Titel: Die Ablösung der Handarbeit des Schriftsetzers durch Maschinen.
Autor: E. Wentscher
Fundstelle: Band 298, Jahrgang 1895, S. 252
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Die Ablösung der Handarbeit des Schriftsetzers durch Maschinen. Von E. Wentscher, Ingenieur in Berlin. (Fortsetzung des Berichtes S. 217 d. Bd.) Mit Abbildungen. Die Ablösung der Handarbeit des Schriftsetzers durch Maschinen. Textabbildung Bd. 298, S. 252 Fig. 109.Monoline von Scudder. 3) Eine im Princip und Arbeitsgang mit der Linotype übereinstimmende, constructiv aber von ihr in wesentlichen Punkten abweichende, einfachere und billigere Zeilengiessmaschine ist die ausserordentlich interessante Monoline des Amerikaners Scudder. Fig. 109 veranschaulicht die Maschine in perspectivischer Gesammtansicht; Fig. 110 ist eine Vorderansicht, während die Fig. 111 bis 126 Einzelheiten darstellen. Die Vereinfachung besteht bei Scudder in erster Linie darin, dass durch die Anordnung von je zwölf Buchstabenbildern gleicher Weite auf je einem Blechstreifen von entsprechender Dicke (Fig. 111, perspectivische Ansicht) die Zahl der verschiedenen Maternsorten eines Alphabets sich auf 1/12 der 96 Buchstabenbilder, d.h. auf acht vermindert. Textabbildung Bd. 298, S. 253 Monoline von Scudder. Dementsprechend enthält das Maternmagazin (Fig. 112, Grundriss) ausser dem Behälter Z für die Ausschlusstücke auch nur acht Kammern A1 bis A8 statt 96 und sind zum Ablegen auch nur acht verschiedene Signaturen erforderlich. Dadurch wird der Ablegeapparat wesentlich vereinfacht, während das Magazin in Folge der geringen Kammerzahl und der flachseitigen Hintereinanderordnung der auf Führungen d1 aufgehängten Matern a (Fig. 113, senkrechter Längsschnitt durch die Kammer A1) eine nur geringe Breiten- und Längenausdehnung erhält. Textabbildung Bd. 298, S. 253 Monoline von Scudder. Eine weitere Vereinfachung ergibt sich aus der Anordnung der Sammel-, Ausschliess-, Giess- und Ablegestelle für die Maternzeile in einer geraden Bahn und nur eines Transporteurs, welcher die gesetzte Zeile zwischen Klemmbacken erfasst und sie in ausschliesslich geradliniger Bewegung längs jener Bahn absatzweise und an den einzelnen Arbeitsstellen selbsthätig Halt machend hin und zurück führt. Besagte Bahn erstreckt sich längs der Vorderseite der Maschine (Fig. 110), vom Tastenbrett an der rechten Seite beginnend und bis in das Widerlager V des Giessapparats nahe am linken Maschinenende hineinreichend. Die Ausschlusstücke (Fig. 114, Seiten- und Vorderansicht in ausgezogenem Zustande geringster Dicke, und Fig. 115, desgleichen in einander geschoben bei grösster Dicke) bestehen aus einem Keilstück z21 auf dem sich zwei federnde Streifen z1 führen, die oben und unten zusammengenietet sind. Das Keilstück hat zu diesem Zweck einen Ausschnitt. In ihrer mittleren Partie sind die Streifen z1 verbreitert, so dass sie den Keil z2 in der Breite vollständig decken, ausserdem sind sie an dieser Stelle entgegengesetzt keilförmig gestaltet, so dass die verbreiterten Stellen, welche den wirksamen Theil des Ausschlusstückes bilden, stets parallele Aussenflächen haben. Die Streifen z1 tragen an der Hinterseite, d.h. auf der der Giesseite abgewendeten Kante, Nasen z4, welche zum Abfangen des Theils z1 beim Setzen und zum Halten desselben dienen, wenn der Keil z2 beim Ausschliessen in den ersteren hineingeschoben oder vor dem Ablegen aus demselben wieder herausgezogen wird. Textabbildung Bd. 298, S. 253 Monoline von Scudder. Die Matrizenstäbe und Ausschlusstücke werden durch Tastendruck aus dem Magazin einzeln abgelöst und fallen durch die eigene Schwere nach der Sammelstelle herab. Wie aus den Fig. 112 und 113 ersichtlich, schliesst sich an jede der Kammer wände A1 bis A8 in rechtem Winkel eine Blechwand A an. Die Blechwände münden an der Vorderseite der Maschine (Fig. 110 und 116) und bilden zu je zweien senkrechte Bahnen von der lichten Weite der Dicke derjenigen Matrizensorte, zu deren Kammer sie führen. Die Bahnen sind unten durch Bodenstücke C× (Fig. 117) geschlossen. Letztere Figur stellt eine Seitenansicht des Magazins vom rechten Maschinenende dar, bei welcher die sich an die Kammerwände A8 bis einschliesslich A5 anschliessenden Wände A abgebrochen dargestellt sind, und das Innere der nach Kammer A5 führenden Bahn sichtbar ist. Unter dem Boden C1 jeder Bahn bewegt sich ein Schieber C, welcher in seiner Linksstellung mit seinem vorderen Ende c einen vom Bodenstück freigelassenen Schlitz abschliesst, diesen Schlitz aber frei gibt, sobald er nach rechts zurückgezogen wird. Jeder Schieber C trägt einen senkrechten Arm C1 von einer der lichten Weite seiner Bahn gleichen Dicke. Dieser Arm befindet sich bei der Linksstellung des Schiebers vor der Ausmündung der zugehörigen Kammer in die sich anschliessende Bahn. Gehen jetzt Schieber C und Arm C1 zurück, so gleitet (Fig. 113) der Materninhalt der Kammer durch die Schwere auf seiner Führung d× um die Dicke des Arms C1 abwärts, bis sich die unterste Mater gegen die gegenüberliegende Wand A legt und dadurch ihre Führung verlässt, deren Ende um Materndicke von der Wand A absteht. Beim nächsten Linksgang wird diese Mater um ihre Breite in ihrer Bahn vorgeschoben, welche sich so bei den auf einander folgenden Hin- und Hergängen des Schiebers C allmählich mit hinter einander stehenden Matern füllt, wie in Fig. 117 angedeutet. Textabbildung Bd. 298, S. 254 Fig. 116.Monoline von Scudder. Textabbildung Bd. 298, S. 254 Fig. 117.Monoline von Scudder. Sind sämmtliche Bahnen A mit Matern gefüllt, was vor der Inbetriebsetzung der Maschine geschehen sein muss, so verliert beim nächsten Rechtsgang des Schiebers G, der, wie später beschrieben, durch den Anschlag der zugehörigen Taste bewirkt wird, die vorderste Mater in der Bahn ihre Unterstützung und fällt durch den Schlitz herab, während sie behufs Beschleunigung des Falles von dem gleichzeitig niederschwingenden hammerartigen Hebel d (Fig. 117), der mit seinem hinteren Winkelarm d1 durch Federzug in Anlage an einen Vorsprung des Schiebers C gehalten wird, einen Schlag auf das Kopfende erhält. Die acht Schieber C stehen unter ständigem Federzug und werden durch gleichfalls unter Federzug stehende Winkelhebel D, die sich mit Nasen gegen Vorsprünge c2 der Schieber legen, in der gezeichneten Normallage gehalten. Je zwölf Tasten des Tastenbretts, die den auf je einer Matrizensorte enthaltenen Matrizencharakteren entsprechen, stehen nun mit je einem der Hebel D in Verbindung. Wird demnach eine dieser Tasten angeschlagen, so löst der zugehörige Hebel D den zugehörigen Schieber C aus, welcher in Folge dessen zurückschnellt, während gleichzeitig die vorderste Matrize aus der zugehörigen Bahn herabfällt. Der zurückschnellende Schieber C verdreht gleichzeitig einen um e1 schwingenden, aus zwei Seitentheilen e und einer Querstange e2 gebildeten Rahmen, der sich mit der Querstange e2 gegen sämmtliche Schieberenden legt, nach rechts. Eine am abgebrochenen Rahmenende excentrisch angebrachte Reibungsrolle kommt dadurch in Berührung mit einer (nicht gezeichneten) ständig rotirenden Scheibe, welche die Rolle sogleich durch Reibung mitnimmt. In Folge der excentrischen Lagerung der Rolle wird Rahmen ee2 demnach wieder schnell zurückgeschwungen und der ausgelöste Schieber in seine Normallage zurückgeschoben, in welcher er durch Einschnappen der Nase des mittlerweile vom Tastendruck frei gewordenen Hebels D bis zum nächsten Anschlag einer der zwölf zugehörigen Tasten festgehalten wird. Schieberarm C1 hat gleichzeitig eine Mater mitgenommen und dadurch die ganze Maternreihe in ihrer Bahn um eine Maternbreite vorgeschoben, so dass am Vorderende der Bahn eine neue Mater zum Setzen in Bereitschaft steht. Die in der vordersten unmittelbar über der Sammelstelle liegenden Kammer Z des Magazins befindlichen Ausschlusstücke, die ebenso wie die Matern auf einer geneigten Führung hängen und nach deren unterem Ende gleiten, werden durch Anschlag der Spatientaste und geeignete Verbindungen mittels eines Hebels j und der Stösserstangen ii1i2 (Fig. 110 und 116) unmittelbar niedergestossen. In Fig. 116 ist ein Ausschlusstück z2 im Niedergang begriffen dargestellt, während in beiden Figuren die in der Kammer Z befindlichen Ausschlussstücke durch einen Ausschnitt der Vorderwand des Magazins sichtbar sind. Den vorderen Abschluss der Bahnen A bildet eine drehbar aufgehängte Deckplatte f1 aus Glas (Fig. 110), durch die man den Zustand der Bahnen beobachten bezieh. durch deren Drehung (Fig. 116) man zu ihrem Inneren gelangen kann. Damit die an den Führungen d1 (Fig. 113) aufgehängten Matrizen beim Uebergang vom schrägen Theil der Führungen auf die wagerecht auslaufenden unteren Enden derselben nicht steigen und sich loshaken, ist in jeder Magazinkammer ein gekrümmter Hebel d2 angeordnet und durch sämmtliche Kammern eine Achse d4 geführt, die bei jedem Tastendruck vom Hebel d5 aus in Schwingung versetzt wird und mit Hebeln d3 die Hebel d2 und dadurch eine etwa aus der Lage gebrachte Matrize wieder niederdrückt. Eine untere Leiste dient als Führung für das Fussende der Matrizenstangen. Die durch Tastendruck ausgelösten Matrizen fallen in einen flachen Trichter (Fig. 110, 116 und 118), der sich unterhalb der Schlitze der Bahnen A am rechten Ende der Arbeitsbahn befindet, und dessen Boden die mit ihrem unteren Ende aufschlagenden Matrizenstäbe auffängt. Dieser Boden wird jeweilig erst durch den bei jedem Tastenanschlag erfolgenden Vorgang eines der elf über einander liegenden Riegel G eines Riegelsystems gebildet, welches über dem Tastenbrett liegt. Jeder Matrizenstab muss nämlich beim Fallen in einer solchen Höhe abgefangen werden, dass diejenige seiner zwölf Matrizen, welche in die Zeile eintreten soll, sich in gleicher Höhe mit dem feststehenden wagerechten Giessschlitz der Giessform befindet. Dazu dienen die in dem gleichen gegenseitigen Abstand wie die Matrizenbilder eines Stabes über einander liegenden Auffangriegel G. Textabbildung Bd. 298, S. 255 Fig. 118.Monoline von Scudder. Zu jeder Magazinkammer gehören, wie bereits erwähnt, zwölf Tasten, welche alle den Austritt eines Matrizenstabes aus dieser Kammer, aber das Abfangen desselben in zwölf verschiedenen Höhenlagen veranlassen. Zu diesem Behuf hat das Tastenbrett die aus Fig. 119, Oberansicht, und Fig. 120, senkrechter Längsschnitt der Fig. 119, sich ergebende Einrichtung. Textabbildung Bd. 298, S. 255 Monoline von Scudder. Jede der 96 wagerecht geführten neben einander liegenden Tastenstangen E2 ist mit einer Nase E× (Fig. 120) auf ihrer unteren Seite versehen. Je zwölf Tastenstangen haben die Nase E× an derselben Stelle. Es sind somit acht Gruppen von je zwölf Tastenstangen mit acht verschiedenen Nasenreihen E× vorhanden. Je elf Stangen einer Gruppe haben an ihrem verbreiterten Kopfende je einen Vorsprung E6. Die Vorsprünge je einer Gruppe liegen in elf verschiedenen Höhen, entsprechend den elf verschiedenen Höhenlagen der elf Riegel G. Letztere sind mit schrägen Schlitzen G3 auf Stiften G2 (Fig. 119) parallel geführt, so dass ein von der Hinterseite an irgend einer Stelle auf einen Riegel geäusserter Druck das freie Riegelende G4 zum Vorgehen bringt. Dieses Ende tritt dann seitlich in den Leittrichter (Fig. 118) ein und bildet in demselben einen Boden. Unter den Tastenstangen E2 liegen acht um Achsen E5 schwingende Rahmen (Fig. 120), die aus je zwei auf je einer Achse E5 sitzenden Hebeln E4 und einer Verbindungsstange E3 dieser Hebel bestehen. Die Stangen E3 ragen seitlich abgestuft auf der linken Seite des Tastenbrettes (Fig. 119) heraus und sind durch Zugstangen D1 mit je einem der früher beschriebenen Hebel D (Fig. 117) verbunden. In Fig. 117 ist eine Tastenstange E2 punktirt dargestellt. Die Tastenhebel E (Fig. 120) greifen mit ihren senkrechten Winkelarmen in Ausschnitte der Tastenstangen E2. Hieraus folgt, dass jede der zwölf Tastenstangen einer Gruppe, da ihre Nasen E× alle auf dieselbe Stange E3 einwirken, beim Anschlag ihrer Taste denselben Hebel D beeinflusst, d.h. alle die Auslösung einer Matrizenstange aus derselben Kammer des Magazins bewirken, während jede dieser zwölf Tastenstangen durch ihren Vorsprung E6 einen anderen Riegel G vorschiebt, d.h. das Auffangen der ausgelösten Matrize in einer anderen Höhe veranlasst. Die äusserste Tieflage wird dabei durch den festen noch eine Stufe unter dem untersten Riegel liegenden Boden G1 (Fig. 118) gebildet, und es genügen daher elf Riegel G und brauchen nur elf Tastenstangen einer jeden Gruppe mit Vorsprüngen E6 versehen zu sein, um zwölf verschiedene Höhenlagen für die aufgefangenen Matrizen zu ergeben. Das Scudder'sche Tastenbrett hat in Folge der beschriebenen Einrichtung die sehr werthvolle Eigenschaft, eine beliebige Anordnung der Klaviatur zu gestatten. Da nämlich eine bestimmte Tastenstange E2, an welche Stelle des Tastenbrettes sie auch hingebracht werden mag, stets dieselbe Stange E3 und denselben Riegel G beeinflusst, d.h. die Auslösung einer Matrize stets aus derselben Kammer und das Auffangen derselben stets in der gleichen Höhe veranlasst, so kann man sie erforderlichenfalls, natürlich unter gleichzeitiger Verlegung des Druckknopfes der Taste E, dahin verlegen, wo es aus irgend welchen Gründen geboten erscheint. Ein Maschinenschreiber irgend eines Schreibmaschinensystems, selbst wenn er zum ersten Male mit der Maschine arbeitet, kann daher sofort mit voller Geschwindigkeit das Tastenbrett bethätigen und einen gewandten Setzer abgeben, wenn er nur die Tastenstangen und die Druckknöpfe der Tasten derartig anordnet, wie er es von seiner Schreibmaschine her gewohnt ist. Das Abfangen der Ausschlusstücke geschieht stets, in gleicher Höhe und zwar ausserhalb des Leittrichters (Fig. 116), indem ihre Nasen Z4 von einer Schiene g aufgefangen werden. Die in richtiger Höhe abgefangenen Ausschlusstücke oder Matrizenstangen werden durch einen Schieber h (Fig. 118) seitlich in die Arbeitsbahn des Transporteurs geschoben. Die Leisten f6f7, welche beim Herabfallen der Matrizen den Leittrichter nach dieser Bahn hin so weit abschliessen, dass die Matrize nicht kippen und sich nicht verdrehen kann, sitzen an Backen f5, die in Scharnieren eines mit dem Maschinengestell verbundenen Stückes f10 beweglich sind. Sie schwingen nach aussen, sobald Schieber h vorgeht, und gestatten den Uebertritt des Matrizenstabes aus dem Leittrichter in die Arbeitsbahn. Dabei schiebt sich der Stab mit der seiner Höhenlage entsprechenden Führungskerbe seiner Hinterkante (Fig. 111) auf eine seitlich in die Bahn hineinragende Rippe g1 (Fig. 121), die ihn in seiner Auffangshöhenlage erhält, wenn er die Unterstützung durch den beim Aufhören des Tastendruckes zurückgehenden Riegel G verliert. Die Führungskerben auf der Hinterkante jeder Matrize entsprechen zu diesem Zweck nach Zahl und Anordnung den auf der Vorderkante angebrachten Matrizenbildern. Fig. 116 veranschaulicht die rechtsseitige Hälfte der Arbeitsbahn nebst Transporteur HH1 in perspektivischer Ansicht. Sie wird aus der am Maschinengestell befestigten senkrechten Wand g7 und einer im Abstand der Matrizenbreite sich davor erstreckenden wagerechten Leiste g gebildet, welche in Fig. 110 durch die davor liegende Führungsstange H3 verdeckt ist. Textabbildung Bd. 298, S. 256 Fig. 121.Monoline von Scudder. Fig. 121 zeigt die Leiste g und den Transporteur HH1 vom Inneren der Bahn aus gesehen in perspectivischer Ansicht. Aus dieser Figur ist ersichtlich, dass die Leiste zunächst mit der Rippe g1 in die Bahn hineinragt, während sich an diese Rippe in gleicher Höhenlage ein Lineal g2 anschliesst, welches bis in das Widerlager V des Giessapparats (Fig. 110) hineinreicht und an beiden Enden durch Schlitze g3 auf Stiften der Leiste g geführt ist. Von oben wird das Lineal durch eine in dem Widerlager V befestigte Deckschiene g6 (Fig. 116 und 121) gehalten. Es bildet in seiner Normallage die Fortsetzung der Rippe g1, tritt aber hinter dieselbe zurück, sobald es nach dem linken Maschinenende verschoben wird. Der Transporteur besteht aus einem auf der wagerechten Führungsschiene H2 (Fig. 110 und 116) geführten Schlitten, der einen senkrechten, an seinem oberen Ende mit einer Hülse auf der Führungsstange H3 gleitenden Arm H trägt. Auf einem seitlich nach links ragenden Bolzen des letzteren sitzt das gleichfalls mit einer Hülse auf H3 geführte Backenstück H1, das mit seinem Ende H9 (Fig. 121) unter der Leiste g hindurch in die Arbeitsbahn hineinragt. Ein zweites Backenstück H7 sitzt drehbar auf der Stange H3 bezieh. fest auf einem durch die obere Hülse des Armes H hindurchgehenden Hohlzapfen, der am anderen Ende einen Hebel H8 trägt. Durch Bethätigung des Handhebels T3 (Fig. 110) beim Schluss jeder Zeile wird mittels des auf gleicher Achse T4 sitzenden Hebels T3 der Hebel H8 zum Ausschlag gebracht und das Backenstück H7 aus seiner Normallage (Fig. 116) in die Lage Fig. 121 gedreht, wobei es sich vor das Ende der Matrizenzeile legt. Diese wird nun, zwischen die Backen H7 und H9 eingeklemmt, von dem gleichzeitig ausgelösten Transporteur an die einzelnen Arbeitsstellen geführt, die in der Reihenfolge: Ausschliessstelle, Ablegestelle und Giesstelle vom Tastenbrett aus nach links angeordnet sind. Textabbildung Bd. 298, S. 256 Fig. 122.Monoline von Scudder. Sind die Matrizen für eine Zeile beisammen, so nimmt sie der Transporteur zwischen seine Backen H7H9 und geht absatzweise zunächst nach der Ausschliesstelle und von da nach der Giesstelle, indem er die dazwischen liegende Ablegestelle überspringt. Auf seinem Rückwege macht er nur an der Ablegestelle vorübergehend Halt, um mit dem von selbst in seine Normallage zurückgekehrten Backenstück H7 an der Sammelstelle endgültig wieder zum Stillstand zu kommen, die inzwischen gesetzte neue Zeile in Empfang zu nehmen und sein Spiel zu wiederholen. Das Ausschliessen geschieht wie bei der Linotype mittels einer aufwärtsgehenden Leiste I (Fig. 116) durch Ineinanderschieben der Ausschlusskeile und Spreizung der Zeile auf die durch den Backenabstand des Transporteurs gegebene Länge. Dabei werden die Nasen 24 der federnden Ausschlusstheile von der übergreifenden Schiene z7 (Fig. 116 und 121) gehalten. Nunmehr bewegt sich der Transporteur mit der ausgeschlossenen Zeile nach der Giesstelle hinter dem Widerlager V (Fig. 110). Diesem gegenüber befindet sich ein Schlitz in der senkrechten Gestellplatte J23 (Fig. 122). Die Giessform J gleitet in einem um J22 schwingenden Rahmen J1 und befindet sich beim Giessen auf dem rechten Ende dieses Rahmens hinter dem Schlitz. Sie wird durch diesen Schlitz hindurch mit ihrer Vorderkante zur dichten Anlage gegen die Matrizenzeile gebracht, welche sich mit ihrer Rückseite gegen das Widerlager V stützt. Hat der Guss stattgefunden, so schwingt Rahmen J1 soweit zurück, dass Form und Zeile aus dem Schlitz heraustreten, worauf die Form J in die Stellung Fig. 122 verschoben wird; dabei geht sie mit ihrer Hinterseite an einem Messer zur Bearbeitung des Fusses vorbei. Sodann stösst ein von hinten vorgehender Schieber die gegossene Zeile aus der Form durch Schleifmesser für die Kegelseite hindurch in das Schiff R (Fig. 110), dessen Boden sich jeweilig um Zeilendicke senkt. Textabbildung Bd. 298, S. 256 Fig. 123.Monoline von Scudder. Inzwischen sind die Backen des noch an der Giesstelle befindlichen Transporteurs ein wenig gelüftet worden, das Lineal g2 (Fig. 116 und 121) tritt durch Längsverschiebung aus den Führungskerben der Matrizenstangen heraus, und eine gleichzeitig niedergehende Schiene O (Fig. 122, Ansicht, und Fig. 123, Querschnitt in vergrössertem Maasstab), welche sämmtliche Matrizen und Ausschlusstücke an ihrem oberen Absatz trifft, schiebt dieselben, sofern sie nicht schon durch ihre eigene Schwere in Folge der Lockerung der Zeile von selbst herabgesunken sind, bis zu einem gemeinsamen wagerechten Anschlag r1 herab (vgl. Fig. 121), so dass nun sämmtliche Matrizen sich in der gleichen Höhenlage befinden. Von den Ausschlusstücken folgt nur der Keiltheil z2 dieser Verschiebung bis zum Anschlag gegen den Absatz r2, während der andere Theil durch die in einer Nuth v des Widerlagers V (Fig. 123) mittels der Deckplatte g6 zurückgehaltenen Nasen z4 am Niedergehen verhindert wird. Auf diese Weise werden die beim Ausschliessen in einander geschobenen Keiltheile wieder aus einander gezogen und das Ausschlusstück auf seine geringste Dicke gebracht. Textabbildung Bd. 298, S. 257 Fig. 124.Monoline von Scudder. Textabbildung Bd. 298, S. 257 Fig. 125.Monoline von Scudder. Die Zurückführung der Matrizen in die gleiche Höhenlage hat den Zweck, die an ihrem oberen Ende befindlichen Haken für das Ablegen in Bereitschaft zu stellen. Diese Haken bilden nämlich bei Scudder die Ablegesignaturen. Sie befinden sich für die acht verschiedenen Matrizensorten in acht verschiedenen Abständen vom Fusse der Matrizen, wie in Fig. 124 für sechs Sorten dargestellt. Stehen die Matrizenstangen demnach mit ihrem Fusse in gleicher Höhe, wie es nach der Niederführung gegen den gemeinschaftlichen wagerechten Anschlag i1 (Fig. 123) der Fall ist, so werden sich die oberen Haken in acht verschiedenen abgestuften Höhenlagen, und zwar sämmtliche Haken derselben Matrizensorte in je einer und derselben Höhe befinden. Die Haken der Ausschlusstücke liegen in einer neunten Höhenlage. In diesem Zustande wird nun die Matrizenzeile nach der Ablegestelle geführt (Fig. 125, Querschnitt, und Fig. 110 und 126, Vorderansicht), an welcher sich mittlerweile neun verschiedene, von je zwei Hebeln M1 wagerecht getragene Drähte M in die verschiedenen neun Höhenlagen der Haken über einander eingestellt haben (Fig. 125, punktirte Lage, und Fig. 126). Der mit der Zeile sich wagerecht bewegende Transporteur schiebt sonach die Matrizen mit ihren Haken auf die Drähte (Fig. 126), derart, dass sich sämmtliche am tiefsten stehenden Haken auf den untersten, diejenigen der nächsten Etage auf den nächst höheren Draht u.s.w. schieben. Textabbildung Bd. 298, S. 257 Fig. 126.Monoline von Scudder. Nun schwingen die Hebelpaare mit ihren Drähten und den daran aufgehängten Matrizen aufwärts (Fig. 125), wodurch die einzelnen Drähte in Folge zweckmässiger Wahl der verschiedenen Längen der einzelnen Hebelpaare und geeigneter Anordnung ihrer Drehachsen M3 annähernd wagerecht neben einander und vor die Eingänge der einzelnen Behälter des Magazins bezieh. je in die Verlängerung der Führungen d× (Fig. 113) zu liegen kommen. In dieser Stellung der Theile bewegt sich ein Abstreifer N (Fig. 110) an sämmtlichen Drähten der Hebelpaare entlang und schiebt die an ihnen hängenden Matrizen auf die Führungen d× über, an denen sie durch ihre eigene Schwere herabsinken, um sich am unteren Ende derselben zu sammeln. Von diesem Ende erfolgt dann beim Setzen in der beschriebenen Weise wieder die Ablösung der einzelnen Matrizen, die demnach wie bei der Linotype einen geschlossenen Kreislauf durchmachen. Es ist bereits früher auf die Schwierigkeiten hingewiesen worden, die Maternbilder der einzelnen Matrizenstangen von genau gleicher Tiefe herzustellen. Für die Monoline steigerten sich diese Schwierigkeiten in Folge des Umstandes, dass jeder Matrizenstab zwölf Matern enthält, bis zur Unüberwindlichkeit, so dass von der Herstellung durch Prägung endgültig Abstand genommen ist. Anstatt dessen werden neuerdings die Matern nach einem Verfahren des Amerikaners Capehart auf galvanoplastischem Wege hergestellt. Die zur Aufnahme des eigentlichen Maternbildes dienenden Ausschnitte a des Matrizenstabes A (Fig. 127) erhalten seitliche Kerben 1 und einen scheidenförmigen Grund, wie aus der perspectivischen Theilansicht Fig. 128 hervorgeht. Das galvanoplastisch vertieft abzuformende Modell befindet sich erhaben auf dem Ende eines Stäbchens B (Fig. 129) von gleicher Dicke wie der Matrizenstab, das in die Vertiefung a nahe bis auf ihren Grund eingeführt wird. Wird nun der dazwischen liegende freie Raum mit niedergeschlagenem Kupfer ausgefüllt und der Stab B entfernt, so erhält man auf dem Grunde der Vertiefung a eine Kupfermatrize, welche wegen der Kerben 1 und der Schneide 2 mit dem Matrizenstab A so fest und untrennbar verbunden ist, als wenn sie mit demselben aus einem Stück bestände. Textabbildung Bd. 298, S. 258 Capehart's Matrizenstab. Zur Ausführung des Capehart'schen Verfahrens bringt man den vorbereiteten Stab A (Fig. 127) in einen Rahmen C (Fig. 130) von gleicher Dicke, der mit Zähnen c zum Ausfüllen der Führungskerben 4 des Stabes versehen ist, füllt den den Ausschnitten a für die Matrizen gegenüberliegenden Raum des Rahmens mit den Modellstäbchen B (bezieh. mit gewöhnlichen Lettern, zwischen die man Füllstäbchen legt, wie für die zwei ersten Matrizen links in Fig. 130 dargestellt), welche alle dieselbe Dicke haben wie der Rahmen und der Matrizenstab A, der ja nach Früherem nur Buchstabenbilder einer Dicke erhält, und schliesst endlich den übrigen Raum des Rahmens durch geeignete Füllstücke d von derselben Dicke. Man erhält so eine volle Platte, die lediglich an den Stellen Durchbrechungen aufweist, wo, wie vorher bezüglich der Fig. 129 erläutert, der Kupferniederschlag erfolgen soll. Diese Platte wird nun bis auf die genannten Stellen in üblicher Weise mit Wachs überzogen (wobei sich auch die in Fig. 129 sichtbaren kleinen dreieckigen Durchbrechungen mit Wachs füllen, welche sich in Folge der seitlichen, für den Eintritt der Giessform bestimmten Abschrägungen bilden) und als Kathode zwischen zwei Kupferanoden D (Fig. 131) in eine Kupfervitriollösung gehängt. Wird dieser Apparat nun mit der Batterie E verbunden, so schlägt sich das Kupfer gleichmässig von beiden Seiten in den gelassenen Durchbrechungen nieder. Ist dies geschehen, so entfernt man den Stab A aus dem Rahmen C, ebnet und reinigt ihn auf beiden Flachseiten und erhält so den gebrauchsfertigen Matrizenstab (Fig. 132) mit Kupfermatrizen g, dessen Querschnitt aus Fig. 133 ersichtlich ist. Die solchergestalt hergestellten Matrizenstäbe sind von den vorgenannten Mängeln geprägter Matrizen vollkommen frei. Ihre Gebrauchsdauer ist allerdings eine etwas kürzere, da das niedergeschlagene Kupfer nicht denselben Härtegrad besitzt wie das zu geprägten Matrizen verwendete hartgewalzte Messing. (Schluss folgt.)