Titel: Selbsthätig-elektrische Blocksignale der Hall-Signal-Company.
Fundstelle: Band 300, Jahrgang 1896, S. 39
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Selbsthätig-elektrische Blocksignale der Hall-Signal-Company. Mit Abbildungen. Selbsthätig-elektrische Blocksignale der Hall-Signal-Company. Laut Mittheilung des Engineering vom 9. August 1895 wird das von Thomas S. Hall ursprünglich nur für den Betrieb mittels Streckencontacten eingerichtete, selbsthätige Blocksignal (vgl. D. p. J. 1891 281 * 86 und 1895 298 * 13) seit einigen Jahren auch unter Benutzung von Schienenleitungen ausgeführt. Wie bei vielen der neueren amerikanischen Blocksignale sind dann die als Stromleiter verwendeten Schienenstränge der einzelnen Blockstrecken an den Streckenenden bei den Schienenstühlen und Schienenstössen durch Hartgummieinlagen von einander isolirt, während innerhalb der einzelnen Strecken die Leitungsfähigkeit der Schienenstränge durch starke Kupferdrähte gesichert und verbessert wird, die an den Schienenenden angenietet sind und die Verbindungsstellen übergreifen. Von einander und vom Kiesbette sind die Schienenstränge desselben Gleises lediglich durch die hölzernen Querschwellen isolirt, auf welchen die Schienen lagern. Die grundsätzliche Art und Weise, wie das Signal betrieben wird und wie die Stromläufe angeordnet sind, ist aus Fig. 1 zu ersehen. Am Anfangspunkte jeder Blockstrecke steht ein Signal S, welches die in D. p. J. 1895 298 13 durch Fig. 1 dargestellte Form besitzt. Der Signalelektromagnet ist stromdurchflossen, wenn das Signal auf Frei steht, hingegen während der Haltlage des letzteren stromleer. Im letztgedachten Falle rückt der abfallende Elektromagnetanker eine rothe Blende vor die Ausschnitte des Signalkastens. Bei den neuesten Apparaten ist diese Anordnung wesentlich verbessert, indem der S-förmige Eisenstab, welcher früher als Anker des Signalelektromagnetes angewendet war, nunmehr einen ⊔-förmigen Querschnitt erhält, so dass er wesentlich kräftiger arbeitet als die ältere Form, weil jetzt nicht nur die oberste Fläche der Elektromagnetschenkel, sondern auch die beiden Seitenflächen der Polschuhe auf den Anker anziehend einwirken können. Der soeben beschriebene Signalanker ist so lange angezogen und lässt also die Signalkasten so lange ungeblendet (weiss), als der Anker A des Relais R angezogen bleibt, in dessen Localschluss die Spulen des Signalelektromagnetes S und eine Ortsbatterie b eingeschaltet sind. Die Spulen des Relais R stehen durch Leitungsdrähte 3 und 4 mit den Schienensträngen 2 und 5 in leitender Verbindung, zwischen welchen am Ende der Blockstrecke mit Hilfe der Anschlusskabel 1 und 6 die Betriebsbatterie B eingeschaltet ist. Unter normalen Verhältnissen befindet sich die Batterie B im dauernden Schlusse und ihr Strom kreist über 1, 2, 3, R, 4, 5 und 6, so dass der Anker A angezogen verbleibt und eine leitende Verbindung zwischen der Leitung L und dem Contacte c herstellt. Im Relais des zugehörigen Signals ist also die Ortslinie normal geschlossen, aber trotzdem zeigt das Signal Halt, weil die benannte Leitung auch noch durch das Relais des rückwärts liegenden Nachbarblocksignals läuft und dort eine Unterbrechung erleidet. Jedes Relais hat nämlich doppelte Contactspangen, wovon die eine, schon oben erwähnte, mit der zur Ortsbatterie b führenden Anschlussleitung in Verbindung steht und bei stromdurchflossenen Relaisspulen den Contact mit c herstellt, wogegen die zweite, mit der Leitung l verbundene Spange bei abgerissenem Relaisanker mit der Contactschraube d in Berührung tritt. In Folge dessen ist die Ortslinie jeden Signals nur dann geschlossen, wenn das Relais des rückwärtigen Blockpostens seinen Anker losgelassen hat, und es stehen sonach sämmtliche Signale der ganzen mit der Blockeinrichtung versehenen Bahnlinie – ausgenommen das Signal der Anfangsblockstrecke, wo zwischen L und l kein Zustimmungscontact mehr vorhanden ist – auf Halt, solange kein Zug sich auf der Linie befindet. Auf diese Weise können die Ortsbatterien ausserordentlich geschont werden, was sonst bei selbsthätigen Blocksignalen, bei welchen die Vortheile des Ruhestromes zur Ausnutzung kommen sollen, nicht möglich ist. Textabbildung Bd. 300, S. 40 Selbsthätig-elektrische Blocksignale der Hall-Signal-Company. Unseres Wissens geniesst von allen amerikanischen selbsthätigen Blocksignalen das vorstehende Hall'sche ganz allein den Vorzug, als eigentlicher, strenger Block, nämlich mit dauernd auf Halt stehenden Signalen zu arbeiten und dabei noch am Batterieaufwand wesentliche Ersparungen zu erzielen. Wenn ein Zug in eine Blocktheilstrecke eintritt, muss er selbstverständlich das betreffende Abschlusssignal auf Frei vorgefunden haben; ist er sodann zum Beispiel in die Strecke II eingefahren, so stellen die Räder der Locomotive zwischen den beiden Schienensträngen einen Kurzschluss her, demzufolge R1 stromlos wird und seinen Anker A1 loslässt, welch letzterer sodann den Contact bei c1 unterbricht und dafür jenen bei d schliesst. Auf diese Weise wird erstens der Stromweg zum Elektromagneten des Signals S1 unterbrochen, also dieses auf Halt gebracht, zugleich aber auch die Batterie b2 thätig gemacht, weil ihr Strom nunmehr einen Weg über L2d1l2S2c2 geschlossen vorfindet. Durch den letzteren Umstand wird der Elektromagnet des Signals S2 erregt und sonach das Signal auf Frei gestellt. Ein in die Blockstrecke einfahrender Zug deckt sich also im Rücken durch die Haltstellung des Streckenabschlussignals und verschafft sich gleichzeitig selbsthätig die Erlaubniss zur Einfahrt in die nächste Blockstrecke, indem er das betreffende Signal auf Frei bringt. Dass letzteres nur dann möglich ist, wenn sich auf der betreffenden Nachbarstrecke kein anderer Zug befindet, begreift sich von selbst, denn andernfalls würde das in Frage kommende Signal – in dem vorher angenommenen Beispiele also S2 durch den vorausgegangenen Zug auf Halt gebracht und im Relais der Contact bei c2 unterbrochen und jener bei d2 hergestellt sein. Findet ein Zug auf seinem Wege eines der Blocksignale auf Halt zeigend, so muss er natürlich vor demselben stehen bleiben; er hält dabei noch immer die betreffende Streckenbatterie B im kurzen Schlusse und das Blocksignal hinter dem Zuge verbleibt demnach auf Halt. Verlässt der vorangegangene Zug die Nachbarstrecke, dann geht im zugehörigen Relais der abgerissene Anker wieder in die Ruhelage zurück und das Signal unverweilt in die Lage auf Frei, so dass der zweite Zug nunmehr nachrücken kann. Damit nicht etwa in Folge von atmosphärischen Entladungen, durch welche möglicher Weise ein Zusammenschmelzen der Relaisspange mit dem Contacte c bewirkt würde, Zugsgefährdungen hervorgerufen werden können. benutzt die Hall-Signal-Company für die oben geschilderten und alle ähnlichen, mit Relais arbeitenden Signalanlagen das sogen. Buchenan-Relais (Fig. 2). Bei diesem ist nämlich der Ruhecontact c2 des Ankerhebels kein unmittelbarer, d.h. es legt sich nicht der Relaishebel selbst auf die Contactschraube, sondern er bringt nur eine leicht bewegliche Contactfeder f2 mit e2 in Berührung und ist überdem an der Stelle, wo er auf f2 drückt, durch einen Elfenbeinstift i isolirt. Die Ortsbatterie b2, welche in Fig. 1 vor dem Relais in die Leitung L eingeschaltet erscheint, findet bei der Buchenan-Schaltung zwischen dem Ruhecontacte c2 und dem Signalelektromagnete S2 ihren Platz und ist mit dem einen Pole noch durch einen Zweigdraht bei dem Arbeitscontacte e2 angeschlossen, der mit dem früher schon betrachteten Zustimmungscontact d2 nicht verwechselt werden darf. Bei der durch die Zeichnung klar ersichtlich gemachten Stromweganordnung wird, solange die Spulen von R2 stromdurchflossen sind, die Ortsbatterie über L2nf2c2b2mS2l2 geschlossen sein, vorausgesetzt dass, wie oben gezeigt wurde, der Relaisanker des nach rückwärts gelegenen Nachbarblocksignals abgerissen und daselbst im Contacte d1 die leitende Verbindung zwischen L2 und l2 hergestellt ist. Gelangt ein Zug in die zum Relais E2 gehörige Blockstrecke und wird letzteres sonach stromlos, dann legt sich der abfallende Anker mit einer Spange auf e2, mit der anderen auf d2; die Feder f entfernt sich von c2, die Ortsbatterie b2 hört auf, wirksam zu sein, und das Signal stellt sich ordnungsgemäss auf Halt. Wäre nun beispielsweise zufolge eines Blitzschlages der oben gedachte Fehler im Relais eingetreten, nämlich c2 an f2 angeschmolzen, dann hört allerdings beim Stromloswerden der Relaisspulen die Verbindung f2c2 nicht auf, nichtsdestoweniger würde aber nach dem Abreissen des Relaisankers die Batterie b2 auf S2 ohne Einfluss bleiben und sich das Signal daher auch richtig in die Haltlage begeben, weil b2 über c2, f2, nA2, e2 und m kurz geschlossen wird und nur ein verschwindend kleiner, völlig wirkungsloser Theilstrom in die Spulen des Signalelektromagnetes gelangen kann. Beim gewöhnlichen Relais würde unter der Voraussetzung, dass die Contactschraube c und der Relaishebel zusammengeschmolzen seien, das Blocksignal gefährlicher und unstatthafter Weise auch dann auf Frei zeigen, wenn sich ein Zug in der zugehörigen Strecke befindet und gedeckt sein sollte; dem entgegen liegt der werthvolle Vorzug des Bachenan-Relais klar zu Tage. Die in Fig. 1 und 2 skizzirte Signaleinrichtung ist nur für eine Zugsrichtung anwendbar, d.h. sie muss für jedes Gleis der Doppelbahn besonders vorhanden sein. Von den Leitungen L und l kann die eine oder die andere durch Erdleitung ersetzt werden. Nach Angabe der eingangs genannten Quelle sind zum Betriebe des Hall'schen Blocksignals nur gewöhnliche Ruhestrombatterien, und zwar je 4 bis 12 Elemente für jeden Signalposten, erforderlich. Die jährlichen Kosten der Instandhaltung belaufen sich sammt und sonders, je nach den Streckenlängen und der Signalanordnung, auf 9 bis 30 M. für jedes Signal. Gelegentlich der Weltausstellung in Chicago hat sich das vorstehend betrachtete selbsthätige Blocksignalsystem auf der Strecke Kensington-Chicago vorzüglich bewährt. Auf dieser der Illinois-Central-Eisenbahn gehörigen Strecke, wo die Blockeinrichtung erst seit 1892 besteht, sind im Verlaufe der sechs Ausstellungsmonate täglich 600 bis 900 Züge im Verkehr gestanden und zusammen 19 Millionen Reisende befördert worden, ohne dass sich dabei auch nur der geringste Anstand ergeben hätte, der auf eine Mangelhaftigkeit oder einen Fehler der Signalanlage zurückgeführt werden könnte.