Titel: Neuere Durchstoss- und Schermaschinen.
Fundstelle: Band 298, Jahrgang 1895, S. 145
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Neuere Durchstoss- und Schermaschinen. Mit Abbildungen. Neuere Durchstoss- und Schermaschinen. Wie bei allen Werkzeugmaschinengruppen, so ist auch hier das Arbeitsfeld sehr gross und ausgedehnt. Durch Verbesserungen in der Ausführung der Werkzeuge, der Durchschnittstempel, ist es möglich geworden, einestheils Arbeiten von ungeahnter Feinheit und Vollkommenheit zu liefern, anderentheils Kraftleistungen auszuüben, die an das Kiesige grenzen. Das Arbeitsfeld stuft sich zwischen einer Blockschere für Ingots zu Panzerplatten von vielen Hundert Tonnen Kraftwirkung und einer Maschine zum fertigen Ausstanzen des Radsternes eines Steigrädchens für eine Taschenuhr ab, bei welchen die Speichen nach Bruchtheilen eines Millimeters messen. Im Maschinenwesen sind die Seitenscheren und die Lochstanzmaschinen – auch kurzweg Lochmaschinen genannt – für den Kessel- und Fachwerksbau von Wichtigkeit. Die Kenntniss der hierbei sich abspielenden Arbeitsvorgänge ist nicht nur für den Arbeitsbetrieb, sondern auch für den Bau dieser Maschinen von grosser Bedeutung, weshalb nach dieser Richtung angestellte Versuche eine gewissenhafte Beachtung verdienen. Bei Anwendung von Druckwasserkraftmaschinen ist es nicht schwer, Arbeitsdiagramme mittels Indicatoren abzunehmen (vgl. Berrier-Fontaine, 1889 271 * 439), während die Federwirkung der Stanzmaschinengestelle Veranlassung sein kann, Aufzeichnungen zu machen, die in Verbindung mit den Stempelwegen Diagramme ergeben, aus welchen der Arbeitsverlauf sichtbar wird, wobei allerdings die Kraftstärken unbestimmt bleiben (vgl. Frank Richards, 1889 272 * 273). Um daher genaue Arbeitsdiagramme zu erhalten, müssen im Maschinengestell Biegungsspannungen unbedingt vermieden und die proportionalen Längenänderungen der zugespannten Glieder genau bekannt sein. Unter diesen Voraussetzungen und mit Benutzung einer Festigkeitsprüfungsmaschine sind von Prof. K. Keller in Karlsruhe eine grosse Zahl Lochstanzversuche angestellt worden. Bei dieser grundlegenden Arbeit, die von grosser Bedeutung ist, bleibt nur zu bedauern, dass die Versuchsstücke nicht aus gleichem Materiale bestehen, so dass auf Rückschlüsse in Bezug auf die Aenderung der Festigkeitscoëfficienten der verschiedenen Versuchstheile verzichtet werden muss, sowie dass es selbstverständlich nicht möglich sein konnte, die Versuche mit der üblichen Arbeitsgeschwindigkeit durchzuführen, was bei Druckwasserpressen allerdings möglich ist. K. Keller's Stanzversuche. Nach einer Abhandlung über das Durchstossen von Metallen in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1888 Bd. 32 * S. 77 und 97) ist im Folgenden das für die Stanztechnik Wichtigste behandelt und zusammengestellt. Werden die Stempelwege s auf der Grundlinie (Fig. 1) und die zu jeder Stempelstellung gehörigen Druckkräfte P als begrenzte Senkrechte aufgetragen, so gibt das durch die Drucklinien und die Grundlinie begrenzte Bild ein Maass der während des Durchstossvorganges geleisteten mechanischen Arbeit. So bedeutet die Fläche A0 die Arbeit, welche die Körnerspitze des Stempels beim Eindringen in das Blechwerkstück verrichtet, welche unter Umständen auch ganz verschwindet, sobald die Kegelspitze in die vorher eingeschlagene Körnergrube hineinpasst. Diese Arbeit A0 bleibt im Folgenden unberücksichtigt. Während der Hubstrecke s1 findet keine Abscherung, sondern bis zur Erreichung des Höchstdruckes P1 bloss eine Materialverdrängung statt. Textabbildung Bd. 298, S. 145 Diagramme zu Keller's Stanzversuchen. So lange die Curve mit der Senkrechten sich deckt, liegt die Druckspannung innerhalb der Streckgrenze. Sowie aber diese stärker von der Geraden abweicht, findet eine bleibende Verdichtung und Verdrängung des Materials statt, welche ihr stärkstes Maass im oberen Scheitelpunkt der Curve erreicht. Am Ende dieses Stempelhubes unter der Druckkraft P1 tritt die Abscherung ein, während der Stempelstrecke s2 – s1 wird die Druckkraft von P1 auf die Schubkraft P2 rasch abfallen und es wird daher die im Stempelhub s2 aufgewendete Arbeit A2 in dem betreffenden Flächeninhalt enthalten sein. Während des Stempelhubes s3 ist der weitere Verlauf des Durchstossvorganges, Fortschieben des Lochkernes u.s.w., in der Arbeitsfläche A3 zum Ausdruck gebracht. Es wird daher die Fläche A2 + A3 = A die gesammte Nutzarbeit vorstellen, während die umschliessenden Rechtecke P1s1, P1s2 und P1δ, die der grössten Druckkraft P1 entsprechenden Maximalarbeiten, bloss zur Vergleichung herangezogen werden. Die mechanische Arbeit ist in mk ausgedrückt, die Umfangspressung in k/mm, während die Flächenpressung in k/qc oder at ausgesprochen ist. Aus der vorbemerkten Versuchsreihe sind in der Tabelle (S. 3) die Werthe für mittlere Blechstärken δ = 8,7, 12, 16 bezieh. 20 mm und für Lochdurchmesser D = 12, 15, 18 und 20,8 mm entnommen und nach der Reihe Nr. 1 bis 17 Abmessungen und Verhältnisse, in 4 und 5 Stempelhübe und Verhältnisse, in Reihe 6 die Maximaldrücke und in 11 die mittleren Arbeitsdrücke, sowie in 12 die Verhältnisswerthe angeführt. Es sind ferner in Reihe 7 bis 10 die Arbeitsleistungen und ihre Verhältnisswerthe, in 13, 14 die Flächen- und Umfangspressungen, in Reihe 15, 16 und 17 die Festigkeitscoëfficienten und ihre Verhältnisse übersichtlich vorgeführt, so dass weitere Erläuterungen nicht erforderlich sein dürften. Auf Grund dieser Versuche sind Beziehungen aufgestellt, nach welchen die mechanische Arbeit beim Stanzen berechnet zu werden vermag. Wenn nun der Stanzvorgang in einer von Fig. 1 abweichenden Weise sich abwickelt, z.B. in der Art, dass ein Theil der Arbeitsfläche (A2 – A1) oder die ganze Fläche A3 fehlt (Fig. 2), bleibt also der Vorgang unvollständig, so muss ein Correctionscoëfficient f eingeführt werden. Dieser unvollständige Stanzvorgang tritt bei schwachen Blechen und bei einem vorhandenen grösseren Spielraum zwischen Stempel und Stempelring, also bei i=\frac{1}{2}\,(D_1-D) Zwischenraum ein. Bei den in der Tabelle angeführten Versuchen ist dieser Spielraum für D = 12 15 18 und 20,8 mm i = 0,35 0,55 0,60 0,70 Dass hierbei das Verhältniss (δ : D) eine bedeutsame Rolle spielt, bedarf keiner weiteren Erwähnung, wie das folgende erläuternde Beispiel zeigen mag, in welchem zum Stanzen eines Loches D = 18 mm in ein Blech S = 20,0 mm, also für δ : D = 10 : 9 die mechanische Arbeitsleistung A verlangt wird. Nach der von Prof. Keller abgeleiteten Beziehung: A=0,0203\,(\pi\,D)\,\left[\left(\frac{\delta}{D}\right)^2-0,14\,\left(\frac{\delta}{D}\right)+0,01\right]\,.\,D^2\mbox{ mk} würde, da πD = 56,549 und D2 = 324, sowie \left(\frac{\delta}{D}\right)=\frac{10}{9}\mbox{ und }\left(\frac{\delta}{D}\right)^2=\frac{10}{8} ist, A = 407 mk folgen, während aus der Versuchsreihe A = 401,8 mk folgt. Nun ist für δ = 20 und D = 18 mm A : P1δ = 0,600, also \frac{A}{0,6\,.\,\delta}=P_1 die grösste Druckkraft, hiernach P_1=\frac{400}{0,6\,.\,20}=33,3\mbox{ t} mit welcher Grösstkraft das Maschinengestell und das Triebwerk in Anspruch genommen wird. Dem Werkstückmaterial kommt hiernach ein mittlerer Festigkeitscoëfficient k=\frac{P_1}{\pi\,D\,.\,\delta}=\frac{33300}{1132}=29,2\mbox{ k/qmm} zu, und weil ferner \frac{k_1}{k}=1,28 ist, so wird der Festigkeitscoëfficient für die grösste augenblickliche Kraftstärke P1k1 = 1,28 . k = 1,28 . 29,2 = 37,376 k/qmm sein. Für unvollständige Durchstossdiagramme (Fig. 2), also für einen beschleunigten Durchstossvorgang, bei dem die grösste Druckkraft nahezu mit dem Ende des Stanzvorganges zusammenfällt, wird ein Correctionscoëfficient f=\frac{\frac{\delta}{i}-1,5}{\frac{\delta}{i}-2,4} angenommen, und Ab= f . A2 gemacht. Dementsprechend ist A_b=f\,.\,A_2=0,01\,(\pi\,D)\,\left[\left(\frac{\delta}{D}\right)^2-0,14\left(\frac{\delta}{D}\right)+0,01\right]\,D^2\,.\,f Für Werthe \frac{\delta}{i}= 100 50 20 6,7 5,0 4,0 3,3 2,9 2,5 wird f= 1,00 1,02 1,05 1,2 1,35 1,56 2,0 2,8 10,0. Im vorhergehenden Beispiele für D = 18 und δ = 20 ist \frac{1}{2}\,(D_1-D)=0,7=i, daher \frac{\delta}{i}=\frac{20}{0,7}=28,5 und folglich f=\frac{28,5-1,5}{28,5-2,4}=1,034 der verlangte Correctionscoëfficient. Sehr zu bemerken sind die hierbei auftretenden ungeheuren Flächen- und Umfangspressungen. Im Augenblicke der stärksten Druckkraft P1 wird bei δ = 20 mm und D = 18, also (δ : D) = 1,122 die Flächenpressung p = 133,8 k/qmm oder 13380 at betragen, während die Umfangspressung u = P1: πD = 586 k/mm erreicht. Während die Umfangspressung im Mittel für Blechstärken von δ = 8,7 12 16 20 mm u = 270 370 490 590 k/mm zunimmt, stellt sich die mittlere Trennungskraft k, also auch (u : δ) = k = P1 : πD . δ = 31 k/qmm für alle Blechstärken als gleichbleibend. Dieser bedeutenden Flächenpressung, welche für δ : B = 1,683 bis auf annähernd 20000 at bezieh. 200 k/qmm ansteigt, muss in erster Linie das Material des gehärteten Stempels mit Sicherheit widerstehen. Mit Rücksicht auf das Werkstück ist eine so bedeutende Steigerung des Materialwiderstandes nur erklärlich, wenn man die um den äusseren Lochrand liegenden Materialringe als in Mitwirkung gezogen annimmt. Aufschluss darüber können nur geätzte Querschnitte gewähren, aus denen die Dehnung der Materialschicht am Lochrand und die Theilnahme des Fliessens des umliegenden Materials ersichtlich ist. Dieses Fliessen ist nur möglich bei einer doppelt kegelförmigen Verjüngung des Lochkernes (Fig. 3 und 4). Textabbildung Bd. 298, S. 146 Lochkerne. Dementsprechend ist man gezwungen, nebst der Druckfestigkeit noch der Zugfestigkeit einen nicht unbedeutenden Antheil zuzuweisen, welcher vorerst einer genauen Berechnung sich entzieht. Nimmt man die Aetzung zur Grundlage und zieht die Dicke der trichterförmigen zuggespannten Faserschicht bei irgend einer Durchstossperiode in Rechnung, so folgt bei einem Lochdurchmesser D = 17 und δ = 15 mm Blechstärke aus s2 = 5 mm Eindringung ein mittlerer Durchmesser des Trichters von Lochdurchstoss-Tabelle. Textabbildung Bd. 298, S. 147 Mittlere Blechstärke; Maasse und Mittelwerthe; Lochdurchmesser; mm; Lochumfang; Stempelfläche; qmm; Verhältnisse; Cylinderfläche; Stempelhubtheilel; Blechdicke; Compression; Stempelhubverhältnisse; Mittel; Maximalkraft; Schubkraft; Arbeitsleistung der Maximalkraft; mk; Wirkliche Arbeitsleistung; in mk; Verhältnisse der Arbeitstheile; Verhältniss der Maximal z. wirkl. Arbeitsleistung; Mittlere Arbeitsdrücke; Verhältniss; Mittelwerte; Grösste Flächenpressung; Mittlere; Grösste Umfangskraft; Mittlere Umfangskraft; Mittlerer Abscherwiderstand; Festigkeitscoëfficient; at oder k/qc d = 15 bei einer Wandstärke von δ1 = 2,5 Ringquerschnitt (πδ) . δ1 = 47 . 2,5 = 1175 qmm, was bei einer Inanspruchnahme von k = 20 k einen Zugwiderstand W = (πδ)δ1 . kz = 23,45 t ergibt, sofern eine Zerreissung noch nicht angenommen wird. Nach der Tabelle 1 würde bei D = 15 und d = 16 die Maximalkraft vor der Trennung P1 = 23,95 ∾ 24 t betragen. Ch. Fremont's Elasticimeter. Textabbildung Bd. 298, S. 148 Fremont's Indicator nebst Diagramm. Begnügt man sich mit der Aufzeichnung der blossen Durchstossvorgänge, ohne Anspruch auf Messung der absoluten Kraftstärke zu erheben, so kann die Federkraft des Maschinengestelles mit den Stempelwegen in Beziehung gebracht werden, wobei die in Fig. 5 angegebene Messvorrichtung zur Zeichnung der Arbeitsdiagramme benutzt werden kann. Dieser von Ch. Fremont in Comptes rendus, 1894 Bd. 69 Nr. 21 * S. 1002, beschriebene Indicator (vgl. Frank Richards in D. p. J. 1889 272 * 273) besteht aus einer am Gestelluntertheil aufgeschraubten Schiene C (Fig. 5), an welcher das Gelenk N für den Fühlhebel B vorgesehen ist, der durch einen an der oberen Maulfläche des Gestells angesetzten Druckstift K bethätigt und von der Feder D gehoben wird. An Schiene C sind Lager für eine Rolle O angebracht, über die ein auch unter der Rolle Q und R geleiteter, mit P belasteter Faden geführt ist, mittels welchem durch den Stempelhalter A das Rähmchen G in Hubbewegung versetzt wird. Wenn nun am Fühlhebelende ein Zeichenstift H angesetzt wird, so kann ohne weiteres ein Arbeitsdiagramm, wie Fig. 6, selbsthätig gezeichnet werden. Da es kaum anzunehmen ist, dass die von der Federung der Gestelltheile abhängigen Druckordinaten proportional den wirklichen Druckkräften sind, so kann dieses Instrument wohl zur Lieferung von Vergleichswerthen, nicht aber zu wirklichen Kraftmessungen herangezogen werden. Watson-Stillman's tragbare Lochstanzmaschine für Handbetrieb. Neu an dieser tragbaren Stanze ist die Anordnung des Presspumpwerkes mit zweifacher Uebersetzung. Nach Industries and Iron, 1895 Bd. 1 * S. 210, ist im oberen cylindrisch ausgebohrten Kopf des Bügelgestelles a (Fig. 7) ein Kolben b mit Stanze c, welche zur unteren Matrize d passt, unter Einwirkung irgend einer Pressflüssigkeit verschiebbar. Bis zur Anstellung der Stanze c an das Blechwerkstück erfolgt das Vorschieben des Kolbens h durch Einschrauben des Deckeltheiles e, während der eigentliche Durchstoss mittels des in e bezieh. g niederzuschraubenden Kolbens f erfolgt. Sowohl dieser Kolben f, als auch der Deckelkolben e und der Arbeitskolben b sind mit passenden Liderungsringen abgedichtet. Zur Bethätigung der Kolben e und f sind Stifte bezieh. Durchsteckstäbe vorgesehen. Textabbildung Bd. 298, S. 148 Fig. 7.Watson-Stillman's Lochstanzmaschine. Ad. Klostermann's Trägerschere. Nach dem D. R. P. Nr. 67167 vom 28. Juli 1892 besteht diese Vorrichtung zum Durchschneiden von gewalzten I-Trägern aus dem Rahmenuntersatz a (Fig. 8), welcher mit einem Längsschlitz b versehen ist. In die Mitte dieses Rahmens werden zwei stählerne Sattelmesser c und an beiden Seiten desselben zwei durch Schrauben e stellbare Widerlager d eingesetzt. In die Aussparung dieser Widerlager d, sowie durch den von den beiden Sattelmessern c freigelassenen Zwischenraum kann nun eines der Obermesser f geführt werden, welche schräge oder abgerundete Seiten und einen oder zwei Durchstosszapfen besitzen. Wenn nun auf dem Sattel c und zwischen den Seitenmessern d ein T-Träger flach eingelegt ist, so wird durch den Mittelzapfen des Obermessers f in den Trägersteg zuerst ein Loch durchgestanzt, alsdann durch die Seitenflanken des Obermessers nach beiden Seiten hin dieses Loch zu einem Schlitz erweitert, welcher bei fortschreitender gegensätzlicher Bewegung der Messer durch die Trägergurten geht. Weil aber bei diesem Arbeitsvorgang ein Materialstreifen g von der Breite gleich der Messerdicke herausgestanzt, also ein Doppelschnitt geführt wird, und daher Abfälle g entstehen, die durch den Schlitz des Rahmens a gedrückt werden müssten, so haftet diesem Verfahren der Uebelstand an, dass die in den Schlitz eingekeilten Streifen g nach jedem Schnitt entfernt werden müssen, was zweifellos umständlich und zeitraubend ist. Textabbildung Bd. 298, S. 148 Fig. 8.Klostermann's Trägerschere. Dass für zusammenpassende Trägergrössen bezieh. Gruppen derselben entsprechende Rahmen und Obermesser vorgesehen sind, ist selbstverständlich. So erhalten die grossen Obermesser zwei Durchstosszapfen. Zur Ausführung solcher Arbeiten dient eine Durchstosspresse mit Druckwasserbetrieb, die entweder durch Riemen oder Hand bethätigt werden kann. Findet dieselbe auf einem Lagerplatz ihre Verwendung, so werden für alle Gruppen von Trägergrössen Schnittwerkzeuge vorzusehen sein, welche möglichst bequem in die Presse einführbar sein sollen. Gebaut werden diese Maschinen von der Kalker Maschinenfabrik Breuer, Schumacher und Co. in Kalk bei Deutz. Cameron-Snape's Durchschnittpresse für Träger. Nach dem amerikanischen Patent Nr. 515746 vom 18. Juli 1893 (vgl. D. p. J. 1894 291 * 126) besteht das Wesentliche dieser aus Grundplatte a (Fig. 9), Säulen b1 und Holm c mit Cylinder bestehenden Presse in dem Stanzwerkzeug. Am Druckwasserkolben d ist ein Führungsstück angeschraubt, an dem das Stanzmesser e angebracht ist, welches in den Trägersteg einen Schlitz stanzt. Hierzu sind zwei parallelstehende Untermesser f an der Grundplatte a in fester Lage Fig. 9. angeschraubt, zwischen welchen das Stanzmesser e spielt. Textabbildung Bd. 298, S. 149 Fig. 9.Cameron-Snape's Trägerschere. Nun sind an Seitenschlitten g stehende Seitenmesser h angebracht, die mittels Schraubenspindeln i an das Trägerwerkstück stellbar gemacht sind, wobei je zwei derselben einen genügenden Zwischenraum für den Durchgang des Stanzmessers e frei lassen. Weil nun mit diesem oberen Stanzmesser e auch die Trägergurtflanschen durchstanzt werden, so müssen für jedes Trägerprofil besondere Stanzmesser e vorhanden sein, während die Seitenmesser g für alle Arbeiten brauchbar bleiben. Wie aus Fig. 9 zu ersehen, sollen mit dieser Maschine auch Schrägschnitte ermöglicht werden, was allerdings von Vortheil ist. C. Hoppe's Trägerschere. Textabbildung Bd. 298, S. 149 Fig. 10.Hoppe's Trägerschere. Während nach dem vorbeschriebenen Verfahren von Klostermann und Cameron-Snape die Träger auf die gewünschte Länge quer durchstanzt werden, daher ein Doppelschnitt von Messerdicke durchgeführt wird, so dass damit nicht nur ein Materialverlust verbunden, sondern auch eine unnöthige Arbeitsleistung verknüpft ist, führen C. Hoppe, Maschinenfabrik in Berlin, die Zertheilung der Träger nach einem Verfahren durch, welches sich dem Abschneiden oder besser Abbeissen nähert, indem mittels doppelkeilförmiger Messer a (Fig. 10) in der Gegenstellung die Trennung durchgeführt wird. Hierzu wird eine senkrechte Druckwasserpresse mit steigenden Kolben und entsprechenden Messergehäusen b und c in Anwendung gebracht, welche in Führungsschlitzen des Presstisches und des Holmes der Trägerhöhe entsprechend verstellt werden. – Im Ganzen sind für I-Träger von 80 bis 130 bezieh. 140 bis 200, bezieh. 210 bis 280 und 300 bis 500 mm Höhe vier Satz Messer erforderlich, wobei für die höheren Profile jeder Gruppe noch zwei Mittelmesserpaare f für den mittleren Stegtheil nothwendig sind. Zum Abbeissen der Gurtflanschen gehören je ein äusseres (d und d) und zwei innere Messer e, so dass im Satz zehn Stück Messer vorgesehen sind. Weil nun diese Gurtflanschenmesser in der Hauptsache eine dreieckförmige Gestalt haben, so wird beim lothrechten Zusammenschieben der Messergehäuse eine gleichzeitige Verschiebung der Messer in wagerechter Richtung erfolgen. Potter-Grace's Trägerschere. Von John A. Potter in Munhall und Robert W. Grace in Pittsburg wird nach Stahl und Eisen, 1893 Bd. 2 * S. 616, zum Abdrücken von Trägern die in Fig. 11 vorgeführte Schere (Amerikanisches Patent Nr. 485981) angewendet. Textabbildung Bd. 298, S. 149 Fig. 11.Potter-Grace's Trägerschere. Diese Maschine besteht aus zwei Gestelltheilen a und b, deren Excenterwellen durch Zahnkuppelungen cc wechselweise mit dem Antrieb werk d verbunden werden können. Nun enthält der linke Gestelltheil ein Querstück, an dem zwei Drucktheile e angelenkt sind, mit deren Scherblättern der Gurtflansch des Trägers abgeschnitten wird. Nach vollendetem Durchschnitt beider Trägergurte wird der Träger in das rechtsseitige Gestell b geschoben, wo mittels des Scherblattes g der Trägersteg vollends durchgeschnitten wird. Long-Allstatter's Winkelschere. Textabbildung Bd. 298, S. 149 Fig. 12.Long-Allstatter's Winkelschere. Nach Le Génie civil, 1894 Bd. 25 Nr. 12 * S. 179, ist diese von Long-Allstatter in Hamilton, Ohio, gebaute Winkeleisenschere (Fig. 12) auf einer Drehscheibe aufgestellt, weshalb der Antrieb von einer unter der Flur anlaufenden Welle durch eine mit der Achse der Drehscheibe zusammenfallende senkrechte Winkelwelle vermittelt wird. Hierdurch wird jede Richtung des Werkplatzes nutzbar gemacht, auch das unnöthige Herumtragen der langen Winkeleisenstäbe vermieden. Diese Maschine ist für Winkelschenkel von 175 mm bei 18 mm Mittelstärke bemessen und nach bekannter Anordnung ausgeführt. Fairfield's Winkelscheren und Stanzmaschinen. In der Schiffswerft Fairfield sind nach Engineering, 1890 Bd. 50 * S. 623, die in Fig. 13 bis 17 vorgeführten Winkelscheren mit zusätzlichen Lochstanzen im Betrieb. Textabbildung Bd. 298, S. 150 Fig. 13.Fairfield's Winkelschere und Stanzmaschine. Es ist vortheilhaft, Winkelscheren (wie Fig. 15) mit zwei Scherschlitten für rechts- und linksseitigen Schnitt auszubilden, weil das Wenden langer Winkelstäbe unbequem und hinderlich ist. Textabbildung Bd. 298, S. 150 Fig. 14.Fairfield's Winkelschere. Die Lochstanze für Winkel wird vom Scherschlitten mittels Lenkerhebel bethätigt und ist mit Ausrücker versehen. Der Antrieb erfolgt von der in der Verbindungsstelle der Gestellhälften lagernden Riemenscheibenwelle a mittels Räder b und Stirnkurbeln c auf die Scherschlitten d und die Lochstempel e. Eine ältere liegende Winkelstanzmaschine ist nach Engineering, 1890 Bd. 50 * S. 243, in Fig. 14 vorgeführt, wobei der Antrieb des Stanzschlittens a durch eine lange Excenterstange b bewirkt wird, und während Fig. 15 eine gewöhnliche Winkelschere mit Seitenmesser a und b darstellt, ist in Fig. 16 die Anordnung einer Winkelschere an einer grossen Scher- und Lochmaschine gezeigt. Textabbildung Bd. 298, S. 150 Fairfield's Winkelschere und Lochmaschine (Fig. 15 bis 17). Das Scherblatt ist an einem schwingenden Hebel a angebracht, welcher mittels einer Kugelstange b durch einen excentrischen Kugelzapfen c, der an der Hauptwelle d angeschlossen ist, betrieben wird. Häufige Gestellbrüche sind auch Veranlassung gewesen, die Gestelle der Scher- und Lochmaschinen nach Fig. 17 auszuführen, woselbst starke Seitenschrauben a die Hauptzugkräfte aufzufangen bestimmt sind, eine Anordnung, die bei Stab- und Blockscheren oft sich vorfindet. Amerikanische Plattenschere. Nach Stahl und Eisen, 1891 Bd. 11 Nr. 2 * S. 109, ist in Fig. 18 eine Plattenschere mit Druckwasser- und Hebelbetrieb vorgeführt. Zwischen den beiden Seitenständern a ist ein Querstück b eingebaut, in dem der Druckwassercylinder c eingehängt ist. Der aufsteigende Kolben d hebt mittels seines Querstückes e und zweier Zugstangen f zwei Hebel g, die wieder mittels Druckglieder h den Scherschlitten i gegen das untere an dem Querbalken k angebrachte Schermesser niederschieben. Textabbildung Bd. 298, S. 150 Fig. 18.Amerikanische Plattenschere. Die beiden Doppelhebel g sitzen auf einer Achse l, die in den Ständerlagern m geht. Bedenklich bleibt bei dieser Anordnung bei langen Scherschlitten der einseitige Führungsdruck und die einseitige Kraftäusserung auf das Kolbenquerstück. Platt-Fielding's Scher- und Lochmaschine. In der Werkstätte der Great-Western-Eisenbahn in Swindon, England, ist eine Scher- und Lochmaschine (Fig. 19 und 20) für Bleche, Winkel- und Stabeisen von Platt und Fielding in Gloucester aufgestellt. Textabbildung Bd. 298, S. 150 Platt-Fielding's Scher- und Lochmaschine. Die Bethätigung des Lochstanz- und Blechscherschlittens (Fig. 19) erfolgt durch Stirnkurbeln a, deren Druckkopf b mittels Handhebels c in die Leergangsstellung verlegt wird, während die Scherschlitten für Stab- und Winkeleisen an Halszapfen d beständig fortlaufen. Räderwerke e und f, von der Schwungradwelle g durch Riemenscheibe h betrieben, bethätigen die Hauptwelle d. Das Maschinengestell zeigt die bekannte Hohlgussform mit verstärkter Maulausweitung. (Schluss folgt.)