Titel: Neuerungen in der Tiefbohrtechnik.
Autor: E. Gad
Fundstelle: Band 298, Jahrgang 1895, S. 158
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Neuerungen in der Tiefbohrtechnik. Von E. Gad. Mit Abbildungen. Neuerungen in der Tiefbohrtechnik. In der Zeit vom 26. bis 29. September 1895 hat zu Halle a. d. S. die II. Generalversammlung des „Vereins der Bohrtechniker“, verbunden mit der IX. internationalen Wanderversammlung der Bohringenieure und Bohrtechniker unter zahlreicher Betheiligung getagt. Die bei dieser Gelegenheit gehaltenen Vorträge werden in dem Organ des „Vereins der Bohrtechniker“ von Hans Urban in Wien im Wortlaut erscheinen. Von hervorragendster Bedeutung sind die dankenswerthen Mittheilungen, die daselbst Bergrath Köbrich über die von ihm ausgeführte fiscalische Bohrung Paruschowitz V bei Rybnik in Oberschlesien bekannt gegeben hat (D. p. J. 1893 289 5). Der Zweck der Bohrung war der Aufschluss über die Steinkohlenflöze in jenem Gebiete. Da dieser Aufschluss bis zu einer Tiefe von 2003,34 m gegeben ist und dabei Steinkohlenflöze von 89 m Mächtigkeit insgesammt erschlossen hat, so ist auch der praktische Zweck der Arbeit glänzend erreicht, abgesehen von dem Nutzen für die Wissenschaft und dem Ruhme für die Tiefbohrtechnik. Die Bohrung wurde am 26. Januar 1892 aufgenommen, und zwar mit einer lichten Weite der Verrohrung am Tage von 320 mm, in welcher Grösse des Durchmessers vom preussischen Fiscus bis dahin noch nicht gebohrt war. Die Diamantbohrkrone erreichte nach manchen Brüchen des Bohrgestänges am 17. Mai 1893 die Tiefe von 2002,34 m. In 399 Arbeitstagen war ein durchschnittlicher Bohrfortschritt von täglich 5,01 m erzielt worden, während die Kosten 75225,41 M. im Ganzen und 37,57 M. für das laufende Meter betrugen. In dem 1740 m tiefen Bohrloch von Schladebach hatte das laufende Meter 121 M. gekostet. Nach Verengung durch sieben ganze und eine verlorene Röhrentour betrug auf 2000 m Teufe die Bohrlochsweite bei Paruschowitz noch 69 mm, was 48 mm starke Bohrkerne ergab. Da bei Schladebach erst die schliessliche Bohrlochsverengung auf 31 mm Durchmesser die Fortsetzung der Bohrarbeit ausgeschlossen hatte, so glaubte man aus diesem Grunde bei Paruschowitz nicht am Ende der Leistung angelangt zu sein. Dass man so weit überhaupt gekommen war, hatte man nach Köbrich's Urtheil überhaupt nur dem Umstände zu verdanken, dass man nach einem gefährlichen Gestängebruch auf 1450 m Teufe zu der Verwendung der schmiedeeisernen Mannesmann-Röhren für das Bohrgestänge übergegangen war. Es ergab dies bei grösserer Festigkeit auch eine erhebliche Erleichterung des Bohrgestänges, wenn auch dieses schliesslich das bedeutende Gewicht von 13875 k erreichte. Zur Fortführung der Bohrung über 2000 m Tiefe hinaus erwies sich aber auch eine Verstärkung der Maschine und des Kettenkabels für erforderlich. Während man zwischen dem 17. Mai und 23. August 1893 die 15pferdige Locomobile durch eine 25pferdige ersetzte und ein stärkeres Kettenkabel eintauschte, fanden zu derselben Zeit Temperaturmessungen statt. Ueber die Prüfung der betreffenden Instrumente ist schon (D. p. J. 1894 291 289) berichtet. Nach Wiederaufnahme der Bohrarbeit am 23. August 1894 kam man nur 1 m tiefer, bis auf 2003,34 m. Besonders die oben erwähnte verlorene Röhrentour zwischen 571 und 754 m Tiefe verursachte durch eigene Brüche und Nachfall des Gebirges solche schwer zu hebenden Gestängebrüche, dass man vorzog, die Bohrung einzustellen. Die Schwierigkeiten der Fangarbeiten veranlassten auch dazu, dass man schliesslich zwei Diamantkronen, 40 m Kernrohr und 1343 m Mannesmann-Gestänge im Bohrloch stecken liess. Die unumwundene Darstellung gerade der theilweisen Rückschläge und nicht gehobenen Unfälle erhöht den Werth der Köbrich'schen Mittheilungen. Es werden dadurch viele noch zu lösende Aufgaben für die Tiefbohrtechnik klar gestellt. Gleich lehrreich wie die mündlichen Mittheilungen Köbrich's auf dem Bohrtage sind zum Beispiel auch seine im Druck veröffentlichten Angaben über die von ihm ausgeführten Bohrarbeiten zur Aufbesserung des Schönbornsprudels bei Kissingen.Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preussischen Staat, 1894 S. 335. Dieser Sprudel entströmt einem Bohrloch, das im J. 1822 begonnen und 1854 auf die für damalige Verhältnisse sehr stattliche Tiefe von 584,22 m gebracht war. Drei Quellen, in entsprechenden Tiefen von 63,84 m, 361,90 m und 490,48 m unter Tage, strömten in das Bohrloch. Von diesen hatte indess nur Quelle II den wünschenswerten Gehalt an Kohlensäure und Chlornatrium. Quelle I war zu schwach an Kohlensäure, Quelle III dagegen zu stark daran, so dass man des mächtigen Auftriebes wegen für die übrigen Quellen Kissingens fürchtete. Die untere Quelle wurde mithin 1865 mit Cement verstopft, nachdem bereits 1851 die erste Quelle eine Absperrungsverrohrung aus Messing von 134 mm lichter Weite und 2 mm Wandstärke erhalten hatte. Der allmähliche Rückgang der Sprudelverhältnisse zeigte nach dem Quellenjournal vom August 1892 beängstigende Maasse. Es flössen nur noch 300 l in der Minute statt deren 920 im J. 1866, während der Soolegehalt seit 1872 um 1,874 g für 1 l und die Temperatur von 20° C. auf 18,1° heruntergegangen war. Köbrich, vom Bergwerksamt München berufen, erkannte als Grund die Verschlämmung und Versandung der Quelle II durch Zerstörung der Messingverrohrung, und schlug zur Abhilfe Entfernung der Messing- und Schlammassen und Einführung eines Eichenholztäuchers in das gereinigte Bohrloch vor. Auf Wunsch der Brunnenverwaltung führte Köbrich die Bohrarbeiten an der Schönbornquelle in zwei Perioden aus, deren erste in die Zeit vom 17. Februar bis 22. April 1892 und deren zweite in die Zeit vom 14. October bis 6. März 1894 fällt, wozwischen die ganze Badesaison von 1893 liegt, während welcher der Sprudel im vollsten Maasse in Anspruch genommen worden ist. Die Nachbohrung ging mit Fräsern und Diamantkronen von 91 bis 135 mm Durchmesser vor sich. Es fehlte nicht an sehr aufregenden Momenten, da mitunter der Zufluss der Quellen vollständig stockte. Nach der provisorischen Herstellung 1893 musste der Brunnen erst künstlich angesogen und in Gang gebracht werden, während er nach der Vollendung, 1894 frei 879 cbm Badewasser in 24 Stunden sprudelte. Mit Erhärtung der Eichenholzverrohrung, wie solche erfahrungsmässig mit den Jahren eintritt, lässt sich sogar noch eine Steigerung hoffen. Die Holztour Fig. 1, aus 24 Rohrstücken von 3 bis 4 m Länge bestehend, innen 127 mm weit bei 205 mm äusserem Durchmesser, hat 39 mm Wandstärke und ist derart gefügt, dass die Innenwände verglichen an einander schliessen, während die Vergleichung an den Aussen wänden durch die 3 mm starke Kupfermuffe a hergestellt wird. Die Buchenholzdübel b fassen beide Rohrtheile und die Muffe, während letztere noch durch je 32 Messingschrauben c grössere Befestigung erhält. Sollten mit den Jahren, wie zu erwarten steht, die Kupfermuffen zerfressen werden, so lässt sich doch die fernere Haltbarkeit der Holz Verbindung erwarten, besonders wenn, wie Köbrich räth, der Brunnen in seinem jetzigen vortrefflichen Zustande sich selbst überlassen bleibt und keinen unnöthigen Nachhilfen behufs grösserer Ergiebigkeit ausgesetzt wird. Köbrich stellt erst für späte Jahre eine nothwendige Aufbesserung durch Nachbohrung mit einer Diamantkrone von 120 mm in Aussicht, um Sinterbildungen im Niveau von 362 m noch einmal zu beseitigen. Die Gesammtkosten der Bohrarbeiten betrugen 35680,64 M. Textabbildung Bd. 298, S. 158 Fig. 1.Holztour aus Rohrstücken. Auf welche reiche Erfahrung Köbrich seine Autorität im Tiefbohrfache stützt, geht aus der Angabe des Oberbergraths v. Betten-Halle auf dem Bohrtage hervor, dass der preussische Fiscus, wohl der grösste Bohrunternehmer der Welt, seit 1880 in 400 Tiefbohrungen 130000 in unter 13 Millionen Mark Kostenaufwand niedergestossen hat. Köbrich, dem das fiscalische Bohrwesen untersteht, hat dabei mit einem Dutzend Bohrungen Tiefen über 1000 m, bis zu über 2000 m erreicht. Mittheilungen aus der eigenen Bohrpraxis machten auf dem Bohrtage auch Bela v. Vángel-Moskau und Thumann- Halle. Vor allem interessirt das Eingreifen v. Vángel's bei den Bohrarbeiten im Arsenal von Briansk, wo ähnliche Verhältnisse wie in Schneidemühl zu bewältigen waren (D. p. J. 1894 294 200). Beim Bohren der Firma Kruschel in Charkow drangen Wasser und feste Oelsandtheile nicht nur innerhalb der Röhren, sondern auch ausserhalb derselben zu Tage. Der zur Abhilfe berufene v. Vángel suchte dem Ausbruche der festen Stoffe und dem weiteren Einstürzen des Terrains durch Einsetzen von zwei Röhrentouren in das offene Gelände vorzubeugen. Diese Bohrungen gelangten aber, des früher bereits eingeschütteten Steinmaterials wegen, nicht bis zur Sohle. Um das Aufsteigen der Wasser ausserhalb der Röhren zu verhindern, wurden grosse Massen von Gusseisenstücken in das gesenkte Terrain eingeführt und, nachdem die Gewalt des aufsteigenden Wassers dadurch gebrochen war, Steine in die Senkung nachgefüllt. Um die Gewalt des Wassers ganz zu heben, führten die russischen Ingenieure nach dem Vorschlage des Prof. Woislaw ein schiefes Bohrloch aus, welches der ersten Bohrung das Wasser unmittelbar an deren Grunde entnahm. v. Vángel sprach ferner über 50 kleinere Bohrungen in Moskau zur Wasserversorgung und erwähnte die von Director Grumbacher bei A. Borsig in Berlin construirte Mammuthspumpe, welche das Wasser auch aus grössten Tiefen ohne eingebaute Pumpe hebt und daher die Anwendung enger Bohrungen ermöglicht. Die Gesellschaft von v. Vángel soll im öden Norden Russlands nach Erdöl, und zwar mit Erfolg, bohren, wohin alle Geräthe 60 Tage lang durch Wüsten hindurch von Trägern zu Fuss transportirt werden müssen. Von Nutzen soll nach v. Vángel auch die Anwendung von kleinen Bohrungen, um Weinstöcken und Obstbäumen das zusagende Erdreich zuzuführen, sein. Dass v. Vángel auch noch von einer neuen Fassung von Bohrdiamanten mittels Goldamalgams sprach, erhöhte das Interesse an der reichen Sammlung von Diamanten verschiedener Art, die Uijldert-Amsterdam dem Bohrtage vorlegte. Ingenieur Thumann besprach zunächst das Dichten von Bohrlöchern in Salzlagern, wie das Berggesetz zum Schutz der angebohrten Salzlager fordert. Bisher wandte man mit der Hand gehärtete Thonkugeln an, welche man in das Bohrloch warf und zeitweise zusammendrückte. Statt dessen versenkt der Vortragende Cement in Glasgefässen, welch letztere beim Aufschlagen auf der Bohrsohle zerschellen und das Cement frei geben. – Ein im Bohrring einer Diamantbohrung hineingefallenes Eisenstück wurde durch die Bohrung mittels eines Spitzbohrers im Kerne aus dem Ringkanale beseitigt und später mit dem Kerne gefördert. – Am 22. März 1895 wurde im Salzbohrloche der Gewerkschaft Bernhardshall zu Salzungen 80 m unter Salz eine Kluft mit unter Hochdruck stehender Kohlensäure angebohrt. Die 350 m hohe Säule von Chlormagnesiumlauge wurde sofort aus dem Hohlgestänge in die Luft geblasen und das Gas drang heulend und pfeifend nach. Der Verschluss der Röhre durch einen 7 bis 8 Pfund schweren Eisenpfropfen gelang, jedoch beim Lockern desselben flog er durch das Dach. Der Versuch, das Gas beim Weiterbohren zur Umspülung der Krone zu benutzen, misslang, indem der Kern herausgeschleudert wurde und das Gestänge zertrümmerte. Es gelang schliesslich, das Gas abzufangen. Ein aufgesetztes Manometer zeigte 32 at Druck, so dass es nur einer geringen Druckverstärkung bis auf 36 at bedarf, um die Kohlensäure flüssig zu gewinnen. Es sei hier hinzugefügt, dass im Juli 1894 auch beim Dorfe Sondra nicht weit von Gotha gelegentlich einer Bohrung auf Kalisalze eine Kohlensäurequelle angeschlagen ist, die denen von Salzungen und Hann.-Münden an Mächtigkeit und Reinheit gleich stehen soll. Seit der Fassung des Bohrloches durch einen sinnreichen Apparat der Firma Biegleb, Hansen und Co. in Gotha strömt ein Gas von 98 Proc. Kohlensäure und 2 Proc. Stickstoff mit einer Temperatur von + 3 bis 4° R. aus. Die Besitzerin der Quelle, die Kölner Bohrgesellschaft, wird dieselbe für industrielle und Badezwecke ausbeuten. Bei Sondra selbst soll nicht mehr nach Kali gebohrt werden, sondern vielmehr im Terrain Gotha, Ohrdruf, Haarhausen. Die erste wissenschaftliche Autorität im Tiefbohrfache, Oberbergrath Tecklenburg-Darmstadt, verbreitete sich in seinem Vortrage besonders über das Schachtbohren, worüber der demnächst erscheinende VI. Band seiner Tiefbohrkunde die erschöpfendste Auskunft bringen wird. Er ist der Ansicht, dass schmale Wasserhaltungsschächte sich gut mit Spülbohrungen würden niederbringen lassen. Ein Eisencylinder von 1 m lichter Weite, unten mit einem Senkschuh, oben mit einem Deckel versehen, wäre zu versenken. Der Deckel würde drei Löcher mit Stopfbüchsen für Gestänge, Fallrohr und Steigrohr erhalten. Nachdem der Bohrtag noch die 1200 m tiefe Bohrung von H. Läpp, sowie die fiscalischen Bohrungen bei Salzdetfurth besichtigt hatte, trennte man sich bis auf Wiedersehen nächstes Jahr in Buda-Pest. Leider ist Ingenieur Wolski in diesem Jahr zu Halle nicht zu Worte gekommen, um die von ihm im vorigen Jahre zu Lemberg angeregte Frage über Freifall und Rutschschere der Klärung näher zu bringen. Dass diese bisher ungelöste Frage auch bei der Praxis des Schachtbohrens eine Rolle spielt, werden wir in dem bereits oben in Aussicht gestellten VI. Band der Tiefbohrkunde von Tecklenburg (Schachtbohren) sehen. Danach hat man zum Beispiel bei der Schachtbohrung von Jessenitz empirisch zwischen Freifall und Rutschschere gewechselt. Textabbildung Bd. 298, S. 159 Fig. 2.Bohrapparat von Wolski. Der Apparat (Fig. 2) von Wolski sucht in sinnreicher Art zu beweisen, dass die Rutschschere bei richtiger Kurbelgeschwindigkeit das wirksamste aller Freifallinstrumente sein muss. Der Meissel a mit Schwerstange b ist mittels der Rutschschere c mit dem eisernen Gestänge d und dieses mittels der Kette e, dem Gleitstück f und der Zugstange g mit der Kurbel h verbunden. Diese Kurbel h erhält durch Riemenübertragung Bewegung von der Handkurbel i. Der Holzblock k nimmt die Meisselstösse auf. Um die gleichzeitigen Bewegungen von Kurbel und Meissel zu registriren, bewegt die Handkurbel zugleich die Papierrolle l, auf welche in derselben Verticalen ein mit dem Meissel verbundener Blaustift und ein mit dem Gleitstücke f durch steifen Draht in Verbindung stehender Schwarzstift die Diagramme ihrer Bewegungen eintragen. Bei langsamer Kurbeldrehung decken sich die schwarzen und blauen Sinuslinien, bis auf den Schluss des Hubes, wo der Abstand der Linien die Oeffnung der Scherenglieder anzeigt. Bei schnellerem Drehen der Kurbel zeigt das Diagramm einen Aufwurf, nach welchem der Meissel sich über den Kurbelweg erhebt und sodann auf den Holzblock frei herabfällt, was sich im Diagramm durch eine Parabel ausdrückt. Da nun aber in der Praxis das Holzgestänge, vor allem aber das Bohrseil bedeutende Elasticität besitzen, die der Wirkung der Rutschschere zu gute kommt, so lässt sich dieser Umstand auch im Wolski'schen Apparat zum Ausdruck bringen, indem in das Gestänge d eine Springfeder eingefügt wird. Wolski stellt auch für die Bewegungen der Rutschschere sehr interessante mathematische Formeln auf. Für die Praxis tritt er für die Rutschschere bei schnell auszuführenden Bohrungen bis zu etwa 600 m Tiefe ein, gibt aber zu, dass über diese Tiefe hinaus der Freifall empfehlenswerther werden mag, wenn nicht etwa Diamantbohrung eintreten muss. Allen Vorzügen der Rutschschere, die Wolski sonst noch anführt, wie gedrungener Bau, mithin Widerstandsfähigkeit bei Klemmungen, Regulirung der Hubzahl, leichtes Fördern von Gestänge oder Seil u.s.w., ist noch ein sehr wesentlicher hinzuzufügen, nämlich die Verwendbarkeit für Wasserspülung. Das Problem, eine Rutschschere für Wasserspülung brauchbar herzustellen, kann durch Fauck als gelöst gelten, während es für den Freifall noch zu lösen bleibt. Textabbildung Bd. 298, S. 160 Fig. 3.Fauck's Mantelschere. Dass die Spülbohrung, ganz abgesehen von der Diamantbohrung, im Ganzen vortheilhafter ist als jede Trockenbohrung, wird wohl jetzt ziemlich allgemein anerkannt. Die Bohrung muss rascher von Statten gehen, wenn das losgelöste Material während des Bohrens selbst entfernt wird, als wenn das Bohren zeitweise einzustellen bleibt, um den Bohrschmand mit unvollkommenen Schlammlöffeln in langwieriger Arbeit mehr oder weniger unvollständig zu entfernen. Der Effect des auf die Bohrsohle stossenden Meissels ist selbstverständlich grösser, wenn diese durch Spülung rein gehalten ist, als wenn Bohrmehl oder Bohrschmand auf der Sohle den Stoss abschwächt. Ein kräftiger Spülstrom an den Bohr wänden hinauf schützt sehr gegen Nachfall. Drehbohrgeräth ist ohne Spülung überhaupt nur denkbar, wenn es, wie Schappe oder Schneckenbohrer, das gelöste Material zugleich mit aufhebt. Verrohrungen lassen sich mit Spülung stets leichter herunterbringen als ohne. Ein nicht seltener Einwand gegen die Spülbohrung, dass diese nicht gleich genaue Feststellung der durchsunkenen Formationen zulasse wie die Trockenbohrung, ist bei guten Einrichtungen nicht zutreffend. Durch den ununterbrochen ausfliessenden Spülstrom lässt sich vielmehr jeder Wechsel der Schichten genauer feststellen als durch das gelegentliche Löffeln, das gemischtes Material aus ½ bis 1 m mächtigen Schichten, oft noch mit Nachfall aus höheren Schichten vermengt, zu Tage bringt. Auch der Vorwurf, dass sich die Spülbohrung für Bohrungen auf Flüssigkeiten, wie Erdöl, Soole u.s.w., nicht eigne, ist hinfällig, denn der Spülstrom weist das Auftreten der gesuchten Flüssigkeiten in der Bohrung sofort nach, wenn auch für die darauf folgende Gewinnung besondere Vorkehrungen erforderlich werden können. In Galizien, im Elsass, auf Java u.s.w. wird beispielsweise mit Spülung nach Erdöl gebohrt, und diese hindert weder das Uebersprudeln einer Springquelle, noch das rechtzeitige Abpumpen. Textabbildung Bd. 298, S. 160 Fauck's Hohlgestänge nebst Zubehör. Ein Umstand, der bei dem heutigen Stande der Tiefbohrtechnik die Wasserspülung noch ausschliesst, ist eine zu grosse Weite der Bohrlöcher, wie z.B. beim Schachtbohren. Es ist aber keineswegs ausgeschlossen, dass auch dafür das nöthige Geräth construirt wird. Wo aber kein Wasser ist, kann auch keine Spülung sein, und sehr empfindlich vermag es zu werden, wenn während einer Tiefbohrung, die für Spülapparate eingerichtet ist, das nöthige Wasser zeitweise versagt. Das kann im Hochsommer und im Winter leicht vorkommen. Aber auch die Gesteinsbeschaffenheit kann stellenweise Trockenbohrung wünschenswerth machen. Schotter und Gerölle wird man lieber mit einem Ventilbohrer aufholen, als zerstossen, wobei Spülung nichts hilft. Hartes Gestein kann auch einen Stoss mit massivem Meissel von grösserem Gewicht beanspruchen, als ihn im Ganzen der Hohlmeissel für Spülung besitzt. Wo aber die Härte des Gesteins einen häufigen Austausch der Meissel beansprucht, hören die Vortheile des Spülbohrens meist auf, falls keine Diamantbohreinrichtung zur Verfügung steht. Es ist nun das grosse Verdienst Fauck's, Geräthe construirt zu haben, die einmal die Grenze der Anwendbarkeit des Spülverfahrens bis zu einer grösseren Härte des zu durchbohrenden Gesteins hinaufrückt, dann aber auch einen leichten Wechsel von Spül- und Trockenbohrung mit demselben Geräth zulässt. Die erste Einrichtung ist die durch eine Liderung a verbesserte Mantelschere (Fig. 3), die eine Durchführung der Spülung bis zur Meisselschneide b ermöglicht, während sonst das Spülwasser schon unterhalb des Mantels bei c austritt und dort weniger Wirkung hat. Die Anbringung der Rutschschere d ist angängig, während ein Freifallinstrument ausgeschlossen ist. Beim Spiel der Rutschschere wird die Liderung nur wenig auf und ab bewegt, wodurch ihre Abnutzung gering bleibt, während sie beim Freifall nicht allein den ganzen Hub, sondern auch die Drehung des Abfallkörpers mitmachen müsste. Eine zweite Construction, die besonders den Uebergang von Spülbohrung zur Trockenbohrung und umgekehrt wesentlich erleichtert, ist das Fauck'sche Universalhohlgestänge (D. R. P. Nr. 78198 vom 10. April 1894), Fig. 4. Es beruht auf der unlöslich gemachten Verbindung glatter Rohre a mit angeschmiedeten Endstücken b und c, deren konische Gewinde eine schnelle und feste Verbindung, sowie schnelle Lösung der einzelnen Stücke ermöglichen. Beim Ziehen und Einlassen des Gestänges wird dieses vom Förderstuhl (Fig. 5) getragen und dabei noch durch den Fallring e festgehalten. Die Schlüsselgabel (Fig. 6) fängt das Gestänge unter dem oberen Vierkant ab, während das An- oder Abschrauben eines Rohrtheiles am oberen Vierkant mittels eines gewöhnlichen Schraubenschlüssels vor sich geht. Bemerkenswert ist die geringe Wandstärke des Gestänges, welche grosse Leichtigkeit desselben bei hinreichender Widerstandsfähigkeit sowohl für Stossbohren wie Drehbohren, nass und trocken, bietet. Textabbildung Bd. 298, S. 161 Fig. 7.Gesteinsbohrmaschine der Gebrüder Sulzer. Dankenswerthe Mittheilungen in Bezug auf nasse und trockene Bohrungen, Freifall und Rutschschere bringt Baron BrunickiOrgan des Vereins der Bohrtechniker, Wien 1895 Nr. 18. von seinen eigenen Bohrungen auf Erdöl zu Harklowa in Galizien, die mit einem Bohrkrahn leichtester Construction von Fauck im Meteraccord durch den Bohrtechniker R. Müldner ausgeführt sind. In der Zeit vom 2. Februar bis 20. Juni 1895 waren drei Bohrlöcher von zusammen 640 m Tiefe fertiggestellt und dem Pumpbetriebe übergeben. Nur beim ersten Bohrloch wurde mit Wasserspülung begonnen, doch diese wegen Wassermangels eingestellt. Später bohrte man trocken, theils mit Freifall, theils mit Rutschschere, wobei die Rutschschere bei Erhöhung der Tourenzahl auf 60 Schläge die gleiche Leistung wie das Freifallinstrument aufwies, jedoch bei dieser Anspannung einen so hohen Kohlenbedarf veranlasste, dass man von ihrer Verwendung bald ganz Abstand nahm. Die oben 170 mm, unten 100 mm weiten Bohrlöcher blieben nach Gewinnung der verwandten Futterrohre nur im unteren Theil mit leichten perforirten Nietröhren bekleidet. Der tägliche Bohrfortschritt stellte sich bei einer Belegschaft von 1 Krückelführer, 1 Heizer, 2 Mann für die Schicht und zusammen 3 Mann in der Schmiede für beide Schichten im Durchschnitt auf etwa 7,5 m. Baron Brunicki rechnet, dass mit einer solchen Bohreinrichtung jährlich 8 bis 9 Bohrlöcher à 200 m Tiefe abgebohrt werden könnten. Die Kosten stellten sich auf 12 fl. für das Meter, wovon 7 fl. auf den Bohraccord für das Meter an den Bohringenieur fallen. Ausserdem wurden monatlich 15000 k Kohlen verbraucht. In welchem Verhältniss die Diamantbohrung dem Freifallverfahren überlegen sein kann, ist von H. Lapp bei seiner Bohrung auf Kalisalze zu Turzawielka in Galizien ermittelt worden. Das Verhältniss stellte sich zu Gunsten der Diamantbohrung wie 2,4 : 1, wobei deren grösste Leistung 1,5 m Fortschritt in der Stunde war. Lehrreich ist, wie sich die beabsichtigte Ersparung an Verrohrung gerächt hat. Der Nachfall der unverrohrt gelassenen Stelle verursachte unter anderem eine Klemmung des Bohrgeräthes, die nach langen Mühen mit dem Steckenbleiben der Diamantbohrkrone endigte. Solch eine Krone mit 14 5-karatigen Diamanten repräsentirt etwa die Summe von 6000 M., da der Karat schwarzen Bohrdiamantes bei Uijldert in Amsterdam mindestens 80 M. kostet. Uebrigens hat die bis 327,50 m sonst gut durchgeführte Bohrung einige Salze nachgewiesen. Dass sich im Seilbohrverfahren in Nordamerika neuerdings nichts Wesentliches geändert hat, geht aus dem eingehenden Reisebericht von Dr. Klose hervor.Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preussischen Staat, 1894 S. 347. Textabbildung Bd. 298, S. 161 Fig. 8.Gesteinsbohrmaschine der Gebrüder Sulzer. Von neueren Tief bohrpatenten der Vereinigten Staaten sind zu erwähnen: Der Oelbrunnenmechanismus für Bohren und Pumpen an einer pennsylvanischen Seilbohrmaschine von Clark F. Rigby in New Castle, Pa. (Amerikanisches Patent Nr. 532338 vom 8. Januar 1895); ferner zwei Liderungen für Oel- oder Gasbrunnen, die eine von Egert T. Warner in Elwood, Ind. (Amerikanisches Patent Nr. 530631 vom 11. December 1894), die andere von Maurice S. Howe in Wabash, Ind. (Amerikanisches Patent Nr. 532783 vom 22. Januar 1895); schliesslich zwei Erdbohrer, der eine von Mel. Pierre in New Hartford, Iowa (Amerikanisches Patent Nr. 532738 vom 15. Januar 1895), der andere von Abraham L. Adams in Bridgeport, Conn. (Amerikanisches Patent Nr. 533855 vom 12. Februar 1895). Beachtenswerth erscheint der Vorschlag von Fr. Honigmann in Aachen (D. R. P. Nr. 80113), einen abzubohrenden Schacht nach oben durch einen Eisencylinder zu verlängern und durch Einfüllung von Wasser oder schwererer Flüssigkeit in die Verlängerung einen derartigen Druck auf die Schachtwände zu üben, dass das Gebirge nicht hereinbrechen kann. Nach Vollendung des Abbohrens findet dann die Schachtverrohrung in üblicher Weise statt. Textabbildung Bd. 298, S. 162 Fig. 9.Gesteinsbohrapparat von Ross. Textabbildung Bd. 298, S. 162 Fig. 10.Gesteinsbohrapparat von Ogle. Ein Förderschacht der Venus-Tiefbauschächte bei Brüx ist seit Anfang 1895 nach Poetsch's Gefrierverfahren in Arbeit, worüber später berichtet werden soll. Auch andere Schächte, zu Courrières, Ligny-lez-Aire, Flines-lez-Raches, Dourges, waren begonnen, sechs weitere standen in Aussicht. Textabbildung Bd. 298, S. 162 Fig. 11.Kohlenbohrmaschine von Hurd. Die Unternehmer des Simplon-Durchstiches, Brandt und Brandau, haben sich zu dieser Arbeit für eine Gesteinsbohrmaschine der Gebrüder Sulzer in Winterthur (Fig. 7 und 8) entschieden, die ähnlich schon bei ihren Tunnelarbeiten 1883 in Arlberg und 1887/88 bei Mansfeld und bei Suram (Kaukasus) in Anwendung gekommen sind. Durch eingetretene Verbesserungen hofft man den schon erreichten täglichen Bohrfortschritt von 6 bis 7,5 m noch zu steigern. Es ist ein Spüldrehbohrer mit Vorschubregulirung, der durch Druckwasser betrieben wird, an dem beim Simplon kein Mangel ist. Textabbildung Bd. 298, S. 162 Fig. 12.Wiggs' Kohlenminirmaschine. Der stählerne Bohrmeissel a (Fig. 7) wird an der Bohrspindel b gedreht. Diese ist am Cylinder c befestigt, welcher, mit dem äusseren Cylinder d durch Nuthe und Federn verbunden, die Drehung des letzteren mitmacht, die diesem durch das Schneckenrad e übertragen wird. In das letztere Rad greift ein Schneckenrad an der Achse f, die von zwei Kolben in den beiden Cylindern g gedreht wird. Das Druckwasser tritt bei h in die Cylinder g. Der Cylinder c wird zugleich mit der Drehung gegen das Gebirge vorgepresst, wobei das Maass je nach der Gesteinshärte durch den Regulator i abgepasst werden kann. Das Spülwasser wird durch das Rohr k gedrückt. Das Rohr l dient zum Wasserabfluss. An der hohlen Spannsäule m, die sich durch hydraulischen Druck schnell zwischen die Tunnelwände festklemmen und lösen lässt, können mehrere Bohrmaschinen zugleich für Bohrung nach allen Richtungen angebracht werden, wie Fig. 8 zeigt. Eine eigenthümliche Einrichtung zeigt der Gesteinsbohrapparat des schottischen Ingenieurs Macewan Ross (Fig. 9), die darin besteht, dass Druckluft, welche den Kolben a innerhalb der Führung b in kurzen heftigen Stössen gegen die Bohrspindel c bewegt, auch in den Hohlraum d tritt und hier durch Druck gegen die Scheibe e an der Bohrspindel, diese mit dem Bohrmeissel fest gegen das Gestein presst. Textabbildung Bd. 298, S. 162 Fig. 13.Minirgeräth von Hardy. Eine Verbesserung, die sich in England bewährt hat, zeigt der Gesteinsbohrapparat von P. J. Ogle (Fig. 10). Während sonst bei Stossbohrern mit Luftdruck betrieb meist neue Luft für den Rücktrieb des vorgestossenen Meissels verwandt werden muss, ist hier dieselbe Luft, die im Raum a den Kolben b vorgetrieben hat, erst nach dem Raume c geleitet, wo sie den Kolben erst wieder zurückbewegt, ehe sie aus dem Raume d ausströmt. Die englische Kohlenbohrmaschine von Fr. Hurd (D. R. P. Nr. 76919 vom 8. August 1893), Fig. 11, arbeitet mittels eines den Bohrer a tragenden Armes b, der in dem Gusstücke c axial verschiebbar ist, so dass seine Zapfen d den Führungsnuthen in den Platten e zu folgen vermögen. Als grössere Kohlenminirmaschine ist die von Jonathan W. Harrison in Ypsilanti, Mich. (Amerikanisches Patent Nr. 532730 vom 15. Januar 1895) zu erwähnen. Eine besondere Kettenconstruction mit Schneidemesser für solche Maschinen von James A. Wiggs in Birmingham, Ala. (Amerikanische Patente Nr. 532510 und Nr. 532511 vom 15. Januar 1895), ist Fig. 12 ersichtlich gemacht. Textabbildung Bd. 298, S. 163 Fig. 14.Minirgeräth von Hardy. Mannigfache Einrichtungen sind, besonders in Amerika, getroffen, um durch Federkraft die Wirksamkeit von Handgesteinsbohrmaschinen zu erhöhen. Solche Einrichtung hat zum Beispiel der schon länger auf dem amerikanischen Markt befindliche Dixon Hand Drill (Fig. 13). Neuer ist die Construction von Robert H. Elliot in Birmingham und John B. Garrington in Jasper, Ala. (Amerikanische Patente Nr. 530510, Nr. 530511 und Nr. 530512 vom 11. December 1894), Fig. 14, deren Apparat ausser der Feder auch noch einen eigenthümlichen Erweiterungsbohrer zeigt. Federn tragen ferner: der Kohlenbohrer von Olop P. Swanson in Jobs, Ohio (Amerikanisches Patent Nr. 534236 vom 12. Februar 1895), ferner das Minirgeräth von Frederick Hardy in Birmingham, Ala. (Amerikanisches Patent Nr. 532780 vom 22. Januar 1895), Fig. 15, sowie die Minirschaufel von Nathan E. Varney in Denver, Colo. (Amerikanisches Patent Nr. 531347 vom 23. December 1894). An Stelle der Feder ist an dem Gesteinsbohrer von Moses Beal in Elgria, Ohio (Amerikanisches Patent Nr. 531431 vom 25. December 1894), eine Kette oder ein Seil zur Erhöhung der Schwungkraft angebracht. Textabbildung Bd. 298, S. 163 Fig. 15.Minirgeräth von Hardy. Schliesslich seien noch die neuen Gesteinsbohrer von George W. Jones in Cleveland, Ohio (Amerikanisches Patent Nr. 534692 vom 26. Februar 1895), und von Thomas J. Murphy in New York, letzteres mit neuem Dreifuss (Amerikanische Patente Nr. 534371 und Nr. 534372 vom 19. Februar 1895), angeführt.