Titel: Neuerungen an Oefen für keramische Zwecke.
Fundstelle: Band 298, Jahrgang 1895, S. 2
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Neuerungen an Oefen für keramische Zwecke. Mit Abbildungen. Neuerungen an Oefen für keramische Zwecke. Kammer- und Ringöfen bezieh. Kanalöfen zum Brennen von Ziegeln und anderen Thonwaaren. Um mit dem geringsten Aufwand die grösste Ausbeute an bestgebrannter Thonwaare zu erzielen, dazu ist vor allen Dingen dreierlei erforderlich: 1) die Brenngase bezieh. die Flammen müssen das Brenngut möglichst vollkommen, d.h. gleichmässig umspülen; 2) das Brenngut muss vor der Berührung mit nicht ganz verbrannten Feuergasen, d.h. vor Rauch geschützt werden, wobei die möglichst vollkommene Verbrennung des angewandten Brennmaterials eine wesentliche Rolle spielt, und 3) die Hitze der gebrannten Waare muss möglichst vollständig zur Erwärmung der Verbrennungsluft und zum Vorschmauchen des frisch eingesetzten Brenngutes ausgenutzt werden. Textabbildung Bd. 298, S. 1 Ofen mit überschlagender Flamme von Diesener. Während ein idealer Ofen allen diesen Forderungen gleichzeitig, und zwar bei einfachster Bauart, genügen würde, richtet die auf die Verbesserung der Brennöfen gerichtete erfinderische Thätigkeit im Allgemeinen lediglich auf den einen oder den anderen der genannten Punkte ihr Hauptaugenmerk und schenkt den übrigen nur beiläufig Berücksichtigung. Aus diesem Grunde lassen sich alle Neuerungen, welche auf diesem Gebiet zu verzeichnen sind, zweckmässig unter den obigen drei Gesichtspunkten betrachten. Eine sehr vollkommene Umspülung des Brenngutes von den Flammen bezieh. Feuergasen wird bei dem „Verfahren zur Benutzung von Ringöfen bekannter Construction zum Brennen mit überschlagender Flamme“ von Hermann Diesener in Dobriluck i. L. (D. R. P. Nr. 62847, vom 25. Februar 1891; vgl. auch Thonindustrie-Zeitung, 1892 S. 699, 1033 und 1893 S. 1091) erreicht (Fig. 1 und 2). Zu diesem Zweck werden aus lufttrockenen oder eventuell Chamottesteinen innerhalb des Ofenraumes, lothrecht zu den Heizlöchern in den Gewölben, eine Heizlochreihe um die andere überspringend, zwei Heizschächte A und A1 aufgeführt, welche in ihrem oberen Theil, durch Einlegen von Chamotterosten rr1, die Feuerungen aa1 und die Luftzuführungskanäle bezieh. die Aschenfälle bb1, in ihrem unteren Theil dagegen durch Ueberkragungen die Sohlkanäle cc1 mit seitlichen kleinen Oeffnungen dd1 zur Abführung der Feuergase bilden. Die von den Rosten gegen das Gewölbe ansteigenden Flammen werden daher gezwungen, um zu den Abzugskanälen cc1 zu gelangen, sich zu beiden Seiten jedes Heizschachtes zu überschlagen und so den ganzen Ofenraum zu erfüllen. Zur Ueberführung der Gase aus einer Kammer in die andere werden zwischen je zwei Kammern von zwei Wänden WW1 eingeschlossene, den Fuchs F zwischen sich lassende Hohlräume H gebildet, in welche die Kanäle cc1 bezieh. bb1 münden, so dass die durch cc1 bei geöffneten Schiebern S abziehenden Gase nach bb1 (bei geöffneten Schiebern S1) gelangen können. Auf diese Weise können die Gase der Reihe nach durch sämmtliche Kammern des Ofens geleitet und somit die Wärme der abkühlenden Kammern zur Erwärmung der Verbrennungsluft und die Wärme der Verbrennungsgase zur Vorschmauchung benutzt werden. Die Schächte H gewähren die Möglichkeit, die Wärme der abkühlenden Kammern auch dann noch auszunutzen, wenn die gebrannten Waaren so empfindlich sind, dass sie der directen Einwirkung der Kühlluft nicht ausgesetzt werden dürfen, sondern in vollständig abgeschlossenen Kammern in der Nachglut stehen gelassen werden müssen. In diesem Falle wird der im Feuer befindlichen Kammer die Speiseluft aus den im Kühlen begriffenen Kammern, die bereits mit der äusseren Atmosphäre in Verbindung gebracht sind und sich hinter den abgeschlossenen Kammern befinden, mittels einer Kappe K, welche die betreffenden Räume H verbindet oder aus dem Schmauchkanal B mit Hilfe eines Ueberfallrohres K zugeführt. Ist der Ofen lediglich zum Brennen solcher Waaren bestimmt, die nicht empfindlich gegen den Kühlprocess sind und ein directes Kühlen von Kammer zu Kammer vertragen, so fallen die Schieber S und die oberen Oeffnungen O der Zwischenräume H fort und die Mauern W1 werden nur etwa bis zur Hälfte (bis P) aufgeführt. Textabbildung Bd. 298, S. 2 Ofen mit überschlagender Flamme von Diesener. Ein Mangel dieses Ofens springt stark in die Augen: die Heizschächte AA1 vermindern beträchtlich den nutzbaren Ofenraum. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, hat der Erfinder später (Zusatzpatent Nr. 80529 vom 9. Mai 1894), Fig. 3 und 4, die Heizschächte an die Seiten der Ofenkammern verlegt; gleichzeitig ist er bedacht gewesen, den nutzbaren Ofenraum durch Umgestaltung der die Kammern trennenden Räume H noch weiter zu vermehren. Die Verlegung der Heizschächte an die Seiten der Kammern konnte nicht geschehen, ohne dass gleichzeitig einige weitere Umgestaltungen vorgenommen wurden. In der That ist leicht zu sehen, dass bei der geringen Entfernung, welche die Ofensohle in dem genannten Theile der Kammern von dem Gewölbe besitzt, schwerlich die ursprüngliche Form der Heizschächte würde beibehalten werden können. Um an Raum hinsichtlich der Höhenausdehnung zu gewinnen und den Herd der Verbrennung möglichst tief zu legen, mussten die Heizschächte in die Sohle der Ofenkammern versenkt und die Luftabführungskanäle cc1 unterhalb der letzteren angelegt werden. Zur Herstellung der seitlichen Zugänge dd1 zu den Luftabführungskanälen dienen Aussparungen ff1 in der Ofensohle. Die Trennungsräume H zwischen den Kammern sind zu zwei senkrechten Schächten HH1 zu beiden Seiten jedes Kammerendes zusammengezogen; dieselben werden durch einen unter der Sohle liegenden Kanal h mit einander und mit den Luftabführungskanälen cc1 in Verbindung gesetzt. Aber auch diese Anordnung der Heizschächte würde bei kleineren Oefen, etwa solchen unter 3 m Spannweite, den nutzbaren Ofenraum über Gebühr vermindern. Um dies zu vermeiden, wird in jeder Kammer nur ein Heizschacht aufgeführt und zwar so, dass das Feuer in der einen Kammer von links nach rechts, in der nächsten von rechts nach links schlägt u.s.f. Die Abzugskanäle werden von den Heizschächten getrennt und in jeder Kammer an die der Feuerung gegenüber liegende Seite in die Ofensohle gelegt, welch letztere in angemessenen Zwischenräumen durchbrochen wird, um das Feuer einzulassen. Auch bei dem Brennofen mit seitlicher Schüttfeuerung von William Tropus in Draschwitz bei Zeitz (D. R. P. Nr. 77167 vom 3. Februar 1894), Fig. 5 und 6, sind die Feuerungen an die beiden Kammerseiten hinter parallel zur Ofenachse aufgeführten Wänden C gelegt. Doch werden hier die so gebildeten Räume durch Querwände D in einzelne Abtheilungen getheilt, so dass jedem Kohlenschüttloch A ein mit einem Rost E versehener Feuerraum B zugeordnet ist. Die Abführung der Verbrennungsgase erfolgt durch Oeffnungen L der Wände C, in welche zur besseren Vertheilung der Gase über den ganzen Ofenraum Röhren eingesetzt werden können, und durch ebensolche Oeffnungen der Ueberführungskanäle K. Aus dem Kammerraum gelangen die Gase durch regulirbare Oeffnungen N in Kanäle M und aus diesen durch Durchbrechungen am Fusse der die Kammern von einander trennenden dünnen Querwände D1 nach unter der Ofensohle liegenden Kanälen O, welche an beiden Seiten mit den Feuerräumen B in Verbindung stehen. Die Luftzuführungskanäle O stehen also nur mit dem vordersten Feuerraum jeder Kammer in unmittelbarer Verbindung, während den hinteren Feuerräumen die Verbrennungsluft durch die vorderen hindurch durch Oeffnungen j in den Trennungswänden D zugeführt werden muss. Die Luftdurchführungen j sind in jeder Abtheilung von einem Feuerraum zum andern verjüngt und dadurch so regulirt, dass jedem Feuerraum nur so viel Speiseluft zugetheilt wird, als derselbe durch die Feuerausströmungen L wieder abzuziehen vermag, weil Luftzuführung und Feuerausströmung im gleichen Verhältniss des Querschnitts stehen. Man kann zweifelhaft sein, ob durch dieses Mittel eine gleiche Intensität der Verbrennung in allen Feuerräumen erzielt wird, ob nicht vielmehr die vorderen Feuerräume gegenüber den hinteren bevorzugt sein werden. Textabbildung Bd. 298, S. 2 Brennofen mit seitlicher Schüttfeuerung von Tropus. Ich komme nunmehr zu derjenigen Klasse von Neuerungen, bei welchen der Hauptnachdruck darauf gelegt ist, das Brenngut möglichst vollständig entweder vor unmittelbarer Berührung mit Flammen überhaupt oder vor der Berührung mit russenden Flammen zu schützen und so einen möglichst hohen Procentsatz an gut gebranntem Material zu erzielen. Max Zierga in Berlin sucht dieses bei seinem Ringofen mit Zwischenwänden (D. R. P. Nr. 63655 vom 31. Juli 1891; vgl. auch Thonindustrie-Zeitung, 1892 S. 844 und 1008), Fig. 7 und 8, dadurch zu erreichen, dass er die von der Hauptfeuerung kommenden Feuergase durch in den Ofenkanal in gewissen Abständen eingeschaltete Rostfeuerungen mit reichlicher Sauerstoffzuführung vollständig verbrennt, so dass das Brenngut nur mit reinen Feuergasen in Berührung kommt. Textabbildung Bd. 298, S. 3 Ringofen von Zierga. Um die nachträgliche vollständige Verbrennung der von der Hauptfeuerung kommenden Feuergase zu bewirken und zugleich dieselben, soweit es wünschenswerth, immer von Neuem zu erhitzen, müssen dieselben unmittelbar über die Roste d der Nebenfeuerungen geleitet werden. Zu diesem Zweck sind unmittelbar vor den Rosten d Zwischenwände b vorgesehen, welche den Ofenkanal in getrennte Abtheilungen zerlegen und die Feuergase durch Oeffnungen e aus einer Abtheilung in die andere übertreten lassen. Zur Zuführung der nöthigen Speiseluft dienen die Kanäle g, welche unter den Rosten d münden. Ein anderes Verfahren zur Erzielung eines verhältnissmässig beträchtlichen Procentsatzes reinfarbiger Waare besteht darin, die Entzündung des Brennmaterials unter Anwendung permanenter Heizwände getrennt vom Brenngut zu bewirken. Der Erfolg dieses Verfahrens ist um so erheblicher, als sich bei demselben mit verhältnissmässig leichter Mühe eine innige Berührung der Speiseluft mit dem Brennmaterial und damit eine intensive Verbrennung erzielen lässt. Textabbildung Bd. 298, S. 3 Heizwand für Ringöfen von Hädrich. Für die permanente Heizwand für Ringöfen von Bruno Hädrich in EilenburgNähere Mittheilungen darüber finden sich insbesondere in Thonindustrie-Zeitung, 1892 S. 964 und 1007, 1009, 1080/82, 1104/5, 1128/30, 1196/98, 1220/22; 1893 S. 1034/38; 1894 S. 684/85 und 834; Deutsche Töpfer- und Ziegler-Zeitung, 1893 S. 547/48. (D. R. P. Nr. 64543), Fig. 9 und 10, ist die Verwendung eines über die ganze Kammerbreite sich erstreckenden doppelt geneigten Treppenrostes R charakteristisch, welcher sich zwischen den, je zwei benachbarte Kammern von einander trennenden Wänden h und v aufbaut. Die Anwendung eines derartig gestalteten Treppenrostes ermöglicht sowohl eine günstige Zuführung der Speiseluft als auch Abführung der Brenngase. Die erstere erfolgt unterhalb des Rostes durch eine mittlere Oeffnung a in der Wand h, während für den letzteren Zweck eine am Ofengewölbe sich hinziehende Oeffnung m in der Wand v vorgesehen ist. Die Zuführung des Brennmaterials erfolgt durch die Feuerlöcher o; die Asche fällt in den Aschenfall F. Wie man sieht, kommen die Verbrennungsproducte nur sehr wenig und nur äusserlich an der Oberseite mit dem Brenngut in Berührung; trotzdem soll diese Umhüllung des Brenngutes von oben vollkommen genügen, um dasselbe gleichmässig in Glut zu bringen und reinfarbiges Brenngut zu erzielen. Textabbildung Bd. 298, S. 3 Brennofen von Hanquinaux. Von einer Umbildung dieser Hädrich'schen Heizwand zu dem Zweck, dieselbe für Muffelöfen verwendbar zu machen (D. R. P. Nr. 67317 vom 22. April 1892; Fig. 25 und 26), wird später die Rede sein. Dasselbe Princip einer Trennung des Brennmaterials vom Brenngut findet auch bei dem Brennofen für ununterbrochenen Betrieb von J. B. Hanquinaux in Charleroi (D. R. P. Nr. 75522 vom 22. November 1893), Fig. 11 und 12, wenn auch in anderer Form, Anwendung. Das durch Schächte K zwischen den Wänden LL1 eingeführte Brennmaterial fällt auf darunter befindliche Böden M und wird hier durch die Verbrennungsluft, welche zuvor die mit gebrannten heissen Steinen gefüllten Kammern durchströmt und sich dabei hoch erhitzt hat, entzündet, worauf die Verbrennungsgase zwischen den Mauern L und I1 in die Höhe steigen und oberhalb der nicht bis zur Decke reichenden Mauer I1 in die nächste Ofenkammer, deren Inhalt gebrannt werden soll, eintreten. Die Speiseluft kommt mit den obersten Schichten des Brennmaterials in sehr innige Berührung, wodurch eine recht vollkommene Verbrennung bewirkt wird. Eine weitere Vervollkommnung der Verbrennung kann dadurch erzielt werden, dass man die Flamme unmittelbar mit warmer Luft in Berührung bringt. Zu diesem Zweck können in den Wänden LL1 Oeffnungen I angebracht werden. Es empfiehlt sich diese Einrichtung insbesondere bei Verwendung von Brennmaterialien, welche viele flüchtige Bestandtheile enthalten. Da die Asche im Laufe der Zeit sich aufhäufen und den Durchgang zwischen dem unteren Ende der Mauern L1L und dem Boden M versperren würde, ist Fürsorge getroffen, den Boden M bei fortschreitendem Brennprocess durch ein Hebel werk senken zu können. In ähnlicher Weise wie bei den erwähnten Diesener'schen Oefen ist auch hier die unmittelbare Verbindung zweier beliebiger Ofenkammern mit Hilfe beweglicher Röhren, die aus Eisenblech hergestellt sein können, vorgesehen. Diese Röhren werden einerseits an die oben in dem Kanäle S angeordneten Mündungsstutzen und andererseits an einen oder besser an mehrere in den Gewölben der Kammern vorgesehene Durchzüge angeschlossen. Bei dieser Gelegenheit mag auch ein eiserner Schmauchkanal für Brennöfen von Anton von Pein in Bitterfeld (D. R. P. Nr. 63826; vgl. auch Thonindustrie-Zeitung, 1892 S. 1034) Erwähnung finden. Während die bei den Diesener'schen und Hanquinaux'schen Oefen vorgesehenen Röhren zur Verbindung gemauerter Kanäle mit einander bezieh. mit einzelnen Ofenkammern dienen, soll nach dem von Pein'schen Vorschlage auch der Schmauchkanal selbst aus axial verschiebbaren Blechröhren gebildet werden. Der Zweck dieser Construction des Schmauchkanals und der Verbindung desselben mit den Ofenkammern durch geeignete eiserne Formstücke ist der: die Uebelstände der starr mit dem Ofenmauerwerk verbundenen Kanäle, insbesondere das Abreissen der Querkanäle bei der Ausdehnung des Brennkanals, ferner aber auch den Wärmeverlust in Folge der fortwährend bestehenden offenen Verbindung des Brennkanals, mit den zum Schmauchkanal führenden Querkanälen zu beseitigen. Textabbildung Bd. 298, S. 4 Kammerofen der Faiencerie de Gien. Nach dieser Abschweifung kehre ich zu den Oefen mit permanenten Heizwänden zurück. Es bleibt hier nur noch der Kammerofen mit permanenten Heizwänden der Faiencerie de Gien in Gien (D. R. P. Nr. 81189), Fig. 13 und 14, zu erwähnen übrig. Wie bei allen bisher genannten Oefen besitzt auch bei diesem jede Abtheilung ihre besondere, mit der heissen Luft der vorhergehenden Abtheilung gespeiste Feuerung; doch unterscheidet er sich auch von den letztgenannten Oefen durch die besondere Gestaltung der Züge in der Heizwand. Dieselben sind paarweise – ein aufsteigender h mit einem absteigenden b1 so zusammengefasst, dass am Kopfe jedes Kanalpaares eine Feuerstelle e angebracht ist, die mit pulverförmigem, flüssigem oder gasförmigem Brennmaterial gespeist wird. Von jedem Kanalpaar führt der eine b die heisse Luft der vorhergehenden Abtheilung hinauf nach der Feuerung e1, während der andere b1, bei pulverförmigem Brennmaterial gleichzeitig als Aschenfall f dienende, die heissen Verbrennungsgase der Feuerung nach abwärts der nächsten Abtheilung zuführt. Die Züge bb1 können in beliebiger Anzahl auf die Breite der Zwischenwände B vertheilt sein, auch kann statt einer Hintereinanderordnung (wie in der Zeichnung) eine Nebeneinanderordnung derselben stattfinden. Es leuchtet ein, dass bei dieser Anordnung der Züge, bei welcher jedem bestimmten Bruchtheile des Feuerungsmaterials, das durch einen selbsthätigen Speiseapparat E in continuirlichem regelmässigem dünnem Strom zugeführt wird, eine bestimmt abgegrenzte Menge Verbrennungsluft zugeordnet und während des Falles des ersteren auf das innigste beigemischt wird, eine sehr vollkommene Verbrennung zu Stande kommen muss. Die Einleitung des Brandes erfolgt von einer am Kopfende des Ofens gelegenen Feuerung a aus, hinter welcher, zum Schutz des Brenngutes gegen directe Einwirkung des Feuers, eine Brücke a1 aufgeführt ist. Zur Abführung der Gase dienen Oeffnungen d in der Ofensohle, welche in zum Kamin führende Kanäle D münden; die Zuführung frischer Luft wird durch Oeffnungen c in der Ofendecke bewirkt. An dieser Stelle mag eine weitere Neuerung von Anton von Pein in Bitterfeld genannt werden, auf dessen eisernen Schmauchkanal oben hingewiesen wurde. Das Verfahren zum Abdecken der Abzugslöcher in der Sohle der Brennöfen unter Verwendung brennbarer Stützen (D. R. P. Nr. 65317 vom 24. April 1892) geht von der Beobachtung aus, dass die Abzugslöcher in der Sohle der Brennöfen stets offen bleiben, auch wenn dieselben für den Abzug der Verbrennungsgase nicht mehr benutzt werden – wie es ja beispielsweise auch bei dem soeben beschriebenen Ofen der Faiencerie de Gien der Fall ist. Wenn nun die zur Befeuerung dienende Kohle stark aschehaltig ist, so tritt leicht der Uebelstand ein, dass viel Asche in die Oeffnungen fällt, welche nur schwer wieder herauszunehmen ist. Ausserdern wird beim Garbrand den gespannten Feuergasen Gelegenheit gegeben, durch die Oeffnungen zu entweichen, was zur Folge hat, dass 1) der Brand ungleich wird, 2) der Brennmaterialverbrauch sich vermehrt und 3) die eisernen Abschlussvorrichtungen im Rauchsammler von der Glut zerstört werden. Um diese Uebelstände zu beseitigen, sollen feuerfeste Platten mittels brennbarer Stützen oder Zugbänder derart über den Abzugslöchern gestützt oder aufgehängt werden, dass, sobald das fortschreitende Feuer die Löcher erreicht, die letzteren von den Platten in Folge Wegbrennens der Stützen oder Zugbänder verschlossen werden. Im Anschluss an die oben beschriebenen Oefen mit, die Kammern von einander trennenden Heizwänden, mag der Brennofen für ununterbrochenen Betrieb von Charles, Alphonse, Silvain und Léon Dubois d'Enghien in Hennuyères, Belgien (D. R. P. Nr. 64352 vom 27. October 1891), genannt werden, der gleichfalls mit Heizvorrichtungen an der Grenze benachbarter Kammern ausgerüstet ist. Doch sind es nicht diese letzteren, deren Veränderung oder wohl gar Verbesserung Gegenstand des genannten Patentes ist. Vielmehr bezieht sich das letztere lediglich auf die Art der Verbindung der beiden parallelen Reihen von Kammern, welche im Wesentlichen den Dubois d'Enghien'schen Ofen bilden. Diese Verbindung wird durch gewundene und gegen die Mündung hin verjüngte Kammern hergestellt. Durch diese Verengung werden die die Endkammern durchstreichenden Heizgase zusammengepresst und gezwungen, auf das nachdrücklichste die Wände zu bespülen, so dass einer ungleichmässigen Ausnutzung der Heizgase bestens vorgebeugt wird. Obgleich in der Patentschrift, in der Einleitung der Beschreibung, als ein besonderer Vorzug des Ofens die Möglichkeit betont wird, das Brenngut in nicht völlig getrocknetem Zustande der Behandlung durch denselben zu unterziehen, während dasselbe früher vollkommen lufttrocken sein musste, da die zu brennenden Gegenstände nicht von Anfang an der vollen scharfen Hitze ausgesetzt werden, sondern das Brennen ein stufenweises ist, so ist doch nicht zu sehen, wie die Vortrocknung des Brenngutes zu Stande kommt. Denn wenn auch die Verbrennungsluft, bevor dieselbe zur Feuerung gelangt, durch die bereits abgebrannten Kammern hindurchgeleitet und so die Wärme der letzteren nutzbar gemacht wird, so sollen die Brenngase doch unmittelbar, nachdem dieselben die gerade im Feuer befindliche Kammer durchströmt haben, in seitlich vom Ofenkanal liegende, zur Esse führende Kanäle abgeleitet werden, so dass alle Kammern, welche hinter der im Feuer befindlichen liegen, abgesehen von der ersten, unter deren Sohle die Zuführungskanäle zum seitlichen Hauptkanal sich befinden, weder Wärme noch Luftzug erhalten. Wenn es sich um die Anlegung von Kanälen zur Hitzeleitung handelt, ist meist schwer zu entscheiden, ob ein reeller, durch erfinderisches Genie erzielter Fortschritt oder nur eine mehr oder weniger willkürliche Veränderung vorliegt. Die gemeinsame Bestimmung aller derartigen Kanalführungen ist, eine möglichst gleichmässige Vertheilung der Wärme in den Kammern – sei es zu dem Zweck des Brennens, sei es zu dem des Vortrocknens – zu bewirken und die Abwärme möglichst vollständig auszunutzen. Insbesondere zur Erreichung des letzteren Zweckes ist oft das Vorhandensein von Kanälen erwünscht, welche die Ueberführung der Wärme aus beliebigen Kammern nach beliebigen anderen Kammern gestatten. Textabbildung Bd. 298, S. 5 Fig. 15.Ziegelofen von Sercombe und Osman. Eine neue Anordnung derartiger Kanäle bietet der continuirliche Ziegelofen von William Sercombe und James Osman in Poole, England (D. R. P. Nr. 68650 vom 3. October 1891 ab), Fig. 15. Bei diesem Ofen wird ein zwischen den beiden parallelen Kammerreihen liegender Längskanal h durch Querkanäle i mit den verschiedenen Ofenkammern verbunden, so dass nach Entfernung der Kappe k und des Schiebers j die Wärme irgend einer Kammer in den Hauptkanal und von hier in eine beliebige andere Kammer geleitet werden kann. Auch der Aufbau des Brenngutes, der bei diesem Ofen vorgesehen ist, mag Erwähnung finden: Beim Besetzen der Kammern werden zwischen den Füllschächten für das Brennmaterial senkrechte Schächte in der Weise hergestellt, dass das Brennmaterial zwischen die Ziegeleinsätze herabfallen kann; ferner werden wagerechte Heizkanäle in bestimmten Zwischenräumen dadurch gebildet, dass man einige Ziegel quer über die anderen einsetzt, in Folge dessen die Feuergase jede einzelne Kammer durchströmen können. Durch Anordnung quergestellter Ziegel in den senkrechten Schächten wird vermieden, dass sämmtliches Brennmaterial bis unten auf den Boden der Schächte fällt. Durch diese Art des Aufbaues des Brenngutes wird erreicht, dass der Kammerinhalt in allen seinen Theilen möglichst gleichmässig von den Brenngasen durchströmt und umspült und demnach auch, freilich vielleicht auf Kosten der Reinfarbigkeit des Materials, gebrannt wird. In gewisser Hinsicht gerade entgegengesetzt ist das Verfahren, welches Graziano Appiani bei seinem Four à cuisson continue perfectionné (Schweizerisches Patent Nr. 2625 Kl. 7 vom 8. Juli 1890) einschlägt. Derselbe baut zwischen je zwei Reihen von Füllschächten massive Blöcke von Brenngut auf, welche durch einen von oben bis unten und über die ganze Ofenbreite reichenden Schacht von einander getrennt sind. Angenommen nun, dass einer dieser Blöcke in Glut versetzt ist, und man schüttet in den benachbarten Schacht Kohle, so wird die letztere, da sie fast vollständig von der Berührung mit Luft abgesperrt ist, anstatt zu verbrennen, vergast werden. Das durch diese Destillation erzeugte Gas dringt durch das den folgenden Block bildende Brenngut durch, entzündet sich und dient dazu, den Brand des letzteren einzuleiten. Die Patentbeschreibung ist jedoch nicht eingehend genug, um ein Urtheil darüber zu ermöglichen, ob auf diesem Wege einerseits eine vollständige Verbrennung des Gases und andererseits ein gleichmässiger Brand erzielt werden kann. Auch bei dem ringförmigen, aus Kammern bestehenden Brennofen für Thonwaaren von C. Moellenhof in Hamm, Westfalen (D. R. P. Nr. 67314 vom 18. März 1892, Zusatzpatent Nr. 67948 vom 12. October 1892), Fig. 16 und 17, handelt es sich wie bei dem Ofen von Sercombe und Osman um Mittel, beliebige Kammern des Ofens mit beliebigen anderen zu verbinden. Doch begnügt sich Moellenhof nicht mit einer Hinüberleitung der heissen Luft überhaupt, sondern er erstrebt eine Hinüberleitung aus einer Kammer in die andere in der Art, dass eine gleichmässige Erhitzung des Brenngutes erreicht wird. Bei dem Ofen gemäss dem Hauptpatent ist zu diesem Zweck lediglich ein in der Nähe der Kammerdecke herumlaufender äusserer Ringkanal c vorgesehen, der einerseits mit den Feuerungen a und andererseits durch viele Oeffnungen mit den Ofenkammern in Verbindung steht und durch Schieber in einzelne, den Kammern entsprechende Abschnitte getheilt ist. Durch entsprechende Schieberstellung ist also die Möglichkeit gegeben, beliebige Kammern mit einander zu verbinden. Um eine gleichmässige Erwärmung der Kammern in allen ihren Theilen zu bewirken, sind in der Kammersohle und in der Rückwand der Kammern Oeffnungen d1e1 bezieh. f1 angeordnet, von welchen nach Belieben absperrbare Kanäle def in die rings um den Schornstein laufende Rauchkammer G führen. Als Ersatz für die einer Kammer entnommene heisse Luft wird durch eine, von oben her mit dem Kanal f in Verbindung gebrachte eiserne Lutte z frische Luft zugeführt. Da dieser eine Kanal c nicht genügte, um eine schnelle und gleichmässige Vorwärmung der Kammern zu bewirken, die eingeführte Hitze vielmehr zumeist durch die Züge e1 der vorzuwärmenden Kammer wieder abzieht, also zur Erwärmung des hinteren Theiles der Kammer sehr mangelhaft beiträgt, so wurde demselben bei der Construction gemäss dem Zusatzpatent ein innerer Ringkanal c1 an die Seite gestellt. Dieser Kanal c1 dient lediglich der Vorwärmung der Kammern; er ist im Allgemeinen vollständig isolirt und wird nur vorübergehend durch Rohre t mit denjenigen Kammern verbunden, aus welchen bezieh. in welche Wärme übergeführt werden soll. Während nun durch den Kanal c, ebenso wie bei der Construction nach dem Hauptpatent, insbesondere der andere Theil der Kammer erwärmt wird, bewirkt die aus dem Kanal c1 durch das Rohr t angesogene heisse Luft auch die Erwärmung des hinteren Kammertheils, so dass aus dem Zusammenwirken beider Kanäle eine gleichmässige Erwärmung der Kammern resultirt. Es bleibt jedoch fraglich, ob, wenn der eine Kanal c unzulänglich gewesen ist, ein gleichmässiges Vortrocknen des Brenngutes zu bewirken, allein mit seiner Hilfe ein gleichmässiges Brennen stattfinden wird. Im Anschlusse hieran mag auch die Ofenanlage für Thonwaaren u. dgl. mit Gasfeuerung und Wechselbetrieb von William Fullarton Murray und John Macintyre in Rutherglen, Grafschaft Lanark, Schottland (D. R. P. Nr. 78321 vom 2. August 1893), Fig. 18 und 19, Erwähnung finden, bei welcher gleichfalls die Mittel, um die einzelnen Ofenkammern bezieh. gesonderten Ofenbaue A beliebig mit einander zu verbinden, eine ansehnliche Rolle spielen. Diese Verbindung erfolgt entweder auf geradem Wege durch Kanäle H, deren in einen Ofen eintretendes Ende in einen Ringkanal P mündet, während das aus dem Ofen herausführende Ende durch den Kanal G mit Sohlöffnungen in Verbindung steht, oder auf einem Umweg durch Querkanäle L und einen in den Schornstein X mündenden Kanal W. Der aus dem letzten Ofen heraustretende Theil des Kanals H ist zum ersten Ofen zurückgeführt. Die Gaszuführung erfolgt durch die Gasleitung Y, welche Abzweigungen nach den die ringförmigen Luftkanäle P der einzelnen Oefen umschliessenden Gaskanälen Q besitzt. Doch nicht in der Anlage dieser Kanalsysteme, durch welche die einzelnen Oefen bezieh. Ofenkammern in ähnlicher Weise mit einander verbunden werden, wie beim Mendheim'schen Gaskammerofen, ist das wesentlich Neue dieses Ofens zu erblicken, sondern darin, dass die Verbrennung der durch jene Kanäle zugeleiteten Luft- und Verbrennungsgase in Verbrennungskammern V erfolgt, welche an oder zum Theil in den Seitenwänden des Ofens angeordnet sind und die Verbrennungsgase oberhalb der Ofensohle austreten lassen, so dass dieselben erst nach Mischung und gleichmässiger Einwirkung auf die zu brennende Waare durch Sohlenkanäle abziehen können. Bei den bisher beschriebenen Oefen gingen zwei für die anzuwendenden Constructionen maassgebende Gesichtspunkte durch einander: Wirthschaftlichkeit der Production und Vervollkommnung des zu erzielenden Products. Doch auch bei Hervorkehrung des letztgenannten Gesichtspunktes wurde die Hindurchführung der Feuergase direct durch den Ofenraum festgehalten. Es leuchtet aber ein, dass auf diesem Wege den höchsten Anforderungen in Bezug auf Güte des Productes nicht genügt werden kann; dazu ist ein völliger Abschluss des Brenngutes von den Feuergasen erforderlich, der Brennprocess muss unter ausschliesslicher Benutzung von strahlender Wärme vorgenommen werden. Dieses Verfahren ist bei der Herstellung von Emaillen und beim Einbrennen von Farben in der Porzellanfabrikation seit lange üblich. An die Stelle der ursprünglichen beweglichen Muffeln, in welche die der Ein Wirkung der Hitze auszusetzenden Gegenstände eingesetzt wurden, sind mehr und mehr „Muffelöfen“ getreten, wodurch das Verfahren einer allgemeineren Anwendung fähig geworden ist. Textabbildung Bd. 298, S. 6 Brennofen für Thonwaaren von Moellenhof. Der Doppelofen für glasirte Thonwaaren von Gustav Adolf Eduard Felix Seidel in Dresden (D. R. P. Nr. 65324 vom 14. Mai 1892; Zusatz zu Nr. 57687), Fig. 20, ist im Wesentlichen eine Verdoppelung des früher (D. p. J. 1892 286 41) beschriebenen Ofens nach dem Hauptpatent, derart, dass auf den wenig modificirten ursprünglichen Ofen ein zweiter Ofen von derselben Construction aufgesetzt ist, so dass die Abhitze des ersten Ofens für den zweiten ausgenutzt, der letztere aber gleichwohl in derselben Weise wie der erste zeitweilig selbständig betrieben werden kann. Die Einrichtung ist aus der Zeichnung leicht verständlich. Wird nur der untere Ofen gefeuert, so umspülen die aus dem unteren Feuerraum a kommenden Gase, indem sie die Kanäle c und c1 erfüllen, den unteren Brennraum und ziehen dann durch die in diesem Fall freigelegte Oeffnung s nach oben, um in die Kanäle l und q einzutreten und so den oberen Brennraum zu umspülen, welcher letztere ausserdem seine Erwärmung auch von der oberen Feuerung erhalten kann. Textabbildung Bd. 298, S. 7 Ofen für Thonwaaren von Murray und Macintyre. Textabbildung Bd. 298, S. 7 Fig. 20.Doppelofen von Seidel. Durch diese Einrichtung ist wenigstens für den oberen Ofen eine befriedigende Vorwärmung geschaffen. (Fortsetzung folgt.)