Titel: Neuerungen auf dem Gebiete der Eis- und Kühlmaschinen.
Autor: Alois Schwarz
Fundstelle: Band 292, Jahrgang 1894, S. 184
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Neuerungen auf dem Gebiete der Eis- und Kühlmaschinen. Von Prof. Alois Schwarz in Mährisch-Ostrau. Mit Abbildungen. Neuerungen auf dem Gebiete der Eis- und Kühlmaschinen. Nachstehend sollen die wichtigsten Neuerungen auf dem Gebiete der künstlichen Kühlung, welche seit dem letzten Berichte (1890 275 1. 97. 155. 193) wieder in ziemlich grosser Anzahl durch Patentschriften und praktische Ausführungen bekannt geworden sind, in der gleichen Eintheilung wie beim letzten Berichte in Kürze erörtert werden. (Vgl. auch 1893 287 * 73.* 121.* 145.) I. Absorptionsmaschinen. Die Absorptionsmaschinen werden von den Compressionsmaschinen immer mehr verdrängt, daher sind in den letzten Jahren nur wenige neue Constructionen derselben bekannt geworden, welche sich überdies zumeist auf Vacuum-Eismaschinen beziehen. Textabbildung Bd. 292, S. 184Fig. 1.Eismaschine von Neuhaus. Zur Vereinfachung und Verbesserung der bekannten Carré'schen Eismaschinen schaltet Robert Neuhaus in Braunschweig (D. R. P. Nr. 49936) zwischen Ammoniakkessel und Eisbildner einen Stellhahn ein, den man für die verschiedenen Perioden der Eisbereitung in gewisse Stellungen bringt, und welcher gleichzeitig zum Abschluss und Nachsehen eines Rückschlagventils dient, so dass der die Maschine bedienende Arbeiter nur diesen Hahn zu drehen hat und daher auch nicht so leicht eine unrichtige Stellung hervorbringen kann, als es bei mehreren Hähnen oder Ventilen möglich ist. Ausserdem ist das an jeder Maschine befindliche Entlüftungsrohr nach oben verlängert und mit einem Ventil oder Hahn versehen, so dass man zu jeder Zeit von aussen nachsehen kann, ob das Röhrchen functionirt und im Stande ist, zu entlüften bezieh. die Flüssigkeit überzuleiten. Man nimmt also die Entlüftung und die Ueberleitung durch dasselbe Röhrchen vor, wobei nicht so viel wässerige Flüssigkeit zurückbleibt, als bei zwei Röhrchen, die beide bis auf den Boden gehen und von denen das eine in der Regel mit Flüssigkeit gefüllt bleibt. Fig. 1 zeigt einen Verticalschnitt der Maschine. Der Eisbildner b ist mit dem Hahn c1 durch Rohr d verbunden und das zur Eismaschine erforderliche Entlüftungsrohr e nach oben bis e1 verlängert, um die Luft vor Ingangsetzung der Maschine mittels eines Hahnes oder eines Ventilchens F entweichen zu lassen. Das Rohr ee1 ist durch das Rohr g mit dem Hahn c1 verbunden. Textabbildung Bd. 292, S. 184Fig. 2.Beetz' Kältemaschine. Eine Neuerung an der Füllung von Absorptionskälter maschinen von Dr. S. Riehm in Oberröblingen besteht darin, dass man an Stelle einer wässerigen Ammoniaklösung eine Lösung von Ammoniak in Chlorcalciumlauge anwendet. Letztere erhält man durch Einleiten von Ammoniakgas in eine kaltgesättigte Lösung von Chlorcalcium(36° Bé.). Diese Füllung hat nach Mittheilung des Erfinders folgende Vorzüge, durch welche mit der gleichen Maschine je nach den Umständen die 1½- bis 2fache Kältewirkung erzielt wird. Beim Erhitzen entweicht; selbst wenn die Füllung ärmer an Ammoniak wird, nur Ammoniakgas und kein Wasserdampf, da das Wasser durch das Chlorcalcium zurückgehalten wird. Hierdurch wird einestheils in der Condensationsschlange bedeutend weniger Kühlung nöthig, anderentheils findet in der Verdunstungsschlange eine grössere Kälteentwickelung statt. Bei gewöhnlicher Füllung entwickelt sich viel Wasserdampf, welcher bei seiner Condensation zu Wasser wird und bei der Wiedervereinigung von Ammoniak viel Kühlung verbraucht. Das Ammoniak; welches sich mit dem Wasser vereinigt hat, bleibt natürlich in der Verdunstungsschlange unwirksam. – Bei Einführung der neuen Füllung ist man nun auch in der Lage, durch rationell gebaute Maschinen die warme Ammoniakflüssigkeit, welche zur Regeneration gelangen soll, fast völlig frei von Ammoniakgeist zu machen. Dies hat den grossen Vortheil, dass der aus der Verdunstungsschlange übertretende Ammoniakgeist viel energischer aufgenommen wird und dass die Ammoniakpumpe eine viel grössere Menge Ammoniak aus dem Verdampfer in den Kessel zurücktransportiren kann. Da eine Chlorcalciumlösung im Vergleich mit Wasser bekanntlich die ungefähr doppelte Gewichtsmenge Ammoniak aufzunehmen vermag, so kann die Pumpe, welche die regenerirte Flüssigkeit in den Erhitzungskessel transportirt, fast die doppelte Menge Ammoniak bewältigen. André Beetz in Paris hat einen neuen Verdampf- und Condensationsapparat für Absorptionskältemaschinen patentirt erhalten. Der Apparat setzt sich aus einer Dampfentwickelungs-, einer Vertheilungs- und einer Condensationskammer zusammen, welche über einander angeordnet sind. Textabbildung Bd. 292, S. 185Fig. 3.Vacuumpumpe der Patten Manufacturing. Die über einander angeordneten Gefässe (Condensator) C und (Verdampfer) A (Fig. 2) sind durch ein Zwischengefäss B getrennt, welches den Zweck hat, die mit Ammoniak gesättigte Lösung aus C mittels der durch Schieber F bethätigten Ventile j und n dem geheizten Verdampfgefäss A immer dann zuzuführen, wenn das Zwischengefäss, das durch Rohr l mit dem Condensator C in Verbindung steht, mit gesättigter Lösung aus C gefüllt ist. Das durch Dampf in den Schlangen rdc ausgetriebene Ammoniak wird in Folge seiner Spannung der Kältemaschine zugeführt, aus welcher es durch Absorption in dem mit perforirten Zwischenwänden versehenen Condensator C von dem in letzterem befindlichen und durch die Schlange g gekühlten Wasser wieder abgesaugt wird. Die Absorptionskältemaschine von Erny und Zachary J. Subers in Philadelphia (D. R. P. Nr. 60363) ist 1893 287 * 124 bereits besprochen. Die Vacuumpumpe (Fig. 3) der John Patten Manufacturing in New York (D. R. P. Nr. 57058) besteht aus drei über einander liegenden Kammern mit gemeinschaftlicher Mittellinie. Die Kammern sind einfach wirkende Pumpen von stufenweise abnehmender Grösse derart, dass die oberste H eine in dem Gehäuse eingeschlossene Glockenpumpe ist, während die mittlere F und die unterste D Kolbenpumpen sind, deren Kolben unter sich und mit der Glocke H durch Hülse E bezieh. Stange G verbunden sind und gemeinschaftlich bewegt werden, wobei ein zwangläufig gesteuertes Ventil L die Luft beim Aufgange des Kolbensystems unter die Glocke H, von dort beim Niedergang unter den Kolben der zweiten Pumpe F und beim nächsten Hochgehen unter den Kolben der untersten kleinsten Pumpe D leitet. Von dieser letzteren findet durch Ventil P die Entleerung des Gases statt. Eine Vacuumpumpe für eine Handeismaschine ist von Hugo Lange in Berlin angegeben. Die Pumpe B (Fig. 4) hat drei Kolbenventile f1f2f3 an einer Kolbenstange, so dass die Luftverdünnung allmählich gesteigert wird. Die Dichtung der Ventile geschieht durch Oel, welches aus dem mit Regulirgefäss c versehenen Behälter C aus zufliesst und durch die Pumpenräume gehoben wird, um von dem Oelsammler g aus nach C zurückzufliessen. Der Säurebehälter A enthält ein Rührwerk, welches die aus dem Gefriergefäss hinüberstreichenden Wasserdämpfe absorbirt. Textabbildung Bd. 292, S. 185Fig. 4.Vacuumpumpe von Lange. Bei der Kälteerzeugung der Century Ice Machine Company in Washington wird in einem geschlossenen Raum ein Vacuum geschaffen und erhalten, in diesen Raum Luft von atmosphärischem Drucke eingelassen und der Raum mit einer am besten aus Wasser bestehenden Füllung versehen, welche mit der in das Vacuum hinein expandirenden Luft in innigste Berührung tritt. Bei der Ausdehnung der Luft wird die gebundene Wärme fast ausschliesslich dieser Flüssigkeit entzogen und letztere somit stark abgekühlt. Fig. 5 und 6 veranschaulichen zwei Abarten einer solchen Maschine. Die in Fig. 6 dargestellte Einrichtung besteht aus einem Behälter A, der mittels des Rohres C mit der Luftpumpe D verbunden ist und ebenso wie Bottich E eine salzhaltige Füllung enthält. Am Boden mündet in A ein Lufteinlassrohr M mit Hahn N. Die Gefrierzellen werden in den Bottich E gebracht. Textabbildung Bd. 292, S. 185Kälteerzeugung der Century Ice Mach-Co. Der mit Wasserstandszeiger L versehene Behälter wird von P aus gespeist. Der Apparat wirkt in folgender Weise: Nachdem der Behälter A bis zu geeigneter Höhe gefüllt ist, wird mittels der Luftpumpe das gewünschte Vacuum erzielt und der Hahn N mehr oder weniger geöffnet, so dass Luft einströmt. Die Ausdehnung der letzteren bewirkt eine Abkühlung im Behälter, die bei fortgesetztem Absaugen und Einlassen zunimmt und die Zellen zum Gefrieren bringt. Die abgesaugte Luft wird von der Luftpumpe in die Atmosphäre ausgepufft. Bei dem Durchgang der in das Vacuum eintretenden Luft durch die Flüssigkeit tritt auch eine theilweise Verdunstung der letzteren ein, wodurch der Flüssigkeit ebenfalls Wärme entzogen wird. Die durch Fig. 6 veranschaulichte Einrichtung eignet sich besonders zum Kühlen eines Luft- oder Flüssigkeitsstromes. In dem Vacuum A ist eine Schlange K angeordnet, durch welche die zu kühlende Luft oder Flüssigkeit hindurchströmt. Die in das Vacuum hinein expandirende Luft wird durch ein mit zahlreichen feinen Oeffnungen versehenes Rohr eingelassen. Die Vacuumkälteerzeugungsmaschine (Fig. 7) von E. J. Hardy in New York hat folgende Einrichtung: In die Seitenwandung des Pumpenstiefels ist das untere Ende des Rohres G eingeführt, welches oben bis über den Spiegel der im Behälter A enthaltenen Säure reicht und dazu dient, die über dem Säurespiegel enthaltene Luft beim Hochgange des Kolbens D unter denselben zu leiten. Ferner ist in die Seitenwandung des Pumpenstiefels das untere Ende eines Rohres H eingeführt, welches oben in der Höhe des Säurespiegels endigt. Die lichte Weite des Rohres ist derart, dass die Säure schnell und in den erforderlichen Mengen nach dem Pumpenstiefel geleitet wird, um den Stand der Säure gleichmässig zu erhalten. Zu diesem Zwecke ist das Rohr H von grosser Breite oder wie ein gewöhnlicher Dampfkanal eines Dampfcylinders, wobei sein unteres Ende in einen wagerechten Schlitz des Pumpenstiefels eingesetzt wird, so dass also eine grosse Flüssigkeitsableitung erzielt wird, ohne die Höhe der betreffenden Einlassöffnung des Pumpenstiefels zu vergrössern. Durch das Knie des Rohres B geht ein Säuredurchlassrohr J, welches behufs Regelung des Säurezuflusses mit Ventil J2 versehen ist. Dieses Ventil kann durch einen Regler gesteuert werden, so dass das Ueberfüllen der Maschine verhindert wird, wenn die Maschine bei Luftleere abgestellt wird. Textabbildung Bd. 292, S. 186Fig. 7.Kälteerzeugungsmaschine von Hardy. Das Rohr J ist an seinem unteren Ende mit einem Brausekopf oder Zerstäuber J3 versehen, um die Säure in Form von Schaum oder Regen in den Behälter A über den Spiegel der in denselben enthaltenen Säure zu leiten. Der Deckel des Pumpenstiefels ist mit einer luftdichten Stopfbüchse K von passender Form versehen. Das Rohr J leitet die Schwefelsäure aus dem Speisebehälter N in den oberen Theil des Behälters A. Der ganze Apparat besteht aus geeignetem, der Säure widerstehendem Stoffe, aus emaillirtem Metall. O ist ein Zuflussrohr für das zu gefrierende Wasser und O1 die Spindel eines Einlassventils. Um die Maschine in Gang zu setzen, wird der Behälter A bis zum oberen Ende des Rohres R mit Säure gefüllt. Ein oben offener Gefrierbehälter M wird an der mit einer Gummibekleidung versehenen Unterseite der Scheibe L befestigt oder gegen dieselbe gedrückt, so dass ein luftdichter Verschluss gebildet wird. Die Pumpe wird dann in Gang gesetzt und dabei das Ventil J2 so gesteuert, dass es die erforderliche Säuremenge in den Behälter A fliessen lässt. Der Kolben D gelangt bei seinem Aufwärtsgange über die Mündungen der Rohre G und H, so dass eine Ladung Luft und Wasserdampf durch das Rohr G und Säure durch das Rohr H in den Pumpenstiefel unter den Kolben einströmen. Bei seinem Abwärtsgange bedeckt der letztere die Mündungen der Rohre G und H wieder und drückt die genannte, aus Luft, Wasserdampf und Säure bestehende Ladung durch das in seinem Boden befindliche Ventil E hindurch nach oben, wobei die drei Bestandtheile der Ladung gründlich vermischt und durch einander gerüttelt werden. Bei darauffolgendem Aufwärtsgange drückt der Kolben die Luft und Säure durch das Auslassventil F fort, für welch letzteres, nachdem es sich wieder geschlossen hat, die über ihm befindliche Säure einen Flüssigkeitsverschluss bildet. Da ein Theil des Pumpenstiefels über dem Kolben D mit Säure gefüllt ist, so bildet diese für die Mündungen der Rohre G und H einen Flüssigkeitsverschluss und der Kolben bedarf daher keiner Packung. (Fortsetzung folgt.)