Titel: Neuerungen in der Fabrikation der Mineralsäuren, der Soda, Potasche und verwandter Industriezweige.
Fundstelle: Band 290, Jahrgang 1893, S. 67
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Neuerungen in der Fabrikation der Mineralsäuren, der Soda, Potasche und verwandter Industriezweige. Vorhergehender Bericht 1893 288 185 235 und 254. Mit Abbildungen. Neuerungen in der Fabrikation der Mineralsäuren, der Soda, Potasche und verwandter Industriezweige. Schwefelsäureconcentration. Ueber die Concentration der Schwefelsäure von 50 auf 60° B. in den Freiberger Hüttenwerken berichtet A. Junge. Die Verdampfung findet in Abdampfkästen statt. Der Dampf geht vom Dom des Dampfkessels aus in das in doppelten Windungen spiralförmig gelagerte Schlangenrohr. Das gebildete Condensationswasser fliesst unten durch den Wasserverschluss D (Fig. 1) zum Kessel zurück. Wird die Heizschlange undicht, so schliesst man den Hahn, öffnet D, schliesst nun B, lässt die Säure ab und bessert aus. Hähne A und E dienen zur völligen Absperrung. Textabbildung Bd. 290, S. 67Schwefelsäureconcentrationsvorrichtung.Fig. 2 zeigt den Grundriss zweier für sich getrennt arbeitenden Abdampfapparate, deren jeder aus zwei 396 cm langen, 308 cm breiten und 35 cm tiefen Holzkasten gebildet wird, welche aus 7 cm starken Pfosten hergestellt sind. Jeder der beiden Kästen ist wieder durch zwei 5 cm starke Scheider in drei Abtheilungen getrennt, deren jede im Lichten 294 cm lang und 124 cm breit ist. Sämmtliche Abtheilungen sind innen mit 5 mm starkem Bleiblech überzogen. Auf dem Rande der Abdampfkästen ruht ein überbleites Gevierte b (Fig. 3), welches den das Dach von 2 mm starkem Hartbleiblech tragenden Hartbleibügeln c als Stütze dient. Die Bügel sind in einem Abstand von 50 cm von einander angeordnet und bestehen aus Hartblei mit 6 Proc. Antimongehalt. Sie sind 5 cm breit und 3 cm stark und an ihrem Scheitelpunkte durch Hartbleistäbchen a verbunden. Textabbildung Bd. 290, S. 67Fig. 3.Schwefelsäureconcentrationsvorrichtung. In jeder der sechs Abtheilungen des Abdampfapparates liegt die doppelte, 56 m lange Dampfschlange aus Weichbleirohr von 28 mm lichter Weite und 7 mm Wandstärke, welche in der Höhe des Säurespiegels durch Schutzhülsen aa1 (Fig. 4) verwahrt ist. Die Dampfschlangen sind auf Rohrstücke aufgelagert, welche lose auf dem Boden des Abdampfkastens liegen. Die Berührung der Dampfrohre unter einander verhindern eingesetzte Bleistreifen von 25 mm Höhe, 16 mm Breite und 20 mm Länge, welche bei a (Fig. 5) mit dem betreffenden Dampfrohr verlöthet sind. Die Dampfapparate sind an den Stirnseiten durch hölzerne, überbleite Läden verschlossen und die einzelnen Abtheilungen durch Ueberfälle a, b, c, d, e (Fig. 2) mit einander verbunden, so dass die bei A zulaufende Kammersäure, nachdem sie alle sechs Abtheilungen durchströmt hat, den Apparat B als 60° B. starke Schwefelsäure wieder verlässt. Man verwendet jetzt einen Dampfdruck von 2,5 at, da dieser fast ebenso günstig wirkt, als solcher von 3 at, und dabei die Bohre mehr schont. (Nach Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich Sachsen durch Zeitschrift für angewandte Chemie, 1893 S. 91.) Textabbildung Bd. 290, S. 68 Fig. 4.Schwefelsäureconcentrationsvorrichtung. Kühlhaube für Abdampfschalen. Die chemische Fabrik Rhenania hat ein Patent auf eine Kühlhaube für Abdampfschalen genommen. Wie aus nebenstehender Fig. 6 ersichtlich, wird dieselbe aus einzelnen, schraubenförmig gewundenen und auf einander gelötheten Röhren gebildet und dient zur Abkühlung der beim Eindampfen von Schwefelsäure in Platinapparaten sich entwickelnden Dämpfe und Flüssigkeiten. Das Kühlwasser tritt bei a ein und bei z aus. (D. R. P. Nr. 64572.) Schwefel und Schwefelkies als Rohmaterial für Schwefelsäure in Amerika. Nach einem Vortrage von K. F. Stahl wurde bis etwa zum Jahre 1880 in Amerika Schwefelsäure ausschliesslich aus sicilianischem Schwefel fabricirt, da der frühere hohe Preis der Säure dort keinen Anlass zur Aufsuchung eines billigeren Rohmaterials gab. Die Frage, ob heutzutage in Amerika die Fabrikation aus Schwefel oder aus Kiesen vortheilhafter ist, glaubt Verfasser noch unentschieden lassen zu müssen. Die Kiesöfenfrage hält Verfasser noch nicht glücklich gelöst, obgleich der runde mechanische Ofen für Feinkies von A. C. Johnson in Baltimore bei aufmerksamer Wartung zufriedenstellend arbeiten soll. Für den Werth der Schwefelsäure kommt dann auch die mehr oder minder grosse Verunreinigung mit Arsen in Betracht. Die Kiese von Massachusetts und Virginia enthalten davon nur sehr wenig, so dass die daraus hergestellte Säure etwa 0,002 Proc. enthält. Nach einer Berechnung des Verfassers kommt 1 t Kammersäure aus Schwefel auf 6,22 Doll., aus Kiesen auf 6,25 Doll. in Amerika zu stehen. (Nach Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 178.) Textabbildung Bd. 290, S. 68 Fig. 5.Schwefelsäureconcentrationsvorrichtung. Einwirkung von reiner und nitroser Schwefelsäure und Salpetersäure auf verschiedene Bleisorten. Zur Entscheidung der Frage, welche chemische Beschaffenheit das Blei zur Verwendung in der Schwefel- und Salpetersäurefabrikation besitzen muss, um der Einwirkung der Schwefel- und Salpetersäure möglichst lange zu widerstehen, untersuchten G. Lunge und Ernst Schmidt die Einwirkung der genannten Säuren auf die verschiedenen Bleisorten. Ihre sorgfältigen und eingehenden zahlreichen Untersuchungen legen die Verfasser in einer umfangreichen Abhandlung nieder. Bezüglich des Ganges und der Art der Untersuchungen sei auf das Original verwiesen. Das Hauptergebniss fassen die Verfasser in folgenden Sätzen zusammen: 1) Für weitaus die meisten Fälle ist in der Schwefelsäurefabrikation das reinste Weichblei das tauglichste Material zur Construction von Apparaten, in erster Linie für Kammern, Reservoire, Thürme u. dgl., aber auch für Concentrationspfannen, jedenfalls wenn diese so angelegt sind, dass das Feuer nicht zuerst die stärksten Pfannen trifft, also die Temperatur nie, auch nur zeitweise, auf 200° oder gar darüber steigen kann. Das reinste Weichblei wird von verdünnter und concentrirter, von reiner und nitroser Säure weniger als alle anderen Bleisorten angegriffen, wenigstens bei Temperaturen oberhalb der gewöhnlichen bis zu 200°. Textabbildung Bd. 290, S. 68Fig. 6.Kühlhaube der Rhenania. 2) Ein Zusatz von ganz wenig Antimon (0,2 Proc.) ist nicht oder nicht erheblich schädlich; in der Kälte verhielt sich solches Blei sogar in manchen Fällen eher etwas widerstandsfähiger als das antimonfreie, allerdings nur in unbedeutendem Grade. Wo es darauf ankommt, dem Blei etwas mehr Härte oder Zugfestigkeit zu geben, wird man demnach einen solchen geringen Zusatz von Antimon geben können, aber nur dann, wenn das Blei nur mit kalter Säure in Berührung kommen soll. Bei höherem Gehalte an Antimon wird das Blei viel stärker als Weichblei angegriffen und der Unterschied steigert sich enorm mit Erhöhung der Temperatur. Für der Erhitzung über gewöhnliche Temperatur ausgesetzte Apparate ist also antimonhaltiges Blei durchaus zu verwerfen. Zwar erhöht ein Gehalt von 1 Proc. Antimon die Temperatur, bei der das Blei sich stürmisch in Sulfit verwandelt, um etwa 20°; da aber diese stürmische Reaction nur bei einem ausnahmsweise hohen Gehalte an Wismuth bei Temperaturen vorzukommen scheint, wie sie im Maximum in den heissesten Concentrationspfannen auftreten, und da das Kupfer eine viel bessere Schutz Wirkung auch für diesen Fall ausübt, während der Antimongehalt bei der normalen Temperatur der Pfannen eine weitaus schnellere Abnutzung des Bleies hervorruft, so muss man von der Benutzung antimonhaltigen Bleies gerade auch für Concentrationspfannen durchaus abrathen. Antimonhaltiges Blei ist nur für den Fall direct zu empfehlen, wo kalte Säure in hermetisch geschlossenen Behältern aufbewahrt werden soll, wo also die Unterdrückung der bei Weichblei zu starken Gasentwickelung in Betracht kommt. 3) Kupfer lässt sich mit dem Blei nicht in grösseren Mengen homogen legiren; für die Praxis dürfte 0,2 Proc. das Maximum des Erreichbaren sein. Ein Kupfergehalt von erheblich unter 0,1 Proc. hat wenig nützlichen oder schädlichen Einfluss auf die Haltbarkeit des Bleies gegen Schwefelsäure in der Kälte; ebenso ein Gehalt bis zu 0,2 Proc. in der Wärme bis 100°. Bei 200° wird ein 0,1 bis 0,2 Proc. Kupfer enthaltendes Blei im Durchschnitt etwas weniger als reines Weichblei angegriffen; doch sind die Unterschiede stets gering, und gegenüber einer nitrosen Schwefelsäure meist verschwindend oder nach der entgegengesetzten Richtung gehend; es hat daher selbst für Säureconcentrationspfannen unter gewöhnlichen Umständen keinen Zweck, dem Blei einen Kupfergehalt zu geben. Hiervon gibt es jedoch eine Ausnahme, nämlich wenn das Blei (vermuthlich durch einen Wismuthgehalt) die Eigenschaft der plötzlichen Zerstörung durch Schwefelsäure weit unter der dafür normalen Temperatur (260°) erhalten hat; dann vermag ein Zusatz von 0,1 bis 0,2 Proc. Kupfer ihm diese schädliche Eigenschaft zu benehmen. Wenn man also für die heissesten Pfannen ganz sicher gehen will, so mag man ihnen jenen Kupfergehalt geben. Oberhalb 200° wirkt ein solcher Kupfergehalt ganz entschieden stark schützend auf die Abnutzung des Bleies ein, was für die freilich selten vorkommenden Fälle, wo Blei in Berührung mit Schwefelsäure auf solche Temperaturen erhitzt werden soll, berücksichtigt werden muss. 4) Der Gehalt des Bleies an Sauerstoff (Oxyden) ist stets sehr unbedeutend und steht in keiner Beziehung zu seiner Angreifbarkeit durch Schwefelsäure. 5) Die bei der längeren Berührung mit Schwefelsäure beobachtete Gasentwickelung steht nicht im mindesten Verhältniss zu der wirklichen Abnutzung verschiedener Bleisorten; sie ist beim Weichblei am grössten, bei dem weit mehr angegriffenen Hartblei am geringsten. 6) Der Angriff der Schwefelsäure auf Blei steigt mit der Concentration, langsam bis zu derjenigen von gewöhnlicher „englischer“ Schwefelsäure (etwa 96 procentige H2SO4), dann aber äusserst rapid. Schon eine Säure von etwa 99 procentiger H2SO4 (technisches „Monohydrat) darf durchaus nicht in Bleigefässen behandelt werden, noch weniger rauchende Säuren. 7) Salpetersäure von 1,37 bis 1,42 spec. Gew. greift das Blei in der Kälte nur wenig an, stärkere Säure etwas mehr, doch kaum mehr als 96 procentige Schwefelsäure; Gemische von starker Schwefelsäure und starker Salpetersäure haben äusserst wenig Einwirkung auf Blei. 8) Nitrose Schwefelsäure greift im concentrirten Zustande alle Bleisorten und bei allen Temperaturen stärker als reine Schwefelsäure an. Bei verdünnterer Säure (1,72 bis 1,76) ist der Angriff etwas schwächer als bei reiner Säure, in Folge des Entstehens einer dichten Schicht von Bleisulfat. Bei noch verdünnteren Säuren, wo sich aus der Nitrosylschwefelsäure freie salpetrige Säure und Salpetersäure bildet, ist der Angriff wieder stärker. Vergleicht man die nitrosen Säuren unter einander, so findet man, dass sie das Blei bei 65 bis 70° am wenigsten angreifen, wenn ihre Concentration zwischen 1,60 und 1,50 spec. Gew. liegt, also in den Grenzen, die bei richtigem Kamin erbe triebe ohnehin bei der „Kammersäure“ eingehalten werden; sowohl bei concentrirteren, wie auch bei verdünnteren Säuren leidet das Blei mehr, im letzteren Falle proportional mit der vorhandenen (oder sich bildenden) Salpetersäure. (Nach Zeitschrift für angewandte Chemie, 1892 S. 642 und 664.) Herstellung von gefälltem schwefelsaurem Kalk aus den Ablaugen der Ammoniaksodafabrikation. Die Ablaugen der Ammoniaksodafabrikation verwendet H. Schreib zur Herstellung von gefälltem Gyps (Annaline, Pearl hardening). Die dazu nöthige Einrichtung ist, wie aus beistehender schematischen Skizze hervorgeht, sehr einfach (Fig. 7). A ist ein mit Blei ausgeschlagener Holzkasten, welcher die zum Ausfällen benutzte Lösung – Schwefelsäure oder saures Natriumsulfat – aufnimmt. Im Holzbottich B wird die Fällung vorgenommen. Man füllt den Bottich bis zu einer bestimmten Höhe mit der Chlorcalcium enthaltenden Ablauge und lässt dann unter Umrühren aus A ein abgemessenes Quantum der Lösung zufliessen. Wenn sich der entstandene Niederschlag genügend abgesetzt hat, zieht man die darüber stehende klare Lösung ab; dies kann stets nach 2 bis 3 Stunden geschehen. Textabbildung Bd. 290, S. 69 Schreib's Ablaugeapparat. Zum Abziehen von Lösungen, die über einem Niederschlage stehen, wird in der chemischen Technik vielfach ein sogen. Ellbogenrohr angewendet. Da der sauren Lösung wegen ein derartiges Rohr hier nicht in Anwendung kommen konnte, so ersetzte Verfasser das Rohr durch einen Spiralschlauch aus Gummi, wie dies auch in der Zeichnung ersichtlich ist. Die Oeffnung des Schlauches S lässt sich mittels einer damit verbundenen Holzstange in jeder Höhe des Bottichs B feststellen, wodurch die Trennung von Niederschlag und Flüssigkeit leicht und vollständig ermöglicht wird. Zu dem im Fällbottich B verbleibenden Niederschlage lässt man wieder Chlorcalciumlauge laufen und fällt zum zweiten Male; dies Verfahren wiederholt man noch zum dritten bezieh. vierten Male. Die vereinigten Niederschläge werden durch mehrmaliges Aufrühren mit Wasser ausgewaschen und gelangen dann durch Ziehen des Stöpsels t mittels Rinne r auf das Filter F, um möglichst vom Wasser befreit zu werden. Da Nutschfilter sich nicht bewährten, geschieht dies durch freiwilliges Abtropfen, nur muss dasselbe unterstützt werden durch wiederholtes Schlagen der festen Masse mit flachen Holzschaufeln. Man erhält so ein Annaline mit nicht mehr Feuchtigkeitsgehalt als beim Centrifugiren; derselbe beträgt etwa 25 Proc. Der krystallinische Zustand des gefällten Gypses ist je nach Art der Fällung und der Concentration der Lösungen ein verschiedener; doch kann hierauf bei der Herstellung wegen des Kostenpunktes keine Rücksicht genommen werden. Da sich ein Eindampfen der Abfallaugen nicht lohnen würde, muss man dieselben anwenden, wie sie sind. (Nach Chemiker-Zeitung, 1892 Bd. 16 S. 1836.) Chlorgewinnung mittels des Deacon-Processes. Ueber die Ausbeuten an Chlor im Deacon-Process macht J. Kolb einige Angaben. Während man beim Weldon-Process ⅓ der Salzsäure als freies Chlor erhält, gewinnt man beim Deacon-Process etwa ⅔ und das letzte Drittel in Form von Salzsäure, welche von Neuem in den Zersetzungsapparat zurückgeführt werden kann. Das Vermögen, das Gemisch von Salzsäure und Luft bei Rothglut in Chlor und Wasser zu verwandeln, kommt nicht dem von Deacon angewandten CuCl2 specifisch zu – es genügt die Anwesenheit irgend welcher poröser Körper –, aber die Reaction geht bei Gegenwart von CuCl2 schon bei möglichst niedriger Temperatur (450°) vor sich. Die bei der Zersetzung des NaCl durch Schwefelsäure entweichende („Pfannen“) Säure kommt ungefähr mit 3 Tb. Luft gemischt im „Deacon“ an und tritt mit 8 Proc. 01, 9 Proc. HCl und 8 Proc. H2O aus. Die bei der Calcination des Sulfats entweichenden, HCl-ärmeren Gase geben nach Passiren des Deacon etwa 52 Proc. des HCl als Cl. Diese Calcinationsgase ruiniren den Deacon rasch, indem ihr Gehalt an SO2 und H2SO4 durch Bildung von Sulfaten Veranlassung zu Verstopfung der Poren des mit CuCl2 imprägnirten Materials gibt. Man begegnet diesem Uebelstand durch Vorschaltung von Kammern mit erhitzten Kochsalzziegeln, welche, wie im Hargreaves-Process, Bildung von Sulfat unter Freiwerden von HCl veranlassen. Die Einrichtung kommt nach Verfasser bei dem Deacon-Process nicht theurer, wie beim Weldon-Process, dabei erfordert der Apparat weniger Unterhaltungskosten und Feuerung. (Nach Bull. Soc. ind. Nord de la France, 1891 S. 461, durch Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 178.) Kupfersteinbessemern auf der Kupferhütte zu Bogoslowsk im Ural. Nach Auerbach wird auf der Kupferhütte zu Bogoslowsk im Ural der Rohstein mit 20 Proc. Kupfer im Bessemerapparat in zwei Touren verarbeitet; zuerst auf Weisstein mit 64 Proc. Kupfer und dann auf Schwarzkupfer mit 96 Proc. Kupfer. In einer Tour zu arbeiten ist unvortheilhaft, weil gegen das Ende der Operation eine zu starke Temperaturerniedrigung eintritt, da nicht mehr durch Oxydation von Schwefel und Eisen Wärme erzeugt wird. Ausserdem erleidet man beträchtliche Kupferverluste und erhält ein schwammiges, schlecht zu raffinirendes Schwarzkupfer. Bei dem Arbeiten in zwei Touren trennt man die zuerst fallenden armen Schlacken von den reichen des zweiten Processes. Die erste Operation, welche glatt von statten geht, ist beendet, wenn die aus dem Birnenhals tretende Flamme klein und grün geworden ist, was nach etwa 25 bis 30 Minuten der Fall ist. Der zweite Process, die Erzeugung des Schwarzkupfers aus Weisstein, ist etwas schwieriger. Es muss nämlich von Zeit zu Zeit Kohle in die Birne geworfen werden, um das Erstarren des Steins zu verhindern, weil der verbrennende Schwefel nur wenig Wärme liefert. – Die Schlacke enthält 5 bis 6 Proc. Kupfer. Zur Auskleidung der Birne genügt gewöhnlicher Thon; derselbe wird nicht stärker angegriffen als feuerfester. Die Chargen werden so bemessen, dass die Trennung von Stein oder Kupfer von der Schlacke etwas oberhalb der zur Windführung dienenden Düsen stattfindet. Die Düsen haben eine Neigung von 45°. (Nach Berg- und Hüttenmännische Zeitung, Bd. 51 S. 462, durch Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 284.) Verarbeitung von Kobalterzen. In den chemischen Fabriken von Malétra zu Rouen wird ein tasmanisches Kobalterz verarbeitet, welches wesentlich aus Asbolan besteht. Nach Herrenschmidt setzt sich das Erz zusammen aus: Kobaltoxyd   3 Proc. Manganoxyd 18 Nickeloxyd   1,25 Kieselsäure   8 Eisenoxyd 30 Thonerde   5 Kalk   1 Magnesia   1 Glühverlust 32,75 Kobalt, Nickel und Mangan werden als Sulfate durch Behandlung mit Eisenvitriol ausgezogen, während Eisen als Oxyd ausfällt, das durch Glühen in Colcothar umgewandelt wird. Durch Natriumsulfid (erhalten aus Sodarückständen und Natriumsulfat) werden Kobalt und Nickel vollständig, Mangan theilweise als Sulfide gefällt. Der Niederschlag gibt bei Behandlung mit Eisenchloridlösung das Mangan ab, und es bleibt ziemlich reines Kobalt- und Nickelsulfid, die zur Ueberführung in Sulfate vorsichtig geröstet werden. Man führt die Sulfate durch Behandlung mit Calciumchlorid in Chlorüre über, presst den Gyps ab und trennt die Lösung der Chlorüre in zwei Theile. Aus dem einen Theil fällt man durch Kalk die Oxyde, vertheilt dieselben in Wasser und führt sie durch Einleiten von Chlor in Chlorüre über. Wenn man die Oxyde in den Rest der Lösung der Chlorüre einträgt, verdrängt das Nickeloxyd das Kobalt aus der Lösung, indem es als Chlorür gelöst wird, und das Kobalt als Oxyd ausfällt. Man behandelt die Oxyde so lange mit neuen Mengen Chlorürlösung, bis alles Nickeloxyd in Lösung gegangen ist, und erhält so reines Kobaltoxyd und eine Lösung von Nickelchlorür, aus der das Oxydul durch Kalk gefällt wird. Die bei dem Process erhaltene Lösung von Manganchlorür wird durch Kalk gefällt und der Niederschlag dem Weldon-Schlamm zugefügt, der in der Fabrik, die hauptsächlich Leblanc-Soda fabricirt, verwendet wird. (Nach Berg- und Hüttenmännische Zeitung, Bd. 51 S. 464, durch Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 284.) Darstellung von Alkalinitriten unter Gewinnung von Bleiweiss als Nebenproduct. Alkalinitrite, gleichzeitig mit Bleiweiss als Nebenproduct, stellt H. N. Warren in der Weise dar, dass er Chilesalpeter innig mit gemahlenem Bleiglanz gemischt in einer geräumigen Retorte aus Blei mit Wasser und Schwefelsäure versetzt. Unter Bildung von Bleisulfat, das in der Retorte zurückbleibt, entweichen nitrose Gase, welche mittels eines in die Retorte eingeführten Luftstromes in eine Lösung von Natriumcarbonat geleitet werden. Die Kohlensäure entweicht und das Natriumnitrit krystallisirt aus der Lösung aus. Das Bleisulfat wird durch Kochen mit Natriumcarbonat und Aetznatron in Bleiweiss übergeführt. Hierbei bringt Verfasser einige Kunstgriffe, die er natürlich nicht mittheilt, in Anwendung, wodurch er ein Bleiweiss erzielt haben will, das den nach den anderen Verfahren dargestellten besten Sorten an Deckkraft nichts nachgeben soll. (Nach Chem. Trade Journ., 1892 Bd. 11 S. 227, durch Chemiker-Zeitung, Repertorium 1891 Bd. 16 S. 317.) Eine neue Saline in Italien. An der Südseite des Monte Epomeo auf Ischia breitet sich eine flache Sandküste auf etwa 2 km Länge aus, welche eine ungewöhnlich hohe Bodentemperatur besitzt. An der Oberfläche beträgt die Temperatur 50 bis 56°, in der Tiefe von 1 m schon constant 105°. Die Fläche liegt nur wenig über dem Meeresspiegel. Ein italienisches Consortium hat nun neuerdings wieder, nachdem schon am 1. Juni 1879 eine Concession ertheilt worden war, die wegen Nichtinangriffnahme der Arbeiten erlosch, bei der Regierung um eine Concession für die Ausnutzung dieser natürlichen Wärme zwecks Salzgewinnung nachgesucht. Das Consortium beabsichtigt auf der heissen Fläche durch Erdarbeit und Ausmauerung grosse Behälter von 1 m Tiefe herzustellen, deren Oberfläche mit dem Meeresspiegel gleich liegt. Das Meerwasser soll in diese Behälter durch Kanäle eingelassen werden. Nach Absperrung der Zuflüsse wird sich das Wasser bald erhitzen und innerhalb 3 Tagen völlig zur Trockne eindampfen. 1 cbm Meerwasser enthält dort 27,22 k Chlornatrium und 14,41 k Mutterlaugensalze. Auch wenn Störungen im Betriebe vorkommen, können jährlich doch mindestens 45 Operationen vorgenommen werden. Je 1 qm würde dann jährlich 1224 k Kochsalz- und 648 k Mutterlaugensalz liefern. Da sich leicht 100000 qm Becken anlegen liessen, so entspricht das einer Jahresproduction von 122000 t Kochsalz und 40000 t Mutterlaugensalz. (Nach Berg- und Hüttenmännische Zeitung, 1892 Bd. 51 S. 347, durch Chemiker-Zeitung, Repertorium, 1892 Bd. 16 S. 341.) Verfahren der gleichzeitigen Fabrikation von Aetzbaryt und Alkalichromaten. Der kohlensaure Baryt verliert seine Kohlensäure erst bei etwa 1200°, indem er bei dieser Temperatur gleichzeitig zu schmelzen beginnt, was das Entweichen der Kohlensäure verlangsamt. Dieser Uebelstand soll nach P. Kestner vermieden werden durch einen Zusatz von Chromeisenstein. Bei Gegenwart des letzteren soll das Brennen des kohlensauren Baryts in 1 ½ Stunden beendet sein. Die Masse wird schwarzgrün und bleibt porös. Durch heisses Wasser wird der Baryt ausgezogen, während gleichzeitig eine Trennung des Eisenoxydes vom Chromoxyd stattfindet, welche bei dem gewöhnlichen Verfahren bei Zusatz von Kreide und Soda nur schwer vor sich geht und dazu bei einer Temperatur, bei welcher das chromsaure Alkali sich schon leicht wieder zersetzt. Bei dem neuen Verfahren bildet sich kein Chromat, aber der nach Auskochen mit Wasser vom Baryt befreite Rückstand kann auf gewöhnliche Weise durch Schmelzen mit Soda in Chromat übergeführt werden. (Nach Bull. Soc. ind. Nord de la France, 1892 S. 29, durch Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 181.)