fig. 3) nach dem hinteren Contacttheile x bezieh. d des anderen Stöpsels läuft; beim Einstecken eines Stöpsels in ein Klinkenloch in der Pfeilrichtung in Fig. 2 treten x' bezieh. dt durch den vorderen Contacttheil des Stöpsels mit dem hinteren Klinkentheile n, dagegen x bezieh. d durch den hinteren Contacttheil des Stöpsels mit dem vorderen Klinkentheile i in Berührung. Es ist dies in Fig. 3 dadurch angedeutet worden, dass von x' und x eine punktirte Linie nach w2 und i2 gezogen ist. Die sämmtlichen vorderen Klinkentheile i der Löcher einer jeden Leitung L1L' sind durch den Draht l1 mit dem Leitungszweige L1 verbunden, während der andere Zweig V den Draht V zu sämmtlichen hinteren Klinkentheilen n und dann durch die, eine hohe Selbstinduction besitzende Klappe k1 der Leitung und die Batterie B zur Erde E sendet. Die Batterie B dient sowohl zum Anrufen, als auch zur Prüfung der Leitungen darauf, ob sie frei oder besetzt sind. Hiernach ist zunächst klar, dass jeder Theilnehmer bei angehängtem Telephon T1 vom Amte aus in dem Leitungszweige L1 mittels der Klingel K1 gerufen werden kann. Will er selbst rufen, so braucht er bloss den Taster J1 niederzudrücken; dann bringt der k1 durchlaufende über l' und L' nach J1 und zur Erde E1 gehende Strom von B die Klappe k1 zum Fallen. Zum Prüfen einer Leitung dient ein gewöhnlicher Einschnurstöpsel, dessen Leitungsdraht q nach Fig. 3 durch die primäre Rolle eines Inductors N und einen entsprechend grossen Widerstand w mit der Erde E verbunden ist. Die secundäre Rolle des Inductors ist durch die Drähte z mit dem Telephon t des Beamten zu einem Stromkreise verbunden. Dieses Telephon t ist ausserdem nebst dem Mikrophon g und einem Condensator C2 zwischen die Contactfedern v eines Umschalters U eingeschaltet, an welche sich die beiden Contactschienen y1 und y2 nicht anlegen können, solange der Umschalterhebel aufrecht steht; wird dagegen dieser Hebel in seine wagerechte Stellung gebracht, so treten die Schienen y1 und y2 mit den Contactfedern v in Berührung, so dass das Telephon t und das Mikrophon g sammt dem Condensator C2 an die Drähte dx' und d'x angeschaltet werden; von y2 aus ist nach x hin noch ein zweiter Condensator C1 und der Taster j eingeschaltet. Hätte nun der mittels der Schleife L2L'' angeschlossene Theilnehmer das Amt gerufen, um die Verbindung mit L1L' zu verlangen, so steckt der Beamte den Stöpsel mit den Drähten x1, x' in das Loch der Leitung L2L'' in seinem Schranke und drückt den Hebel des Umschalters nach unten in seine wagerechte Lage. Dadurch bringt er – wie dies eben in Fig. 3 punktirt angedeutet ist – das Telephon t einerseits über C2, y2, C1, j, x mit dem vorderen Klinkentheile i2 des Leitungszweiges L2, andererseits über g, y1, x' mit dem hinteren Klinkentheile n2 des Zweiges L'' in Verbindung und kann nun mit dem rufenden Theilnehmer sprechen, da dieser ja sein Telephon T2 von dem Haken H abnimmt; die beiden Condensatoren C1 und C2 liegen dabei im Sprechstromkreise. Um dann L2L'' mit L1L', die unbesetzt gedacht werden mag, zu verbinden, hat der Beamte den zweiten Stöpsel in das Loch der Leitung L1L' in seinem Schranke einzusetzen und den Hebel seines Umschalters U wieder aufrecht zu stellen, um sein Telephon t wieder auszuschalten. Die beiden Leitungsschleifen sind dann im Amte zu einer einzigen Schleife verbunden, nämlich: L1, l1, i1, d, x', n2, l'', L'', L2, l2, i2, x, j, C1, d', n1, l', L'. Dabei ist während des Sprechens keiner der beiden Klappenelektromagnete k1 und k2 in die Schleife L1L''L2L' eingeschaltet. Während dieser Vorgänge bleibt die mit dem einen Pole an Erde E liegende Batterie B mit dem anderen Pole von dem Punkte bei c aus sowohl durch k1 mit l' und L', wie durch k2 mit l'' und L'' verbunden. Solange jedoch bloss der erste Stöpsel in das Loch der Leitung L2L'' eingesteckt ist, vermag B keinen Strom in L'', oder in L' zu entsenden, mag in der Sprechstelle das Telephon T2 noch am Haken H hängen, oder mag es bereits abgenommen sein, denn der rufende Theilnehmer hat ja den Ruftaster J2 wieder losgelassen, bei dem zu rufenden Theilnehmer aber hängt das Telephon T1 am Haken und J1 ist nicht niedergedrückt. Wird dann aber der zweite Stöpsel in das Loch der gewünschten Leitung L1L' eingesteckt, so wird dem Strome von B ein Weg über c, k2, l'', n2, x', d, i1 nach l1 und L1 eröffnet, und dieser Strom durchläuft, weil der gewünschte Theilnehmer ja das Telephon T1 am Haken H hängen hat, die Klingel K1, um über E1 und E zum anderen Pole der Batterie zurückzukehren; das Läuten der Klingel K1 unterrichtet somit den Theilnehmer in L1L' davon, dass seine Leitung im Amte mit einer anderen verbunden worden ist; er wird daher sein Telephon T1 von H abnehmen und so die Schleife L1L''L2L' vollends schliessen; von da an ist wieder für B kein geschlossener Stromkreis mehr vorhanden. Zwar ist indessen bei Herstellung der Verbindung der beiden Schleifen L1L' und L2L'' zu einer einzigen L1L''L2L' zugleich noch eine Querverbindung oder Brücke von L1L'' zu L'L2 hergestellt worden, nämlich von l' über c zu l'', und es bleibt diese Brücke auch während der ganzen Dauer des Gesprächs bestehen; allein es wird das Vorhandensein dieser Brücke das Gespräch nicht beeinträchtigen, weil die beiden Klappenelektromagnete k2 und k1 in die Brücke mit eingeschaltet sind, welche ja eine sehr hohe Selbstinduction besitzen. Das gehaltene Gespräch kann der Beamte zu jeder Zeit behorchen, wenn er den Hebel des Umschalters U wagerecht stellt und sich so mit seinem Telephon t in eine Brücke zur Schleife L1L''L2L' einschaltet. Ist das Gespräch beendet, so hängen beide Theilnehmer ihre Telephone an den Haken H und dabei wird selbsthätig das Schlusszeichen mittels der Klappe k2 des rufenden Theilnehmers gegeben. Sowie nämlich der durch L1L' angeschlossene Theilnehmer sein Telephon T1 an den Haken H anhängt, stellt er für den Strom von B einen Weg über c, k2, l'', n2, x', d, i1, l1, L1, H und K1 zur Erde E1 her und bringt dadurch die Klappe k2 zum Fallen. Wäre zu dieser Zeit etwa das Telephon t des Amtes eingeschaltet, so böte sich dem Strome von B zwar noch eine zweite Schliessung von c über k1, l', n1, d', y2, C2, t, g, y1 nach d, i1 und L1, allein trotzdem würde die Klappe k1 nicht fallen dürfen, um Irrungen zu vermeiden, und deshalb ist in diesen Stromweg der Condensator C2 eingeschaltet worden. Wenn endlich der rufende Theilnehmer in L2L'' sein Telephon T2 anhängt, so wird zwar für B der Stromweg von c über k1, l', n1, d', C1, j, i2, l2, L2 nach K2 und E2 geschlossen, aber wiederum darf die Klappe k1 nicht fallen, und es ist zu diesem Zwecke der Condensator C1 in diesen Strom weg eingeschaltet worden.Es scheint, dass der Condensator C2 entbehrt werden könnte, wenn der Condensator C1 vor y2 in d'x eingeschaltet würde. Wenn ein dritter Theilnehmer, z.B. der in L3L''', während der bestehenden Verbindung der Leitungen L1L' und L2L'' von dem Beamten mit der Leitung L1L' verbunden zu werden verlangt, so hat der Beamte derjenigen Abtheilung des Vielfachumschalters, in welcher L3L''' ihre Klappe k3 besitzt, zu prüfen, ob L1L' jetzt frei ist. Er nimmt dazu den an q hängenden Prüfungsstöpsel und berührt mit demselben den vorderen Klinkentheil i1 der Leitung L1L'; der Hebel des für L3L''' benutzten Umschalters U bleibt dabei in wagerechter Stellung, das Telephon t also in L3L''' eingeschaltet. Ist nun die Leitung L1L' mit einer anderen verbunden und in ihrer Sprechstelle auch das Telephon T1 bereits vom Haken H abgenommen, so wird die Prüfungsbatterie B (Fig. 2) durch k1 nach l', L', G1, T1, H, L1, l1 und von dem vom Prüfungsstöpsel berührten Klinkentheile i1 in q nach der primären Rolle N, dem Widerstände w und der Erde E geschlossen. Wäre dagegen L1L' zwar mit einer anderen Leitung L2L'' verbunden, T1 aber noch nicht vom Haken abgehängt, so bliebe dem Strome von B noch immer der Weg über c, k2, l'', n2, x', d und i1, von wo aus er ebenfalls vom Prüfungsstöpsel zur Erde E weitergeführt werden würde. In beiden Fällen würde daher zufolge der in N auftretenden Induction das Telephon t durch Knacken anzeigen, dass L1L' zur Zeit nicht frei ist. Wenn dagegen die Leitung L1L' nicht besetzt wäre, so würde B durch Anhalten des Prüfungsstöpsels an i1 nicht geschlossen werden und das Knacken in t nicht auftreten, weil weder H bei T1, noch der Stöpsel an n2 einen Stromweg nach i1 und zum Prüfungsstöpsel herstellen würden. Der Widerstand w ist nun so zu bemessen, dass durch den w mit durchlaufenden Prüfungsstrom die Klappen k1 und k2 nicht zum Fallen gebracht werden. Sind in dem Vermittelungsamte keine Vielfachumschalter erforderlich, so vereinfacht sich die Schaltung ganz beträchtlich durch den Wegfall der Condensatoren C1 und C2, des Inductors N und des Prüfungsstöpsels. Die Vorgänge beim Verkehre bleiben im Uebrigen ganz so, wie sie bisher beschrieben worden sind. Doch wird hier auch die Klappe des gerufenen Theilnehmers beim Anhängen des Telephons seitens des rufenden das Schlusszeichen geben, und es ist dies ohne Bedenken zulässig, weil ja hier beide Klappen sich an einem und demselben Schranke befinden. Die Taster j in xd' und gleiche in den Draht x'd eingeschaltete Taster j' erscheinen in den der Patentschrift beigegebenen Schaltungsskizzen in Verbindung mit einem Magnetinductor, von dessen Inductionsspule einerseits ein Draht zur Erde, andererseits zu den Arbeitscontacten der sämmtlichen Taster j und j' geführt ist.