Titel: Neuere Pressen.
Fundstelle: Band 289, Jahrgang 1893, S. 73
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Neuere Pressen. (Schluss des Berichtes S. 60 d. Bd.) Mit Abbildungen. Neuere Pressen. P. Mallet's Ziehpresse. Bei dieser Ziehpresse wird nach Revue industrielle, 1892 Nr. 47 * S. 461, der untere Querbalken F (Fig. 30 bis 34) mit der Matrize M durch zwei Kammscheiben G gehoben, welche sich auf der Kurbelwelle D befinden. Mittels zweier Kurbelstangen B wird der obere Querbalken H in Hubbewegung versetzt, in welchem mittels einer Schraubenspindel der Presskolben P stellbar eingespannt ist. Textabbildung Bd. 289, S. 73Mallet's Ziehpresse. Dieser Kolben führt sich im Mittelstück S, und steht unter der Einwirkung zweier Federwerke R, die ihre Stützpunkte an den Schrauben N finden, die sich in Seitenaugen des Gestellrahmens A führen und stützen. Geregelt wird dieser Federdruck durch die Spindelmutter o, welche mittels Schneckenrädchens und Handräder n gemeinschaftlich bethätigt werden können. An diesem Mittelstück S ist nun der Ziehring U angesetzt, mit welchem die Blechscheibe an ihrem Rande gehalten wird, und die sich bei eintretender Einwirkung des Pressstempels P ohne Faltelung durchziehen muss. Durch den am Grund der Formmatrizen M befindlichen Blindboden r wird nach beendetem Arbeitsvorgang das gepresste Werkstück aus der Form geworfen. Detrik und Harvey's Ziehpresse. Ueber dem Gabelständer a (Fig. 35 bis 38) ist ein Querstück b gelegt, welcher das Lager für die Kurbelwelle d abdeckt, wobei vier lange durchgehende Schrauben c die Verbindung zwischen dem Querstück b und dem Grundgestell a herstellen, so dass dadurch die Seitenständer entlastet sind. Von der Schwungradscheibe e wird durch das Räderpaar f, g die Kurbelwelle d bei eingerückter Kuppelung h bethätigt, während durch eine Klotzbremse i bei ausgerückter Kuppelung h der sofortige Stillstand der Kurbelwelle d herbeigeführt wird. Mittels einer Schubstange wird der Druckstempel betrieben, der sich im Schlitten k für die Niederhaltung führt, welcher den Ziehring trägt. Da dieser Zieh- oder Klemmring das Werkblech vor beginnender Einwirkung des Druckstempels mit einer genau zu bemessenden Kraftstärke festhält, welche ein stetiges Durchziehen des Blechrandes ermöglicht, wobei sowohl ein Reissen, als auch eine Faltenbildung vollständig ausgeschlossen ist, so dienen zur Regelung der Einstellung vier Tragschrauben l, an welchen die Schubstangen m angelenkt sind, die sich an zwei Hebelwellen n anschliessen. An vorderem Ende sind Zahnräder o aufgekeilt, welche in einem Schieberschlitten p mit doppelter Zahnstange eingreifen, welcherdurch Vermittelung zweier Druckrollen r von einer Kamm- oder Daumenscheibe q, die auf der Kurbelwelle d aufgekeilt ist, in Hubbewegung versetzt wird. Da aber diese Daumenscheibe so geformt ist, dass je eine Viertelbogendrehung auf die Hoch- und Tiefstellung des Schlittens und je ein Viertel auf die Uebergangsbewegungen entfällt, so wird der die Hochstellung des Schlittens bedingende Daumentheil q nach einem genauen Kreise geformt sein müssen, damit die im gestreckten Zuge befindlichen Hebel der Wellen n mit den Schubstangen l der Niederhaltung k unter gleichmässigem Druck gehalten werden. Wenn auch in der gestreckten Lage dieser Kniehebelverbindung n, l, k eigentlich die Drücke sich am Werkblech und den oberen Lagerstellen der Wellen n auffangen sollen, so wird trotzdem die Daumenscheibe nicht ganz frei von Belastung sein. Textabbildung Bd. 289, S. 74Detrik und Harvey's Ziehpresse. Unter dieser wenn auch kleinen Belastung findet aber die Drehbewegung dieser Daumenscheibe mit verhältnissmässig grosser Geschwindigkeit statt. (Iron Age, 1890 * S. 367.) R. Picard's Zieh- oder Stanzpresse mit selbsthätigem Schaltwerk. Textabbildung Bd. 289, S. 74Fig. 39.Picard's Zieh- oder Stanzpresse. Auf der Haupttrieb wellet (Fig. 39 bis 42) sind zwei Scheiben A1 aufgekeilt, zwischen welchen der hohle Excenterzapfen A mittels Stell- und Schlitzschrauben behufs einer Hubänderung eingespannt werden kann. Durch das Excenterstück und eine verstellbare Kugelschraube wird der Schlitten C bethätigt, der zum Zwecke rascher Abstellung zweitheilig gemacht ist, indem der Verbindungskeil D zum Ausschieber eingerichtet ist. Im Untertheil des Schlittens C kann nun nach Bedarf eine Stempel-, Stanz- oder Ziehform angesetzt werden. Hiermit fänden die von der Stufenscheibe durch Vermittelung eines übersetzenden Radpaares bethätigten Haupttheile der Presse im Rahmenständer ihre Anordnung. Nun werden zur selbsthätig wirkenden Fortschiebung des Blech Streifens und zum gleichzeitigen Auswerfen des Werkstückes neben der Matrizenunterlage E zwei Zangenklemmwerke F angebracht, welche nicht nur den Blechstreifen fassen, sondern in den Rücklaufwegen des Schlittens C auch fortschieben. Hierzu sind zwei Bewegungen erforderlich, eine lothrechte zur Hervorbringung der Klemmwirkung der Zangen und eine wagerechte Schwingungsbewegung der Zangen werke F, welche zum Schlittenhube C in der Weise eingestellt sind, dass nur während des Aufhubes von C klemmende Schwingungsbewegung der Zangenwerke vor sich geht, während die Rückschwingung bei geöffneten Zangen vor sich geht. Nun wird die lothrechte Klemmbewegung der beiden Zangen F durch ein Hebelwerk L, M von einem gemeinschaftlichen Querstück N vermittelt, das seine Schwingungsbewegung von einem geführten Hängestück P durch eine in die Curvennuthscheibe O einsetzende Rolle erhält, welche auf die Verlängerung der Hauptwelle B aufgekeilt ist. Textabbildung Bd. 289, S. 74Picard's Zieh- oder Stanzpresse. Um aber auch hier diese Klemmwirkung bezieh. die Selbststeuerung unterbrechen zu können, ist ein Handhebel R vorgesehen, mit dem ein im Hängestück P geführter Querkeil Q herausgezogen wird, wodurch das Querstück N aus dem Hängestück ausgerückt und in Ruhestellung gebracht wird. Beide Zangengruppen F, G, M sind auf einem Seitenschlitten F1 aufgeschraubt, welcher vermöge eines schwingenden Schlitzhebels G eine hin und her gehende Bewegung erhält, deren Grösse durch Verlegung des Kurbelzapfens K abgeändert werden kann. Die auf einem festen Zapfen kreisende Kurbelscheibe erhält vermöge Zahnräder J1 ihre Bethätigung von einer Vierzahnscheibe I, die durch zwei Rollenzapfen H1 der auf der Welle B aufgekeilten Scheibe H ihre Drehbewegung empfängt. Diese Zahnscheibe I (Fig. 42) besitzt vier Radialschlitze, von denen sich je zwei in den Bewegungspausen tangirend an den Rollenkreis der gegensätzlich stehenden Zapfen H1 einstellen. Dadurch wird während einer Vierteldrehung der Scheibe H Eingriff und während der unmittelbar darauf folgenden Vierteldrehung von H die Scheibe I vollständig in Ruhe bleiben. Aber auch während des Eingriffes von H in I erfolgt diese Uebertragung so periodisch ruckweise in der Art, dass annähernd auf eine Sechstelbogendrehung der Scheibe J die ganze Vierteldrehung der Zahnscheibe I vor sich geht, wie dies in Fig. 42 besonders ersichtlich gemacht ist. Diese unregelmässige Kreisbewegung der Zahnscheibe I wird vermöge eines Räderwerkes ins Rasche übersetzt, so zwar, dass jeder Vierteldrehung der Scheibe von I eine halbe Umdrehung der Kurbelscheibe K entspricht, so dass die Verbindung der Kurbelscheibendrehung mit der Schlitzhebelschwingung eine Schwingungsbewegung des Schlittens F von eigenartiger Raschheit ergibt. Zudem wird für die Rückstellung des Zangenschlittens F1 noch der ins Rasche übersetzende Bogentheil des Kurbelkreises gewählt. Weil nun in der Tiefstellung des Querstückes die Klemmwirkung der Zangen F eintritt, und diese Tieflage beiläufig während einer Dritteldrehung der Hauptwelle B anhält, sowie diese Lage der Arbeitsstellung des Schlittens entspricht, so wird nach beendetem Arbeitshube des Stempelschlittens C auch die selbsthätige Verstellung des Blechstreifens vor sich gehen, wobei eine Mittelfeder das Auswerfen des gepressten oder gedrückten Werkstückes besorgt. Ebenso wird in der Hochlage des Excenters A und zwar bei beginnendem Niedergang des Schlittens C das geöffnete Zangenwerk F sich in die Anfangsstellung einstellen. (Englisches Patent Nr. 6030 vom 21. April 1890.) W. C. Spelman's Biegepresse für Wellblechstreifen mit selbsthätigem Blechvorschub. Textabbildung Bd. 289, S. 75Spelman's Biegepresse für Wellblechstreifen. Im Hauptgestell BC (Fig. 43 bis 45) lagert die Kurbelachse EV, welche von der Schwungradscheibe F bethätigt ist; von diesem aus wird durch die Schubstange W, die der Bolzen I1 mit dem Stanzschlitten X verbindet, die Lochstanze betrieben. Während der Stanzarbeit wird der Wellblechstreifen durch eine Formplatte K an Ort gehalten, welche an zwei Querträgern I hängt, die vermöge eines Kniehebelwerkes mit den beiden oberen parallelen Wellen G in Verbindung stehen. Ebenso wird die untere Formplatte K, welche zugleich Träger für die Lochmatrize ist, vermöge zwei symmetrisch angeordneten Kniehebelwerken von den beiden unteren parallelen Wellen H getragen. Textabbildung Bd. 289, S. 75Pullan und Mann's Kniehebelpresse. Indem nun beide Wellenpaare G und H an eine lange Schlittenplatte mittels vier Gelenkstücke verbunden sind, so wird bei einer Aufwärtsschwingung dieser Schlittenplatte eine gegensätzliche Bewegung der beiden Formplatten hervorgebracht, welche bei gestreckter Lage der Kniehebelgelenke die Klemmung des Wellbleches bedingt; was mit der oberen Todtpunktlage des Kurbelzapfens L1 zusammenfällt, der mittels Gleitstückes in der Quertasche des Schlittens L eingreift. Die auf der Hauptwelle E sitzende Kurbelscheibe L1 ist als Stirnrad M ausgebildet, welches die Kurbelscheibe N treibt, die mittels eines Kurbelzapfens N1 die Schleifkurbel O bethätigt, welche zum Betriebe des Walzwerkes TT1 dient. Weil aber während der vorerwähnten Stanzarbeit das Walzwerk in Ruhestellung bleibt, auch dasselbe immer nur in einer Richtung thätig sein muss, so wird die Schleifkurbel O durch die Schubstange P nur mittels eines Sperrhebels R auf ein Sperrad Q einwirken können, welches auf die untere Formwalze T aufgekeilt ist. Zur Regelung des Andruckes der oberen Formwalze T1 dienen zwei stellbare Lager, weswegen der Antrieb derselben mit zwei Stirnradpaaren U und U1 durchgeführt ist. Da ferner die beiden Kurbeln N1 und L1 um 90° gegen einander versetzt sind und auch gegensätzlich kreisen, so wird in der Mittelstellung der Schlittenschiene L, aber bei offenen Klemmbacken K und K1, der Walzvorgang eintreten und während einer vollen halben Umdrehung der Kurbelwelle andauern, so dass das Walzen wieder mit der Mittelstellung des Stanzschlittens im Arbeitsgange aufhört. Auch steht die Hauptkurbel V genau gegensätzlich zur Schlittenkurbel L1. (W. C. Speimann in New York, Nordamerika, Englisches Patent Nr. 16772 vom 21. October 1890.) Pullan und Mann's Kniehebelpresse. Diese eigentlich zum Pressen von Formziegeln bestimmte Maschine (Fig. 46 bis 49) kann auch zur Bearbeitung von Metall herangezogen werden, sofern dies bei der Herstellung vorgesehen wird. Eine von der Antriebschwungscheibe a mittels Stirnräder b bethätigte Kurbelwelle c verlegt durch die Einwirkung der Schubstange d den Gelenkpunkt e der oberen Hebel Verbindung f und g, die in festen Lagern schwingen und mittels des Zwischengliedes h verbunden sind. Hierdurch entsteht noch ein zweiter beweglicher Gelenkpunkt i, an welchem die Schubstange k des Stössels l angeschlossen ist. Textabbildung Bd. 289, S. 76Pullan' und Mann's Kniehebelpresse. Dieser Gelenkpunkt i stellt sich in der Tiefstellung der Kurbel c in die lothrechte Mittellinie der Stösselführung, so dass die Kniehebelverbindung g und k in gestreckter Lage sich befindet, während die Hebelglieder f und h noch ein schwach gebogenes Knie bilden, so lange der Kurbelzapfen im Bereich der unteren Todtpunktstellung sich bewegt. Die Abstellung des Betriebes findet in der Hochstellung des Stosses durch Verschiebung einer federnden Reibungskuppelung dadurch statt, dass ein Handhebel m an den Schrägzahn n der Muffe o angestellt wird, was nach Ueberwindung der vorgesehenen Federkraft die Rücklage und den Stillstand dieser auf der Getriebswelle auf Federkeil gleitenden Muffe o zur Folge hat. Zwei Verbindungsäulen p versteifen bei geringer Behinderung des Arbeitsfeldes das Maschinengestell, während eine selbsthätige Auswerfvorrichtung r die Arbeitsleistung der Maschine vergrössert. (Engineer, 1893 Bd. 75 * S. 107.) B. Soyer's Falzmaschine. Textabbildung Bd. 289, S. 76Soyer's Falzmaschine. Mit Rücksicht auf eine theilweise Tragbarkeit dieser Falzmaschine, die beim Schiffsbau unmittelbar am Bord Aufstellung findet, ist dieselbe bei genügender Festigkeit, doch in möglichst leichter Bauart ausgeführt. Zu diesem Behufe ist die nach Revue industrielle, 1892 Nr. 4 * S. 33, in Fig. 50 bis 51 dargestellte, für 2000 mm Arbeitsbreite gebaute Maschine aus den folgenden Bestandtheilen zusammengesetzt: Ein Tisch a aus ⊤-Walzstahl in Verbindung zweier Seitenfüsse b mit Fusstangen c und Diagonalen d bilden das Gestell. In diesem lagert eine Handradspindel e mit Rechtsund Linksgewinde, auf welcher zwei Muttern f spielen, die an der Unterkante des Tisches a sich führen und stützen. An den unteren Flügeln dieser Muttern sind zwei Stangen g angelenkt, welche die beiden Schieber h bethätigen, die an der inneren Gestellseite geführt sind. Mit diesen Schiebern h wird die aus ⊤-Stahl gefertigte Klemmplatte j an das auf den Tisch gelegte Werkblech gepresst. In zwei Lagerbüchsen k schwingt diese Falzschiene I, die vermöge eines Handgriffes m umgelegt werden kann. Um den Abstand dieser Schiene l von der Tischkante a regeln zu können, ist für die Hochstellung je eine drehbare excentrische Lagerbüchse k vorgesehen, während für die Einstellung in der Wagerechten die zu den beiden Lagerbüchsen k gehörigen Klemmlager n zum Verschieben eingerichtet sind.