Titel: Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und Zubehör.
Fundstelle: Band 286, Jahrgang 1892, S. 16
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Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und Zubehör. (Patentklasse 21. Fortsetzung des Berichtes Bd. 285 S. 97.) Mit Abbildungen. Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und Zubehör. 1) H. Austin's Dynamo für Handbetrieb (vgl. 1891 279 * 179) hat den Zweck, die Umstände und Mühen zu beseitigen, welche für Versuchszwecke mit Benutzung einer Batterie von etwa sechs Elementen verbunden sind. Diese nach den Industries vom 26. September 1890 * S. 315 in Fig. 1 und 2 abgebildete Dynamo ist in ihrer Wickelung so berechnet, dass sie eine genügende Leistung ergibt, um eine starke Inductionsspule, oder eine kleine Glühlampe zu betreiben, überhaupt um die bisher in Laboratorien oder bei Vorlesungen benutzten Batterien zu ersetzen. Die nothwendige grosse Geschwindigkeit wird durch ein Reibungsvorgelege erzielt, welches ruhiger und leichter arbeitet als ein Rädervorgelege. Die Maschine wird vorübergehend, oder auf Dauer an einem Tische befestigt; wie die punktirten Linien andeuten, können drei verschieden lange Kurbeln angeschraubt werden. 2) Eine der neuesten, von der Brush Electrical Engineering Company, Limited, zu London und Loughborough ausgeführten Morday-Victoria-Wechselstrommaschinen (vgl. 1891 279 * 102) ist nach Engineering, 1892 Bd. 53 * S. 316, in beistehender Fig. 3 abgebildet. Der feststehende Ankerring derselben ist in senkrechter Mittelebene ge-theilt, so dass jede Hälfte desselben leicht und rasch fortgenommen werden kann. Für die gewöhnlichen Untersuchungen, Reinigungen und Nachhilfen ist es jedoch nicht nöthig, den Ring fortzunehmen, da durch die besondere Anordnung des Feldmagnetes jede Ankerspule leicht zugänglich ist, ohne dass irgend ein Theil der Maschine beseitigt werden muss. Der sich drehende Feldmagnet von einfacher Form wirkt vermöge seiner Masse als Schwungrad und sichert einen sehr gleichmässigen Gang der Dynamo. Textabbildung Bd. 286, S. 15Austin's Dynamo für Handbetrieb. Der erregende Strom wird der einfachen Magnetspule durch ein Paar Sammelringe (einen auf jeder Seite) und zwei Bürsten auf jedem Ringe zugeführt. Für die abgebildete Maschine (Modell A 20) für 250 Kilo-Watt (= 335 elektrische bei 2000 Volt) bei 300 Umdrehungen in 1 Minute und bei 100 Stromwechseln in 1 Secunde, veranlasst durch die 20 Polvorsprünge des umlaufenden Feldmagnetes, ist die Erregung bei voller Belastung (voller elektromotorischer Kraft, voller Geschwindigkeit und vollem Strome) 3650 Watt oder 1,5 Proc., der elektrische Wirkungsgrad bei voller Ladung, einschliesslich der Erregung, 97 Proc., der commercielle Nutzeffect wird von dem Fabrikanten zu 93 Proc. bei voller Belastung garantirt. – Die grösste Breite jeder Ankerspule ist 179 mm (71/16) = 9° des Umfanges; die Breite der Ankerleitungen 16 mm (⅝ engl.). Aus obigen Angaben ist ersichtlich, dass der zur Erregung nothwendige Strom nur gering ist und dass die Grösse der Veränderung des erregenden Stromes, welche zur Erhaltung einer gleichstarken elektromotorischen Kraft erforderlich ist, ebenfalls in engen Grenzen schwankt, während umgekehrt, wenn der erregende Strom gleichmässig belassen, d.h. wenn keine Regulirung angewendet wird, die elektromotorische Kraft der Wechselstrommaschine selbst nur um etwa 5 Proc. veränderlich ist, selbst wenn die volle Belastung des äusseren Stromkreises gegeben, oder weggenommen wird. Besondere Sorgfalt ist auf die Schmiervorrichtung der drei mit Weissmetall ausgefütterten Lager der Ankerwelle verwendet. Jeder Lagerfuss bildet einen Oelbehälter, der mit einer Oelpumpe in Verbindung steht. Diese drei Pumpen werden von einer an der Grundplatte gelagerten Welle bethätigt, welche ihre Bewegung durch Riemenübertragung von der Ankerwelle erhält. Jede Pumpe bringt das Oel zum Grunde und auf einem Nebenwege auch zum Deckel des betreffenden Lagers, von welchem das überflüssige Schmiermaterial durch einen offenen Auslauf ab- und nach dem Behälter zurückfliesst, so dass durch den sichtbaren Abfluss der Vortheil der Oelzuführung unter Druck gewahrt ist, zugleich mit der Sichtbarkeit der Zuführung. Ausserdem ist jedes Lager mit Wasserkühlung versehen. Textabbildung Bd. 286, S. 16Fig. 3.Dynamo der Brush Co. Die Maschine ist, wie alle Maschinen dieser Art, für 100 Stromwechsel in der Minute eingerichtet. Die strenge Einhaltung dieser Zahl bietet grosse Vortheile nicht allein für Parallelschaltung von Wechselstrommaschinen, sondern auch für das Entwerfen und die Ausführung von Stromumsetzern, Bogenlampen und anderem Zubehör. Textabbildung Bd. 286, S. 16Fig. 4.Drehstrommaschine der Oerlikonwerke. Die Brush Company wendet für die Dynamomaschinen von Centralstationen meist den Antrieb durch ein endloses Seil an, welches gewöhnlich achtmal um das Schwungrad der Betriebsmaschine bezieh. die Antriebsscheibe der Dynamo gelegt ist und mit Hilfe einer an geeigneter Stelle angebrachten sogen. Jockey-Rolle in der erforderlichen Spannung erhalten wird. Diese Anordnung bietet nach dem Londoner Electrical Engineer, 1892 Bd. 9 * S. 248, den Vortheil, dass die Entfernung der beiden Wellen kürzer sein kann als bei gewöhnlichem Seilbetrieb, und ist ausserdem vollkommen geräuschlos. 3) Die Dreiphasen-Drehstrommaschine der Oerlikonwerke zu Zürich (vgl. 1890 276 390 * 499, 1891 279 * 102), nach den Entwürfen von C. E. L. Brown daselbst, für die Endstation Frankfurt der Kraftübertragung Lauffen-Frankfurt (vgl. 1891 281 288) der Frankfurter elektrotechnischen Ausstellung angewendet, ist in Fig. 4 u. f. nach dem Engineer, 1891 Bd. 72 * S. 337, abgebildet. Wie bekannt, wurde diese Kraftübertragung durch drei Wechselströme von gleicher Zahl der Wechsel bewirkt, deren Phasen um 120° verschieden waren. Die in Fig. 4 bis 7 abgebildete Maschine entwickelte jeden dieser drei Wechselströme mit einem Potential von 50 Volt und 1400 Ampère und hat, da die Anwendung von Contactringen zur Aufnahme dieses starken Stromes grosse Schwierigkeiten verursacht haben würde, einen feststehenden Anker und sich drehende Magnete. Die Welle der letzteren ruht in zwei Lagern und macht 150 Umdrehungen in der Minute; die Leistung der Maschine beträgt 300 . Die Ankerkerne dieser Maschine sind in einem gusseisernen, auf der Grundplatte ruhenden Gehäuse angebracht, welches auf letzterem (wie Fig. 5 und 7 erkennen lassen) in der Achsenrichtung verschoben werden kann, so dass dann sowohl die Ankerwickelung, als auch die Feldmagnete leicht untersucht werden können, ohne dass die Welle der letzteren aus ihren beiden Lagern genommen werden muss. Textabbildung Bd. 286, S. 16 Fig. 5.Drehstrommaschine der Oerlikonwerke. Die Ankerwickelung ist so eingerichtet, dass sie die erwähnten drei Wechselströme hervorbringt, und hat, diesem starken Strome entsprechend, einen grossen Querschnitt. Sie besteht aus Kupferstangen von 1,12'' (28,4 mm) Durchmesser, welche in, nahe am Umfange des eisernen Ankerkernes gebohrte Löcher eingeschraubt sind. Die Kupferstangen sind durch Asbeströhren gegen den Kern isolirt. Durch diese Anordnung sind die Foucault-Ströme, welche bei der gewöhnlichen Art der Wickelung eine sehr grosse Stärke erreichen würden, gänzlich vermieden. Bei Versuchen, welche mit einem solchen Anker mit Kupferstangen von 1,96'' (49,8 mm) Durchmesser angestellt wurden, konnten keine messbaren Verluste durch Foucault-Ströme nachgewiesen werden. Die angewendete Asbestisolirung kann durch Ueberhitzung keinen Schaden erleiden. Der Luftzwischenraum zwischen dem feststehenden Anker und den sich drehenden Feldmagneten ist auch auf das Möglichste verringert. Die Oerlikonwerke verwenden diese Ankerbauart bereits seit 1885 für Gleichstrommaschinen mit gutem Erfolg; doch werden die Vortheile derselben durch die vorliegende Wechselstrommaschine noch mehr bestätigt. Textabbildung Bd. 286, S. 17Drehstrommaschine der Oerlikonwerke. Die Zahl der Feldmagnetpole beträgt 32 und dementsprechend sind in jedem Stromkreise des Ankers 32 Kupferstangen vorhanden, welche hinter einander durch Querstücke an ihren Enden verbunden sind. Die Gesammtzahl der Stangen in den drei Stromkreisen ist daher 96. Die Verbindung der drei Stromkreise unter einander ist in ähnlicher Weise bewerkstelligt wie bei der Thomson-Houston-Bogenlichtmaschine. Die Feldmagnete sind so angeordnet, dass sowohl die positiven, als auch die negativen Pole durch eine einzige erregende Spule hervorgebracht werden, welche auf einen gusseisernen, mit zwei Flanschen versehenen Ring gewickelt ist, der durch Arme und Nabe auf der Welle befestigt ist (Fig. 8). Die Anordnung selbst ist aus den Fig. 9 und 10 ersichtlich, und zwar stellt Fig. 9 zwei radiale Schnitte in zwei auf einander folgenden Polen dar. Die erregende Spule E ist auf den gusseisernen Ring A (vgl. auch Fig. 8) gewickelt. An jede Seite dieses Ringes ist ein Stahlring B, bezieh. C mittels Bolzen angeschraubt, deren jeder 16 über den Umfang des Ringes übergreifende Polstücke besitzt. Beide Stahlringe sind nun so gegen einander versetzt, dass die Polstücke des einen in die Zwischenräume der Polstücke des anderen treten, wie Fig. 8 und 10 deutlich erkennen lassen. Durch diese Anordnung erzeugt die eine Wickelung mit einander abwechselnde positive und negative Polstücke, und dabei ist der eine Stahlring durchaus positiv, der andere durchaus negativ. Die Wickelung des Feldmagnetes ist daher sehr einfach und das nothwendige Kupfergewicht wesentlich vermindert. Ausserdem ist diese Bauart einfach und rücksichtlich der Drehung höchst dauerhaft, da der ganze Rahmen und die Feldmagnete nur aus vier Theilen bestehen. Der durch eine kleine, in Fig. 4 und 5 angedeutete Dynamo erzeugte erregende Strom wird durch die beiden am oberen Theile der Maschine angebrachten Polklemmen (Fig. 4, 6 und 7) zugeführt. Jede derselben trägt eine kleine Riemenscheibe, welche durch Metallbänder mit zwei entsprechenden Nuthenscheiben auf der Hauptwelle verbunden sind (Fig. 7). Die Welle wird unmittelbar von der Turbine getrieben. Die beschriebene Maschine kann ebenso gut als Motor arbeiten und läuft alsdann synchron mit der Dynamo. Gegenüber anderen Wechselstrommaschinen hat sie den Vorzug, dass sie, nachdem die Magnete erregt sind, in jeder Stellung angehen kann. Textabbildung Bd. 286, S. 17Fig. 9.Drehstrommaschine der Oerlikonwerke. Das gesammte Kupfergewicht der Feldmagnete dieser Maschine beträgt rund 300 k, demnach bedeutend weniger, als andere Maschinen von gleicher Grösse und Umdrehungszahl beanspruchen. Wenn die Maschine mit normaler Umdrehungszahl leer läuft, sind 100 Watt oder 1/20 Proc. der Leistung zur Erregung der Magnete ausreichend, um ein Potential von 50 Volt zu erzeugen. Arbeitet die Maschine mit voller Belastung im äusseren Stromkreise, so ist allerdings ein stärkerer erregender Strom nothwendig, der indess noch nicht 1 Proc. der Leistung ausmacht. Auf Grund der angestellten Versuche dürften bei normaler Laufgeschwindigkeit und Potential die Verluste durch Reibung, Luftwiderstand, Hysteresis u.s.w. zu 600 Watt oder 1,6 bis 1,7 Proc. der Gesammtleistung anzunehmen sein. Der Verlust in den Ankerspulen beträgt bei voller Belastung 3500 Watt, so dass der Gesammtnutzeffect der Maschine zu 96 Proc. sich ergibt. In Folge der geringen Verluste ist die Erhitzung sehr gering, und es ist daher möglich, die Maschine ohne Nachtheile zu überlasten. Das Gesammtgewicht mit Grundplatte ist 8,8 t. Die in der Zeit vom 11. bis 15. October 1891 vorgenommenen Messungen an der durch die Allgemeine Elektricitätsgesellschaft in Berlin in Gemeinschaft mit der Maschinenfabrik Oerlikon bei Zürich ausgeführten Lauffen-Frankfurter Arbeitsübertragung, welche die Arbeit einer der Württemberg Ischen Portlandcementfabrik in Lauffen a. N. gehörigen Wasserkraft von ungefähr 300 auf die Entfernung von 175 km übertrug, hat eben die Zeitschrift für Elektrotechnik, 1892 S. 355, in einer von der Prüfungscommission zusammengestellten Tabelle mitgetheilt. Es ist aus derselben ersichtlich, dass der Wirkungsgrad der Uebertragung zwischen den Dynamoklemmen und der Verbrauchsstelle zwischen 77,8 und 83,0 Proc., der Wirkungsgrad zwischen Turbinen welle und Verbrauchsstelle aber zwischen 68,5 und 75,3 Proc. schwankte. Der offizielle Bericht über alle Messungen wird im Verlage von J. D. Sauerländer in Frankfurt erscheinen, sobald die ausserordentlich umfangreichen Arbeiten abgeschlossen sind. Textabbildung Bd. 286, S. 18Fig. 11.Kingdon's Dynamo. 4) J. A. Kingdon in London (vgl. 1889 272 * 120, 1891 281 * 51, 1892 285 * 97) gibt in dem englischen Patent Nr. 3383 vom 24. Februar 1891 die Bauart einer Dynamo zur Erzeugung von Gleichstrom mit geringer elektromotorischer Kraft, wie sie für die Galvanoplastik und das elektrische Schweissverfahren erforderlich sind. Der Anker ist mit Drahtspulen bewickelt, oder mit Metallstangen versehen; die Enden jeder Wickelung sind mit einem bestimmten Paare der Stromsammlerabtheilungen verbunden, so dass in einer zweipoligen Maschine eine Stromsammlerabtheilung immer mit nur einer Ankerspule verbunden ist. In Fig. 11 sind N und S die Feldmagnete einer zweipoligen Dynamo, die entweder durch Nebenschluss- oder Reihenspulen, oder durch von einer besonderen Dynamo erregte Spulen magnetisirt werden. Der Anker besteht aus einer Anzahl dünner, gegen einander isolirter Weicheisenscheiben, die fest mit einander verbunden und auf die Welle aufgekeilt sind. Der Stromsammler C hat 32 gegen einander isolirte Abtheilungen, welche durch den auf die Büchse D aufgeschraubten Ring R zusammengehalten werden. Damit Luft in das Innere des Ankers treten kann, ist die auf der Achse H steckende Büchse D hohl und mit den Oeffnungen E an den Stirnseiten versehen. Der Anker ist mit isolirten Spulen von Kupferdraht bewickelt. Die Enden einer Ankerspule F sind mit den gegenüberliegenden Stromsammlerabtheilungen 1 und 17 verbunden, wie in der Nebenfigur (Fig. 11a) angedeutet ist; in ähnlicher Weise sind die anderen 15 Ankerspulen mit den verbleibenden 30 Stromsammlerabtheilungen verbunden, wobei jede Spule mit ihren beiden Stromsammlerabtheilungen von allen übrigen isolirt ist. Die Bürsten B1B2 u.s.w., sowie die Bürsten b1, b2 u.s.w. sind an einem von einer Metallplatte getragenen Bürstenhalter befestigt und so eingestellt, dass sie mit denjenigen Stromsammlerabtheilungen Contact machen, welche mit denjenigen Spulen verbunden sind, die die Schnittlinien der magnetischen Kraft bilden und eine in ihnen erzeugte elektromotorische Kraft haben. 5) A. S. Baxendale in Straits Settlements verwendet in seiner durch das englische Patent Nr. 20102 vom 9. December 1890 patentirten Dynamo Spulen aus isolirtem Draht, welche an schwingenden Armen befestigt sind und durch dieselben den magnetischen Feldern genähert und von denselben entfernt werden. Sind die Feldmagnete von gleichbleibender Polarität, so erzeugen die schwingenden Spulen Wechselströme, welche in Gleichstrom umgewandelt werden können. Der Erfinder zieht es jedoch vor, den die Elektromagnete erregenden Strom so wechseln zu lassen, dass die Spulen bei ihrer Bewegung Gleichströme erzeugen. Die Stromsammler sind ebenfalls wechselwirkend, indem sie durch ihre Vor- und Rückwärtsbewegung den Contact schliessen und unterbrechen. Der Patentanspruch erstreckt sich auf eine dynamoelektrische Maschine, in welcher durch ein doppelt, oder einfach verzahntes Rad ein, oder zwei Paar Spulen aus isolirtem Draht zu einer Hin- und Herbewegung zwischen Magnetpolen veranlasst werden. Textabbildung Bd. 286, S. 18Dynamo von Desroziers. 6) E. L. Desroziers in Paris (vgl. 1890 276 * 441) bezweckt mit seiner in dem englischen Patent Nr. 20898 vom 22. December 1890 erläuterten Erfindung, das Funkengeben an Dynamomaschinen zu verhindern, damit die Bürsten in den verschiedenen Theilen einer sehr weiten Zone des Stromsammlers festgestellt werden können. Das Funkengeben tritt ein, wenn eine Abtheilung der Hälfte des Inductionsankers unter der Bürste kurz geschlossen ist; nach der vorliegenden Erfindung wird nun ein geeigneter Widerstand so mit dem Magnete verbunden, dass, gleichgültig welche Stellung die Bürsten haben, die durch den Kurzschluss einer Reihe von Spulen gesteigerte Spannung des Stromes ermässigt wird. Beistehende Fig. 12 ist ein Querschnitt, Fig. 13 eine Endansicht dieser Dynamo. Gewöhnlich ist jede Ankerabtheilung a durch einen Draht A mit der entsprechenden Stromsammlerabtheilung verbunden. Hier aber ist jeder Draht A auf die Abtheilung eines mit der Welle verbundenen Pacinotti-Ringes B gewickelt, bevor die Verbindung mit der entsprechenden Abtheilung des Stromsammlers C hergestellt wird. Ein zweiter Ring D umgibt B concentrisch in kurzem Abstande und bildet den Anker für die primären magnetischen Kreise jenes Ringes. Der Ring D ist auf dem breiten Rande einer Hülse E festgeschraubt, welche auf die auf der Dynamowelle sitzende Scheibe F aufgeschraubt ist, so dass, wenn E gedreht wird, D sich über B bewegt, wodurch die primären magnetischen Kreise der Ringe D und B mehr oder weniger geschlossen werden. In dem Augenblicke, in welchem eine Ankerabtheilung kurz geschlossen wird, ist der Strom geneigt, entsprechend dem Schlusse der beiden Ringe B und D, an Kraft zuzunehmen; jeder Stellung der Bürsten G, welche mit der beweglichen Hülse E verbunden sind, entspricht aber eine zugehörige Stellung des Ringes D. Durch diese Einstellung wird aber, innerhalb gewisser Grenzen, die Veränderlichkeit der magnetischen Strömung ausgeglichen, welche durch den Kurzschluss der Abtheilungen unter den Bürsten unterbrochen wird. Die Bürsten G sind so mit der Hülse E verbunden, dass die Winkel Verschiebung der Bürsten der im Einzelfalle erforderlichen Winkelverschiebung der Hülse entspricht. Um das Funkengeben in dem Augenblicke zu verhindern, in welchem die Bürsten eine Stromsammlerplatte verlassen, ist ein Widerstand H auf den Spulen angebracht, der einen grossen Theil der sogen. Funken gebenden Kraft aufnimmt. Der Draht dieses Widerstandes ist in entgegengesetzter Richtung zu dem entsprechenden Theile des Ringes B gewickelt. 7) M. v. Dolivo-Dobrowolsky und die Allgemeine Elektricitätsgesellschaft in Berlin geben in dem englischen Patent Nr. 13503 vom 10. August 1891 einen Ersatz für die in den amerikanischen Patenten Nr. 390414 (Tesla) und Nr. 390439 (Bradley) beschriebene Art und Weise der Vereinigung von zur Erzeugung und Aufnahme von ver-schiedenphasigen Wechselströmen bestimmten elektrischen Einrichtungen. Die neue Anordnung beruht auf dem Grundgedanken, dass, wenn zwei Wechselströme von gleicher Wechselzahl und gleicher mittlerer Stärke, aber von verschiedenen Phasen mit einander vereinigt werden, ein Strom erhalten wird, dessen Phasen zwischen denen der beiden ursprünglichen Ströme liegen und dessen Stärke J durch die Formel J=2\,i\,cos\,\frac{x}{2} ausgedrückt ist, in welcher i die Stärke eines jeden der beiden Urströme und x den Winkel des Phasenunterschiedes derselben bezeichnet. Textabbildung Bd. 286, S. 19Dobrowolsky's Drehstromdynamo.Textabbildung Bd. 286, S. 19Dobrowolsky's Drehstromdynamo. Das Ergebniss einer solchen Vereinigung ist in Fig. 14 graphisch dargestellt, in welcher die Phasen der beiden ursprünglichen Ströme durch die ausgezogenen Wellenlinien i1 und i2, die des resultirenden Stromes durch die punktirte Wellenlinie J1 angegeben sind. Um den resultirenden Strom zusammen mit Originalströmen nutzbar zu machen, sind die in den Fig. 15 bis 17 schematisch dargestellten Verbindungen gewählt. In Fig. 15 sind die drei gleichen Spulen a, b, c zu einem geschlossenen Stromkreise vereinigt; A, B, C sind die Liniendrähte und A1, B1, C1 zwischen letztere und die Vereinigungspunkte der ersteren eingeschaltete Hilfsspulen. Diese Spulen können die erzeugenden Spulen einer Dynamo, oder die magnetisirenden eines Motors, oder die eines Stromumwandlers, entweder primäre, oder secundäre sein. Fig. 16. zeigt zwei geschlossene, durch die Spulen a, b, c, bezieh. a1, b1, c1 gebildete Stromkreiser mit den sechs neuen Spulen A1, B1, C1 bezieh. A2, B2, C2 an ihren bezüglichen Vereinigungspunkten, von denen die Spulen A1 und A2 mit dem Liniendrahte A, B1 und B2 mit B und C1 und C2 mit C verbunden sind. Die Anordnung in Fig. 17 ist ähnlich der in Fig. 15, nur wird der geschlossene Stromkreis durch die vier Spulen a, b, c, d gebildet, an deren Vereinigungspunkten die Hilfsspulen A1, B1, C1 und D1 angeschlossen sind. Fig. 18 zeigt die neue Anordnung in ihrer Anwendung auf einen geschlossenen Stromkreis mit vier Spulen. Wenn neben den Spulen a, b, c, d ein Theil der Stromleitungen A, B, C, D in vier Spulen A1, B1, C1, D1 auf einen Ankerring gewickelt wird, so werden acht Spulen erhalten, deren Ströme in ihren Phasen um 45° von einander abweichen. Wenn die Zahl der Windungen der Spulen A1, B1, C1, D1 in dem Verhältnis 1 : 1,4 kleiner gemacht wird als diejenige der Spulen a, b, c, d, während die Drähte der ersteren von entsprechend grösserem Querschnitte sind, so wird das Product aus Ampèrezahl und Wickelungszahl in allen acht etwa dasselbe sein, und die Leistung des mit acht Drähten bewickelten Ringes wird gleich dem eines Ringes von Tesla und Bradley mit acht Spulen, obgleich in jenem nur vier Liniendrähte, bei letzteren aber acht verbunden sind. Textabbildung Bd. 286, S. 19Fig. 18.Dobrowolsky's Drehstromdynamo. 8) W. B. Brain und A. J. Arnot in Melbourne haben unter dem 12. August 1891 das englische Patent Nr. 13627 auf einen Wechselstrommotor erhalten, bei welchem nach Fig. 19 und 20 von drei oder mehr spiralförmig gewickelten, ringförmigen, neben einander angeordneten Ankerspulen abwechselnd eine fest steht, die nächste dagegen sich dreht. A ist die feststehende, B die sich drehende Spule. Der Strom wird in entgegengesetzten Richtungen um die Hälften der abwechselnden Spulen geleitet, deren benachbarte Wickelungen nahezu parallel zu einander sind. Ein Stromsammler C und Bürsten D dienen zur selbsthätigen Einschaltung der verschiedenen Abtheilungen des sich drehenden Ringes B mit der einen oder anderen Hälfte desselben in den Stromkreis, so dass der Strom diesen Ring in entgegengesetzten Richtungen zu dem durchfliesst, welcher die entsprechenden Hälften des festen Ringes A durchläuft. Textabbildung Bd. 286, S. 19Wechselstrommotor von Brain und Arnot. 9) W. F. King in Edinburgh bezweckt mit seiner durch das englische Patent Nr. 15828 vom 7. October 1890 geschützten Erfindung eine Ausgleichung des Ankergewichtes durch die magnetische Anziehungskraft zwecks Entlastung der Lager herbeizuführen. Zu diesem Zwecke wird bei einer vierpoligen Dynamo mit senkrechten Magneten der obere Theil des magnetischen Feldes kräftiger gemacht als der untere. Ist der Anker in Reihenwickelung, so wird der grössere Zug nach oben dadurch erzielt, dass auf der oberen Seite des Ankers eine grössere Gesammtinduction erzeugt wird als auf der unteren Seite; bei Parallelwickelung wird zwar oben und unten dieselbe Induction verwendet, aber die unteren Polflächen werden kleiner gemacht als die oberen. Sind die Magnete wagerecht angeordnet, so werden die oberen Polflächen kleiner gemacht als die unteren. Ein Magnet, oder mehrere Magnete sind so eingerichtet, dass sie bei nicht vorhandener Belastung durch die Nebenschlusserregung völlig gesättigt werden, während der, oder die anderen Magnete in einem hohen Betrage durch Reihenwickelung erregt werden. Textabbildung Bd. 286, S. 20 Fig. 21.King's Dynamo. In Fig. 21 sind A, B, C, D die vier Magnete einer vierpoligen Dynamo, die unteren, A und B, sind kürzer als die oberen, Ound D. Die oberen Polflächen a b, c d sind kleiner als die unteren, weil die Polstücke bei den punktirten Linien enden. (Fortsetzung folgt.)