Titel: Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
Autor: Morgen
Fundstelle: Band 285, Jahrgang 1892, S. 260
Download: XML
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. (Patentklasse 5. Schluss des Berichtes S. 237 d. Bd.) Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. VIII. Allgemeines und Theoretisches. Raffinose besteht nach Untersuchungen von J. Hädicke und B. Tollem (Landwirthschaftliche Versuchsstationen, Bd. 39 S. 420) aus drei verschiedenen, sechs Atome Kohlenstoff enthaltenden Gruppen und zerfällt bei der Hydrolyse in Dextrose, Lävulose und Galactose. Das Vorkommen von Mannit und linksdrehendem Sorbit neben einander in den reifen Früchten des Kirschlorbeers stellten Vincent und Delachanal fest (Compt. rend., Bd. 114 S. 486). Dextrose haben Lindsay und Tollens aus Sulfitcellulose, d.h. dem beim Behandeln von Holz mit Calciumbisulfit verbleibenden Rückstand dargestellt. Auch rohes Tannenholz lieferte Dextrose (Liebig's Annalen, Bd. 267 S. 370). Ein neues Isomeres der Galactonsäure und, der Schleimsäure, die Talonsäure, hat E. Fischer durch Erhitzen der Galactonsäure mit Chinolin oder Pyridin auf 140 bis 150° dargestellt. Durch Reduction wird die Talonsäure in den zugehörigen Zucker, die Talose, übergeführt, dieselbe ist in Wasser sehr leicht löslich und unterscheidet sich von der Galactose dadurch, dass auch ihr Phenylhydrazon in Wasser sehr leicht löslich ist. Durch Oxydation gibt die Talonsäure die zweibasische Talonschleimsäure, welche sich von der Schleimsäure, in welche sie durch Erhitzen mit Pyridin theilweise umgewandelt wird, durch ihre grosse Löslichkeit in Wasser und dadurch, dass sie das polarisirte Licht nach rechts dreht, unterscheidet (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 24 S. 3622). Ueber die Vergährbarkeit der Isomaltose veröffentlicht C. J. Lintner in der Zeitschrift für das gesummte Brauwesen, 1892 Nr. 11, eine vorläufige Mittheilung, in welcher er den Nachweis führt, dass die Isomaltose mit Culturhefe vergährbar ist. Dieselbe vergährt jedoch weit weniger energisch als Rohrzucker, Invertzucker, Dextrose und Maltose, und um eine vollständige Vergährung zu erzielen, hat man unter den günstigsten Bedingungen und mit grossen Hefemengen zu arbeiten. Den Unterschied in der Gährdauer der verschiedenen Zucker arten schreibt der Verfasser der Verschiedenheit der chemischen Natur derselben zu. Versuche über den Einfluss der Nährstoffe auf die Vergährung zeigten, dass besonders die stickstoffhaltigen Nährstoffe einen grossen Einfluss ausüben, denn es betrug z.B. der Vergährungsgrad bei Gegenwart von Pepton 94,9 und es waren hier Maltose und Isomaltose vollständig vergohren und nur Dextrin übrig geblieben, während bei Abwesenheit von Pepton nur ein Vergährungsgrad von 52,6 erreicht wurde. Auch das Invertin wirkt auf die Isomaltose und zwar bildet sich dabei vermuthlich nicht Maltose, sondern Dextrose, ebenso wie auch Maltose durch Invertin in Dextrose übergeführt wird (nach Wochenschrift für Brauerei, Bd. 9 S. 330). Eine neue Gährung von Mannit und Dulcit. P. F. Frankland und W. Frew haben einen Mikroorganismus gezüchtet, welcher Mannit und Dulcit vergährt und aus beiden Körpern die gleichen Producte erzeugt, nämlich Aethylalkohol, Essigsäure, Bernsteinsäure, Kohlensäure, Wasserstoff und Ameisensäure. Die Menge der letzteren schwankt sehr und steigt bei Abwesenheit von Luft und unter geringem Druck. Die Verfasser nehmen an, dass die ursprünglich gebildete Ameisensäure sich unter Entwickelung von Kohlensäure und Wasserstoff zersetzt. Dem Mikroorganismus geben die Verfasser den Namen Bacillus Aethacetosuccinicus (Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 443, daselbst nach Chem. News, Bd. 65 S. 82). Ueber die Bindung des Jods durch Stärke veröffentlicht E. Ruvier in den Compt. rend., Bd. 114 S. 128, Versuche, nach denen verschiedene Verbindungen zwischen den beiden Körpern zu bestehen scheinen. Bei Gegenwart eines Ueberschusses von Stärke scheint eine andere Verbindung sich zu bilden als bei Gegenwart eines Jodüberschusses. Ueber die Beurtheilung des Stärkezuckers durch die chemische Analyse weist ein ungenannter Verfasser in einer längeren Abhandlung in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 79, auf die Nothwendigkeit hin, dabei auch die in dem Stärkezucker enthaltene Isomaltose zu berücksichtigen. Die chemischen Verhältnisse des Bakterienlebens unterzieht O. Löw im Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde, Bd. 9 Nr. 20, einer Betrachtung. Er theilt die Bakterien nach der Art der stickstoffhaltigen Stoffe, welche sie zum Leben gebrauchen, in drei Gruppen ein und stellt auch Gesetzmässigkeiten bezüglich der anderen Nährstoffe und ihres förderlichen Einflusses auf die Ernährung der Mikroorganismen, sowie bezüglich der Giftwirkung auf die Bakterien auf. Auch die Gährthätigkeit der Bakterien wird einer Besprechung unterzogen. Zur Ernährungsphysiologie des Kahmpilzes bringt W. W. Beyrink im Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde, Bd. 11 Nr. 3 und 4, eine vorläufige Mittheilung, in der er das Verhalten des Kahmpilzes gegenüber den Kohlehydraten und den übrigen bei der Ernährung in Betracht kommenden Kohlenstoffquellen erörtert und dabei weiterhin auf die Frage, ob der Kahmpilz Gährung zu erregen vermag, zu sprechen kommt. Wir können den interessanten Ausführungen hier nur einiges Allgemeine entnehmen. Das Verhalten der verschiedenen Hefearten zu den Zuckerarten benutzt der Verfasser zu einer physiologischen Eintheilung der Gattung Saccharomyces. Er unterscheidet: 1) Glukomyces Beispiel: S. Mycoderma 2) Maltomyces S. cerevisiae 3) Lactomyces S. Kefyr 4) Raffinomyces S. fragrans 5) Dextrinomyces S. Pastorianus Rees 6) Polysaccharomyces S. acetaethylicus In der nachstehenden Tabelle ist durch + ausgedrückt, dass der betreffende Zucker assimilirt wird und für das Wachsthum verwendet werden kann, durch das Zeichen –, dass der Zucker durch die Hefe nicht zersetzt wird. Der Buchstabe i gibt an, dass der Zucker vor der Aufnahme invertirt wird. Durch die Assimilationsmöglichkeit dieser Körper ist die Gährfähigkeit derselben meistens, jedoch durchaus nicht immer gegeben. Maltose Glukose Saccharose Lactose Dextrin Glycerin S. ellipsoideus)    (Wein- oder    Presshefe) + +   + i S. cerevisiae (Bier-    hefe) + +   +  i S. Pastorianus    Rees) + + + + S. fragrans + + S. Kefyr +   + i + S. Mycoderma + + S. acetaethylicus)    (Essigäther-    hefe) + +   + i + Erwähnt sei noch eine neue Definition, welche Verfasser für Gährung gibt. Er versteht darunter: Erzeugung von Spannkraft unter Abspaltung von Gas, und zwar von mehr Gas, als dem während und vor der Gährung aufgenommenen Sauerstoff entspricht. Weiterhin von Oxydationsgährung, Pigmentgährung u.s.w. zu sprechen, sei nicht angängig (nach Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 96). Untersuchungen über das Verhalten der niederen Pilze gegen verschiedene anorganische Stickstoffverbindungen führte O. Löw aus, welcher früher auch die organischen Verbindungen in dieser Richtung geprüft hatte (vgl. 1891 281 302). Von den anorganischen Stickstoffverbindungen scheinen nur diejenigen ernähren zu können, welche in den Zellen leicht zu Ammoniak werden, und wenn von einer gewissen Art niederer Pilze wirklich freier Stickstoff assimilirt werden kann, so wäre hier zunächst eine Umwandelung desselben in salpetrigsaures Ammoniak durch die Plasmathätigkeit anzunehmen. Während nun das Ammoniak eine grosse Ernährungsfähigkeit besitzt, hat sich das so nahe stehende Hydroxylamin als ein äusserst intensives Gift erwiesen. Der Verfasser führt diese Wirkung darauf zurück, dass das Hydroxylamin noch bei grosser Verdünnung und selbst in Form von Salzen mit den Ketonen und Aldehyden reagirt, und da er der Ansicht ist, dass bei den Vorgängen im lebenden Eiweiss Aldehydgruppen betheiligt sind, so müssen auch diejenigen Stoffe, welche mit Aldehyden noch bei grösster Verdünnung reagiren, eine Giftwirkung besitzen. Diese Ansicht findet eine Bestätigung in der nachtheiligen Wirkung, welche auch das Diamid äussert. Die Ernährung der Pilze mit Nitraten erfolgt jedenfalls nach vorheriger Reduction derselben (Biedermann's Centralblatt, 1892 S. 205. Daselbst nach Chemisches Centralblatt, 1891 Bd. 1 S. 34). Chemisch-biologische Studien, welche die Untersuchung der Gährungsproducte verschiedener Hefen in verschiedenen Zeiträumen ihrer Gährthätigkeit zum Gegenstande haben, veröffentlichen Ray man und Kruis in den Mittheilungen der Versuchsstation für Spiritusindustrie in Prag, 1892 Heft 1. Wir können auf die interessante Arbeit, da sie, obgleich auch von allgemeinem Interesse, doch mehr in das Gebiet der Brauerei fällt, hier nur aufmerksam machen. Aus demselben Grunde verweisen wir nur auf einen interessanten Vortrag, welchen Ward in der sechsten Sitzung des Institute of Brewing über Symbiose und symbiotische Gährungen hielt; ein Referat darüber bringt Windisch in der Wochenschrift für Brauerei, Bd. 9 S. 302. Einen Bacillus butyricus, welcher sich von dem von Perdrix beschriebenen (vgl. 1892 284 19) durch seine Fähigkeit, Gelatine zu verflüssigen, unterscheidet, hat S. Botkin aus Milch isolirt. Derselbe bildet von Alkoholen der Hauptsache nach Butylalkohol neben etwas Aethylalkohol, von Säuren grosse Mengen von Buttersäure (wahrscheinlich normaler) neben Milchsäure, Bernsteinsäure, Ameisen-, Propion- und Essigsäure. Stärkehaltige Nährmedien, die Nährsalze und Calciumcarbonat enthielten, wurden durch Invertirung zu Zucker von ihm verändert. Die Buttersäure wird aus Zucker gebildet, ohne dass vorher Milchsäure entsteht (Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 484). Versuche über die Vernichtung von Mikroorganismen durch Elektricität theilen W. Spilker und A. Gottstein mit (Biedermann's Centralblatt, 1892 S. 142). In wässerigen Aufschwemmungen gelang es, Mikroorganismen durch Inductionsströme zu vernichten, bei anderen Flüssigkeiten, z.B. Milch, fand nur eine Verzögerung der Bakterienentwickelung statt. Der praktischen Verwerthung, um fliessendes Wasser durch Elektricität völlig keimfrei zu machen, stehen einstweilen noch die hohen Kosten entgegen, die Verfasser hoffen jedoch die Ergebnisse ihrer noch weiter auszudehnenden Versuche in der Folge praktisch nutzbar machen zu können. Ein Verfahren zum Nachweis der Säureabsonderung bei Mikrobien beschreibt W. W. Beyrink im Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde, Bd. 9 Nr. 24. Dasselbe besteht im Wesentlichen darin, dass man dem Nährboden einen Zusatz der Carbonate von Calcium, Magnesium, Baryum, Strontium, Mangan, Zink u.s.w. gibt, wodurch eine gänzlich undurchsichtige, milchweiss gefärbte Masse entsteht. Entwickelt nun der Mikroorganismus eine Säure, welche mit der verwendeten Base ein lösliches Salz bildet, so sieht man ein vollständig durchsichtiges Diffusionsfeld in dem Nährboden entstehen. Durch Veränderung der Zuckerart und der Base in dem Nährboden lassen sich viele Verschiedenheiten in dem Verhalten der einzelnen Bakterienarten ermitteln. Studien über die verschiedene Einwirkung der Antiseptica auf Bakterien veröffentlichen Rottenstein und Bourcart in einer Broschüre. Sie theilen die Antiseptica ein in 1) desinficirende, 2) antiseptische, aber nicht bakterientödtende und 3) bakterientödtende (nach Biedermann's Centralblatt, 1892 S. 143). Ein Verfahren zur Vermehrung der Hefebildung und zur besseren Vergährung der Maischen, welches in einem Zusatz von Pflanzenschleim besteht, wodurch eine Erhöhung der Zellenbildung erreicht und der Aufbau der Hefezellen erleichtert werden soll, hat sich Joseph Hradil patentiren lassen. Delbrück theilt in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 15 Ergänzungsheft S. 28, mit, dass er mit einem Pflanzenschleim einen Versuch gemacht hat. Derselbe brachte eine geringe Vermehrung der Hefe hervor, eine bessere Gährung der Maische zeigte sich aber nicht. Studien über Schwefelwasserstoff bildende Hefe veröffentlicht Crouzel in L'Union pharmaceut., 1892 S. 60. Er fand, dass diese Hefe nur in neutralen oder sauren Nährlösungen functionirt, in alkalischen dagegen zu Grunde geht. Wenn man die Hefe in ihrer Culturflüssigkeit der Luft aussetzt, können die durch dieselbe gebildeten Schwefelverbindungen eine Rückbildung zu Sulfaten erfahren. Diese Umwandelung wird jedenfalls durch Schimmelpilze hervorgerufen, die sich auf der Oberfläche der Culturen entwickeln und den Sauerstoff der Luft aufspeichern. In einer sterilisirten Zuckerlösung erzeugt die Hefe schwache Alkoholgährung unter gleichzeitiger Bildung erheblicher Mengen von Milchsäure. Analysen der Massenculturen einiger Spaltpilze und der Soorhefe theilt H. C. Kappes mit (Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 219). Ueber den Einfluss von Sauerstoff und Concentration auf die Gährung hat A. J. Brown Versuche ausgeführt. Zu denselben wurde absichtlich ein Ueberschuss von Hefe verwendet. Die Versuche wurden unter sonst gleichen Bedingungen in Gegenwart und in Abwesenheit von Sauerstoff angestellt und es zeigte sich im Gegensatz zu den Ergebnissen von Pasteur, dass das Gährungsvermögen eines Ueberschusses von Hefezellen in Gegenwart von Sauerstoff stärker ist, als ohne diesen. Gleiche Mengen von Hefezellen im Ueberschuss vergähren in gleicher Zeit Dextrose in Mengen, die innerhalb der Grenzen von 5 bis 20 Proc. von der Concentration der Lösung unabhängig sind. In einer 30procentigen Dextroselösung geht die Gährung langsam vor sich (Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 560). Ueber die Proteïne des Maiskornes haben R. H. Clittenden und Th. B. Osborne Untersuchungen ausgeführt. Sie fanden im Maiskorn drei Globuline, ein oder mehrere Albumine and ein alkohollösliches Protein. Die Globuline existiren alle drei als solche im Maiskorn, können auch durch geeignete Behandlung getrennt erhalten werden, jedoch erhält man durch Extraction mit 10procentiger Kochsalzlösung ein gemischtes Globulin, welches man durch fractionirtes Coaguliren in seine zwei Componenten zerlegen kann. Das eine ist ein myosinartiger Körper, welcher 16,8 Proc. Stickstoff und 1,2 Proc. Schwefel enthält und in seiner Zusammensetzung dem thierischen Myosin nahe steht, aber in 10procentiger Salzlösung bei 70° coagulirt. Das zweite Globulin ist eine vitellinartige Substanz mit 18,1 Proc. Stickstoff und 0,85 Proc. Schwefel, dem Phytovitellin nahestehend, aber fast ganz uncoagulirbar. Das dritte Globulin zeichnet sich durch äusserste Löslichkeit in sehr verdünnten Salzlösungen, besonders von Phosphaten und Sulfaten, aus, coagulirt bei etwa 62° und enthält 15,2 Proc. Stickstoff und 1,26 Proc. Schwefel. Der mit Wasser oder Kochsalzlösung gewonnene Auszug des Maiskornes enthält neben den Globulinen auch noch anscheinend albuminartige Körper von verschiedener Zusammensetzung. Nach Entfernung der Globuline und Albumine findet man in den Extracten noch eine gewisse Menge Proteose, welche indess grösstentheils, wenn nicht ganz, durch Hydrolyse eines oder mehrerer der erwähnten Körper entstanden sein dürfte. Endlich findet sich im Maiskorn noch ein proteïnartiger Körper, welcher als Maisfibrin oder Zeïn bekannt ist und sich in warmem verdünnten Alkohol, nicht aber in Wasser löst. Das Zeïn ist ausgezeichnet durch einen hohen Kohlenstoffgehalt von im Durchschnitt 55,23 Proc. ferner durch seine Widerstandsfähigkeit gegen verdünnte Alkalien und durch die Leichtigkeit, mit welcher es beim Erwärmen mit Wasser oder sehr schwachem Alkohol in eine unlösliche Modifikation übergeht (American. chem. Journ., Bd. 13 S. 552 und Bd. 14 S. 20). Zur Kenntniss der Nucleïne liefert Hans Malfatti in der Zeitschrift für physiologische Chemie, Bd. 16 S. 68, Beiträge durch eine Untersuchung, durch welche er zu entscheiden suchte, ob die Liebermann'schen Nucleïne (Verbindungen von Eiweiss mit Metaphosphorsäure) echte Nucleïne sind. Zu dem Zweck stellte er aus den Nucleïnen die Nucleïnsäuren dar und gelangte durch Untersuchung derselben zu dem Resultat, dass das Liebermann'sche Nucleïn in die gleiche Reihe mit den natürlichen Paranucleïnen zu stellen ist. Ferner fand der Verfasser, dass die Auffassung, dass die Xanthinkörper nur zufällige Beimengungen der Nucleïne darstellten, jedenfalls aufzugeben ist, dass aber andererseits die Ausscheidung jener Nucleïne, die beim Behandeln mit Säuren keine Xanthinbasen liefern, aus der Gruppe der Nucleïnkörper nicht gerechtfertigt ist. Ueber Saccharin veröffentlichen R. Kayser und Th. Weigle eine Arbeit, in welcher sie die Darstellung und Constitution besprechen, sodann über die Arbeiten von Pfeiffer und Lehmann über den etwaigen Nährwerth des Saccharins, welches diesen Untersuchungen zufolge den Gewürzen an die Seite zu stellen ist, referiren und schliesslich die verschiedenen Urtheile über die Schädlichkeit bezieh. Unschädlichkeit des Saccharins zusammenstellen. Seine Verwendung als Süsstoff im Haushalt lässt sich nicht beanstanden, dagegen darf es nicht statt Zucker der für Säuglinge bestimmten Milch zugesetzt werden. Auch müssen saccharinhaltige Handelsproducte als solche declarirt werden (Chem. Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 147). Ueber die Bedeutung des Alkohols als Eiweissparer in der Ernährung des gesunden Menschen hat K. Miura Versuche angestellt, welche ihn im Gegensatz zu den Beobachtungen von Strassmann und C. v. Noorden (vgl. 1892 284 21) zu dem Resultat führten, dass sowohl bei eiweissarmer, wie bei eiweissreicher Kost massige Mengen Alkohol in gleicher Weise ungeeignet wären, den eiweissparenden Effect von Kohlehydraten zu ersetzen. Die Eiweissparung ist keine primäre Wirkung des Alkohols, der Verfasser ist sogar eher geneigt, dem Alkohol als primäre Wirkung eine Schädigung des Eiweissbestandes zuzuschreiben. Hierfür spreche die Nachwirkung des Alkohols auf die Eiweisszersetzung. Der Alkohol wirkte bei den Versuchen wie ein schwaches Protoplasmagift. Die Frage nach der Bedeutung des Alkohols als Heilmittel wird durch die Versuche nicht berührt (Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 565). Ein Transportgefäss für Flussäure, welches aus einem rechteckigen Kasten aus Bleiblech besteht, in welchem sich ein mit Kautschukstopfen verschliessbares Fülloch und ein Heberrohr zum Entleeren durch Einblasen von Luft befindet, hat J. L. C. Eckelt in Berlin erfunden und in der Chemiker-Zeitung 1892 S. 17, beschrieben. Morgen.