Titel: Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
Autor: Morgen
Fundstelle: Band 291, Jahrgang 1894, S. 296
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Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. (Patentklasse 6. Schluss des Berichtes S. 282 d. Bd.) Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. Ueber die Zusammensetzung des Stärkezuckers macht Saare in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 Ergänzungsheft S. 14, Mittheilungen. Die frühere Annahme, dass der Stärkezucker nur aus Dextrose und Dextrin bestehe, ist unhaltbar geworden durch die Untersuchung von Schmidt und Cobenzl, welche in den unvergährbaren Bestandtheilen des Stärkezuckers das Gallisin auffanden, sowie durch die Untersuchung von Scheibler und Mittelmeier, welche feststellten, dass das Gallisin kein einheitlicher Körper ist. Danach muss man jetzt annehmen, dass der Stärkezucker besteht aus Dextrose, Isomaltose, Dextrin und vielleicht auch Maltose. Das Mengenverhältniss dieser Körper hat sich aber bis jetzt noch nicht mit Sicherheit feststellen lassen, doch glaubt Saare, dass es möglich sein wird, durch das verschiedene Verhalten der einzelnen Zuckerarten gegen verschiedene Hefearten, bezüglich ihrer Vergährbarkeit, hierüber Aufschluss zu erhalten. Ueber die Auflösung der Stärke in den Pflanzen veröffentlicht A. Prunet Versuche in den Comptes rendus, Bd. 115 S. 751. Man nahm bisher allgemein an, dass die Umwandelung von Stärke in lösliche Producte unter dem Einflüsse des diastatischen Ferments erfolge und dass zwischen der Production an Diastase und der Lösung von Stärke eine bestimmte Beziehung bestehe. Dieser Auffassung des Vorganges ist neuerdings von Wortmann widersprochen worden, der die Ansicht vertritt, dass die Lösung von Stärke, auch ohne Dazwischenkunft der Diastase, durch directe Einwirkung des Protoplasmas erfolgen könne. Die Versuche des Verfassers führten jedoch zu Resultaten, welche mit den Ansichten Wortmann's im Widerspruch stehen. (Nach Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 53.) Zum Studium der Diastase veröffentlicht J. Vuilsteke in dem Bulletin de l'Academie royale de Belgique, 3. Ser. T. XXIV Nr. 12 S. 577 bis 591, eine längere Arbeit, die den Zweck hat, über die Einwirkung der Bierhefe auf verschiedene Stärkearten in verschiedenem Zustande bei Gegenwart von Diastase Aufschluss zu geben. Die Ergebnisse der Untersuchung fasst der Verfasser wie folgt zusammen: 1) Wenn bei Temperaturen von 20 bis 30° Hefe bei Gegenwart von Diastase auf die unvorbereitete Stärke der Getreidearten einwirkt, so wird die Stärke in Kohlensäure und Alkohol übergeführt. Dagegen wurde die Kartoffelstärke fast gar nicht angegriffen, und dieselbe bewahrte diese Widerstandsfähigkeit auch noch, wenn sie durch Salzsäure in lösliche Stärke übergeführt wurde. Dies steht mit der Thatsache im Einklang, dass die Kartoffelstärke gegen Diastase allein viel widerstandsfähiger als die Stärke der Getreidearten ist. 2) Der Angriff der Getreidestärke durch die Hefe bei Gegenwart von Diastase ist langsam, allmählich und proportional der Dauer der Einwirkung. 3) Wenn die Stärkezersetzung aufhört, so geschieht dies in Folge der Zerstörung der Diastase, welche durch secundäre Gährungen verursacht wird. Alle Umstände, die eine Conservirung der Diastase im Gefolge haben, wirken daher auf eine lebhafte Zersetzung der Stärke hin, so z.B. die Anwendung grösserer Diastasemengen. 4) Die vorherige Verkleisterung der Stärke macht diese dem Angriffe der Hefe bei Gegenwart von Malzauszug zugänglicher; auch die Kartoffelstärke, die im unverkleisterten Zustande nicht angegriffen wird, wird alsdann der Hefe zugänglich. Diese Unterschiede treten jedoch nur beim Arbeiten mit Rohfrucht oder Rohfruchtstärke auf; werden die Stärkekörner vorher jedoch auf irgend eine Weise frei gemacht, so verwischen sich diese Unterschiede wieder. Jedoch auch wenn keine Unterschiede bezüglich der Menge der entwickelten Kohlensäure zu verzeichnen sind, so machen sich solche doch bezüglich der Schnelligkeit, mit der die Kohlensäureentwickelung von statten geht, geltend. 5) Wenn die Getreidearten durch vorheriges Erhitzen vorbereitet wurden, so wächst die Schnelligkeit und Intensität der Stärkezersetzung mit der Menge der angewandten Diastase. 6) Die Schwächung der Diastase durch Erhitzung des Malzauszuges auf annähernd 65° macht sich in einer geringeren Kohlensäureentwickelung und Alkoholbildung geltend. 7) Die Verminderung des diastatischen Vermögens durch Erhitzen auf höhere Temperaturen tritt hauptsächlich beim Arbeiten mit Diastaselösungen ein. Die Diastase geht nicht sofort in ihrer ganzen Menge in Lösung, sondern nur allmählich. Hieraus schliesst der Verfasser, dass bei nicht allzu langer Wirkung der schädigende Einfluss höherer Temperaturen auf das Malz sich nicht bemerkbar macht, und theilt zum Beweise hierfür einige Versuche mit. 8) Trockenes Malz kann höheren Temperaturen unterworfen werden, ohne eine bemerkbare Schädigung zu erleiden. (Nach Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 62.) Chemische Bedingung der Diastasewirkung; von E. Effront. Körper, die nach dem Verfasser die Eigenschaft haben, die Wirkung der Diastase zu begünstigen, sind: Aluminiumsalze, Phosphate, Asparagin und gewisse Albumine, wie sich aus folgenden Zahlen ergibt: 1 cc Malzauszug gab mit 200 cc Stärkekleister 8,63 Th. Maltose auf 100 Th. Stärke; dagegen wurden erhalten Theile Maltose mit: 0,70 Ammoniumphosphat 51,63 0,50 Calciumphosphat 46,12 0,25 Ammoniakalaun 56,30 0,25 Kalialaun 54,32 0,25 Aluminiumoxalat 62,40 0,02 Asparagin 37,00 0,05 Asparagin 61,20 Dieselben Substanzen, welche die Entwickelung der organisirten Fermente begünstigen, üben die gleiche Wirkung auch auf die löslichen Fermente aus. (Wochenschrift für Brauerei, Bd. 8 S. 199, nach Comptes rendus, Bd. 115 S. 1324.) Den quantitativen Verlauf der Gährung des Mannits und der Dextrose durch den Bacillus aethaceticus bestimmte P. Frankland im Anschluss an seine früheren Versuche und gibt für die Gährung folgende Gleichungen: Mannit: 3 C6H14O6 + H2O = C2H4O2 + 5 C2H6O + 5 CH2O2 + CO2. Dextrose: 5 C6H12O6 + 4 H2O = 4 C2H4O2 + 6 C2H6O + 8 CH2O2 + 2 CO2. In beiden Fällen war noch eine geringe Menge einer festen, in Aether unlöslichen Säure entstanden. Der Verfasser glaubt, dass auch andere Bakterienarten dieselbe Gährung herbeiführen können. (Zeitschrift für Bakterien- und Parasitenkunde, Bd. 12 S. 436, nach Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 47.) Ueber einen Bacillus, welcher Ameisensäure und Formaldehyd assimiliren kann, macht O. Loew Mittheilungen in der Zeitschrift für Bakterien- und Parasitenkunde, Bd. 12 S. 462. Die Einwirkung einiger Enzyme auf Milchzucker studirte H. Droop Richmond und fand, dass weder Lab bei 40°, noch Pepsin in salzsaurer Lösung bei 40°, noch Trypsin bei 55° in einer Natriumbicarbonat enthaltenden Lösung den Milchzucker irgendwie verändern. (Nach Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 101.) Ueber die hydrolytische Wirkung der Hefe macht James O'Sullivan im Anschluss an seine früheren Untersuchungen (vgl. 1893 288 234) weitere Mittheilungen im Journ. Chem. Soc. London, Bd. 61 S. 926, über welche wir hier dem Chemischen Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 102, das Folgende entnehmen: Bei gewöhnlicher Temperatur verläuft die hydrolytische Wirkung der Hefe auf Rohrzucker in derselben Weise, wie eine einfache chemische Reaction und wird durch die Gegenwart von Luft oder Kohlensäure nicht beeinflusst. Eine Zeitcurve, die den Verlauf der Inversion darstellt, entspricht derjenigen, die die Inversion durch Invertase unter den günstigsten Bedingungen ausdrückt. Die Curve ist also eine andere, als diejenige, welche den Verlauf der alkoholischen Gährung darstellt, da diese eine gerade Linie ist. Jeder Umstand, der die natürliche Acidität der Hefe vermindert oder vermehrt, hemmt ihre hydrolytische Wirkung. Fügt man eine gewisse Menge Kalilauge, welche die invertirende Wirkung der Hefe auf 3 bis 6 Stunden aufhebt, hinzu, so wird dieselbe in etwa 24 Stunden durch die Production der Hefethätigkeit neutralisirt, und es tritt unter erneuter Inversion wieder saure Reaction ein. Sowohl aus Versuchen darüber, wie bei geplatzten Hefezellen die Inversion verläuft, als aus dem Gange der Zeitcurve folgt, dass die gesammte, in der Hefe enthaltene Invertase sofort bei Berührung der Hefe mit der Zuckerlösung in Wirksamkeit tritt und während des ganzen Verlaufes der Inversion in Thätigkeit bleibt. Die Fähigkeit der Hefe, die alkoholische Gährung hervorzurufen, wird nicht dadurch beeinflusst, dass sie vorher Rohrzucker invertirt hat. In einer anderen Arbeit untersuchte der Verfasser das Verhältnisse in welchem die Hydrolyse und die Gährung des Rohrzuckers zu einander stehen, und fand, dass mit Hefemengen, die zwischen 0,4 bis 8,0 Proc. des Rohrzuckers schwankten, auf 100 Th. invertirten Zuckers 0 bis 3,7 Th. vergohrenen Rohrzuckers kommen. Augenscheinlich ist Dextrose der erste Zucker, welcher vergährt, während Lävulose etwas später die Gährung beginnt. Die Annahme, dass Dextrose vergohren wird, ehe Lävulose angegriffen wird, ist jedoch irrthümlich, denn wenn sich auch anfangs in der gährenden Flüssigkeit mehr Lävulose als Dextrose findet, weil eben letztere schnell vergohren wird, so ändert sich doch später das Verhältniss zu Ungunsten der Lävulose. (Nach Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 540.) Die von Martinand beobachtete schädliche Wirkung des Lichtes auf Saccharomyces ellipsoideus fand Giulio Tolomei bei seinen Versuchen bestätigt, und zwar beruht dieselbe auf den chemischen Strahlen. (Nach Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 102.) Ueber die Entwickelung von Bakterien bei niederen Temperaturen theilt J. Forster im Centralblatt für Bakteriologie, 1892 Bd. 12 S. 431, Beobachtungen mit, welche zeigen, dass verschiedene Bakterien noch bei 0° wachsen können, jedoch nur, wenn genügend Wasser zugegen ist. Bei einiger Trockenheit dagegen findet bei 0° keine Entwickelung mehr statt. Daher ist kalte und trockene Luft zum Conserviren, z.B. von Nahrungsmitteln, am geeignetsten, während die Temperatur des schmelzenden Eises nicht ausreichend dazu ist, sondern bei Gegenwart von Wasser niedrigere Temperaturen in Anwendung kommen müssen. Ueber die Präexistenz des Klebers im Getreide hat Balland Versuche ausgeführt. Weyl und Bischof haben die Hypothese aufgestellt, dass der Kleber nicht im Getreide präexistirt, sondern unter der gleichzeitigen Wirkung von Wasser und einem Ferment entsteht. Alles was die Fermentation hindert, soll auch der Bildung des Klebers hinderlich sein, so z.B. langes Erhitzen auf höhere Temperaturen. Auch nach Beobachtungen Kjeldahl's schien diese Annahme sehr wahrscheinlich. Der Verfasser kommt jedoch bei seinen Versuchen zu dem Schlusse, dass der Kleber im Getreide präexistirt. Versuche über die Constitution des Leucins führten E. Schulze und A. Likiernik zu dem Resultate, dass dem aus Conglutin dargestellten Leucin die Constitution einer α-Amidoisobutylessigsäure zukommt und dass sehr wahrscheinlich ausser diesem Leucin ein anderes nicht existirt, während A. Kwisda zu dem Schlusse kommt, dass es noch ein anderes Leucin gibt, welches sich von der normalen Capronsäure ableitet. (Zeitschrift für physiologische Chemie, 1892 Bd. 17 S. 513.) Ueber die Zusammensetzung des krystallinischen Eieralbumins berichtet Franz Hoffmeister in der Zeitschrift für physiologische Chemie, 1892 S. 185. Der Verfasser zeigt, dass die erhaltenen Eiweisskrystalle keine irgend erheblichen Salzmengen enthalten können. Ein aus Pseudomorphosen der Eiweisskrystalle bestehender Körper, welcher keine bestimmbaren Aschemengen enthielt, besass, bei 110° getrocknet, im Mittel mehrerer Analysen, folgende Zusammensetzung, welcher zum Vergleich die Analyse eines von Hammarsten hergestellten Albumins daneben gestellt wird: Hammarsten Hoffmeister (bei 110°) Kohlenstoff 52,25 Proc. 53,28 Proc. Wasserstoff 6,90 7,26    „ Stickstoff 15,25 15,00    „ Schwefel 1,93 1,09    „ Die Zahlen zeigen, dass die Substanz von Hammarsten weniger Kohlenstoff und mehr Schwefel enthielt. Es scheint demnach beim Reinigen des Eiweiss durch Umkrystallisiren eine relativ kohlenstoffärmere, aber sehr schwefelreiche Substanz entfernt worden zu sein. Untersuchungen über den Kefir theilt W. Beyerinck in der Vierteljahrsschrift über Fortschritte in der Chemie der Nahrungsmittel, Bd. 7 S. 300, mit. Die Kefirkörner enthalten ein Milchsäureferment (Bacillus caucasicus) und eine Hefe, welche der Verfasser Saccharomyces-Kefir nennt. Der Bacillus bildet bei weitem die Hauptmasse, während die Hefe sich fast ausschliesslich an der oberen Fläche der untersuchten Körner befand. Der Saccharomyces-Kefir zersetzt Milchzucker in Kohlensäure und Alkohol, und diese Fähigkeit wird durch ein Enzym bewirkt, welches Lactose in Glykose und Galactose spaltet, auch Rohrzucker, aber nicht Stärke invertirt, und welches der Verfasser Lactase nennt. Der Bacillus verwandelt Milchzucker bei Anwesenheit wie bei Abwesenheit des Sauerstoffes in Milchsäure, ebenso auch andere Zuckerarten. Bei den Kefirmikroben findet eine Symbiose zwischen Hefe und Spaltpilzen statt, welche eine „Fäulniss“ der Milch ausschliesst und die Bildung von Essigsäure beeinträchtigt; da letztere dem Hefewachsthum schädlich ist, während die Milchsäure dasselbe begünstigt, so entwickelt sich die Hefe sehr schnell. Ebenso wachsen auch die Colonien des Bacillus caucasicus viel schneller, wenn Hefecolonien in der Nähe sind. (Nach Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 619.) Ueber die Bildung von Aldehyd bei der Alkoholgährung macht Rössler Mittheilungen in den Annales de l'Institut Pasteur, 1891 Bd. 7 S. 41. Das Auftreten von Aldehyd bei der Alkoholgährung kann verursacht sein sowohl durch directe Oxydation des Alkohols mittels Luftsauerstoff, als auch durch Umlagerung des Zuckermoleküls, oder durch die Einwirkung der Hefe auf nicht zuckerartige organische Körper, wie sich solche in künstlichem und natürlichem Moste vorfinden. Die Menge des Aldehyds schwankt sehr bedeutend; im Allgemeinen sind sowohl in Weinen, wie in Branntweinen nur geringe Mengen davon vorhanden. (Nach Chemiker-Zeitung, 1893 Repertorium S. 80.) Ueber eine rationelle Entfuselung macht H. Bornträger Vorschläge. Von der Ansicht ausgehend, dass das Fuselöl bei der alkoholischen Gährung seine Entstehung dem in den Schalen der Pflanzenstoffe enthaltenen Fett verdankt, schlägt er vor, das zur Spiritusfabrikation dienende Material zuerst mit einem geruchlosen Mittel, wie Methylal o. dgl., zu entfetten. (Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 183.) Untersuchungen über die Bernsteinsäure als Product der alkoholischen Gährung zuckerhaltiger Flüssigkeiten nebst Studien über die quantitative Bestimmung derselben theilt Alfred Bau im Chemischen Centralblatt, 1892 Bd. 2 S. 155, mit. Nach Pasteur soll sich Bernsteinsäure und Glycerin im Verhältniss von 1 : 5 bilden. Nach Thylmann und Hilger's Versuchen ist dagegen die Menge des Glycerins von Gährungsbedingungen abhängig. Der Verfasser gelangte bei seinen Versuchen zu folgenden Schlüssen: Die Bernsteinsäurebildung wird durch niedrige Temperaturen nicht verringert, während bei der Glycerinbildung dadurch eine Verringerung eintritt, auch wird erstere durch Zusatz von Nährstofflösungen nicht vermehrt, was bei der Glycerinbildung in der Regel in diesem Falle zu constatiren war. Es ist weder auf die Bildung von Bernsteinsäure, noch von Glycerin von Einfluss, ob die Gährung bei Luftabschluss oder Luftzutritt stattfindet. Durch eine energische Wirkung der Hefezellen wird im Allgemeinen eine Vermehrung der Bildung von Bernsteinsäure bewirkt. Demnach bildet sich letztere Säure, unabhängig von der Entstehung des Glycerins, als normales Product der Thätigkeit der Hefe bei der alkoholischen Gährung und aus diesem Grunde ist die von Pasteur aufgestellte Formel für die Spaltung des Zuckers in Glycerin, Bernsteinsäure, Kohlensäure und Alkohol nicht ganz einwurfsfrei. Einer Arbeit über die Zusammensetzung der Wacholderbeeren und des Wacholderbeerbranntweins, welche B. Franz in der Zeitschrift für Nahrungsmittel und Hygiene, 1892 Bd. 6 S. 73, veröffentlicht, entnehmen wir folgende vollständige Analyse von mährischen Wacholderbeeren: Wasser 35,34 Aetherisches Oel 0,89 Ameisensäure 1,50 Essigsäure 0,57 Aepfelsäure 0,43 Wachsähnliches Fett 0,094 Harz im alkoholischen Extract 1,33 Harz im ätherischen Extract 8,22 Bitterstoff (Juniperin) 0,24 Pectinartige Substanzen 1,64 Invertzucker 12,62 Rohfaser 29,43 Proteïnsubstanzen 3,47 Asche 2,15 Beobachtungen über die antiseptische Wirkung der Ameisensäure theilt C. Duclaux mit. Aspergillus niger, sowie Penicillium glaucum wuchsen bei 0,8 g Ameisensäure im Liter nur sehr langsam. Bei 1,2 g war das Wachsthum ganz unterdrückt. Die Ameisensäure ist aber ein Antisepticum ganz eigener Art, das durch den in seinem Wachsthum gehemmten Pilz verbrannt wird. Nach erfolgter Verbrennung wächst der Organismus in demselben Nährsubstrat. Auch sechs Heferassen wurden geprüft und dabei gefunden, dass ein Gehalt von 0,4 g Ameisensäure im Liter die Entwickelung verzögerte, während bei 0,8 g dieselbe zum Stillstand gebracht wurde. (Nach Wochenschrift für Brauerei, Bd. 10 S. 117.) Ueber die Wirkung des Kupfervitriols auf die Vergährung des Mostes von Trauben durch den Saccharomyces ellipsoideus hat P. Pichi Versuche angestellt, welche zeigten, dass ein Kupfergehalt von weniger als 1,5 mg in 100 cc ohne schädlichen Einfluss ist, während eine grössere Menge die Gährung beeinträchtigt, so dass dieselbe nur noch äusserst langsam und unvollständig verläuft, wenn der Gehalt in 100 cc Most mehr als 3 mg beträgt. Im Anschlusse hieran berichtet W. in der Wochenschrift für Brauerei, Bd. 10 S. 117, über eine Maltose, welche mit kräftiger, gesunder Hefe nicht in Gährung versetzt werden konnte und bei welcher als Grund der Unvergährbarkeit ein Gehalt von 0,0027 Proc. Kupfer ermittelt wurde, nach dessen Entfernung die Maltose vollständig vergohr. Ein Verfahren zur Erzeugung von Presshefe aus Melasse ist G. Franke und O. E. Nycander in Berlin vom 18. Juni 1892 ab patentirt. Dasselbe gründet sich auf die Beobachtung, dass Melasse, sowie Syrup und Zuckersäfte aller Art, bei welchen die dunkle Farbe bisher die Verarbeitung zur Erzeugung von Presshefe unmöglich machte, unter geeigneten Verhältnissen durch Milchsäure sich bleichen und auch in Hinsicht ihres Geruches fehlerfrei machen lassen. Aus 100 k Melasse, unter Zusatz von Malzkeimen, Lupinen, Roggen, Kleie oder anderen proteinhaltigen Stoffen, lassen sich nach diesem Verfahren 20 bis 22 Proc. Hefe und 15 bis 16 1 Spiritus gewinnen, und da das Verfahren höchst einfach ist und nur Melasse und billige Proteinstoffe, aber kein Getreide erfordert, so wird sich dasselbe auch in Deutschland mit Vortheil einführen lassen. Nach demselben sollen die dunkelsten Melassen helle Hefen von guter Beschaffenheit geben. (Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1893 Bd. 16 S. 70.) Morgen.