Titel: Dampfhämmer.
Fundstelle: Band 289, Jahrgang 1893, S. 279
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Dampfhämmer. Mit Abbildungen. Dampfhämmer. W. H. Wilson's Dampfhammer mit Selbststeuerung. Textabbildung Bd. 289, S. 278Wilson's Dampfhammer. Die Eigenthümlichkeiten dieses Schnellhammers bestehen nach dem englischen Patent Nr. 12089 vom 21. September 1888 im doppelt geschweiften Hammervorgestell a (Fig. 1 bis 3) in der oberen Kolbenstange d3, welche zum Kolben und zur unteren stärkeren Kolbenstange d excentrisch angeordnet ist, um ein Verdrehen des Hammers c gegen das Ambosstöckel b zu verhindern, und in der Anordnung der Steuerungstheile. Am freien Ende der oberen schwachen Kolbenstange ist ein Arm d3 befestigt, an dem eine seitlich am Cylinder e gerade geführte Stange g hängt, die eine Rolle trägt, welche an einem säbelartig gekrümmten Winkelhebel i sich frei anlegt. Dieser Winkelhebel i lagert in einem zweiten Stellhebel, und wird durch eine Windungsfeder beständig an die Rolle g1 gedrückt. Textabbildung Bd. 289, S. 278Fig. 4.Kennedy's Dampfhammer. Da nun diese Rolle g1 die Hammerbewegung mitmacht, so wird der Bogenhebel i, an dem der Kolbenschieber hängt, die Steuerung desselben besorgen. In der Gesammtheit stellt dieser Hammer eine Verbesserung des Dampfhammers von W. E. Newton (Englisches Patent Nr. 644 vom 7. März 1867) vor. G. Kennedy's Dampfhammergestell. Bemerkenswerth ist nach dem amerikanischen Patent Nr. 442898 vom 31. October 1889 das Hammergestell von G. Kennedy in Latrobe, Pa., welches aus einem Bodenrahmen (Fig. 4), den beiden geraden Seitenständern der Kopfplatte besteht, welche Theile mittels durchgehenden Längs- und Querschrauben ihre Verbindung erhalten, während der Dampfcylinder freistehend auf die Kopfplatte aufgesetzt ist, sowie zwischen den Führungen des Hammerbärs Gitterrahmen eingesetzt sind. Textabbildung Bd. 289, S. 278Taylor's Dampfhammergestell. Hierdurch sollen die Gusstheile von Zugspannungen befreit und diese Kräfte ausschliesslich durch die Verbindungsschrauben aufgefangen werden. F. W. Taylor's Dampfhammergestell (Fig. 5 und 6). Mit dieser eigenartigen, aus Zugstangen und Streben bestehenden, fachwerksartigen Gestellform soll eine gleichzeitige Uebertragung der beim Arbeitsbetrieb auftretenden Stösse auf sämmtliche Gestellglieder bezweckt werden. (Uhland's Technische Rundschau, 1891 Bd. 5 Tafel 54.) Bement und Miles' Dampfhammer. Bei diesem, sowohl zum Gesenk- als auch zum Schnellschmieden eingerichteten Hammer (Fig. 7) ist die federnde Verbindung des Cylinders und der Ambossplatte mit den Seitenständern bemerkenswerth, durch welche der Bestand des Gestellwerkes gesichert werden soll. Textabbildung Bd. 289, S. 279Fig. 7.Bement und Miles' Dampfhammer. Zudem wird beim Gesenkschmieden der Dampfzutritt beim Heben des Kolbens stark gedrosselt, um den Hammerbär mit geringstem Dampf verbrauch schwebend zu halten, auch ist jede Schlagstärke mit oder ohne Oberdampf mittels Hebelsteuerung bequem zu erzielen, sowie Selbstgangsteuerung einzustellen. (American Machinist, 1889 Bd. 12 Nr. 15 * S. 1.) F. H. Stacey's Dampfhammer zum Feilenschmieden (Fig. 8). Um halbrunde bezieh. dreikantige Feilen zu schmieden, wird das Ambossgesenk in einem um Zapfen schwingenden Ambosskörper eingesetzt; welcher mittels eines Hebelgriffes während des Schmiedevorganges etwas gedreht werden kann, damit alle Theile der Feilenlänge unter die Hammerbahn gebracht werden können. (Industries, 1889 Bd. 7 * S. 368.) Form von Hammereinsätzen. Ueber die vortheilhafteste Form der Hammereinsätze berichtet A. Dieterich in Glaser's Annalen, 1890 Bd. 29 * S. 123, das in Kürze hier Vorgeführte. Bedeutet P (Fig. 9) die lothrechte Schlagkraft an der Flächenstelle A, ist ferner a der Neigungswinkel der Tangirenden an dieser Stelle A mit der Lothrechten, so ist bei Eintritt des Gleichgewichtes bezieh. am Ende des Hammerweges nach dem Gesetz der Wechselwirkung die Kraft P gleich dem Widerstände Q, welchen das Schmiedestück darbietet. Textabbildung Bd. 289, S. 279Fig. 8.Stacey's Dampfhammer. Bei rechtwinkeliger Zerlegung ist p die normale und q die tangentiale Seitenkraft von P, wobei q auf die Bewegung des Punktes A ohne Einfluss ist. Textabbildung Bd. 289, S. 279Fig. 9.Form von Hammereinsätzen. Dahingegen kann wieder mit p eine Zerlegung nach r und s vorgenommen werden, so zwar, dass die wagerechte Seitenkraft r die zur Streckung und die lothrechte s die zur Verdichtung nöthige Kraftstärke angibt. Diesen Kräften gleich, aber entgegengesetzt gerichtet sind die Streckungs- und Verdichtungswiderstände des Materials. Aus der Zerlegung folgt: p = P sin α s = p sin α demnach s = P sin2 α Ferner ist r = p cos α daher r = P sin α . cos α Es verhält sich auch s : r = P sin2 α : P sin α . cos α oder s : r = sin α : cos α = tg α. Demnach ist s = r . tg α und für α = 45° wird tg α = 1 und s=r=\frac{1}{2}\,P weil r=P\,.\,\frac{1}{2}\,sin\,2\,\alpha ist, es sind also für einen Neigungswinkel der Hammerbahn von α = 45° die Kräfte zum Schmieden und Strecken einander gleich und auch der halben Schlagkraft gleich. Ist die Bahn wagerecht, ist also α = 90°, so ist auch p = P und daher auch s = P und r = 0, d.h. auf Strecken ist keine Kraft thätig. Hingegen wird die lothrechte Begrenzungsfläche für α = 0 auch r = s = 0 die vollständige Wirkungslosigkeit derselben auf Arbeitsleistung ergeben.