Titel: Neuerungen in der Tiefbohrtechnik.
Autor: E. Gad
Fundstelle: Band 300, Jahrgang 1896, S. 1
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Neuerungen in der Tiefbohrtechnik. Von E. Gad. Mit Abbildungen. Neuerungen in der Tiefbohrtechnik. Die schräge Tiefbohrung von Briansk (D. p. J. 1895 298 158), über deren Ausführung der genaue Bericht des leitenden Ingenieurs Bronislaw v. Mourawski vorliegtOrgan des Vereins der Bohrtechniker, Wien 1895 Nr. 22 bis 24., bietet in ihrem Verlauf so viel Interesse, dass die Mittheilung der hauptsächlichsten Daten angemessen erscheint. Die Vorgeschichte ist kurz folgende: Die Zeughausdirection der Stadt Briansk hatte die Firma Kruschel in Charkow damit beauftragt, für das Arsenal einen artesischen Brunnen zu bohren, nachdem noch im J. 1892 mehrere reichlich sprudelnde artesische Brunnen an verschiedenen Stellen der Stadt zu Stande gekommen waren. Textabbildung Bd. 300, S. 1 Fig. 1.Schräge Tiefbohrung in Briansk. Der von der Firma abgesandte Techniker Wiskind begann die Arbeiten am 26. Januar 1894 und erreichte am 13. April den Wasserspiegel auf 59,5 m Tiefe. Beim nachträglichen Versenken der Filterröhren von 11,25 cm Weite strömte das Wasser sowohl innerhalb wie ausserhalb der Röhren zu Tage. Auch das sofortige Versenken von 15 cm weiten Filterröhren brachte dieses Ueberströmen nicht zum Stillstand. Die nunmehr von Wiskind versuchte Verstopfung des Bohrloches durch Einfüllung von Säcken mit Leinsamen, Erbsen u. dgl., von Eisenguss, Bruchstücken u.s.w. durch die Röhren misslang; das Wasser strömte ausserhalb der Röhren in einer Quantität von 25 000 hl in der Stunde aus. Auch die Maassregeln des von der Zeughausdirection aus Moskau berufenen Bohringenieurs Bela v. Vángel brachten keine Hilfe. Zwar gelang es, Abzugsröhren von 11 (a Fig. 1) bezieh. 15 cm Weite (b) etwa 30 m tief an der Bohrstelle niederzutreiben, wodurch etwa die Hälfte des Wassers schadlos abgelenkt wurde, aber die andere Hälfte verursachte einen gefährlichen Erdsturz nach dem anderen, wodurch die Zeughausgebäude ernstlich bedroht erschienen. Bis zum 1. Juni hatte man in den Brunnentrichter von 15 m Durchmesser nutzlos eine Masse von Füllmaterial im Werth von 15000 M. eingebracht. Der vorgeschlagene Versuch, um die Einsenkung herum eine Schutzwand von Betonpfählen zu errichten, wurde als aussichtslos verworfen, dagegen die Abbohrung eines neuen Brunnens in der Nähe des ersten in bestimmte Aussicht genommen. Gegen die Ansicht der Localbehörden und der bisher betheiligten Bohrtechniker wurde von Petersburg aus der Plan des neu zu den Berathungen zugezogenen Professors Woislaw vom Berginstitut zu Petersburg genehmigt, dieses neue Bohrloch in schräger Richtung von Tage aus auf den Boden der alten Brunnenbohrung zuzuführen. Die technische Leitung der Bohrausführung übernahm am 13. Juni 1894 der genannte Bohrtechniker Mourawski nach den von Prof. Woislaw entworfenen Plänen. Vorbemerkt muss noch werden, dass während der ganzen schrägen Bohrarbeit Material in den Einsturztrichter nachgefüllt wurde, so dass die Kosten der Füllung den Betrag von 30000 M. erreichten. Dadurch wurde mit Erfolg einem weiteren Einsturz vorgebeugt, sowie der Wasserausfluss aus der verspülten Bohröffnung von 9400 auf 7500 hl in der Stunde herabgemindert. Die schräge Bohrung wurde etwa 30 m vom alten Brunnen entfernt in einem Hohlweg angesetzt, dessen Sohle eine etwa 3 m tiefere Lage der Brunnenöffnung gewährte. Hier wurde ein quadratischer Vorschacht c von 3 m Seitenlänge 2,1 m tief bis zu dem sehr reichlichen Gründwasser niedergebracht, welches letztere durch einen Betonboden abgedämmt wurde. Ueber der Bohrstelle errichtete man einen 9 m hohen Bohrthurm in vier Etagen mit einem Seitenbau für die Schrägbohranlagen. Durch die beiden unteren Etagen wurde eine schräge Arbeitsdiele mit 10° Neigung zum Horizont geführt. Die volle Neigung der schrägen Bohrung zum Horizont mit 31°45' durfte nicht innegehalten werden, weil auf einer so steilen Bühne die Arbeiter nicht hätten stehen können. Die zu durchsinkenden Schichten waren von der verunglückten Bohrung her genau bekannt; sie bestanden aus Anschwemmungen, Triebsand, mehr oder weniger festem Thon mit Durchschichtung von Sphärosiderit, Schwefelkies, Phosphoriten und dergleichen festen Materialien. Als Bohrmethode wurde das Eindrehen von Futterröhren gewählt, unter Gewinnung des Bohrmaterials mittels Löffelns, bezieh. nach Lockerung mittels eines Meissels. Von jeglicher Spülung musste naturgemäss Abstand genommen werden. Die Innehaltung der richtigen schrägen Richtung der Futterröhren wurde durch führende Bretterpaare erreicht, die sowohl im Schacht, wie auf der unteren wie oberen Diele hinter einander entsprechende Aufstellung fanden. Die runden Ausschnitte zwischen den Bretterpaaren liessen die Röhren in der festgelegten Richtung hindurchgleiten, wobei für den Durchlass der Muffen stets nur ein einzelnes Paar der führenden Bretter zu öffnen war. Eine Lothung an einem rechtwinkligen Lattendreieck ermittelte Abweichungen über 15' von der richtigen Richtung, worauf Richtigstellung erfolgte. So primitiv diese Einrichtung auch war, so that sie bei der sorgsamen Benutzung doch ihre volle Schuldigkeit. Die Röhrentour wurde mittels Drehhebel, an denen bis zu zwölf Mann wirkten, eingebracht; im Nothfall half man mit Schraubenwinden bis zur Kraft von 16 t nach. Die sehr langen Bohrlöffel von 4,25 m Länge halfen durch diese Länge, wesentlich, dem Verbiegen der Röhrentour an der Bohrsohle vorzubeugen. Wo die Gebirgshärte Bohrarbeit erforderte, wurde der Bohrmeissel am Gestänge mittels einer Kette, die über einen Block nach oben geführt war, durch eine Handwinde von sechs Arbeitern angehoben und sinken gelassen. Löffel und Meissel wurden stets von fast gleichem Kaliber der Rohrweiten benutzt, weil alsdann die geringe Excentricität des vorgebohrten Bohrloches nicht in Betracht kam. Die lichte Weite der Futterröhren betrug bis 8 m Tiefe 30 cm, bis 40,5 m Tiefe 22,5 cm, bis 57,60 m Tiefe 17,5 cm. Durch die ganze 50 m mächtige Thonschicht hindurch machte sich eine Versteifung der Röhrentour erforderlich, die man dadurch bewerkstelligte, dass man in die 30 cm bezieh. 22,5 cm weiten Röhren eine innere Röhrentour von 17,5 cm Weite und 6,5 mm Wandstärke einführte und mit Cement innerhalb der äusseren Röhren festlegte. Zum Schluss der Bohrung beliess man absichtlich noch den Bohrlöffel mit angebrachten Bodenlöchern, gewissermaassen als Filter, im Bohrloch. Dieses verstopfte sich derart mit Material, dass eine energische Reinigung mit Meisseln unter Spülung mit einer starken Litestu-Pumpe statthaben musste. Darauf drang am 18. September das Wasser mit starkem Druck aus; die Arbeit war mit Erfolg beendigt. Das eigentliche Bohren hatte bei vorsichtiger langsamer Arbeit im Ganzen etwa 2 Monate gedauert, so dass ein täglicher Bohrfortschritt von etwa 1 m erreicht ist. Textabbildung Bd. 300, S. 2 Fig. 2.Tiefbohrung mit Mammuthpumpe. Dass die bereits (D. p. J. 1895 298 159) erwähnte Mammuthpumpe von Borsig die Tiefbohrtechnik in mannigfacher Weise beeinflussen kann, ergibt sich aus der folgenden Beschreibung. Die Pumpe (Fig. 2) besteht im Wesentlichen aus dem Luftcompressor a, dem Windkessel b, zwei einfachen eisernen Röhren, deren eine c die verdichtete Luft zum Fusstück d führt, von welchem das Förderrohr e zu Tage führt. Die grosse Einfachheit der Maschine, bei Abwesenheit aller beweglichen Theile, wie Tiefbohrung Kolben, Ventile, Stangen u.s.w., spricht für ihre Dauerhaftigkeit. Da das Förderrohr in seiner ganzen Weite ausgenutzt werden kann, muss seine Leistungsfähigkeit grösser sein als die eines jeden anderen gleich weiten Rohres mit verengtem Inneren. Die nächstliegende Verwendung der Mammuthpumpe in Verbindung mit der Tiefbohrtechnik wird die zur Hebung von erbohrten Flüssigkeiten sein, insofern diese nicht wie in artesischen Brunnen von selbst zu Tage sprudeln. Im Allgemeinen wird für 1 l geförderter Flüssigkeit: Wasser, Soole, Erdöl u. dgl., 1,5 bis 1,9 l atmosphärischer Luft gebraucht, die, je nach der Tiefe des Brunnens, auf einen entsprechenden Druck zu verdichten ist. Dabei bleibt noch hervorzuheben, dass sich die Flüssigkeit ohne besondere maschinelle Einrichtung mittels des Förderrohres auf sehr beträchtliche Höhen schaffen lässt. Eine in Berlin im Betrieb befindliche Mammuthpumpe fördert beispielsweise 25000 l Wasser stündlich 16 m hoch über den Wasserspiegel mit einem 7,5-cm-Förderrohr aus einem 15,5 cm weiten Bohrbrunnen. Bei Förderung von Quellwasser kommt noch vortheilhaft in Betracht, dass das Wasser mit Luft durchsetzt und durch diese abgekühlt ausströmt. Eine anderweitige Verwendung kann die Mammuthpumpe aber auch z.B. direct bei Tiefbohrausführungen finden, wie Vángel-Moskau. nach seiner Mittheilung auf dem Bohrtage zu Halle 1895 bereits erprobt hat. Das weite Förderrohr ist nämlich wohl im Stande, unter der Wirkung des Luftdruckes nicht nur Sande, sondern auch Gesteine und feste Körper, soweit dies die Rohrweite zulässt, zu Tage zu fördern. Dementsprechend kann die Mammuthpumpe in Tiefbohrungen z.B. Schwimmsandschichten durchsinken helfen, indem sie das Material innerhalb der Futterröhren in dem Maasse aufsaugt, dass letztere leicht sinken. Dass die Mammuthpumpe auch vielfach zur Reinigung von Brunnen, Schächten, Tiefbohrungen u.s.w. benutzt werden kann, soll noch erwähnt werden. Die Anlage ist wenig kostspielig, da es sich nur um Beschaffung einiger Röhren, sowie von Compressoren handelt, welche letzteren von jeder beliebigen Betriebskraft in Gang gesetzt werden können. Zudem lassen sich die einzelnen Compressoren stets für mehrere Betriebsanlagen zugleich ausnutzen. Eine eigenartige neue Benutzung hat neuerdings das Erdgas gefunden, das, wie aus Tausenden von Tiefbohrungen in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, aus einem Bohrloch bei Iola in Kansas unter starkem Drucke strömte. Dieses stark gespannte Gas wurde in einer Röhrenleitung nach einer zweiten, etwa 500 m von der ersten entfernten Bohrstelle geführt und dort zum Betriebe der zweiten Tiefbohrung benutzt. Die ausserordentliche Kälte, welche das entspannte Gas bei seinem Eintritt in die Maschine erzeugen würde, wird dadurch etwas gemindert, dass das Gas kurz vor dem Ausströmen angewärmt wird. Es wird nämlich ein Theil des Gases durch ein durchlochtes Seitenrohr geleitet und das Hauptrohr den Flammen des aus den Löchern dringenden, entzündeten Gases ausgesetzt. Die Kraft des Gases wird nur zum geringen Theil zum Maschinenbetriebe benutzt; es bleibt z.B. noch reichlich Gas zur nächtlichen Beleuchtung der Arbeitsstelle in Vorrath. Während das nordamerikanische Erdinnere gewaltige Mengen von Kohlenwasserstoffgasen liefert, scheint die norddeutsche Erdrinde nicht unerhebliche Schätze von Kohlensäure zu bergen. Bislang ist dieses Gas zumeist bei der Verfolgung anderer Bohrzwecke, z.B. auf Kali, angetroffen, man ist aber bereits dazu übergegangen, auch solchen zufälligen Fund nutzbar zu machen. Die Fassung des meist sehr heftig ausströmenden Gases ist nicht ohne Schwierigkeit und Gefahr. Beachtenswerth sind u.a. die bei Driburg getroffenen Einrichtungen, wo man schon vor 2 Jahren Kohlensäurequellen erbohrt hat. Jetzt werden daselbst in 10 Stunden etwa 8000 k Kohlensäure in eiserne Flaschen von 5 bis 25 k Inhalt gefüllt und von dort meist für chemische Zwecke nach allen Gegenden versandt. Was neue Tiefbohrapparate anbelangt, so sind es besonders kleinere Seilbohrmaschinen für pennsylvanisches Bohrgeräth, deren Bewegungsmechanismus in Amerika in mannigfacher Weise variirt wird. Einzelne bemerkenswerthe Formen sind folgende: Textabbildung Bd. 300, S. 3 Fig. 3.Bohrapparat von Zimmermann. Der Bohrapparat von Abraham M. Zimmermann, Martinsdale, Pa. (Amerikanisches Patent Nr. 541583 vom 25. Juni 1895), Fig. 3, zeigt die Seiltrommel a, von welcher das Bohrseil b unter den Seilrollen des Bohrschwengels c fort nach der Seilrolle an der Spitze des Bohrgerüstes führt. Das Bohrgeräth d hängt an diesem Bohrseil. Der Bohrschwengel ist hinten gelagert und wird am vorderen Ende durch den Arm e des Treibrades f niedergedrückt. Die Seiltrommel wird bei der Bohrarbeit an den Stiften ihres Sprossenrades g durch die vorderen Klauen des Doppelhebels h gehalten bezieh. nach Bedarf nachgelassen. Zum Fördern des Bohrgeräthes wird der Hebel losgestellt und der Treibriemen i durch den Spannhebel Je mit der Spannrolle angespannt. Das Löffeln findet mit dem Löffel l statt, unter Benutzung der Frictionsvorrichtung m. Bei dem noch leichteren Brunnenbohrapparat von Marcellus D. Flanders, Hamilton, Iowa (Amerikanisches Patent Nr. 543827 vom 30. Juli 1895), Fig. 4, ergreift der sehr leichte Bohrhebel a vorn das Bohrseil b mit dem daran hängenden Bohrgeräth. Das Bohrseil führt von der Seiltrommeln über die Rollen d, e und f. Der Bohrhebel steht von seinem hinteren Drittel aus mit der Zugstange g in Verbindung, die in der Richtung des Rahmens h durch das Kurbelrad i bewegt wird und ihrerseits den Bohrhebel in Bewegung setzt. Textabbildung Bd. 300, S. 3 Fig. 4.Brunnenbohrapparat von Flanders. Für den Brunnenbohrapparat von William J. Hardcastle, Laurel Hill, Tenn. (Amerikanisches Patent Nr. 548538 vom 22. October 1895), Fig. 5, ist die Anordnung der Sperrstange a und des Gleitrahmens b mit der Springfeder c charakteristisch. Es wird dadurch eine sehr elastische Bewegung des Bohrgeräthes, sowie dessen automatische Umsetzung erreicht. In fast noch grösserer Fülle werden in Nordamerika stets neue Formen von kleinen Erdbohrern für Handbetrieb zum Vorbohren von Pfostenlöchern, Bodenuntersuchungen u.s.w. aufgebracht. Besonders erwähnenswerth sind die betreffenden Erfindungen von: Henry Iwan und Louis Iwan, Strenton, III. (Amerikanisches Patent Nr. 537157 vom 9. April 1895); Wiston A. Smith, Reagan, Tex. (Amerikanisches Patent Nr. 537729 vom 16. April 1895); Henry M. Patterson, Wichita, Kans. (Amerikanisches Patent Nr. 537992 vom 23. August 1895); Emsley Harper7 Lawrence, Ind. (Amerikanisches Patent Nr. 546529 vom 17. September 1895), und Hiram G. Fowler und William H. Hill, Blue Rapids, Kans. (Amerikanisches Patent Nr. 547880 vom 15. October 1895). Textabbildung Bd. 300, S. 3 Fig. 5.Brunnenbohrapparat von Hardcastle. Auch Abdichtungen von Wasser- und Oelbrunnen sind in verschiedenen neuen Formen zu erwähnen und zwar von: James T. Hott, New York (Amerikanisches Patent Nr. 535335 vom 5. März 1895); Benjamin C. Hadden, Watson Farm, Pa. (Amerikanisches Patent Nr. 545072 vom 27. August 1895), und Egbert T. Warner, Elwood, Ind. (Amerikanisches Patent Nr. 549591 vom 12. November 1895). Textabbildung Bd. 300, S. 3 Fig. 6.Gesteinskernbohrer von Duggan und Bullock. Von anderen tiefbohrtechnischen Sondereinrichtungen neuer Art in Amerika seien noch angeführt: der Erweiterungsbrunnenbohrer von Stephen A. Horton, Clarkville, Tex. (Amerikanisches Patent Nr. 537114 vom 9. April 1895); eine Verbindung von Bohrschwengel und Pumpvorrichtung zum Auspumpen von Oelbrunnen von Levi Springer, Montezuma, Ohio (Amerikanisches Patent Nr. 540882 vom 11. Juni 1895); eine Nachlasschraube in Verbindung mit einem abgerundeten Bohrschwengelkopf für pennsylvanisches Seilbohrgeräth von Jesse Button, Springfield, Mass. (Amerikanisches Patent Nr. 542725 vom 16. Juli 1895); ein Rohrabschneider von George Palm, Butler, Pa. (Amerikanisches Patent Nr. 543265 vom 23. Juli 1895); ein Brunnenreiniger von Henry J. Welter und Louis E. Sacksteder, Fiffin, Ohio (Amerikanisches Patent Nr. 544148 vom 6. August 1895), und der Gesteinskernbohrer von James F. Duggan und Milan C. Bullock (Amerikanisches Patent Nr. 548607 vom 22. October 1895). Die letztgenannte Einrichtung (Fig. 6) besteht aus dem Bohrrohr a mit der Bohrkrone b, dem Kernrohr c darin, ferner der Kernheberringhülse d und dem Kernheberringe e; beide Stücke unten im Kernrohr. Die Ringhülse besitzt innerlich zurücktretende Einschnitte f und senkrechte Wasserkanäle g. Die äusseren Nasen h des innerlich glatten und dehnbaren Kernheberringes greifen in die Einschnitte f ein. In Bezug auf ausgeführte Tiefbohrungen sei erwähnt, dass eine sehr dankenswerthe Zusammenstellung solcher Bohrungen, die der Bohrunternehmer Julius Thiele zu Ossegg, Böhmen, in Böhmen und umliegenden Ländern, meist auf artesische Brunnen, selbst ausgeführt hat, in vermehrter vierter Auflage neuerdings im Druck erschienen ist.Erläuterung über Bohrungen auf artesische Brunnen von Julius Thiele, Ossegg, Böhmen, 4. Aufl. 1895. Textabbildung Bd. 300, S. 4 Fig. 7.Durchteufung wassereicher Gebirge von Dubbs. Den vielfach bewährten deutschen Methoden zur Durchteufung wasserreicher Gebirge (D. p. J. 1894 291 265 und 1894 294 102) ist ein amerikanischer Vorschlag von James A. Dubbs, Pittsburg, Pa. (Amerikanisches Patent Nr. 543230 vom 23. Juli 1895), zuzufügen. Es soll durch eine Schwimmsandschicht hindurch zuerst ein Kranz von Röhren a (Fig. 7) niedergebracht werden, deren Fuss Befestigung im festen Gebirge durch eingerammte Eisenstäbe b erhalten soll. Eine nachträgliche Bekleidung des Inneren des Röhrenkranzes findet alsdann durch Segmenttubbings c statt. Eine neue amerikanische Maschine zum Schachtabteufen oder Streckenbohren von Richard P. Rothwell, New York (Amerikanisches Patent Nr. 549586 vom 12. November 1895), erinnert an die entsprechende deutsche Vorrichtung von Glaser (D. p. J. 1894 291 290). Ein doppelwandiger Eisenschild (Fig. 8) sinkt durch seine Schwere, oder wird automatisch mit Hilfe von Elektromagnetismus vorbewegt. Bei mildem Gebirge, für welches die Einrichtung bestimmt ist, findet die Lösung des Materials durch hydraulische Spritzen in der dargestellten Weise statt. Textabbildung Bd. 300, S. 4 Fig. 8.Bohrvorrichtung von Rothwell. Eine originelle amerikanische Bohreinrichtung von Henry W. Smith und William W. Smith, Portland, Oreg. (Amerikanisches Patent Nr. 549830 vom 13. November 1895), scheint besonders geeignet, unter Wasser Flussand oder Seesand aufzuwirbeln, um diesen über Tage auf etwaigen Goldgehalt u.s.w. zu untersuchen. Den Sectionen a (Fig. 9) einer weiten Röhrentour entsprechen Gestängetheile b eines senkrechten Gestänges, welches in der erweiterten untersten Rohrsection c auf dem Querträger d ruht und ein oder mehrere Schaufelräder e trägt. Das senkrechte Gestänge mit den Schaufelrädern wird mittels der wagerechten Welle f über Tage durch das Getriebe g gedreht, wodurch der Sandboden bis zur Ausflussöffnung h aufgewirbelt wird. Ein neuer deutscher Schachtbohrer ist von Hermann Weferling, Gera (D. R. P. Nr. 82829), erfunden. Dieser Schachtbohrer besteht aus mehreren auf dem Umfange mit Zähnen versehenen Rädern, welche auf an einer stehenden Welle angeordneten Zapfen drehbar sind, so dass sie bei Drehung der Welle auf der Bohrlochsohle rollen und hierbei diese und die Schachtstösse bearbeiten. Eine Bohrart, die immer mehr Verbreitung findet; ist das Schrämen in Kohlenbergwerken und zwar vor allem in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, wo es z.B. in Pennsylvanien vor dem Sprengen geradezu gesetzlich vorgeschrieben ist. Elektrisch betriebene Schrämmaschinen scheinen allerdings geeignet, die gefahrvolle Sprengarbeit in Kohlengruben wesentlich einzuschränken. Eine sehr reichliche Zusammenstellung von amerikanischen Schräm- und Schlitzmaschinen hat neuerdings Dr. Klose, BonnZeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen, Berlin, Bd. 43 S. 171., gegeben, wobei er sich allerdings absichtlich nur auf die in Chicago ausgestellten und die nach dem Colliery Engineer seit dem Jahre 1891 patentirten Apparate beschränkt hat. Die Zahl der Formen wächst um so mehr ins Ungemessene, als es die meisten dieser Erfindungen nicht über eine gewisse locale Bedeutung hinaus zu bringen wissen. Dr. Klose theilt diese Maschinen nach ihrer Arbeitsweise in fünf Gruppen, wobei er von der Art des Antriebes absieht. Typen aller dieser Gruppen haben auch in diesseitigen Berichten theils Erwähnung, theils Beschreibung und Abbildung gefunden. Die Zahl der Beispiele lassen sich schon leicht wieder durch neuere patentirte Erfindungen vermehren. Die fünf Gruppen sind nachstehende: Textabbildung Bd. 300, S. 4 Fig. 9.Bohreinrichtung von Smith. 1) Maschinen, bei denen der Schram durch eine Reihe von Bohrern hergestellt wird. Aeltere Beispiele hierfür sind: Die Thomson-Houston'sche elektrische Minirmaschine (D. p. J. 1892 283 173) und Myer's Minirmaschine (D. p. J. 1893 287 202). 2) Maschinen mit hin und her gehendem Meissel, welche wie eine Nuthstossmaschine wirken, oder mit einem Stossbohrer. Als ältere Beispiele betrachte man: Thomson-Houston's fahrbare Gesteinsbohrmaschine (D. p. J. 1892 283 174); Weddell's Schrämmaschine mit elektrischem Betriebe (D. p. J. 1892 283 174); Edison's und Sperry's elektrische Bohrmaschinen (D. p. J. 1892 286 78 und 79; Franke's Schrämmeissel (D. p. J. 1893 287 203); Goolden's elektrischen Stossbohrer (D. p. J. 1893 287 200) und die Schrämvorrichtung von Pelzer (D. p. J. 1894 291 291). Das Minirgeräth von Hardy (D. p. J. 1895 298 163) gehört insofern hierher, als bei diesem eine Erweiterung der Ladungskammer nach vollzogener Lochbohrung angestrebt wird. Der Zweck ist, für die Sprengladung eine festere Einschliessung zu gewinnen, die bei grösserer Kraftentwickelung auch grössere Gefahrlosigkeit beim Abthun der Schüsse bietet. Neuerdings hat Hardy einen eigens construirten Erweiterungsbohrer (Fig. 10) eingeführt. Eine andere Form zeigt der Kohlenerweiterungsbohrer von George H. Bittenbender, Plymouth, Pa. (Amerikanisches Patent Nr. 544206 vom 6. August 1895), Fig. 11. Einen Erweiterungsbohrer trägt ferner die neue hierhergehörige Schrämmaschine von Robert H. Elliot und John B. Carrington, Birmingham, Ala. (Amerikanisches Patent Nr. 542153 vom 2. Juli 1895), während auch ein eigenartiger Nachnehmer (Fig. 12) von denselben Erfindern (Amerikanisches Patent Nr. 542152 vom 2. Juli 1895) construirt ist. Beachtenswerth bleibt noch ein breiter, doppelgabliger Kohlenmeissel von Martin Hardsocg, Ottumwa, Iowa (Amerikanisches Patent Nr. 537287 vom 9. August 1895). Zum stossenden Bohren dient die neue elektrische Schrämmaschine von Edmund C. Morgan, Chicago, III. (Amerikanisches Patent Nr. 536438 vom 26. März 1895). Textabbildung Bd. 300, S. 5 Fig. 10.Hardy's Erweiterungsbohrer. Textabbildung Bd. 300, S. 5 Fig. 11.Erweiterungsbohrer von Bittenbender. 3) Maschinen mit Säge. Als ältere Beispiele siehe: Settle's elektrische Kohlenschrämmaschine und Fayol's Schrämmaschine (beide D. p. J. 1891 281 57), die Yorkshire'sche Kohlenschneidemaschine (D. p. J. 1893 287 202) und die Minirmaschine von Beury und Cressey (D. p. J. 1894 293 163). Hierzu sind auch noch die Schrämmaschinen mit Schneideköpfen, also die von Stanley mit einem Schneidekopf (D. p. J. 1891 279 192) und mit zwei Schneideköpfen (D. p. J. 1890 287 202), sowie Winn's elektrische Tunnelbohrmaschine (D. p. J. 1893 289 3) und die Stollenbohrmaschine von Fitz (D. p. J. 1894 291 80) zu rechnen. Eine neue derartige Maschine von Joseph Boland und George W. Fitz, Pittsburg, Pa. (Amerikanisches Patent Nr. 536912 vom 2. April 1895), Fig. 13, mit einem oberen concaven Sägenrad a und einem unteren geraden b hat sich bereits u.a. in einem Bergwerk bei Boston bewährt. Doppelte Sägenräder zeigt die Maschine von Henry S. Dierdorff, Columbus, Ohio (Amerikanisches Patent Nr. 538210 vom 25. April 1895), ein einfaches Sägenrad die verbesserte Maschine von Joseph T. Beury und John T. Cressey, Beury, W. Va. (Amerikanisches Patent Nr. 544424 vom 13. August 1895). Textabbildung Bd. 300, S. 5 Fig. 12.Nachnehmer. 4) Maschinen, welche als Arbeitsstück eine Stange mit daran befestigten Meisseln besitzen. Eine solche Stange kann senkrecht oder parallel zum Ortsstoss angeordnet sein. Eine senkrechte Stange zeigt z.B. Goolden's elektrischer Drehbohrer (D. p. J. 1893 287 201), eine parallele die Kohlenbohrmaschine von Hurd (D. p. J. 1895 298 162). Gleichfalls parallel wirkt die Bohrstange in der neuen Maschine von Benjamin A. Legg, Columbus, Ohio (Amerikanisches Patent Nr. 548760 vom 29. October 1895), Fig. 14, und bei der elektrischen Maschine von Henry H. Bliss, Washington (Amerikanisches Patent Nr. 547836 und Nr. 547837), die für die Jeffrey-Co. bestimmt sind. Textabbildung Bd. 300, S. 5 Fig. 13.Bohrmaschine von Boland und Fitz. 5) Maschinen, bei denen die arbeitenden Meissel an einer Kette sitzen. Aeltere Beispiele bieten: Thomson's elektrische Kohlenschneidemaschine (D. p. J. 1893 287 199) und Brown's Kohlenminirmaschine (D. p. J. 1893 289 2). Neuerdings bringt die amerikanische General Electric Co. elektrische Kohlenschneidemaschinen mit Schneideketten in verschiedenen Grössen auf den Markt. Sonstige neue Constructionen derartiger Maschinen sind zu nennen von: James A. Wiggs, Birmingham, Ala. (Amerikanisches Patent Nr. 541134 vom 18. Juni 1895), Henry B. Dierdorff, Columbus, Ohio (Amerikanisches Patent Nr. 548970 vom 29. October 1895) und die elektrische Maschine von Edmund C. Morgan, Chicago, III. (Amerikanisches Patent Nr. 550283 vom 26. November 1895). Textabbildung Bd. 300, S. 5 Fig. 14.Kohlenbohrmaschine von Legg. Bei der obigen Aufführung von Schrämvorrichtungen sind selbstverständlich alle einfachen Lochbohrer, für Kohlengebirge sowohl, wie für festeres Gestein, ausser Betracht geblieben. Die Abarten dieser Geräthe lassen sich längst nicht mehr übersehen und trotzdem treten immer noch unausgesetzt neue Formen hinzu. Ein regeres Interesse nehmen von solchen Apparaten zunächst die für elektrischen Betrieb eingerichteten in Anspruch. Es kommt hierbei darauf an, die für das harte Gestein nöthige Betriebskraft zu entwickeln, was bei Elektricität immer noch schwerer hält als bei Dampf- bezieh. Luftdruckkraft. Immerhin bewährt sich der Marvin drill in Amerika (D. p. J. 1892 286 78) beispielsweise in nicht allzu hartem Gestein wie Kalk u. dgl., ebenso gut wie die elektrischen Gesteinsbohrer von Siemens und Halske in Europa. Von neuen Formen sind zu erwähnen: Der elektrische Gesteinsbohrer von Imle E. Storey, Boulder, Colo. (Amerikanisches Patent Nr. 545109 vom 27. August 1895) und der für die Jeffrey Co. construirte elektrische Kohlen- und Gesteinsbohrer von Henry H. Bliss, Washington (Amerikanisches Patent Nr. 545570 vom 3. September 1895). In anderer Beziehung sind die Ingersoll'schen Gesteinsbohreinrichtungen bemerkenswerth, welche für Schrämarbeiten in Steinbrüchen bestimmt sind, wie schon ein solches Beispiel (D. p. J. 1893 287 203) gegeben ist. In Amerika sind solche Apparate in Marmor-, Serpentin-, Schiefer- u.s.w. Brüchen sehr gebräuchlich. Es lassen sich indessen immer nur Schräme von 1,5 bis 2 m Tiefe ausführen; die weitere Lösung der Blöcke muss dann durch Keile, Schüsse oder sonstige Mittel geschehen. Wenn das Schrämen den Zweck erfüllt, die gefährlichen Sprengungen überhaupt einzuschränken, so ist man ausserdem immer noch darauf bedacht, die Sprengungen, soweit sie unvermeidlich bleiben, gefahrloser zu gestalten. In letzterer Beziehung sei noch zum Schluss der neuen Zünd- und Besetzmethode des österreichischen Oberbergraths Ludw. Jarolimek gedacht, wie sie jetzt an verschiedenen Bergbauorten Oesterreich-Ungarns erprobt wird. Das Princip beruht darauf, dass die Zündung innerhalb des nassen Bohrloches durch chemische Reaction auf einen über der Sprengladung angebrachten Aetzkalkkörper, und zwar in genau vorher zu bestimmender Zeit, hervorgerufen wird.