Titel: Fortschritte und Neuerungen auf dem Gebiete der Fabrikation von Stärke, Dextrin, Traubenzucker u.s.w.
Autor: J. Brössler
Fundstelle: Band 285, Jahrgang 1892, S. 212
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Fortschritte und Neuerungen auf dem Gebiete der Fabrikation von Stärke, Dextrin, Traubenzucker u.s.w. (Fortsetzung des Berichtes S. 184 d. Bd.) Fortschritte und Neuerungen auf dem Gebiete der Fabrikation von Stärke, Dextrin, Traubenzucker u.s.w. Untersuchung von Schlammstärke. (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1891 S. 332.) Otto Reinke führte die Bestimmung der Stärke in der Schlammstärke nach vier verschiedenen Methoden durch. 1) 3 g der gut gemischten Masse wurden mit 15 cc Salzsäure und 185 g Wasser in der Dauer von 2½ Stunden invertirt. Die Lösung wird sodann neutralisirt, auf 250 cc aufgefüllt und der gebildete Zucker mittels Fehling'scher Lösung bestimmt. 2) 3 g der gut gemischten Masse wurden mit 25 cc 1procentiger Milchsäure und 30 cc Wasser 2½ Stunden lang unter einem Drucke von 3½ at gekocht. Die Lösung wird sodann auf 250 cc gebracht, davon 200 cc abfiltrirt und dieses Filtrat mit 15 g Salzsäure in der Dauer von 2½ Stunden invertirt, sodann wird wie bei der ersten Methode weiter verfahren. 3) 5 g der gut gemischten Masse werden mit kalt bereitetem Malzauszug bei 62° C. verzuckert, nach dem Abfiltriren mit 15 cc Salzsäure invertirt und der Zucker wie bei 1) bestimmt. 4) Das Filtrat hinterlässt nach der Behandlung mit Malzauszug einen Rückstand auf dem Filter, welcher nach dem Auswaschen getrocknet, gewogen und eingeäschert wird. Auf diese Weise werden die Faser und die sonstigen unlöslichen Bestandtheile bestimmt. Auf diese Weise ergab eine Schlammstärke nach Methode 1) 54,8 Proc. Stärke 2) 55,2 3) 53,7 Nach Methode 4) wurden aus dem durch Diastase nicht gelösten Rückstande bestimmt:     14,24 Proc. Wasser, 18,79 Asche, 58,29 Faser und sonstige unlös- liche organische Stoffe. Andere Schlammstärken, ebenso untersucht, ergaben: Wasser Asche Faser undsonstige unlös-liche organischeStoffe Differenz Stärkeund andere lös-liche organischeStoffe Reine Stärkeaus demDiastasefiltratebestimmt Proc. Proc. Proc. Proc. Proc. 12,42 27,76 20,86 38,96 38,02 15,15   8,51   6,97 69,37 45,86   1,46   5,56 47,12 43,47   1,06   5,93 49,54 14,56 14,57 11,32 59,55 56,34 11,82 19,44 28,47 40,27 15,36 15,16   6,23 63,25 59,54 Die Hochdruckmethode hält Reinke für die sicherste und bequemste. Er hebt hervor, wie ausserordentlich verschieden die Schlammstärken zusammengesetzt sind. Zwei Schlammstärken, nach der Hochdruckmethode untersucht, ergaben folgende Zusammensetzung: WasserProc. StärkeProc. AscheProc. Faser u.s.w.Proc. 55,06 18,49 16,69   9,76 18,15 65,48   5,75 10,62 (Je nach der Einrichtung der betreffenden Fabrik und je nach der mehr oder weniger rationellen Arbeit in derselben muss naturgemäss die Zusammensetzung der Schlammstärke verschieden sein. Wenn factisch nur der Schlamm, das Leichte und sich nur schwer Absetzende aus den verarbeiteten Kartoffeln in die Aussenbassins gelangt, so wird die Schlammstärke ein Minimum an reiner Stärke enthalten. Ist die Fabrik unvollkommen eingerichtet, wird nicht rationell gearbeitet, so gelangt auch solche Stärke in die Schlamm- bezieh. in die Aussenbassins, welche in den Apparaten und Gefässen der Fabrik hätte verbleiben sollen. Es muss aber auch bemerkt werden, dass bei Verarbeitung angefaulter, gefrorener oder unreifer Kartoffeln trotz aller Vorsicht viel Stärke mit dem eigentlichen Schlamm in die Aussenreservoirs gelangen muss. Anm. d. Ref.) Pülpetrocknung nach Saare. (Zeitschrift für Spiritusindustrie.) Nach Saare kann man in einfacher Weise an die Fabrik ein Häuschen anbauen, welches in vier Kammern getheilt ist, deren Boden nach der Mitte zu abgeschrägt ist und sich in eine gemeinsame Wasserableitungsrinne vertieft, welche in der Längsrichtung des Anbaues verläuft. In einiger Entfernung vom Boden sind Weidengeflechte aufgelegt, auf welche die Pülpe fällt oder gepumpt wird. Jede Kammer reicht für die Pülpe einer Tagesarbeit aus, so dass die Pülpe 4 Tage lang abtropfen kann. Die Weidengeflechte werden, wenn sie sich verstopfen, durch tüchtiges Klopfen wieder brauchbar gemacht. Verfahren zur Herstellung heller Kartoffelpülpe von Hans Brackebusch in Berlin. (D. R. P. Nr. 56558 vom 13. December 1889.) Vor dem Trocknen setzt man der Pülpe eine flüchtige organische Säure, am besten Essigsäure zu. Dieselbe verhindert, wie die Mineralsäuren, dass die Pülpe schwarz wird, ohne jedoch, wie jene, die Stärke und das Zellgewebe chemisch in erheblicher Weise zu verändern; auch verflüchtigt sich die Essigsäure beim Trocknen fast vollständig. Trocknen von Maispülpe. In der Fabrik der American-Grape-Sugar-Company in Buffalo wird die Maispülpe auf ein endloses Drahtnetz von etwa 60 Zoll Breite gepumpt und zwischen zwei Paar Gummiwalzen durchgeführt und gepresst. Auch Kegelschnitzelpressen von Selwig und Lange sind für diesen Zweck geeignet. Das Trocknen der Pülpe geschieht in von Hersey Bros, in Boston construirten „Granulates“, d.h. Cylindern von Eisenblech, 25 bis 30 Fuss lang, 6 Fuss Durchmesser, mit schwacher Neigung auf Rollen gelagert und etwa 6- bis 8mal in der Minute um ihre Achse drehend. Im Inneren ist ein System von Dampfröhren angebracht; das Trockengut wird fortwährend in die Höhe gehoben und auf die Heizröhren fallen gelassen durch Blechstreifen, die unter einem Winkel von etwa 30° innen an der Cylinderwand angenietet sind. Diese Apparate könnten auch für Kartoffelpülpe gebraucht werden, wenn letztere vorher so trocken gepresst würde, dass sie sich mit der Hand reiben lässt. Angaben der Kartoffelwagen. (Saare, Ergänzungsheft 1891 der Zeitschrift für Spiritusindustrie S. 19.) Die Angaben der Kartoffelwagen bezieh. der beigegebenen Tabellen beruhen darauf, dass von der Trockensubstanz 5,8 Proc. im Mittel als Nichtstärke abgezogen werden; indem Saare die Treber und jenes Lösliche des Kartoffelsaftes, welches ausser Zucker vorhanden war, addirte, musste er dasjenige erhalten, was weder Stärke noch Zucker ist, somit dasjenige, was in den Tabellen die Zahl 5,8 ausmacht. Wurde die Summe der Treber und des Löslichen ausser Zucker von 5,8 abgezogen, so zeigten sich bei den einzelnen Kartoffeln Schwankungen zwischen 5,8 und 3,8; es reducirt sich also der Stärkegehalt bezieh. Stärke + Zucker, der Stärkewerth, um viel weniger als es die Kartoffelwage angibt; bei Seed-Kartoffeln betrug die Differenz 1,7 bis 1,9, bei Daber 0,4 bis 1,0, bei Achilles 0,1 bis 0,3. Trebergehalt der Kartoffeln. (Ergänzungsheft der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1891 S. 18.) Saare bestimmte den Trebergehalt von zehn verschiedenen Kartoffelsorten, welche je drei verschiedenen Bodenarten entnommen waren. Zu diesem Zwecke trocknete er die zu untersuchenden Kartoffeln, zerrieb dieselben zu einem Pulver und erhitzte mit Wasser bei einem Drucke von 3 at. Sodann nahm er die Verzuckerung mit Malzauszug vor und bestimmte den unlöslichen Rückstand als Treber. Es zeigten sich sortenweise Eigenthümlichkeiten in Bezug auf den Trebergehalt; die gelbfleischige Zwiebel und die Daber hatten 2 bis 2,5 Proc. Treber, ebenso Achilles und Reichskanzler. Seed hatten 1,3 bis 1,6 Proc. Juno 1,6 bis 1,8 Proc. Im Allgemeinen zeigten sich Schwankungen von 2,6 bis 1,3 Proc. im Trebergehalte. Der mittlere Trebergehalt der untersuchten Kartoffelsorten betrug 2 Proc. Stärkebrod. (Archiv für Physiologie, 1891 Bd. 49 S. 438.) Zuntz und A. Magnus-Lewy stellten Untersuchungen über Stärkebrod an. Durch praktisch durchgeführte Ausnutzungsversuche wollten sich die beiden Forscher überzeugen, ob der Stärkezusatz zum Brode keinerlei nachtheilige Wirkungen für die Verdauung und die Ausnutzung des Brodes habe und ob die Verwendung der Magermilch praktisch durchführbar sei, d.h. ob sie ein Brod von tadellosem Geschmack liefern und ob ihre Bestandtheile gut ausgenutzt werden. Da die Verfasser die Versuche an sich anstellten, so bot sich noch die günstige Gelegenheit, einen von Bunge gegen die Allgemeingültigkeit des grössten Theiles der bisher an Vegetabilien gemachten Ausnutzungsversuche erhobenen Einwand zu prüfen, dass die Reizmittel und speciell der Alkohol die Leistungsfähigkeit des Verdauungsapparates gegenüber einfacher Pflanzenkost herabsetze. Aus den angestellten Versuchen geht hervor, dass auch sehr eiweissarme Kost vom menschlichen Darmkanal so gut ausgenutzt wird, dass wir im Zusätze von Stärkemehl zum Brode keine Schädigung der Nährwirkung desselben erkennen können. Dass man trotzdem mit der Beschränkung des Eiweissgehaltes der Nahrung nicht zu weit gehen darf, lehren die Arbeiten von Munk und Rosenheim. Ein schädlicher Einfluss des Alkohols auf die Verdauung konnte nicht bemerkt werden. Sago oder Palmstärke. In der französischen Fachzeitschrift La féculerie macht A. Dubosc über diesen Gegenstand eingehende Mittheilungen. Die Sagostärke wurde ein nicht unbedeutender Importartikel in Frankreich und Italien, insbesondere seit die Kartoffelstärke in den letzten Jahren nur zu hohen Preisen erhältlich war. In England ist die Sagostärke schon seit vielen Jahren in Gebrauch, wo man dieselbe für gewisse Appreturzwecke der Kartoffelstärke vorzieht. Da die Sagostärke einen vollkommen transparenten Kleister liefert, so kann man mit derselben eine durchsichtige Appretur erzielen, welche der Lebhaftigkeit der Farben gar keinen Eintrag thut. In Frankreich wurde Palmstärke schon lange zur Appretur der sogen. Gewebe der Normandie verwendet, insbesondere zur Schlichte der Fäden für elastische Gewebe (Fäden zum Ueberspinnen der Gummieinlagen). Die Palmstärke oder der Sago wird aus dem Marke einer Palmenart (Sagus farinifera) gewonnen, welche in Indien, auf den Molukken, Philippinen, auf Neu-Guinea und den Malediven wächst. Die Fabrikation der Sagostärke wurde von Bernardin und Pennetios ausführlich in einem Werke über die „ursprünglichen“ organischen Stoffe behandelt, welchem die weiteren Mittheilungen entlehnt sind. Die Sagostärke bildet unregelmässige, durchscheinende, weisse, rosafarbene oder auch bräunliche Körner, welche unlöslich in kaltem Wasser sind und mit kochendem Wasser einen ganz durchsichtigen Kleister geben. Der Wassergehalt der Stärkekörner schwankt zwischen 12 bis 14 Proc. Daher liefern sie einen stark aufquellenden Kleister, weshalb derselbe sich vorzüglich zur Schlichte eignet. Angeblich geht die Sagostärke, mit verdünnten Säuren behandelt, leicht in Glykose über unter Bildung eines rosafarbenen Syrups. Unter dem Mikroskope zeigt die Sagostärke eiförmige oder elliptische längliche Formen, welche oft nach einer Seite hin verjüngt erscheinen. Der Durchmesser der Stärkekörnchen schwankt zwischen 0,03 und 0,08 mm, sie zeigen einen Kern, welcher oft kreisförmig, oft aber auch gezackt erscheint; er liegt stets an der schmaleren Seite des Kornes. Im polarisirten Lichte zeigen die Körner ein schwarzes Kreuz, dessen Mittelpunkt der Kern ist. Die gekörnte Sagostärke kommt in den Handel als Tapioca-Sago (röthlich, lösliche Stärke enthaltend), und als gekörnter Sago (keinen Kleister bildend), endlich als Molukken-Sago (einen steifen Kleister bildend). Sagostärke in Pulverform kommt im Handel vor als unreines Product und als gewaschene Stärke. Da die Stärkeproduction der Sagopalme eine sehr beträchtliche ist (jeder Palmbaum liefert ungefähr 600 k Stärke mit 12 Proc. Wassergehalt), so können grosse Massen dieser Stärke leicht in den Handel gebracht werden. Sagostärke bildet das Rohmaterial für die Erzeugung der gekörnten Producte und wird besonders in Indien und Singapore erzeugt, wo die chinesischen Fabrikanten jährlich 20 Millionen Kilo herstellen sollen. Die gewaschene und gereinigte Sagostärke wird hauptsächlich auf der Halbinsel Malakka erzeugt. Die Einfuhr in England übersteigt 16 Millionen Kilo und der Durchschnittspreis schwankt zwischen 20 bis 32 Francs frei London. In London ist der Hauptmarkt für diesen Artikel. Unter dem Namen Portland-Sago wird in London ein englisches Fabrikat verkauft, welches aus den Knollen von Arum maculatum hergestellt wird. Die Körner des Portland-Sago sind kleiner als jene der Sagostärke und haben einen Durchmesser von nur 0,005 mm. Diese Portland-Sagostärke enthält einen giftigen Stoff und kann zu Genusszwecken nur nach gehörigem Rösten verwendet werden. Die Sagostärke kann eine grosse Wichtigkeit erlangen, wenn sie auf billige Art raffinirt und so in den Handel gebracht würde. So wie sie in Indien, auf den Molukken, Neu-Guinea und Malakka hergestellt wird, bildet sie nur das Rohmaterial zur Herstellung der gereinigten und verwendungsfähigen Stärke. Diese letztere ist dann in jeder Beziehung der Kartoffelstärke gleichwerthig. Reisstärke. (Chemiker-Zeitung, 1891 S. 843.) J. Berger macht darauf aufmerksam, dass das sogen. Weichmachen des Reiskornes mit Natronlauge nicht bloss ein mechanischer, sondern vor allem ein chemischer Vorgang ist, welchem die Aufgabe gestellt ist, die Proteïnstoffe des Reiskornes in Lösung zu bringen. Das Reiskorn erweicht um so rascher und die Gefahr fauliger Gährung ist um so geringer, je rascher das Proteïn gelöst wird. Damit dieser Zweck je vollkommener erreicht werde, sollte das Gut während des Weichprocesses in Bewegung erhalten werden. Das Reiskorn wäre auf diese Weise statt in 24 Stunden schon in 6 bis 8 Stunden mahlfähig. Aetzkalk, Aetzstrontian und Aetzbaryt eignen sich nicht zum Auslaugen, weil die dabei theilweise in Carbonate verwandelten Verbindungen nur durch Säuren wieder zu entfernen sind. Die Aetzalkalien scheinen in ihrer Wirkung gleichwerthig zu sein, dagegen soll Ammoniak eine geringere Lösungskraft für die Proteïnstoffe besitzen. Allerdings böte die Verwendung von Ammoniak den Vortheil, dass man ohne Mithilfe einer Säure dasselbe durch Destillation aus dem Quellwasser wieder gewinnen könnte. Dabei würden sich auch die in der ammoniakalischen Flüssigkeit gelösten Proteïnstoffe als Destillationsrückstand ergeben. Stärkebildung aus Formaldehyd von Th. Bokorny. (Berichte der deutschen botanischen Gesellschaft, 1891 Bd. 9 S. 103.) Beim Aufbaue der pflanzlichen Stoffwechselproducte ist der Formaldehyd schon wiederholt als Ausgangsmaterial benutzt worden. Bokorny glaubt, dass bei der Reduction der Kohlensäure im Chlorophyll zuerst Formaldehyd entsteht, durch dessen Condensation sich dann Kohlehydrate (Stärke) bilden. Die zunächst mit reinem Formaldehyd angestellten Versuche, Stärkebildung im Chlorophyll von Algen hervorzurufen, scheiterten an der Giftigkeit dieses Stoffes. Versuche mit Methylol, welches sich leicht in Methylalkohol und Formaldehyd spaltet, hatten besseren Erfolg, da Stärkebildung constatirt werden konnte. Indessen waren diese Versuche noch nicht entscheidend, da die Stärke auch aus dem Methylalkohol gebildet sein konnte. Neuerdings stellte der Verfasser Versuche mit oxymethylsulfonsaurem Natron an, welches sich leicht zu Formaldehyd und saurem schwefligsaurem Natron zersetzt. Aus dem Formaldehyd sollen dann durch Condensation Kohlehydrate entstehen. Um die schädliche Wirkung des bei der Zersetzung frei werdenden primären Natriumsulfits zu hindern, wurde der Lösung Dikalium- oder Dinatriumphosphat zugesetzt, die das saure Sulfit in neutrales Sulfit unter gleichzeitiger Bildung von Monometallphosphat verwandeln. Auf diese Weise konnte nach 5 Tagen die Bildung sehr grosser Stärkemengen constatirt werden, sogar schon nach 6 Stunden konnte in vorher entstärkten Spirogyren deutlich Stärke nachgewiesen werden. Verbindung von Dextrose mit Eisenoxyd nach Chapmann. (Chemiker-Zeitung, Bd. 2 S. 654.) Diese Verbindung wird erhalten, wenn man zu einer Lösung von Eisenchlorid, in welcher Dextrose im Ueberschusse vorhanden ist, einen geringen Ueberschuss von Ammoniak hinzufügt. Der zuerst gebildete rothe Niederschlag löst sich bald beim Stehen mit tief rother Farbe. Wird diese Flüssigkeit in 90procentigen Alkohol gegossen, so entsteht sofort ein rother, flockiger Niederschlag von Eisendextrosat. Die feuchte Verbindung löst sich leicht in Wasser zu einer rothen Lösung, welche beim Kochen, nicht aber durch Ammoniak, Kaliumferrocyanid oder Rhodankalium zersetzt wird. Die trockene Substanz ist orangeroth, amorph, in Wasser und Alkohol unlöslich und hat die Zusammensetzung: 2C6H12O6 . 3Fe2O3 . 2H2O. Auch die entsprechenden Nickel- und Chromverbindungen wurden dargestellt. Untersuchungen über Wasserbindungsvermögen von Stärke und dabei beobachtete Temperaturerhöhungen von F. Ullik. (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1891 S. 565.) Der Verfasser ermittelte zunächst die Wärmeentwickelung beim Zusammenbringen von Wasser und Stärke. Sehr reine, lufttrockene Kartoffelstärke (in einer Quantität, welche genau 20 g der lufttrockenen Substanz entsprach), welche beim Trocknen bei 120° C. einen Wassergehalt von 12,1 Proc. zeigte, wurde mit einem Wasserquantum gleich dem Gewichte der Trockensubstanz der Stärke zusammengebracht und dabei gefunden: 1) Bei wasserfreier Stärke (bei 120° getrocknet)Temperaturzunahme = 13,8°C. 2) Bei 90° getrockneter Stärke = 12,0° C. 3) Bei über Schwefelsäure gelegener Stärke =   8,8° C. 4) Bei lufttrockener Stärke =   3,0° C. Die Wassermengen, welche die Stärke in diesen verschiedenen Zuständen enthielt, betrugen, auf lufttrockene Substanz berechnet: bei Versuch 2)   0,85 Proc. 3)   2,60 4) 12,10 Der Verfasser suchte sodann nach der Grenze für die Wassermenge, über welche hinaus keine Wärmeentwickelung mehr wahrzunehmen ist, indem er solche Stärke benutzte, die unter bestimmten Bedingungen das Maximum an Wasser aus einer mit dem Dampfe desselben gesättigten Atmosphäre aufgenommen hatte. Dabei fand er, dass Stärke, welche bei 16 bis 20° C. Wasser bis zur Sättigung aufgenommen hatte, beim Zusammenrühren mit mehr Wasser keine Temperaturerhöhung mehr erkennen liess. Die bei 16 bis 20° C. mit Wasser bis zur Sättigung behandelte Stärke enthielt, in Procenten der Trockensubstanz ausgedrückt, im Durchschnitte 37 Proc. mit Schwankungen von höchstens 1 Proc. über oder unter diesem Werthe. Ausser mit Stärke führte der Verfasser diese Versuche auch mit Rübenbrei, Gyps, Kieselsäure, Biertreber, Cellulose, Weizenkleber, Dextrin und Maltose aus. Feingepulverter Weizenkleber, bei 110° C. getrocknet, gab, mit der zweifachen Gewichtsmenge Wassers zusammengebracht, eine Temperaturerhöhung von 5° C. Sehr reines, aus Bier dargestelltes Dextrin, bei 110° C. getrocknet, gab, mit der gleichen Gewichtsmenge Wasser zusammengebracht, eine Temperaturzunahme von 8° C. Wasserfreie Maltose, 18 g mit 30 g Wasser zusammengebracht, zeigte eine Erhöhung von 5° C. Um das gebundene Wasser zu bestimmen, brachte Ullik die zu prüfende Substanz in einem bestimmten Mengenverhältniss mit einer concentrirten wässerigen Lösung indifferenter Körper zusammen und berechnete aus der dabei stattfindenden Concentration der Lösung das von der Substanz gebundene Wasser. Kochsalzlösung erwies sich dabei als unbrauchbar, weil sie selbst bei gewöhnlicher Temperatur Stärke verkleistert. Bei Versuchen mit Rohrzuckerlösung nahm wasserfreie Stärke 18,98 Proc. bezieh. 19,1 Proc. (in Procenten der Trockensubstanz) auf, während lufttrockene Stärke 23,75 Proc. bezieh. 24,58 Proc. Wasser band. Die sogen. Petroleummethode von W. Schultze erklärt der Verfasser für unbrauchbar. Ueberführung von Stärke in Dextrin durch einen Pilz, „Bacillus amylobacter“ Villiers. (Comptes rendus, Bd. 112 S. 435 und 536 und Bd. 113 S. 144.) Nach Villiers kann man mittels dieses Bacillus Kartoffelstärke in Dextrin überführen. Er verkleisterte 50 g in 1 l Wasser und säte in diese Flüssigkeit den Bacillus aus. Das Gefäss wurde mit einem Wattefilter abgesperrt und mehrere Tage stehen gelassen bei einer Temperatur von 40° C. Die Sporen dieses Bacillus widerstehen nach van Tieghem einer Temperatur von 100° C.; man kann daher, um Nebenfermente auszuschliessen, die Sporen des Bacillus bei 100° C. dem Stärkekleister zusetzen. Im Anfange bestehen die Bacillen aus geradlinigen sehr beweglichen Stäbchen, welche sich gegen Ende der Gährung an ihren Enden in charakteristischer Weise kaulquappenartig verdicken und dann unbeweglich werden. Von da angefangen ändern sich die Gährungsproducte nicht mehr. Wenn man mit Hilfe der Jodprobe keine blaue und violette Reaction mehr erhält, so ist die Gährung zu Ende. Es findet weiter eine sehr geringe Gasentwickelung statt und die Flüssigkeit enthält schliesslich 0,3 Th. Buttersäure auf 100 Th. Stärke. Die Hauptmasse des Gährungsproductes besteht aus Dextrinen, deren Identität mit den Säure- und Diastasedextrinen noch nicht festgestellt ist. Bemerkenswerth ist diese Dextrinbildung wegen der vollständigen Abwesenheit von Maltose und Glukose. Wo einmal mit dem Bacillus amylobacter gearbeitet wurde, findet leicht eine Selbstaussaat desselben durch die Luft statt, so dass man keine Reincultur benöthigt. Bei der Gährung der Kartoffelstärke unter dem Einflüsse dieses Bacillus entsteht nach Villiers neben Dextrinen ein Kohlehydrat (3 g auf 1000 g Stärke), welches mit 1,5 Mol. Wasser krystallisirt: (C6H10O5 + 1½ H2O). Dieses Kohlehydrat wird Cellulosin genannt. Die in Alkohol gebildeten Krystalle entsprechen der Formel: (C6H10O5)6 . C2H6O . 5H2O, d.h. das Cellulosin krystallisirt mit Alkohol und Wassergehalt; es ist nicht vergährbar und ohne Einwirkung auf Kupferlösung, von verdünnten Säuren wird es in Glukose verwandelt. Ein zweites Product dieser Gährung bleibt als unlöslicher Rückstand von der Zusammensetzung der Cellulose zurück und beträgt 5 Proc. der angewandten Stärke. Wenn man den Bacillus amylobacter in Stärkekleister aussät, so scheidet er, nach Villiers, wenn nicht Diastase selbst, so doch ein Ferment aus, welches die Stärke in Lösung bringt, sie anfangs in Dextrine von höherem Drehungsvermögen verwandelt und letztere allmählich in Dextrine von geringerem Drehungsvermögen überführt. In den Annales de l'Inst. Pasteur, Bd. 5 S. 287, beschreibt Perdrix einen Bacillus amylozymicus, den er im Pariser Leitungswasser fand und welcher im Stande ist, Stärke in Gährung zu versetzen. Sclavo und Gosio beschreiben in den Le Stationi Speriment. Agrar. Ital., Bd. 19 S. 540 und 541, einen „Bacillus suaveolens“, welcher im Stande ist, die Stärke allmählich in Dextrin und Glukose zu verwandeln; dabei entstehen Alkohol, Aldehyd, Ameisen-, Essig- und Buttersäure, ausserdem aber, was für diesen Bacillus charakteristisch ist, wohlriechende Aetherarten. Dieser Bacillus bewirkt eine langsam fortschreitende Oxydation der Stärke. Ueber die Proteïne des Maiskornes (Amerikan. chem. Journ., Bd. 13 S. 552 und Bd. 14 S. 20, auch Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 13 und 104.) haben B. H. Clittenden und Th. B. Osborne eingehende Untersuchungen angestellt. Bisher waren als Proteïnstoffe des Maiskornes Maisfibrin und Conglutin bekannt. (Von Ritthausen wurde genau nachgewiesen, dass Maisfibrin nach seinem gesammten Verhalten und zufolge seiner Elementarzusammensetzung ein von Pflanzenleim ganz verschiedener Körper sei. Man kann daher den in Weingeist löslichen Proteïnkörper des Maiskornes keinesfalls als Pflanzenleim bezeichnen. Auch die Ansicht, dass derselbe ein Gemenge von Pflanzenleim und Caseïn ist, entbehrt jeder Begründung. Dagegen gleicht es in den meisten seiner Eigenschaften dem Glutenfibrin des Weizens und der Gerste, ist aber auch von diesem verschieden in seinem Gehalt an Stickstoff, in dem Verhalten zu verdünnter Essigsäure, Weinsäure, Salpeter- und Salzsäure. Es erschien demzufolge Ritthausen angemessen; die dem Glutenfibrin nahe stehende, doch damit nicht identische Substanz statt durch den besonderen Namen Zeïn durch die Bezeichnung Maisfibrin zu unterscheiden, sofern eine solche Unterscheidung überhaupt für nothwendig erachtet wird. Maisfibrin ist unlöslich in Wasser, aber löslich in kalihaltigern Wasser, Weingeist und verdünnten Säuren. Durch Kochen mit Wasser wird es in diesen Lösungsmitteln unlöslich. Das Conglutin, der zweite bis nun bekannt gewesene Proteïnkörper des Maiskornes, wird durch Extraction von Maispulver mit sehr verdünntem Kaliwasser erhalten. Seinem Aussehen und seiner Zusammensetzung nach gleicht es dem Conglutin der Lupinen. Anmerkung des Ref.) Nach Clittenden und Osborne enthält das Maiskorn verschiedene, in Reactionen und Zusammensetzung gut charakterisirte Proteïnstoffe, darunter drei Globuline, ein oder mehrere Albumine und ein in Alkohol lösliches Proteïn. Das aus dem Maiskorne durch Extraction mittels 10 Proc. Chlornatriumlösung erhaltene und dann mittels Dialyse abgeschiedene Globulin ist ein Gemisch von zwei oder mehreren verschiedenen Globulinen, welche in der Zusammensetzung und in den Coagulationspunkten verschieden sind. Das gemischte Globulin lässt sich durch fractionirtes Coaguliren in der Hitze oder durch Ausscheidung aus warmer, verdünnter Salzlösung annähernd in seine zwei Componenten zerlegen. Die so aus dem gemischten Globulin ausgeschiedenen Globuline sind ein myosinartiger und ein vitellinartiger Körper. Ersterer enthält etwa 16,8 Proc. Stickstoff und 1,2 Proc. Schwefel und entspricht in seiner Zusammensetzung beinahe dem thierischen Myosin, coagulirt aber in 10 Proc. Chlornatriumlösung bei etwa 70° C. Das vitellinartige Globulin enthält etwa 18,1 Proc. Stickstoff und 0,85 Proc. Schwefel und entspricht seiner Zusammensetzung nach beinahe dem Phytovitellin. Dieser Körper ist indess, in verdünnter Salzlösung gelöst, fast ganz uncoagulirbar, ausgenommen in Gegenwart von Essigsäure. Er ist in warmen Salzlösungen löslicher als in kalten und scheidet sich beim Abkühlen der ersteren oder bei der Dialyse in kleinen Sphäroiden aus. Beide Globuline existiren als solche im Maiskorne und sind nicht etwa Spaltungsproducte des sogen. gemischten Globulins. Die directe Extraction von fein gepulvertem Maiskorn mit Wasser gibt nur verdünnte Salzlösung, welche das myosinartige Globulin löst, den vitellinartigen Körper aber ungelöst lässt. Aus dieser Lösung kann das Myosin durch die üblichen Methoden rein abgeschieden werden. Wenn Maispulver zuerst mit Wasser und dann mit 10procentiger Salzlösung behandelt wird, so löst sich das vitellinartige Globulin. Dasselbe kann aus dieser Lösung nach den üblichen Methoden abgeschieden werden und entspricht dann ganz dem aus dem gemischten Globulin durch Coaguliren in der Hitze abgeschiedenen Globulin. Das im Maiskorne enthaltene dritte Globulin ist charakterisirt durch vollkommene Löslichkeit in sehr verdünnten Salzlösungen, besonders aber in Lösungen von Phosphaten und Sulfaten. Es scheidet sich aus diesen Lösungen bei der Dialyse erst ab, wenn fast jede Spur der Salze entfernt ist, coagulirt in 10procentiger Salzlösung etwa bei 62° C. und enthält 15,2 Proc. Stickstoff und 1,26 Proc. Schwefel. Durch lange fortgesetzte Wirkung von Wasser, auch von starken Salzlösungen, wie Ammonsulfat, werden das myosinartige Globulin und das noch Stickstoff ärmere Globulin in unlösliche Modifikationen verwandelt, welche sich aber in 0,5procentiger Natriumcarbonatlösung auflösen und beim Neutralisiren wieder ausscheiden, anscheinend als Albuminate. So dargestellt sind diese unlöslichen Modifikationen durch einen relativ hohen Kohlenstoffgehalt charakterisirt. Ein mittels Wasser oder Kochsalzlösung aus dem Maiskorne gewonnenes Extract enthielt neben den Globulinen anscheinend albuminartige Körper, welche durch Hitze mehr oder weniger coagulirbar sind und verschiedene chemische Zusammensetzung haben. In den Extracten des Maiskornes findet man, nachdem die Globuline und Albumine vollständig entfernt sind, eine gewisse Menge Proteose, welche indess grösstentheils, wenn nicht ganz, durch Hydrolyse eines oder mehrerer der erwähnten Körper entstanden sein dürfte. Zum Schlusse erwähnen die beiden Forscher auch noch das Vorhandensein von Glutenfibrin im Mais, welches aber nach Ritthausen, wie oben erwähnt wurde, mit Unrecht den besonderen Namen Zeïn führt, auch nicht Maisfibrin, sondern kurzweg Glutenfibrin genannt werden muss. J. Brössler.